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Beide waren Grenzländer – der eine aus Schienar, der andere aus Saldaea. Fens schräge Augen blickten hart. Er schien immer auf der Suche nach jemandem zu sein, den er umbringen konnte, jede Unterhaltung mit ihm war eine Befragung, die herausfinden sollte, ob man den Kriterien entsprach. Blaerics Haarknoten wuchs und wurde länger, aber war noch immer zu kurz. Mat hätte gern erwähnt, dass er erstaunlich einem Maulwurfsschwanz ähnelte, den sich der Behüter an den Kopf geklebt hatte, aber er hatte keine Lust, heute noch umgebracht zu werden. Es war bereits ein verdammt übler Abend gewesen.

Joline verschränkte die Arme unter der Brust. »Es hat den Anschein, als wären Eure Berichte über diese … Kreatur, die Euch verfolgt, akkurat gewesen.« Sie klang skeptisch. Er hatte fünf gute Männer verloren, und sie klang skeptisch. Verdammte Aes Sedai.

»Und?«, fragte er. »Wisst Ihr etwas über Gholam?«

»Nichts«, sagte sie. »Trotzdem muss ich zur Weißen Burg zurückkehren. Ich breche morgen auf.« Sie sah zögerlich aus. »Ich würde Euch gern bitten, mir ein paar Pferde für die Reise zu leihen. Was immer Ihr erübrigen könnt. Ich werde nicht wählerisch sein.«

»In der Stadt will Euch keiner welche verkaufen, was?«, sagte er mit einem Grunzen.

Ihr Gesicht wurde noch abgeklärter.

»Nun, schon gut. Wenigstens habt Ihr dieses Mal höflich gefragt, auch wenn ich sehen kann, wie schwer Euch das gefallen ist. Ich habe Teslyn bereits ein paar Pferde versprochen. Ihr könnt auch welche haben. Das ist es mir wert, euch verfluchte Frauen endlich los zu sein.«

»Danke.« Ihre Stimme klang beherrscht. »Aber ich habe noch einen Rat für Euch. In Anbetracht der Gesellschaft, in der Ihr Euch oft befindet, solltet Ihr vielleicht lernen, auf Eure Ausdrucksweise zu achten.«

»In Anbetracht der Gesellschaft, in der ich mich viel zu oft befinde«, erwiderte er, »ist es verdammt erstaunlich, dass ich nicht öfter fluche. Und jetzt geht, Joline. Ich muss noch einen Brief an Ihre verfluchte königliche Majestät Königin Elayne die Steife schreiben.«

Joline schnaubte. »Wollt Ihr den auch mit Flüchen würzen?«

»Aber natürlich«, murmelte Mat und wandte sich wieder Thoms Zelt zu. »Wie soll sie sonst glauben, dass er tatsächlich von mir kommt?«

10

Nach dem Makel

Ich stimme diesen Zahlen zu«, sagte Elyas, der an Perrins Seite ging. Grady in seinem schwarzen Mantel ging nachdenklich auf der anderen Seite. Montem al’Shan und Azi al’Thone – Perrins Leibwächter für den Tag – folgten ihnen.

Es war noch früh am Morgen. Angeblich überprüfte Perrin die Wachtposten, aber eigentlich wollte er bloß ein Stück laufen. Sie hatten das Lager auf eine höher gelegene Wiese neben der Jehannahstraße verlegt. Es gab eine vernünftige Wasserversorgung und lag nahe genug an der Straße, um sie zu kontrollieren, aber weit genug abseits, um verteidigt werden zu können.

Auf der einen Seite der Wiese lag vor einer Baumgruppe eine uralte Statue. Die Statue war vor langer Zeit umgestürzt, der größte Teil von ihr war mittlerweile im Boden versunken, aber ein Arm erhob sich aus der Erde und hielt einen Schwertgriff. Die Klinge steckte im Boden.

»Ich hätte Gill und die anderen nicht vorausschicken sollen«, sagte Perrin. »So konnten sie von der ersten vorbeikommenden Streitmacht gefangen genommen werden.«

»Das konntest du nicht voraussehen«, sagte Elyas. »So wie du nicht voraussehen konntest, aufgehalten zu werden. Wo hättest du sie lassen sollen? Von hinten kamen Shaido näher, und wäre unsere Schlacht bei Maiden nicht gut verlaufen, hätten Gill und die anderen zwischen zwei Gruppen feindlicher Aiel festgesteckt.«

Perrin knurrte leise. Seine Stiefel sanken in den feuchten Untergrund ein. Er hasste den Geruch von zertrampelten Schlamm vermischt mit verfaulenden toten Pflanzen. Das war zwar nicht annähernd so schlimm wie der Verfall der Großen Fäule, aber er konnte den Eindruck nicht abschütteln, dass das ganze Land nur wenige Schritte davon entfernt war.

