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»Duhara hat sich mit Ellorien getroffen?«

»In der Tat«, sagte Meister Norry. »Die Besuche nehmen an Häufigkeit zu. Sie geschehen auch mit einer gewissen Geheimhaltung. «

Elayne sah Dyelin an. »Warum will Duhara, dass meine Rivalen freikommen?«

Dyelin sah beunruhigt aus. »Sie kann doch nicht so dumm sein und glauben, dass sie eine Bewegung gegen Euch auf die Beine stellt, vor allen Dingen mit einer Gruppe gebrochener, bankrotter Lords und Ladys.«

»Euer Majestät?«, fragte Norry. »Falls ich dazu etwas anmerken darf…«

»Natürlich, Meister Norry.«

»Vielleicht will die Aes Sedai die Gunst von Lady Ellorien erringen. Wir wissen nicht mit Sicherheit, dass sie an dem Dokument mitgearbeitet hat; es erscheint lediglich wahrscheinlich, wenn man den Zeitpunkt der Besuche der Aes Sedai in Betracht zieht. Aber vielleicht will sie weniger Eure Feinde unterstützen, als sich vielmehr die Gunst einiger Adliger der Stadt sichern.«

Es war möglich. Duhara würde kaum zur Weißen Burg zurückkehren, ganz egal wie oft Elayne ihr das auch vorschlug. Eine Rückkehr würde Elaida mit leeren Händen und einem feindlichen Andor dastehen lassen. Keine Aes Sedai würde sich so leicht von etwas abbringen lassen. Konnte sie allerdings mit der Loyalität einiger andoranischer Adliger zurückkehren, würde das schon ein gewisser Erfolg sein.

»Als Duhara ihr Gasthaus verließ, um Ellorien in ihrem Haus zu besuchen«, sagte Elayne, »wie war sie gekleidet?« Obwohl Ellorien kurz davon gesprochen hatte, auf ihre Güter zurückzukehren, war sie doch nicht abgereist; möglicherweise war ihr aufgegangen, dass das politisch noch nicht von Nutzen sein würde. Zurzeit lebte sie in ihrem Herrenhaus in Caemlyn.

»Mit einem Umhang, Euer Majestät«, sagte Norry. »Mit tiefgezogener Kapuze.«

»Teuer oder billig?«

»Ich… ich weiß nicht«, erwiderte Norry verlegen. »Ich könnte Meister Hark holen lassen …«

»Das wird nicht nötig sein. Aber sagt mir eines. Ging sie allein?«

»Nein. Ich glaube, sie nahm immer ein relativ großes Kontingent an Dienern mit.«

Elayne nickte. Jede Wette, dass Duhara zwar einen Umhang mit hochgeschlagener Kapuze trug, aber ihren Großen Schlangenring nicht zurückließ und einen erkennbar teuren Umhang und Diener für ihr Täuschungsmanöver benutzte.

»Meister Norry«, sagte sie, »ich fürchte, man hat Euch hereingelegt. «

»Euer Majestät?«

Dyelin nickte. »Sie wollte, dass man ihre Besuche bei Ellorien sieht. Sie wollte keinen offiziellen Besuch machen – damit würde sie sich zu sichtbar gegen Euren Thron stellen. Aber sie wollte, dass Ihr wisst, was sie da tut.«

»Sie spricht unverfroren mit meinen Feinden«, sagte Elayne. »Es ist eine Warnung. Sie hat mir schon gedroht und gesagt, dass es mir nicht gefallen würde, gegen sie und Elaida zu sein.«

»Ah«, sagte Norry enttäuscht. »Also war meine Initiative doch nicht so schlau.«

»Oh, sie war trotzdem nützlich«, sagte Elayne. »Hättet Ihr sie nicht beobachten lassen, hätten wir das nicht gewusst – was peinlich gewesen wäre. Wenn sich schon jemand so viel Mühe macht, mich zu beleidigen, dann will ich das zumindest wissen. Wenn auch nur, damit ich später weiß, wen ich köpfen lasse.«

Norry erbleichte.

»Bildlich gesprochen, Meister Norry«, versicherte sie ihm. So gern sie es auch in Wirklichkeit getan hätte. Und Elaida gleich mit. Sie wagte es, einen ihrer Wachhunde zu schicken, um Elayne zu »beraten«? Elayne schüttelte den Kopf. Beeil dich, Egwene. Wir brauchen dich in der Burg. Die Welt braucht dich dort.

