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Am nächsten Tag bemühte er sich nicht sonderlich, Flyairth zu befragen. Nach dem ziemlich hoffnungslosen Versuch, draußen etwas silflay zu finden, kehrte er in den Bau zurück, um zu dösen wie jedes Kaninchen im Winter. Im Lauf des Tages fragten ihn mehrere Männchen und Weibchen, ob er ihnen nicht etwas über die mysteriösen Umstände von Flyairths Erscheinen erzählen wolle, aber er erwiderte ihnen nur, daß sie sie ja selber fragen könnten; je mehr Kaninchen sie kennenlernte, je mehr Gesprächspartner sie fand, um so besser für beide Teile. Seiner Meinung nach unterschied sie nichts von anderen Kaninchen. Nur Fiver teilte er mehr mit.

»Was hältst du von ihr?«

»Sie fällt irgendwie aus dem Rahmen«, antwortete Fiver. »Ein gewöhnliches Kaninchen ist sie nicht. Sie hat eine Menge im Kopf, Dinge, über die sie nicht sprechen wird, oder jedenfalls noch nicht. Aber was das auch sein mag, sie ist harmlos. Sie ist nicht verrückt, so wie der arme Silverweed im Gehege von Cowslip. Das war sicher richtig, daß du es ihr überlassen hast, sich hier einzufügen, und daß du abwartest, was passiert. Und es wird tatsächlich etwas Ungewöhnliches passieren, Vilthuril und ich sind dessen ganz sicher. Aber natürlich können wir sie nicht in diesen Schnee und in diese Kälte hinausschicken. Wollen mal sehen, wie sie sich mit unseren Kaninchen verträgt. Da erfahren wir schon mal eine ganze Menge. Wir brauchen sie nicht in irgendeiner Weise besonders zu behandeln, oder jedenfalls jetzt noch nicht.«

An diesem Nachmittag kam Flyairth von selbst zu Hazel.

»Hazel-rah, wieso hattet ihr gestern Abend keine Angst vor den Männern, du und Bigwig? Ich hatte mehr Angst als jemals zuvor.«

»Ach ja, weißt du, wir sind ja mehr oder weniger schon an sie gewöhnt«, antwortete Hazel. »Ich war sicher, daß sie uns nichts tun.«

»Aber Menschen! Und so nahe! Das ist doch unnatürlich bei Kaninchen. Das muß doch gefährlich sein!«

Hazel sagte darauf nichts mehr, und nach einer Pause fragte Flyairth: »Sind jetzt alle Kaninchen hier unten?«

»Ja«, erwiderte Hazel. »Oben ist niemand mehr. Wir gehen erst wieder zurück, wenn es wärmer wird.«

»Ich habe gestern Abend natürlich nicht viel sehen können. Gehst du noch einmal mit mir dorthin? Einige hier haben mir das Gehege beschrieben, und ich hätte es gern noch einmal gesehen.«

»Jetzt?« fragte Hazel, etwas schläfrig.

Sie beharrte darauf. »Ja. Jedenfalls bevor es dunkel wird.«

Hazel,    gutmütig    wie immer, war einverstanden und überredete Bigwig mitzukommen. Die drei kletterten den steilen Hang hoch und gingen zum Pfad und zu den Bäumen. Flyairth sah sich im verharschten Schnee genau die Reifenspuren vom hrududu an.

»Gehen oft Menschen auf diesem Pfad?« fragte sie.

»Ja, im Sommer, ziemlich viele.«

Flyairth folgte ihnen das kurze Stück zu den Löchern, die hinunter    in den    Wabenbau führten. Sie war voller Bewunderung und sah sich genau den Gang an, in dem Bigwig General Woundwort bekämpft und besiegt hatte.

»Die Kaninchen von Efrafra wollten euch umbringen und euch das Gehege wegnehmen?«

Sie erzählten ihr vom Hund, und wie Hazel von der Farm zurückgebracht worden war.

