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Und was sollte er nur mit Elayne machen? Frauen waren schwierig. Aes Sedai waren noch schlimmer. Königinnen die schlimmsten von dem ganzen Haufen. Und sie war verdammt noch mal alle drei. Wie sollte er sie dazu bringen, ihm ihre Schmieden zu überlassen? Er hatte Verins Angebot zum Teil auch deshalb angenommen, weil er geglaubt hatte, auf diese Weise schneller nach Andor zu kommen und mit der Arbeit an Aludras Drachen anfangen zu können!

Voraus erhob sich das Lager der Bande auf einer kleinen Reihe von Hügeln, der höchste befand sich in der Mitte. Mats Streitmacht hatte sich mit Estean und den anderen vereint, die nach Andor vorausgereist waren, und die Bande war endlich wieder vollzählig. Feuer brannten; in diesen Tagen bereitete es keinerlei Probleme, totes Holz zu finden. Rauch hing in der Luft, und Mat hörte Männer sich unterhalten. So spät war es noch nicht, und er bestand nicht auf einem Zapfenstreich. Wenn er sich schon nicht entspannen konnte, dann zumindest seine Männer. Möglicherweise war es für sie die letzte Gelegenheit vor der Letzten Schlacht.

Trollocs in den Grenzlanden. Wir brauchen diese Drachen. Und zwar schnell.

Er erwiderte den Gruß einiger Wachtposten und trennte sich von Thom. Er wollte sich ein Bett suchen und seine Sorgen überschlafen. Dabei fielen ihm ein paar Veränderungen auf, die dem Lager guttun würden. So, wie sich die Hügel erhoben, konnte leichte Kavallerie durch den dazwischenliegenden Korridor galoppieren und angreifen. Nur jemand mit großem Wagemut würde eine solche Taktik versuchen, aber er hatte sie damals während der Schlacht vom Marisintal im alten Coremanda ausgeführt. Nun, nicht er selbst, aber jemand, dem diese alten Erinnerungen gehörten.

Er akzeptierte diese Erinnerungen immer mehr einfach als die seinen. Er hatte nicht darum gebeten – ganz egal, was diese verfluchten Füchse behauptet hatten -, aber er hatte sie mit der Narbe um seinen Hals bezahlt. Bei mehr als nur einer Gelegenheit waren sie nützlich gewesen.

Schließlich erreichte er sein Zelt und wollte sich frische Unterwäsche holen, bevor er sich ein anderes Zelt für die Nacht suchte, als ihn eine Frauenstimme ansprach. »Matrim Cauthon!«

Verdammte Asche. Dabei hatte er es beinahe geschafft. Zögernd drehte er sich um.

Teslyn Baradon war keine hübsche Frau, allerdings hätte sie einen ganz passablen Teebaum abgegeben mit diesen knochigen Fingern, den schmalen Schultern und dem hagerer) Gesicht. Sie trug ein rotes Kleid, und im Laufe der vergangenen Wochen hatten ihre Augen größtenteils die nervöse Scheu verloren, die sie seit ihrer Zeit als Damane gezeigt hatte, und nun fixierte sie ihn mit scharfem Blick.

»Matrim Cauthon«, sagte sie und kam näher. »Ich muss mit Euch sprechen.«

»Nun, so wie es aussieht, tut Ihr das bereits«, sagte Mat und ließ den Zelteingang los. Wider besseres Wissen verspürte er eine gewisse Sympathie für Teslyn, aber er würde sie nicht hineinbitten. Genauso wenig wie er einen Fuchs in seinen Hühnerstall einladen würde, ganz egal, wie nett er den fraglichen Fuchs auch finden würde.

»In der Tat«, erwiderte sie. »Habt Ihr die Neuigkeiten über die Weiße Burg gehört?«

»Neuigkeiten? Nein, ich hörte keine Neuigkeiten. Nur Gerüchte … Davon jede Menge. Teilweise heißt es, die Weiße Burg wäre wieder vereint, wovon Ihr vermutlich sprecht. Aber ich hörte genauso oft, dass sie sich noch immer im Kriegszustand befindet. Und dass die Amyrlin die Letzte Schlacht anstelle von Rand gefochten hat, und dass sich die Aes Sedai entschieden haben, ein Heer aufzustellen, indem sie die Soldaten selbst zur Welt bringen, und das fliegende Ungeheuer die Weiße Burg angegriffen haben. Bei dem Letzteren handelt es sich vermutlich bloß um Geschichten über Raken, die aus dem Süden kommen. Aber ich glaube, an der über die Aes Sedai, die ein Heer aus Säuglingen großziehen, ist vermutlich etwas dran.«

Teslyn schenkte ihm einen strengen Blick. Er schaute nicht weg. Sein Vater hatte immer behauptet, er sei sturer als ein verdammter Baumstumpf.