Sie seufzte und wandte sich wieder Norry zu. »Ihr spracht eben von ›mehreren neuen Entwicklungen‹, die meine Aufmerksamkeit erfordern?«

»In der Tat, Euer Majestät«, sagte er und öffnete seine schreckliche Ledermappe. Er holte ein Blatt daraus hervor, das er offensichtlich nicht mit der üblichen Andacht behandelte, die er sonst den dort gesammelten Papieren zukommen ließ. Tatsächlich hielt er es zwischen zwei Fingern in die Höhe, wie ein Mann, der ein totes Tier aus der Gosse hochhielt. »Ihr erinnert Euch sicherlich an Eure Befehle, was Söldnerbanden betrifft?«

Sie verzog das Gesicht. »Ja.« Sie wurde durstig. Missmutig betrachtete sie die Tasse mit warmer Ziegenmilch auf dem Tisch neben ihrem Stuhl. Die Nachrichten über Kämpfe hatten verschiedene Gruppen von Söldnern angelockt, die begierig darauf waren, ihre Dienste anzubieten.

Zum Pech für diese Männer war es nur eine kurze Belagerung gewesen. Neuigkeiten verbreiteten sich schnell, aber müde und hungrige Soldaten reisten langsam. Soldatenkompanien trafen noch immer in einem stetigen Strom ein, und die Männer waren enttäuscht, dass man sie nicht brauchte.

Elayne hatte angefangen, sie wieder wegzuschicken. Dann war ihr klar geworden, wie dumm das war. BeiTarmon Gai’don würde man jeden Mann brauchen, und wenn Andor fünf- oder zehntausend zusätzliche Soldaten für den Konflikt aufbringen konnte, dann wollte sie das auch tun.

Ihr fehlte das Geld, um sie jetzt zu bezahlen, aber sie wollte sie auch nicht verlieren. Also hatte sie Meister Norry und Hauptmann Guybon befohlen, allen Söldnerbanden die gleichen Befehle zu geben. Sie durften nie mehr als eine bestimmte Anzahl ihrer Männer nach Caemlyn hineinschicken, und sie durften nicht näher als eine Meile von der Stadt entfernt lagern.

So konnten sie von der Annahme ausgehen, dass sie sich irgendwann mit ihnen treffen und ihnen Arbeit anbieten würde. Möglicherweise würde sie auch genau das tun, jetzt, da sie sich entschieden hatte, sich auf den Sonnenthron zu setzen. Andererseits hatten die letzten Söldner, die sie in ihre Dienste genommen hatte, sie ziemlich häufig im Stich gelassen.

Wider besseres Wissen nahm sie die Milch und trank einen Schluck. Birgitte nickte zufrieden, aber Elayne verzog das Gesicht. Da war es doch besser, durstig zu bleiben!

»Nun«, sagte Meister Norry und betrachtete das Blatt zwischen seinen Fingern, »einer der Söldnerführer hat sich die Mühe gemacht, Euch einen sehr … vertrauten Brief zu schicken. Ich hätte Euch damit nicht belästigt, aber bei der zweiten Durchsicht erschien es mir, dass Ihr ihn sehen solltet. Die Behauptungen dieses Schurken sind grotesk, aber ich möchte nur ungern derjenige sein, der sie ignoriert hat, sollten sie sich als … äh … wahr erweisen.«

Neugierig griff Elayne nach dem Blatt. Groteske Behauptungen? Sie kannte keine Söldnerführer. Das Gekritzel auf der Seite war schlampig, einige Wörter waren durchgestrichen, und die Schreibweise war manchmal kreativ. Wer auch immer dieser Mann war, sie würde …

Überrascht blinzelte sie, als sie den Schluss erreichte. Dann las sie ihn erneut.

Eure Königliche Nervensäge,

Wir warten verdammt noch mal darauf, mit dir zu sprechen, und langsam sind wir sauer echauviert. (Das heißt ärgerlich.) Thom sagt, du bist jetzt eine Königin, aber ich nehme an, das ändert gar nix, da du dich sowieso immer wie eine Königin benommen hast. Vergiss nicht, dass ich deinen hübschen kleinen Hintern aus einem Loch in Tear geschleift getragen hab, aber du hast dich damals wie eine Königin benommen, also weiß ich wirklich nicht, warum ich jetzt überrascht bin, dass du dich wie eine benimmst, wo du wirklich eine Königin bist.

Also sollte ich dich wohl wie eine verdammte Königin behandeln und dir einen verdammten Brief schreiben und so hochnäsig reden, um deine Aufmergsamkeit zu erregen. Ich hab sogar meinen Ring als Siegel benutzt, wie sich dass das so gehört. Also ist hier meine formelle Salutation. Also HÖR VERDAMMT NOCH MAL DAMIT AUF MICH ABZUWEISEN, damit wir reden können. Ich brauch deine Glockengießer. Es ist verdammt wichtig.

Mat