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Rita Mae Brown & Sneaky Pie Brown

Mord in Monticello

Zur Zeit der Kolonisierung gab es in dem großen Staat Virginia we­niger Einwohner und dementsprechend weniger Familiennamen als heute. Viele der frühen Namen sind uns erhalten geblieben, und um jener Zeit gerecht zu werden, habe ich sie hier verwendet.

Thomas Jeffersons Enkelsohn James Madison Randolph hatte kei­ne Kinder,>sein Zweig< der Familie Randolph, der in diesem Roman vorkommt, ist also frei erfunden; dasselbe gilt auch für alle heutigen Figuren und Ereignisse des Romans.

Für Gordon Reistrup, weil er uns zum Lachen bringt

Personen der Handlung

Mary Minor Haristeen >Harry<, die junge Posthalterin von Crozet, die mit ihrer Neugierde beinahe ihre Katze und sich selbst umbringt

Mrs. Murphy, Harrys graue Tigerkatze, die eine auffallende Ähn­lichkeit mit der Autorin Sneaky Pie aufweist und einmalig intelligent ist

Tee Tucker, Harrys Welsh Corgi, Mrs. Murphys Freundin und Ver­traute, eine lebensfrohe Seele

Pharamond Haristeen >Fair<, Tierarzt, ehemals mit Harry verheiratet

Mrs. George Hogendobber >Miranda<, eine Witwe, die emphatisch auf ihrer persönlichen Auslegung der Bibel beharrt

Market Shiflett, Besitzer von Shiflett's Market neben dem Postamt

Oliver Zeve, der überschwengliche Direktor von Monticello, dem Reputation alles bedeutet

Kimball Haynes, der tatkräftige junge Chefarchäologe in Monticello. Er ist Workaholic und lebt nach dem Motto>Je tiefer geschürft, desto besser<

Wesley Randolph, Besitzer von Eagle's Rest, leidenschaftlicher Züchter von Vollblutpferden

Warren Randolph, Wesleys Sohn. Er versucht, in die Fußstapfen seines alten Herrn zu treten

Ansley Randolph, Warrens hübsche Ehefrau, die klüger ist, als man denkt

Samson Coles, Immobilienmakler aus gutem Hause, der sein Au­genmerk nicht nur auf Grundstücke richtet

Luanda Payne Coles, Samsons Ehefrau, die sich gründlich langweilt

Heike Holtz, Assistentin im Archäologenteam in Monticello

Rick Shaw, Bezirkssheriff von Albemarle County

Cynthia Cooper, Polizistin

Paddy, Mrs. Murphys Exmann, ein kesser Kater

Simon, ein Opossum, das auf Menschen nicht gut zu sprechen ist

Vorbemerkung der Autorin

Monticello ist ein Nationalheiligtum, dem Daniel P. Jordan, sein gegenwärtiger Direktor, vortrefflich dient. Einige von Ihnen werden sich erinnern, daß Mr. Jordan und seine Frau Lou den neu gewählten Präsidenten Clinton durch Thomas Jeffersons Haus geführt haben.

Architektur und Landschaft habe ich so genau geschildert, wie ich konnte. Die Personen sind natürlich erfunden, und Oliver Zeve, in diesem Roman der Direktor von Monticello, ist nicht nach dem Vor­bild von Mr. Jordan gestaltet.

Während ich an diesem Roman schrieb, kam es zu einer unheimli­chen Begebenheit. Im Buch werden in einer Sklavenhütte Scherben feinen Porzellans ausgegraben. Am 18. Oktober 1992, vier Tage nachdem ich meinem Verleger die erste Fassung dieses Buches ge­schickt hatte, erschien in>The Daily Progress<, der Lokalzeitung von Charlottesville, Virginia, ein Artikel, in dem berichtet wurde, daß William Keso, der Chefarchäologe von Monticello, in dem Sklaven­quartier, wo vermutlich Sally Hemings wohnte, feines Porzellan gefunden hat. Dieses Sklavenquartier befand sich in der Nähe von Jeffersons Heim. Oft waren die Sklavenquartiere weit entfernt vom Herrenhaus, deswegen ist Miss Hemings' Hütte bemerkenswert. Der Porzellanfund war vom Leben imitierte Fiktion. Wer weiß, aber mir hat sich das Fell gesträubt.

