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Das war es, was er die ganze Zeit in den Asha’man gespürt hatte, der Grund, warum sie sich abseits von anderen hielten, oft so ernst erschienen. Jeder andere kämpfte um sein Leben. Die Asha’man … sie kämpften, um zu sterben.

So denkt Rand. Wieder wirbelten die Farben, und sein Freund erschien vor seinem inneren Auge. Er ritt auf seinem großen schwarzen Pferd durch eine Stadt mit schlammigen Straßen und unterhielt sich mit Nynaeve, die neben ihm ritt.

Perrin schüttelte den Kopf und verbannte das Bild. »Wir schaffen Euch nach Hause, Grady«, versprach er. »Ihr sollt vor dem Ende Zeit mit Eurer Frau verbringen können.«

Grady nickte und schaute in den Himmel, als aus dem Norden ein leises Donnern kam. »Ich will bloß mit ihr sprechen, wisst Ihr? Und ich muss den kleinen Gadren wiedersehen. Ich werde den Burschen gar nicht wiedererkennen.«

»Er ist bestimmt ein hübscher Junge, Grady.«

Grady lachte. Es fühlte sich seltsam an, so etwas von diesem Mann zu hören. Seltsam, aber gut. »Hübsch? Gadren? Nein, mein Lord, er mag groß für sein Alter sein, aber er ist etwa so hübsch wie ein Baumstumpf. Trotzdem liebe ich ihn über alles.« Er schüttelte amüsiert den Kopf. »Aber ich sollte gehen und diesen Trick mit Neald lernen. Vielen Dank, mein Lord.«

Perrin sah ihm lächelnd nach, als eine Tochter ins Lager eilte. Sie erstattete den Weisen Frauen Bericht, sprach aber laut genug, dass er es mitbekam. »Ein Fremder reitet auf der Straße dem Lager entgegen. Er trägt eine Friedensflagge, aber er trägt die Kleidung dieser Kinder des Lichts.«

Er nickte und sammelte seine Wächter ein. Als er dem Lagereingang entgegeneilte, erschien Tarn und begleitete ihn. Sie trafen gerade in dem Moment ein, in dem der Weißmantel sich den ersten Wächtern näherte. Der Mann ritt auf einem weißen Wallach, und er trug eine lange Stange mit dem weißen Banner. Seine weiße Kleidung – ein Kettenhemd mit einem Wappenrock unter dem Umhang – trug eine gelbe Sonne auf der Brust.

Ein flaues Gefühl machte sich in Perrins Magen breit. Er erkannte den Mann. Dain Bornhaid.

»Ich bin gekommen, um mit dem Verbrecher Perrin Aybara zu sprechen«, verkündete Bornhaid mit lauter Stimme und zügelte das Pferd.

»Ich bin hier, Bornhaid«, rief Perrin und trat vor.

Bornhaid starrte ihn an. »Ihr seid es tatsächlich. Das Licht hat Euch uns gebracht.«

»Solange es Euch kein Heer gebracht hat, das drei- oder viermal so groß ist wie das, das ihr jetzt habt, dann bezweifle ich doch sehr, dass das eine Rolle spielt«, meinte Perrin.

»Wir haben die Leute, die Euch angeblich treu ergeben sind, Aybara.«

»Nun, Ihr könnt sie zurück in unser Lager reiten lassen, damit wir weiterziehen können.«

Der junge Weißmantel zog sein Pferd herum und runzelte die Stirn. »Wir haben noch etwas zu regeln, Schattenfreund.«

»Es gibt keinen Grund, Bornhaid, dass die Sache ein hässliches Ende nimmt. So wie ich das sehe, kann noch immer jeder von uns seinen Weg gehen.«

»Die Kinder würden eher sterben, als auf Gerechtigkeit zu verzichten«, sagte Dain und spuckte aus. »Aber das soll der Kommandierende Lordhauptmann erklären. Er will mit Euch sprechen. Man hat mir den Befehl gegeben, Euch zu sagen, dass er ein Stück voraus an der Straße wartet. Er würde sich gern mit Euch treffen.«

»Glaubt Ihr wirklich, dass ich in eine so offensichtliche Falle marschiere?«, fragte Perrin.

Bornhaid zuckte mit den Schultern. »Kommt oder lässt es bleiben. Mein Kommandierender Lordhauptmann ist ein Mann der Ehre und schwört den Eid, dass Ihr unbeschadet zurückkehren könnt – was mehr ist, als ich für einen Schattenfreund übrig hätte. Ihr dürft Eure Aes Sedai mitbringen, wenn Ihr denn welche habt und Euch dann sicherer fühlt.« Bornhaid drehte das Pferd und galoppierte davon.

Perrin sah ihm nachdenklich nach.

»Du denkst doch wohl nicht darüber nach, dorthin zu gehen, mein Sohn?«, sagte Tarn.

»Ich wüsste lieber genau, wem ich da gegenüberstehe«, sagte Perrin. »Und wir wollten ein Treffen. Unsere Leute vielleicht durch Verhandlungen zurückbekommen. Verflucht, Tarn. Ich muss es zumindest versuchen, bevor wir sie angreifen.«

Tarn seufzte, nickte dann aber.