Bemerkenswerterweise seufzte Teslyn; ihre Miene wurde weicher. »Natürlich habt Ihr recht, skeptisch zu sein. Aber wir können die Neuigkeiten nicht ignorieren. Selbst Edesina, die sich närrischerweise auf die Seite der Rebellen geschlagen hat, möchte zurückkehren. Morgen früh wollen wir aufbrechen. Da Ihr für gewöhnlich spät zu Bett geht, wollte ich Euch heute Abend besuchen, um mich bei Euch zu bedanken.«

»Ihr wollt was?«

»Mich bedanken, Meister Cauthon«, sagte Teslyn trocken. »Diese Reise war für keinen von uns leicht. Es gab Augenblicke der … Anspannung. Ich will nicht sagen, dass ich jede Eurer Entscheidungen richtig fand. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ich mich ohne Euch noch immer in den Händen der Seanchaner befinden würde.« Sie fröstelte. »Während meiner selbstbewussteren Augenblicke rede ich mir ein, dass ich ihnen widerstanden hätte und schließlich aus eigener Kraft geflohen wäre. Es ist wichtig, einige seiner Illusionen aufrechtzuerhalten, findet Ihr nicht?«

Mat zuckte mit den Schultern. »Vielleicht, Teslyn. In der Tat, vielleicht.«

Erstaunlicherweise streckte sie ihm die Hand entgegen. »Vergesst nicht, solltet Ihr je zur Weißen Burg kommen, dann gibt es dort Frauen, die in Eurer Schuld stehen, Matrim Cauthon. Ich vergesse das nicht.«

Er ergriff die Hand. Sie fühlte sich genauso knochig an, wie sie aussah, aber sie war wärmer als erwartet. Bei einigen Aes Sedai floss Eis durch die Adern, so viel stand fest. Andere hingegen waren gar nicht so übel.

Sie nickte ihm zu. Ein respektvolles Nicken. Fast schon eine Verbeugung. Mat ließ ihre Hand los und fühlte sich so unsicher, als hätte ihm jemand die Beine unter dem Leib weggetreten. Sie wandte sich ab, um zurück zu ihrem Zelt zu gehen.

»Ihr werdet Pferde brauchen«, sagte er. »Wenn Ihr mit der Abreise wartet, bis ich aufstehe, gebe ich Euch welche. Und Verpflegung. Es wäre nicht gut, wenn Ihr verhungert, bevor Ihr es nach Tar Valon schafft, und wie wir ja in letzter Zeit gesehen haben, werden die Dörfer auf dem Weg nichts für Euch übrig haben.«

»Ihr sagtet Joline …«

»Ich habe meine Pferde erneut gezählt«, sagte Mat. Diese Würfel klapperten noch immer durch seinen Kopf, sollte man sie doch zu Asche verbrennen. »Ich habe die Pferde der Bande erneut zählen lassen. Wie sich herausstellte, haben wir ein paar übrig. Ihr könnt sie nehmen.«

»Ich bin heute Abend nicht zu Euch gekommen, um Euch dazu zu bringen, mir Pferde zu geben«, sagte Teslyn. »Ich meinte es ehrlich.«

»Das habe ich schon verstanden«, sagte Mat und hob den Zelteingang. »Darum ja auch dieses Angebot.« Er trat ins Zelt.

Und erstarrte. Dieser Geruch … Blut.

9

Blut in der Luft

Mat duckte sich. Dieser Instinkt rettete ihm das Leben, als etwas über seinem Kopf durch die Luft schnitt. Mat warf sich zur Seite, seine Hand streifte etwas Feuchtes, als sie kurz den Boden berührte. »Mörder!«, brüllte er. »Mörder im Lager! Verdammte Mörder!«

Etwas bewegte sich auf ihn zu. Das Zelt war völlig dunkel, aber er konnte es hören. Er stolperte, aber das Glück war auf seiner Seite, als wieder etwas in seiner Nähe durch die Luft sauste.

Mat landete am Boden und rollte herum, griff blindlings zu. Er hatte doch …

Da! Neben seiner Pritsche kam er in die Höhe, seine Hand packte den dort liegenden langen Holzschaft. Er sprang auf die Füße, warf sich zurück, wirbelte den Ashandarei herum, schlug zu – aber nicht auf die Gestalt, die durch das Zelt auf ihn zukam, sondern gegen die Wand.

Der Stoff teilte sich mühelos, und Mat sprang hinaus, den Speer mit der langen Klinge in der einen Hand. Mit der anderen griff er nach dem Lederriemen um seinen Hals; in seiner Hast kratzte er sich die Haut auf. Er nahm das Medaillon ab und drehte sich in dem Gebüsch vor seinem Zelt um.