Das einzige, was ich an Mr. Jordan und dem großartigen Personal von Monticello auszusetzen habe, ist, daß sie der Rolle der Katzen in Jeffersons Leben keine Beachtung schenken. Wer hat denn wohl Jeffersons Pergament gegen die Mäuse verteidigt? Und meine Vor­fahren waren es, die die Maulwürfe aus dem Garten und die Nagetie­re aus den Ställen vertrieben haben. Zweifellos hat eine Katze den großen Mann inspiriert, als er die Unabhängigkeitserklärung verfaß­te. Wer ist unabhängiger als eine Katze?

Die Menschen in Amerika machen ein großes Tamtam um Multi­kulturalismus. Und wie steht es um Multispezismus? Denken Sie etwa, die Welt dreht sich um Menschen?

Beim Geschichtsunterricht sollten die Amerikaner ihr Augenmerk auf die Beiträge von Katzen, Hunden, Pferden, Rindern, Schafen, Hühnern richten - ja von sämtlichen Haus- und auch einigen wilden Tieren. Was wäre aus unseren Gründervätern und -müttern gewor­den, wenn sie keine wilden Truthähne zu essen gehabt hätten? Also geben Sie Ihre auf Menschen fixierte Sicht der Dinge auf.

Was mich betrifft, so sind meine Katzenahnen im Jahre 1640 an den Gestaden Ostvirginias gelandet. Die erste Amerikatze war eine gescheckte Kätzin, eine gewisse Tabitha Buckingham. Ich bin daher eine EKV - Erste Katze Virginias. Natürlich bin ich stolz auf mein Erbe, aber ich glaube, jede junge Katze, die in dieses Land kommt, ist so sehr Amerikanerin wie ich. Es ist ein Glück für uns, hier zu sein.

Was die menschliche Einschätzung der Vergangenheit betrifft, möchte ich nur sagen, daß die Geschichte ein von der Zeit geheiligter Skandal ist. Da die Menschen nun mal sind, wie sie sind, bringt jedes Volk, jedes Land genügend Skandale hervor. Wenn Sie sich alle vernünftig verhalten würden, worüber könnte ich dann schreiben?

Immer Ihre SNEAKY PIE

1

Lachend betrachtete Mary Minor Haristeen die Nickelmünze in ihrer Hand. Über dem Abbild von Monticello war das Motto unserer Nati­on eingeprägt: E Pluribus Unum. Sie reichte das Geldstück an ihre ältere Freundin, Mrs. Miranda Hogendobber, weiter. »Na, was sagen Sie?«

»Dieser Nickel ist keinen roten Heller wert.« Mrs. Hogendobber schürzte die melonenrot geschminkten Lippen. »Auf dem Nickel sieht Monticello so groß und unpersönlich aus, dabei ist das doch nur die Kehrseite der Medaille, wenn Sie mir diesen Scherz gestatten.«

Die zwei Frauen, die eine Mitte Dreißig, die andere in einem Alter, das sie auf keinen Fall preisgeben wollte, blickten von dem Geld­stück hoch und zu dem westlichen Säulengang von Monticello. Die Fenster schimmerten vom Kerzenlicht des Salons, während die letz­ten Strahlen der Frühlingssonne hinter den Blue Ridge Mountains versanken.

Wären die Freundinnen zum Vordereingang in der Mitte des östli­chen Säulengangs von Jeffersons Haus und von dort zum Rand des Rasens geschlendert, dann hätten sie ein grünes Meer vor Augen gehabt, die weite ebene Landschaft, die sich bis nach Richmond und schließlich bis hin zum Atlantischen Ozean erstreckt.

Wie die meisten, die in Albemarle County in Mittelvirginia gebo­ren waren, konnten Harry Haristeen, wie sie genannt wurde, und Miranda Hogendobber mit einer fesselnden Führung durch Monticel­lo aufwarten. Miranda gab zu, daß sie schon vor dem Zweiten Welt­krieg mit dem Anwesen vertraut gewesen war, aber mehr verriet sie nicht. Im Laufe der Jahrzehnte waren die Renovierungsarbeiten am Haus, an den Nebengebäuden und an den Gemüse- und Ziergärten so weit gediehen, daß Monticello nun der Stolz der gesamten Vereinig­ten Staaten war. Über eine Million auswärtige Besucher fuhren jedes Jahr die tückische Gebirgsstraße hinauf, um ihre acht Dollar zu ent­richten, in einem kleinen Pendelbus auf einer Serpentinenstraße zur Bergspitze hinaufzukurven und von dort zu dem roten Ziegelgebäude - jeder Stein war handgefertigt, jedes Scharnier handgeschmiedet, jede Glasscheibe sorgfältig von einem schwitzenden, keuchenden Glasbläser geblasen. Das ganze Haus kündete von individuellen Fer­tigkeiten, Einfallsreichtum, Schlichtheit.