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Die Männer schauten sich um und deuteten auf die verlassenen Bauen. Keiner von ihnen war der Farmer, wir wußten alle, wie der aussah. Er hatte sie wohl hergerufen, damit sie das tote Kaninchen brächten, und war dann zu faul gewesen, sie zu begleiten, hatte ihnen nur gesagt, wohin sie gehen sollten, und sie waren sich nicht sicher, ob das der richtige Ort wäre. Das sah man an der Art, wie sie umherschauten.

Nach einer Weile trat einer sein weißes Stäbchen aus und zündete ein anderes an. Dann gingen sie zu einem Loch und schoben das tote Kaninchen mit einem langen Stock tief hinein. Danach gingen sie weg.

Wir gingen auch weg ... aber ich weiß nicht mehr wie. Fescue war fast wahnsinnig. Als wir wieder in Nutley Copse waren, legte er sich tharn in den erstbesten Bau und kam weder am nächsten noch am übernächsten Tag heraus. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist ... ich habe ihn nie wieder gesehen. Stitchwort und mir gelang es dann später im Sommer, einen eigenen Bau in Besitz zu nehmen, und den hielten wir gemeinsam lange besetzt. Wir sprachen nicht über das, was wir gesehen hatten, nicht einmal, wenn wir allein waren. Stitchwort wurde später getötet, als die Efrafranier unser Gehege überfielen.

Ich weiß, ihr denkt alle, ich wäre unfreundlich. Vielleicht glaubt ihr, daß ich keinen hier mag, daß ich gegen euch bin. Aber das ist nicht so. Das wißt ihr jetzt. Was mich die ganze Zeit verfolgt ... dauernd muß ich daran denken ... muß dieses unglückliche Kaninchen das immer wieder von neuem durchmachen ... immer wieder und immer wieder ... in alle Ewigkeit? Den Stein ... den Schmerz ... und müssen wir vielleicht auch -«

Der große stämmige Coltsfoot schluchzte wie ein Junges. Auch Pipkin weinte, und Hazel fühlte im Dunkel des Wabenbaus Blackberry an seiner Seite zittern. Dann sprach Fiver mit einer ruhigen Gelassenheit, die den Schrecken im Bau durchschnitt wie der nächtliche Ruf des Regenpfeifers den Dunst über kahlen Feldern.

»Nein, Coltsfoot. So ist das nicht. Es stimmt zwar, daß es viele schreckliche und gefährliche Dinge in jenem Land gibt, wohin du mit deinen Freunden damals gegangen bist, aber am Ende, wie weit das auch noch entfernt sein mag, bleibt das Versprechen bestehen, das Frith einst El-ahrairah gegeben hat. Ich weiß das, und du kannst es glauben. Das waren ja keine wirklichen Geschöpfe, die du gesehen hast. Wo allerdings einmal böse Dinge geschehen sind, da leben oft noch seltsame Kräfte weiter, so wie Teiche nach einem Sturm noch lange nachzittern, und hie und da fallen manche von uns in diese Teiche. Was du gesehen hast, existiert nicht in Wirklichkeit, das hast du selbst gesagt. Was du gehört hast, war ein Echo, keine Stimme. Und bedenke: Es hat dir an jenem Abend dein Gehege gerettet. Wohin hätte man sonst noch dieses tote Kaninchen hineinschieben können? Und wer kann denn alles verstehen, was Frith weiß und geschehen läßt?«

Er schwieg und sagte auch nichts mehr, als Coltsfoot nicht darauf antwortete. Sicher meinte er, daß Coltsfoot es einfach so annehmen müßte, ohne daß Wiederholungen oder weiteres Zureden nötig wären. Nach einer Weile verzogen sich die anderen in ihre Wohnkessel und ließen Coltsfoot und Fiver zurück.

Coltsfoot nahm es an. Danach sah man ihn mehrere Tage zusammen mit Fiver silflay machen, gelassen das Gras durchstöbern, in Unterhaltungen mit seinem neuen Freund vertieft.

Als der bittere Winter vorüber war, hellte sich sein Gemüt langsam auf, und im folgenden Frühling verwandelte er sich in ein recht gesprächiges und fröhliches Kaninchen, und nicht selten hörte man ihn den Kleinen am Uferhang Geschichten erzählen.

»Fiver«, sagte Bluebell eines Abends Anfang April, als der Duft der ersten Veilchen unter den neuen Birkenblättchen vorüberschwebte, »glaubst du, du könntest mir ein nettes, sanftes, harmloses Gespenst besorgen? Ich habe nämlich gedacht - auf die Dauer scheinen sie doch manches Gute zu bewirken.«

»Auf sehr lange Dauer, ja«, antwortete Fiver, »für den, der lang genug warten kann.«

7. Speedwells Erzählung

Es ist sehr viel besser, fest im Nonsens verankert zu sein, als sich aufs aufgewühlte Meer der Gedanken zu begeben.

