PS: Salutation heißt grüßen
PPS: Achte nicht auf die durchgestrichenen Wörter und die Schreibfehler. Ich wollte den Brief noch mal schreiben, aber Thom lacht so laut, dass ich keine Lust mehr hab
PPS: Vergiss, dass ich deinen Hintern hübsch genannt hab. Ich hab ihn mir nie genau angesehen, da ich wusste, dass du mir die Augen auskratzt, wenn du mich dabei erwischst. Davon abgesehen bin ich jetzt verheiratet, also spielt das eh keine Rolle mehr.
Elayne wusste nicht, ob sie jubeln oder wütend sein sollte. Mat hielt sich in Andor auf, und Thom war am Leben! Sie waren aus Ebou Dar entkommen. Hatten sie Olver gefunden? Wie waren sie den Seanchanern entwischt?
So viele Fragen und Gefühle stiegen in ihr auf. Birgitte stellte sich aufrecht hin und runzelte die Stirn, als sie die Gefühle mitbekam. »Elayne? Was ist? Hat dich der Mann beleidigt?«
Elayne ertappte sich dabei, wie sie nickte, während sich Tränen in ihren Augen bildeten.
Birgitte fluchte und kam mit großen Schritten auf sie zu. Meister Norry sah entsetzt aus, als bedaure er, den Brief gebracht zu haben.
Sie fing an zu lachen.
Birgitte erstarrte. » Elayne?«
»Alles in Ordnung«, sagte sie, wischte sich die Tränen aus den Augen und zwang sich Luft zu holen. »Oh, beim Licht. Das habe ich gebraucht. Hier, lies.«
Birgitte schnappte sich den Brief, und ihr Gesicht hellte sich auf, als sie las. Sie kicherte. »Du hast einen hübschen Hintern? Das sagt der Richtige. Mat hat einen knackigen Hintern, wie ihn ein Mann nur haben kann.«
»Birgitte!«, sagte Elayne.
»Was? Es stimmt«, sagte die Behüterin und gab ihr den Brief zurück. »Ich finde sein Gesicht viel zu hübsch, aber das heißt nicht, dass ich nicht einen vernünftigen Hintern erkenne, wenn ich ihn sehe. Beim Licht, es wird gut sein, ihn zurückzuhaben! Endlich kann ich mal wieder mit jemandem einen trinken gehen, der mich nicht als seinen verdammten Vorgesetzten betrachtet.«
»Beherrsch dich, Birgitte«, sagte Elayne und faltete den Brief zusammen. Die Unterhaltung schien Norry entsetzt zu haben. Dyelin sagte nichts. Um diese Frau aus der Ruhe zu bringen, brauchte es einiges, und von Birgitte hatte sie schon Schlimmeres gehört.
»Das habt Ihr gut gemacht, Meister Norry«, sagte Elayne. »Danke, dass Ihr mir das gemeldet habt.«
»Ihr kennt diese Söldner tatsächlich?«, fragte er, einen Hauch von Überraschung in der Stimme.
»Das sind keine Söldner. Eigentlich bin ich mir nicht einmal sicher, was sie sind. Freunde. Und Verbündete, wie ich hoffe.« Warum hatte Mat die Bande der Roten Hand nach Andor gebracht? Waren sie Rand loyal ergeben? Konnte sie sie benutzen? Mat war ein Schurke, aber er hatte ein seltsam gutes Auge für Taktik und das Kriegshandwerk. Ein Soldat unter seinem Kommando sollte zehn von dem Söldnerabschaum wert sein, den sie kürzlich gezwungen war anzuheuern.
»Ich entschuldige mich für meinen Fehler, Euer Majestät«, sagte Norry. »Ich hätte Euch früher darüber in Kenntnis setzen sollen. Meine Informanten sagten mir, dass diese Gruppe kürzlich in den Diensten der Krone von Murandy stand, also missachtete ich das Beteuern ihres Anführers, er sei kein Söldner.«
»Ihr habt das Richtige getan, Meister Norry«, sagte Elayne, die noch immer amüsiert und beleidigt war. Seltsam, wie oft man zwischen den beiden Gefühlen wandelte, wenn es um Matrim Cauthon ging. »Das Licht weiß, dass ich genug zu tun hatte. Aber bitte, wenn jemand behauptet, mich persönlich zu kennen, sagt es zumindest Birgitte.«
»Ja, Euer Majestät.«
»Arrangiert ein Treffen mit Meister Cauthon«, sagte sie und wünschte sich im Stillen, die Zeit zu haben, um ihm mit einem Brief zu antworten, der mindestens genauso beleidigend wie der seine war. »Sagt ihm, er muss Thom mitbringen. Um … ihn an die Kandare zu nehmen.«
»Wie Ihr wünscht, Euer Majestät«, sagte Norry mit einer steifen Verbeugung. »Wenn ich mich zurückziehen darf…«
Sie nickte dankend, und er ging, zog hinter sich die Tür zu. Elayne hielt Mats Brief nachdenklich zwischen den Fingern. Konnte sie Mat irgendwie dazu benutzen, ihr bei ihren Schwierigkeiten mit Ellorien zu helfen? So wie sie die Grenzländer benutzt hatte? Oder war das zu offensichtlich?