»Das ist großartig«, sagte sie. »Welcher Mut! Hast du keine Angst gehabt?«

»Wir hatten alle Angst«, erzählte ihr Hazel. Er wollte nicht wie einer wirken, der sich großtut, und fuhr fort: »Es war in Wirklichkeit El-ahrairah, der uns gerettet hat. Dandelion wird dir alles erzählen, wenn dir daran liegt. Er ist unser Geschichtenerzähler.«

Als sie die Schlafkessel gesehen hatten und wieder hinausgehen wollten, verhielt sie am Ausgang von Kehaars Gang und schaute sich noch einmal um. »Du sagst, daß Menschen über diesen Pfad gehen. So nahe am Gehege? Und sie haben euch noch nie was getan?«

»Es gibt eigentlich auch keinen Grund dafür«, antwortete Bigwig. »Sie bauen hier nichts an, kein flayrah oder so was.«

»Aber sie müssen doch wissen, daß ihr hier seid. Die Blindheit. Fürchtet ihr die Blindheit nicht?«

»Nein. Ich glaube auch nicht, daß die Menschen hier etwas gegen uns haben.«

»Die Menschen könnten euch alle vernichten, indem sie euch mit der Blindheit anstecken. Wißt ihr das nicht?«

»Sie könnten es vielleicht«, meinte Hazel, »aber wir glauben nicht, daß sie es tun.«

Flyairth äußerte sich nicht mehr dazu. Als sie den Hügel hinuntergingen, kam sie auf die Frage zurück, wieso Bigwig ihren Namen und den von Thinial kannte. Sie war sich offenbar ziemlich sicher, daß er ihr mehr darüber sagen könnte, wenn er wollte, doch wenn er sie auch nicht einfach abwies, so bekam sie doch nichts aus ihm heraus.

Als Hazel und Bigwig später allein waren, fragte Hazel, woher er überhaupt gewußt hatte, daß sie Flyairth von Thinial war.

»Nun ja, als Vilthuril uns kurz davor von Thinial und der Anführerin erzählt hatte, hatte ich eine ganz lebhafte Vorstellung von ihr«, antwortete Bigwig, »und als wir sie in unserem Bau antrafen, sah sie genauso aus und roch auch so, wie ich sie mir vorgestellt hatte.«

»Ich wünschte, du wärst nicht so damit herausgeplatzt«, sagte Hazel. »Jetzt denkt sie, wir hätten die magische Kraft, Gedanken zu lesen.«

»Haben wir ja auch«, entgegnete Bigwig, »dank Vilthuril. Schadet ja nichts, wenn Flyairth das glaubt. Ich weiß, gestern Abend war sie voller Angst, aber sie hat trotzdem große Willenskraft. Wenn wir nicht aufpassen, macht sie mit uns, was sie will.«

Der Frost dauerte an, und es gab weitere Schneefälle. Die Kaninchen waren imstande, die Kälte zu ertragen, aber kaum den wachsenden Hunger; selbst Bluebell konnte keine Witze mehr darüber machen. Blackavar führte eine Expedition von Weibchen zur Farm, aber wegen der Katzen blieb ihre Ausbeute gering. Die meisten Kaninchen blieben unter der Erde, aneinander gekuschelt; selbst Holly und Bigwig waren froh, daß sie ein wenig an dem bißchen Wärme im Bau teilhaben konnten.

Eines Nachts, als sich Hyzenthlay, Vilthuril und Thethuthinnang zusammen gegen Hazel, Fiver und Bigwig drückten, fragte Vilthuriclass="underline" »Hat euch Flyairth erzählt, wie sie Thinial verlassen hat und hierhergelangt ist?«

»Nein«, antwortete Bigwig. »Ich wollte sie schon bitten, uns das zu erzählen, aber Hazel meinte, man solle sie in Ruhe lassen, bis sie sich hier eingelebt hätte.«

»Also, mir hat sie's erzählt«, sagte Vilthuril, »und hat mir nicht verboten, es weiterzusagen. Sie ist wahrscheinlich sogar froh, wenn ich es euch erzähle, dann braucht sie es nicht zu tun. Irgendwie schien sie sich fast zu schämen, obwohl ich keinen Grund dafür sah, und das habe ich ihr auch gesagt.«

»Hast du ihr schon einmal vom Geheimen Fluß gesprochen?« fragte Hazel.

»Nein. Aber mir wäre es lieber, sie hörte es von einem von uns dreien, die wir in Efrafra davon wußten. Im Augenblick kann sie sich noch nicht vorstellen, wieso wir von ihr wußten, und so ist ihr verständlicherweise etwas unbehaglich zumute, weil wir so viel von ihr wissen, während sie selber noch im Dunkeln tappt.«

»Ja, es ist sicher besser, daß du ihr das sagst«, meinte Hazel. »Aber was ist in Thinial passiert, daß sie dort wegging?«

»Du weißt doch noch«, sagte Vilthuril, »daß ich dir erzählt habe, was wir vom Geheimen Fluß erfuhren, daß sie nämlich wütend war, als ein paar in Thinial die Jungen von dem armen Weibchen reinbrachten - wie hieß sie noch?«