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»Ah, Lan«, sagte Andere, und die drei Männer zugehen die Pferde. »Ich habe Euch gar nicht bemerkt.«

»Natürlich nicht«, sagte Lan. »Und Ihr, Nazar. Ihr habt Euren Hadori als junger Bursche abgelegt. Jetzt tragt Ihr ihn?«

»Ich kann tun, was ich will«, sagte Nazar. Er wurde alt – er musste sein siebzigstes Jahr schon hinter sich haben -, aber an seinem Sattel hing ein Schwert. Sein Haar war weiß geworden.

Der dritte Mann, Rakim, war kein Malkieri. Er hatte die schrägen Augen eines Saldaeaners, und er sah Lan schulterzuckend an und schien peinlich berührt zu sein.

Lan hob die Finger zur Stirn und schloss die Augen, während die drei vorausritten. Was für ein albernes Spiel war das denn schon wieder? Egal, dachte Lan und öffnete die Augen wieder.

Bulen wollte etwas sagen, aber Lan brachte ihn mit einem Blick zum Schweigen. Er bog nach Süden von der Straße auf einen kleinen, abgenutzten Pfad ab.

Es dauerte nicht lange, und hinter ihm ertönten gedämpfte Hufschläge. Mit zusammengebissenen Zähnen zügelte Lan Mandarb. »Ich hisse den Goldenen Kranich nichtl«

»Das haben wir auch nie behauptet«, sagte Nazar. Die drei ritten wieder um ihn herum und ließen ihn zurück.

Lan stieß Mandarb die Fersen in die Flanken und schloss zu ihnen auf. »Dann hört auf, mir zu folgen.«

»Als ich mich das letzte Mal dafür interessierte, waren wir vor Euch«, sagte Andere.

»Ihr seid hinter mir auf diesen Weg abgebogen«, beschuldigte Lan ihn.

»Die Straßen gehören nicht Euch, Lan Mandragoran«, sagte Andere. Er sah Lan an, das Gesicht in der Nacht von Schatten verhüllt. »Falls es Euch nicht aufgefallen sein sollte, ich bin nicht länger der Junge, den der Held von Salmara vor so langer Zeit ausgeschimpft hat. Ich wurde Soldat, und Soldaten werden gebraucht. Also reite ich auf diesem Weg, wenn ich das will.«

»Ich befehle Euch, umzudrehen und zurückzukehren«, sagte Lan. »Findet einen anderen Weg nach Osten.«

Rakim lachte, nach all den Jahren war seine Stimme noch immer heiser. »Ihr seid nicht länger mein Hauptmann, Lan. Warum sollte ich Euren Befehlen gehorchen?« Die anderen kicherten.

»Einem König würden wir natürlich gehorchen«, sagte Nazar.

»Ja«, sagte Andere. »Sollte er uns einen Befehl geben, würden wir das vielleicht tun. Aber ich sehe hier keinen König. Es sei denn, ich irre mich.«

»Ein untergegangenes Volk kann keinen König haben«, sagte Lan. »Kein König ohne Königreich.«

»Dennoch reitet Ihr«, sagte Nazar und schnippte mit den Zügeln. »Reitet in einem Land in Euren Tod, von dem Ihr behauptet, dass es kein Königreich ist.«

» Es ist mein Schicksal.«

Die drei Männer zuckten mit den Schultern, dann trieben sie wieder die Pferde an.

»Seid keine Narren«, sagte Lan mit leiser Stimme, als er Mandarb anhielt. »Dieser Weg führt in den Tod.«

»Der Tod ist leichter als eine Feder, Lan Mandragoran«, rief Rakim über die Schulter. »Wenn wir bloß in den Tod reiten, dann wird der Weg viel leichter, als ich dachte!«

Lan biss die Zähne zusammen, aber was sollte er tun? Alle drei bewusstlos schlagen und dann am Straßenrand liegen lassen? Er trieb Mandarb an.

Aus zweien waren fünf geworden.

Galad aß weiter, als Kind Byar kam, um mit ihm zu sprechen. Das Frühstück war einfach: Haferbrei mit einer Handvoll Rosinen. Ein einfaches Mal für jeden Soldaten erzeugte keinen Neid. Manche Kommandierende Lordhauptmänner hatten bedeutend besser als ihre Männer gespeist. Für Galad kam das nicht infrage. Nicht, wenn so viele Menschen auf der Welt hungerten.

Kind Byar wartete direkt hinter dem Eingang von Galads Zelt darauf, zur Kenntnis genommen zu werden. Der hagere Mann mit den eingefallenen Wangen trug seinen weißen Umhang; das darunterliegende Kettenhemd war mit einem Wappenrock bedeckt.