Sie näherten sich dem Wachtposten. Zwei Männer – Hu Barran und Darl Coplin – standen dort Wache. Natürlich würde es zusätzliche Späher geben: Männer aus den Zwei Flüssen auf Bäumen, Töchter auf Patrouille in der Umgebung. Aber er hatte gelernt, dass ein paar um ein Lager herum aufgestellte Männer allen ein Gefühl der Ordnung vermittelten.

Die Wächter salutierten, obwohl Darls Gruß nachlässig war. Sie verströmten eine seltsame Mischung aus Gerüchen – Bedauern, Frustration, Enttäuschung. Und Verlegenheit. Letzteres war schwach, aber immer noch vorhanden. Sein angebliches Techtelmechtel mit Berelain war noch immer in ihren Gedanken, und Failes Rückkehr schien ihr Unbehagen zu verstärken. In den Zwei Flüssen streifte man den Ruf von Untreue nicht so ohne Weiteres ab.

Perrin nickte ihnen zu und ging weiter. Er inspizierte nichts genau. Wenn die Männer wussten, dass er jeden Tag vorbeikam, würden sie schon für Ordnung sorgen. Jedenfalls größtenteils. Vergangene Nacht hatte er den schlafenden Berin Thane mit dem Stiefel wecken müssen, und er achtete stets sorgfältig darauf, ob der Geruch von Alkohol in der Luft lag. Er hielt es nicht für ausgeschlossen, dass Jori Congar auf Posten einen oder zwei Schlucke zu sich nahm.

»Also gut«, sagte er. »Die Weißmäntel haben unsere Leute und unsere Vorräte.« Er verzog das Gesicht bei dem Gedanken, dass das in So Habor gekaufte Getreide die Bäuche von Weißmänteln füllte. »Können wir uns anschleichen und sie befreien?«

»Warum sollten wir uns anschleichen müssen?«, sagte Grady hinter ihm. »Entschuldigt, mein Lord, aber Ihr scheint dieses Problem größer zu machen, als es ist.«

Perrin wandte den Kopf und warf dem lederhäutigen Mann einen Blick zu. »Es sind Weißmäntel, Grady. Sie sind immer ein großes Problem.«

»Sie werden niemanden haben, der die Eine Macht lenken kann.« Grady zuckte mit den Schultern, die Hände beim Gehen hinter dem Rücken verschränkt. Mit dem schwarzen Mantel, der Anstecknadel und der ständig wachsenden soldatenhaften Haltung wirkte er immer weniger wie ein Bauer. »Neald geht es besser. Er und ich könnten auf diese Kinder einschlagen, bis sie uns geben, was wir wollen.«

Perrin nickte. Er verabscheute die Idee, die Asha’man ungestraft losschlagen zu lassen. Der Geruch von brennendem Fleisch in der Luft, gesprengte Erde. Der Gestank von Dumai. Andererseits konnte er sich keine weitere Ablenkung wie Maiden leisten. Gab es keine andere Wahl, würde er den Befehl geben.

Aber noch nicht. Bei Ta’veren gibt es keine Zufälle. Die Wölfe, die Weißmäntel. Dinge, vor denen er schon lange fortlief, kehrten zurück, um ihn heimzusuchen. Er hatte die Kinder aus den Zwei Flüssen vertrieben. Viele der Männer, die damals bei ihm gewesen waren, waren ihm hierher gefolgt.

»Vielleicht kommt es so weit«, sagte er zu Grady und ging weiter. »Vielleicht auch nicht. Unsere Streitmacht ist größer als die ihre, und da dieses verfluchte Wolfskopfbanner endlich eingeholt ist, ist ihnen vielleicht nicht klar, wer wir sind. Wir haben das Banner der Königin von Ghealdan aufgezogen, und sie durchqueren Alliandres Territorium. Vermutlich sahen sie die Vorräte in den Wagen unserer Leute und entschieden, sie zu ›beschützen‹. Ein Gespräch und vielleicht eine gewisse Einschüchterung könnten reichen, um sie dazu zu überreden, unsere Leute gehen zu lassen.«

Elyas nickte, und auch Grady schien zuzustimmen, obwohl Perrin von seinen eigenen Worten nicht überzeugt war. Die Weißmäntel hatten ihn seit seinem ersten Aufbruch aus den Zwei Flüssen verfolgt. Der Umgang mit ihnen war nie einfach gewesen.

Es fühlte sich an, als sei endlich der Augenblick gekommen.

Die Zeit, um seinen Problemen mit ihnen ein Ende zu bereiten, auf die eine oder andere Weise.

Er setzte seine Runde fort und kam zum Aielteil des Lagers. Er nickte zwei Töchtern zu, die mit entspannter Aufmerksamkeit auf ihren Posten waren. Sie standen nicht auf oder salutierten – was ihm gefiel -, aber sie nickten ihm zu. Anscheinend hatte er in ihren Augen viel an li gewonnen, so wie er den Angriff auf die Shaido geplant und dann durchgeführt hatte.