J. K. Galbraith (The Affluent Society)

»Ach, immer bittet ihr mich um eine Geschichte«, sagte Dandelion eines Abends im Wabenbau, als sich alle darin vor dem Aprilregen gerettet hatten. »Bittet doch mal einen andern um eine Geschichte. Was ist denn zum Beispiel mit Speedwell? Der erzählte uns fast so viele Witze wie Bluebell, aber ich habe noch nie eine Geschichte von ihm gehört. Ich könnte mir vorstellen, daß all die Witze zusammengenommen eine gute Geschichte ergeben würden, das heißt, wenn man sie entsprechend aneinanderfügt. Was meinst du, Speedwell?«

»Ja, ja«, schrien sie alle zusammen. »Speedwell, erzähl uns eine Geschichte!«

»Na, schön«, sagte Speedwell, als er sich endlich wieder verständlich machen konnte. »Ich werde euch also eine Geschichte erzählen über ein Abenteuer, das ich letzten Sommer erlebt habe. Aber solange ich erzähle, darf mich kein Kaninchen unterbrechen oder Fragen stellen. Das erste Kaninchen, das mich unterbricht, muß raus in den Regen. Einverstanden?«

Sie stimmten alle zu, denn sie waren viel zu neugierig auf seine Geschichte. Als sich alle bequem hingesetzt hatten, fing er an.

»Eines Tages, gegen Ende des letzten Sommers, als es so furchtbar heiß und trocken war, wollte ich mir das Fell kühlen. Ich habe es immer sehr bedauert, daß Kaninchen an heißen Tagen nicht ihr Fell abnehmen können. Aber es ist eine Erleichterung, daß wir wenigstens in die Kühlkammer gehen können.«

Hawkbit machte den Mund auf, um eine Frage zu stellen, die ihm auf der Zunge lag. Speedwell hielt inne, und Hawkbit verschluckte eilends, was er sagen wollte. Speedwell fuhr fort:

»Also lief ich runter zum Feld, wo der Eisenbaum wächst. Aber als ich hinkam, sah ich, daß jemand ihn über und über mit Schmetterlingen bepflanzt hatte, mit blauen übrigens, und ich brachte ihn einfach nicht dazu zu tun, was ich wollte. Da ließ ich alle größeren Schmetterlinge antreten und wies sie an, mit mir rüber zur Farm zu fliegen.

Kurz bevor wir zur Farm kamen, was sah ich da? Saß da doch ein Fuchs im Hof und fraß den ganzen Salat. Ich habe den Schmetterlingen befohlen, ihn zu attackieren, aber sie hatten Angst. Also sprang ich runter und suchte einen Eimer, in den ich den Fuchs packen konnte. Ich hab' ihn auch gefunden, er war zum Trocknen an der Wäscheleine aufgehängt, aber ein paar Stare hatten sich Nester darin gebaut, und ich mußte ihn mit all den Nestlingen runternehmen, und die piepsten alle nach was zu schnabulieren. Ich sagte ihnen, ein saftiger frischer Fuchs sei für sie serviert, und sie hüpften alle raus und jagten dem Fuchs so einen Schrecken ein, daß er das Hasenpanier ergriff, wenn ich so sagen darf. Er rannte weg und die Nestlinge alle hinterher. Ich ließ sie ziehen und behielt den Eimer für mich.

Ich spielte mit dem Eimer herum, rollte ihn vorwärts und rückwärts über den Hof, und plötzlich guckte da ein Dachs heraus und fragte, was ich mir eigentlich dächte, ihn da drinnen aufzuwecken. Ich sagte, er könne noch nicht lange drin sein, weil der Eimer ja noch leer war, als ich reingeguckt habe, aber da sagte er nur: >Ho, das wollen wir doch mal sehen!< Er sprang heraus und jagte mich. Na, da gab's ja nur noch eines. Ich nahm mir den Kopf ab und ließ ihn die Straße runterrollen - und der Dachs hinterher, immer ba-bumm, ba-bumm, ba-bumm! Ich setzte mich hin, wo ich war, und das kleine Mädchen vom Farmer kam raus und brachte mir einen großen Teller Karotten.«

An dieser Stelle sagte Bluebelclass="underline"    »Aber -« Speedwell wartete, doch Bluebell tat so, als müßte er husten, verschluckte das »Aber«, und Speedwell sprach weiter.