Schließlich legte Galad den Löffel zur Seite und nickte Byar zu. Der Soldat trat zum Tisch und wartete, noch immer in der vorgeschriebenen Haltung. Galads Zelt wies keine aufwendigen Möbel auf. Sein Schwert – Valdas Schwert – lag ein Stück aus der Scheide gezogen hinter der Holzschüssel auf dem schlichten Tisch. Die Reiher auf der Klinge lugten aus der Scheide, und der polierte Stahl spiegelte Byars Gestalt wider.

»Sprecht«, sagte Galad.

»Ich habe weitere Neuigkeiten über das Heer, mein Kommandierender Lordhauptmann«, meldete Byar. »Die Truppen sind ungefähr dort, wo die Gefangenen behaupteten, ein paar Tagesreisen von uns entfernt.«

Galad nickte. »Sie führen die Flagge von Ghealdan?«

»Neben der Flagge von Mayene.« Die Flamme des Eifers funkelte in Byars Augen. »Und dem Wolfskopf, obwohl Berichte behaupten, dass sie den gestern spät am Tag eingeholt haben. Goldauge ist da. Da sind sich unsere Späher sicher.«

»Hat er wirklich Bornhaids Vater getötet?«

»Ja, mein Kommandierender Lordhauptmann. Ich kenne diese Kreatur. Er und seine Truppen kommen von einem Ort namens die Zwei Flüsse.«

»Die Zwei Flüsse? Seltsam, wie oft ich diesen Namen in den letzten Tagen zu hören scheine. Kommt dort nicht al’Thor her?«

» So heißt es «, erwiderte Byar.

Galad rieb sich das Kinn. »Dort baut man guten Tabak an, Kind Byar, aber ich habe nicht gehört, dass sie Heere züchten. «

»Es ist ein finsterer Ort, mein Kommandierender Lordhauptmann. Kind Bornhaid und ich haben letztes Jahr dort einige Zeit verbracht. Dort wimmelt es vor Schattenfreunden.«

Galad seufzte. »Ihr hört Euch an wie ein Zweifler.«

»Mein Kommandierender Lordhauptmann«, fuhr Byar ernst fort, »mein Lord, bitte glaubt mir. Ich spekuliere hier nicht. Das ist etwas anders.«

Galad runzelte die Stirn. Dann deutete er auf den anderen Hocker an seinem Tisch. Byar setzte sich.

»Erklärt es mir«, sagte Galad. »Und erzählt mir alles, was Ihr über diesen Perrin Goldauge wisst.«

Perrin konnte sich an eine Zeit erinnern, in der ein schlichtes Frühstück aus Brot und Käse ihn zufriedengestellt hatte. Das war nicht länger der Fall. Vielleicht lag es an seiner Beziehung zu den Wölfen, vielleicht hatte sich im Laufe der Zeit auch einfach nur sein Geschmack verändert. Heute sehnte er sich nach Fleisch, vor allem am Morgen. Er konnte es nicht immer haben, das war in Ordnung. Aber für gewöhnlich brauchte er nicht danach zu fragen.

So wie heute. Er war aufgestanden, hatte sich das Gesicht gewaschen, und eine Dienerin trat mit einem dampfenden und saftigen Stück Schinken ein. Keine Bohnen, kein Gemüse. Keine Soße. Nur der Schinken, mit Salz eingerieben und kurz angebraten, dazu zwei gekochte Eier. Die Frau stellte alles auf dem Tisch ab und ging wieder.

Perrin trocknete sich die Hände ab, schritt über den Teppich seines Zelts und nahm den Schinkenduft in sich auf. Ein Teil von ihm fand, er sollte ihn ablehnen, aber er konnte es nicht. Nicht, wenn er direkt vor ihm stand. Er setzte sich, nahm Messer und Gabel und legte los.

»Ich begreife noch immer nicht, wie du das zum Frühstück essen kannst«, bemerkte Faile, verließ die Waschecke ihres Zelts und trocknete sich die Hände an einem Handtuch ab. Ihr großes Zelt verfügte über mehrere abgetrennte Räume. Sie trug eines ihrer unauffälligen grauen Kleider. Perfekt, weil es nicht von ihrer Schönheit ablenkte. Ein breiter schwarzer Gürtel betonte es noch – sie hatte ihre sämtlichen goldenen Gürtel weggegeben, ganz egal, wie kostbar sie waren. Er hatte ihr vorgeschlagen, sich doch einen auszusuchen, der ihr mehr zusagte, und sie hatte ausgesehen, als bereite ihr der Gedanke Übelkeit.

»Es ist etwas zu essen«, sagte Perrin.

»Das sehe ich.« Sie schnaubte und betrachtete sich kurz im Spiegel. »Was glaubst du, wofür ich es hielt? Einen Stein?«

»Ich meinte«, sagte Perrin zwischen zwei Bissen, »dass Essen Essen ist. Warum sollte ich mir Gedanken darüber machen, was ich zum Frühstück esse und was bei einer anderen Gelegenheit?«