»Was soll das mit den Glockengießern, was glaubst du?«, fragte Birgitte.
»Es könnte etwa so Simples sein, wie eine neue Glocke für sein Lager zu brauchen, die die Stunde schlägt.«
»Aber du glaubst nicht, dass es so einfach ist.«
»Es geht um Mat«, sagte Elayne. »Er hat so eine Art, die Dinge zu komplizieren, und wie er diesen Satz schrieb, riecht das nach einem seiner Pläne.«
»Das ist wahr. Und wenn es bloß um eine Glocke ginge, könnte er genug gewinnen, um nach einer Stunde Würfeln eine bezahlen zu können.«
»Ach, hör auf«, sagte Elayne. »So viel Glück hat er nun auch wieder nicht.«
Birgitte schnaubte in ihren Tee. »Du musst besser aufpassen, Elayne. Der Mann könnte mit dem Dunklen König würfeln und gewinnen.«
Elayne schüttelte den Kopf. Soldaten, Birgitte eingeschlossen, konnten so abergläubisch sein. »Sorg dafür, dass ein paar zusätzliche Gardistinnen Dienst haben, wenn er kommt. Er kann überschwänglich sein, und ich will nicht, dass er eine Szene macht.«
» Wer ist dieser Mann?« Dyelin klang verwirrt.
»Einer der anderen beiden Ta’veren, die zusammen mit Rand al’Thor aufwuchsen«, sagte Birgitte und stürzte ihren Tee hinunter. Während Elaynes Schwangerschaft trank sie nicht mehr. So musste wenigstens noch eine andere leiden.
»Mat ist… voller Tatendrang«, sagte Elayne. »Wenn man ihn in die richtigen Bahnen lenkt, kann er sehr nützlich sein. Wenn nicht – was meistens so ist -, kann er eine wandelnde Katastrophe sein. Aber was man auch immer über den Mann sagen will, er und seine Bande wissen, wie man kämpft.«
»Du wirst sie benutzen, nicht wahr?«, sagte Birgitte anerkennend.
»Natürlich«, erwiderte Elayne. »Und wenn ich mich richtig erinnere, hat Mat einmal gesagt, dass er viele Cairhiener in der Bande hat. Wenn ich mit diesem Teil der Bande als Abteilung meines Heeres eintreffe, wird die Übernahme vielleicht einfacher.«
»Also wollt Ihr das wirklich tun?«, fragte Dyelin. »Den Sonnenthron ergreifen? Jetzt?«
»Die Welt braucht Einheit«, sagte Elayne und stand auf. »Mit Cairhien fange ich an, uns alle zu vereinen. Rand kontrolliert bereits Illian und Tear und hat einen Bund mit den Aiel. Wir sind alle miteinander verbunden.«
Sie schaute nach Westen, wo sie das Bündel an Gefühlen fühlte, das Rand darstellte. Das Einzige, das sie in diesen Tagen je von ihm wahrnahm, war tief vergrabener, kalter Zorn. War er in Arad Doman?
Elayne liebte ihn. Aber sie beabsichtigte nicht, dabei zuzusehen, wie Andor ein weiterer beliebiger Teil des Drachenimperiums wurde. Davon abgesehen, falls Rand tatsächlich am Shayol Ghul starb, wer würde dieses Imperium beherrschen? Es konnte zerbrechen, aber sie sorgte sich, dass jemand – möglicherweise Darlin – stark genug sein würde, um alles zusammenzuhalten. In diesem Fall stünde Andor allein zwischen einem aggressiven seanchanischen Reich im Südwesten, Rands Nachfolger im Nordwesten und Südosten und den vereinigten Grenzlanden im Norden und Nordosten.
Das konnte sie nicht zulassen. Die Frau in ihr zuckte bei dem Gedanken zusammen, für den Fall von Rands Tod zu planen, aber die Königin konnte nicht so zimperlich sein. Die Welt veränderte sich.
»Mir ist klar, dass es schwierig werden wird, zwei Nationen zu regieren«, sagte sie. »Aber ich muss Cairhien halten. Zum Wohl beider Throne.«
Sie drehte sich um und erwiderte Dyelins Blick, und die ältere Frau nickte langsam. »Anscheinend habt ihr Euch entschieden. «
»Das habe ich«, sagte Elayne. »Aber ich habe das Gefühl, dass ich einen verlässlichen Zugang zum Schnellen Reisen brauche, wenn ich das schaffen soll. Vereinbart ein Treffen mit Sumeko und Alise. Wir müssen über die Zukunft der Kusinen sprechen.«