»Er erwähnte Aes Sedai«, fuhr Perrin fort, »aber keine Asha’man. Ich wette, er weiß nicht viel über sie. Sag Grady, er soll sich wie ein Mann von den Zwei Flüssen anziehen und sich zusammen mit Gaul und Sulin bei mir melden. Frag Edarra, ob sie auch kommen will. Aber sagt auf keinen Fall meiner Frau Bescheid. Wir fünf gehen voraus und schauen, ob sich die Weißmäntel wirklich friedlich mit uns treffen wollen. Sollte etwas schieflaufen, kann uns Grady mit einem Wegetor fortschaffen.«

Tarn nickte und eilte los. Perrin wartete nervös, bis Tarn mit Gaul, Sulin und Edarra zurückkehrte. Grady kam ein paar Minuten später. Er trug einen braunen Umhang und braune und grüne Kleidung, die er sich von einem der Männer aus den Zwei Flüssen geliehen hatte. Er trug einen Langbogen, ging aber wie ein Soldat, den Rücken gerade und ständig alles im Blick behaltend. Von ihm ging eine besondere Aura der Gefahr aus, wie sie kein gewöhnlicher Dorfbewohner aufwies. Hoffentlich würde es die Tarnung nicht verderben.

Sie brachen auf, und glücklicherweise schien Faile nichts von den Geschehnissen mitbekommen zu haben. Perrin würde sie holen, falls sich die Verhandlungen in die Länge zogen, aber dieser Ausflug sollte schnell vonstattengehen, und er musste sich bewegen können, ohne sich um sie Sorgen machen zu müssen.

Sie gingen zu Fuß und fanden die Weißmäntel ein kurzes Stück weiter die Straße entlang. Es schienen nur zwei Dutzend von ihnen zu sein, die neben einem kleinen Zelt am Straßenrand warteten. Sie standen gegen den Wind, was Perrin etwas entspannte. Er roch Wut und Abscheu, aber es fühlte sich für ihn nicht wie eine Falle an.

Als sie näher kamen, trat jemand in Weiß aus dem kleinen Zelt. Der hochgewachsene Mann hatte edle Züge und kurzes dunkles Haar. Die meisten Frauen hätten ihn vermutlich als attraktiv bezeichnet. Er roch … besser als die anderen Weißmäntel. An ihnen klebte ein wilder Geruch, der an den eines tollwütigen Tieres erinnerte. Ihr Anführer roch ruhig und nicht im Mindesten krank.

Perrin warf seinen Begleitern einen Blick zu.

»Das gefällt mir nicht, Perrin Aybara«, sagte Edarra und schaute von einer Seite zur anderen. »Diese Kinder fühlen sich falsch an.«

»Von diesen Bäumen könnten uns Bogenschützen treffen«, sagte Tarn mit einem Grunzen und deutete mit dem Kopf auf eine Baumgruppe in der Ferne.

»Grady, haltet Ihr die Macht?«, fragte Perrin.

» Natürlich.«

»Haltet Euch bereit, nur für alle Fälle«, sagte Perrin und trat auf die kleine Gruppe aus Weißmänteln zu. Ihr Anführer musterte ihn mit auf dem Rücken verschränkten Händen. »Goldene Augen«, sagte der Mann. »Also stimmt es.«

»Ihr seid der Kommandierende Lordhauptmann?«, fragte Perrin.

»Das bin ich.«

»Was muss passieren, damit Ihr meine Leute freilasst?«

»Meine Männer berichteten mir, dass sie schon einmal einen derartigen Austausch versuchten«, sagte der Anführer der Weißmäntel. »Und dass Ihr sie getäuscht und verraten habt.«

»Sie hatten Unschuldige entführt«, erwiderte Perrin. »Und verlangten für sie mein Leben. Nun, ich holte meine Leute zurück. Zwingt mich nicht, hier das Gleiche zu tun.«

Der Anführer der Weißmäntel kniff die Augen zusammen. Er roch nachdenklich. »Ich werde das tun, was richtig ist, Goldauge. Der Preis ist irrelevant. Meine Männer berichteten mir, dass Ihr vor ein paar Jahren mehrere Kinder ermordet habt und dafür niemals zur Rechenschaft gezogen worden seid. Dass Ihr Trollocs angeführt habt, um mit ihnen Dörfer anzugreifen.«

»Eure Männer sind nicht besonders verlässlich«, sagte Perrin mit einem Knurren. »Ich will eine formellere Unterredung, wo wir uns setzen und reden können. Nicht so etwas Improvisiertes wie das hier.«

»Ich bezweifle, dass das nötig ist«, sagte der Anführer. »Ich bin nicht hier, um zu verhandeln. Ich wollte Euch bloß mit eigenen Augen sehen. Ihr wollt, dass man Eure Leute freilässt? Stellt Euch meinem Heer auf dem Schlachtfeld. Tut es, und ich lasse die Gefangenen frei, ganz egal, wie der Kampf endet. Sie sind offensichtlich keine Soldaten. Ich lasse sie gehen.«