Выбрать главу

Sogar auf dem Hügelkamm war es schwer, auf dem nassen Boden zu gehen, überall waren kleine Pfützen. Sie fanden eine Menge groben Grases, das zwar eßbar, aber nicht sehr appetitlich war. Auf der Suche nach besserem Gras verteilten sie sich, doch trotz der großen Abstände fühlte sich keiner gefährdet. Der Down war nach allen Richtungen leer, und der Wind wehte keinen elil-Duft heran, sondern nur die vertrauten Gerüche von Wacholder und Thymian. Nach den Tagen der Enge in den frostverriegelten Bauen wirkte die Weiträumigkeit so belebend und erregend, daß manche Kaninchen herumhüpften und Nachlaufen spielten, fast wie Hasen. Auch Hazel genoß die Befreiung und nahm fröhlich teil an einem Scheinkampf mit Buckthorn und Strawberry unter den Wacholderbüschen. Er lief vor Buckthorn weg, den steilen Nordhang hinunter, verhielt plötzlich vor einem Dornbusch, verlor das Gleichgewicht und rollte gegen einen nassen, hohen Grasbüschel. Er rappelte sich auf, und da sah er erschreckt einen Hund hügelan auf sich zu rasen, der schon vor Aufregung jaulte. Es war ein glatthaariger Foxterrier, weiß mit braunen Flecken, triefend naß und verdreckt von den Gräben und Furchen weiter unten. Hazel machte kehrt und rannte mühsam hügelaufwärts, wußte aber, daß er auch mit seinem besten Tempo nicht schnell genug war; der Hund holte ihn ein. Hazel schlug verzweifelt Haken, hin und her, doch er spürte schon den Atem des Hundes, der immer näher kam, fast schon über ihm war.

In diesem Augenblick stürmte ein anderes Kaninchen den Hang hinunter und rannte blindlings, ohne innezuhalten, ohne sein Tempo zu vermindern, mit voller Wucht in die linke Flanke des Hundes. Hund und Kaninchen fielen zusammen hin und waren für kurze Zeit eine zuckende, tretende, schlagende Masse. Das Kaninchen kämpfte sich als erstes frei, während der Hund, noch durch die Überraschung benommen, erst allmählich auf die Beine kam, doch auf dem Steilhang sofort wieder das Gleichgewicht verlor, hinfiel und auf den Rücken rollte. Das hurtigere Kaninchen fand schnell wieder Halt und rannte weg, während Hazel einen sicheren Abstand zum Hund gewann.

Der Hund stand mühsam wieder auf und schaute mit dem Ausdruck größter Verblüffung um sich, und als eine menschliche Stimme ihn von unten rief, lief er hinab, körperlich zwar völlig intakt, doch ganz offensichtlich nicht mehr in der Verfassung, weiterhin Kaninchen zu jagen.

Hazel war kaum weniger verblüfft. Der Schrecken über den plötzlich aufgetauchten Hund und das abrupte Ende der Verfolgung, verbunden mit seiner unerwarteten Fluchtmöglichkeit, hatten ihn in Verwirrung gestürzt. Er humpelte ein paar Schritte hügelan, blieb aber dann stehen; er wußte nicht, wohin er sich wenden sollte, wußte nur, daß er in Sicherheit war. Auf einmal wurde ihm bewußt, daß ein anderes Kaninchen neben ihm verharrte und ihn jetzt ansprach: »Alles in Ordnung? Soll ich dich vielleicht erst noch ein Stückchen begleiten?« Es war Flyairth.

»Warst du das etwa ... die den Hund gerammt hat?« fragte er.

»Ja. Die Hanglage war sehr günstig für uns, nicht wahr?«

»Ich hab' noch nie gehört, daß ein Kaninchen einen Hund angreift.«

»Es war ja auch kein richtiger Angriff. Es war eben sehr leicht, ihn umzurennen, aber ich wollte auch nicht warten, bis er mich beißt. Zum Glück hat ihn sein Herr gerufen.«

»Du hast mir das Leben gerettet.«

»Da bin ich mir nicht so sicher, aber ich freue mich, daß ich dir helfen konnte. Wollen wir wieder raufgehen? Ist wohl an der Zeit, daß wir nach Hause kommen.«

Zurück in seinem eigenen Kessel im Wabenbau, schlief Hazel eine Weile, ging aber dann auf die Suche nach Bigwig und Fiver. Er fand sie beide im Kessel von Bigwig, zusammen mit Hyzenthlay und Vilthuril.

Er erzählte ihnen, was vorgefallen war.

»Das war aber mutig«, sagte Bigwig. »Ich weiß nicht, ob ich so etwas getan hätte, sogar für dich, Hazel-rah. Allerdings hat sie ja ein schönes Gewicht einzusetzen. Aber du meine Güte! Auf einen Hund loszugehen! Das hat Woundwort versucht, und du weißt, was ihm passiert ist.«

»Das war ein viel größerer Hund«, sagte Hazel. Er wandte sich an Vilthuriclass="underline" »Du wolltest sie doch nach einigen Dingen fragen. Nach dem Geheimen Fluß. Ich will mal sehen, ob ich sie finde.«

»Leitkaninchen bemühen sich nie selbst, sie entsenden jemanden«, sagte Bigwig.

Hazel antwortete nicht darauf; er verschwand im Gang neben dem Kessel.

Als Flyairth sich zwischen ihnen niedergelassen hatte, sagte Hazeclass="underline" »Ich habe den Kaninchen hier erzählt, was du heute Nachmittag für mich getan hast. Du hast mir das Leben gerettet, und ich werde dir das nie vergessen.«

»Das wird bestimmt keiner von uns vergessen«, meinte Bigwig. »Machst du so was öfter?«

»Es hat sich nie so ergeben«, antwortete Flyairth. »Jetzt war es einfach ein Impuls, und ich weiß auch nicht, ob ich je wieder so etwas wagen würde. Und dabei wollen wir's bewenden lassen, wenn's euch recht ist.«

»Na gut, wir haben dich jetzt hergebeten, damit Vilthuril dir etwas ganz anderes erzählen kann. Wieviel weißt du über den Geheimen Fluß, wie er in Efrafra hieß?«

»So gut wie nichts«, antwortete Flyairth. »Ich habe mal gehört, wie der erwähnt worden ist, aber nicht von einem, der vorgab, viel darüber zu wissen.«

»Also, Vilthuril wird dir jetzt etwas darüber erzählen.«

Vilthuril berichtete erneut, wie sie auf den Geheimen Fluß gekommen war und wie sie, Hyzenthlay und Thethuthinnang, auf diese ungewöhnliche Weise von Flyairth und Prake erfuhren, die ein Gehege namens Thinial gründeten, mit einer Owsla von lauter Weibchen. Sowenig wie möglich kam sie auf Flyairths Sorge wegen der Weißen Blindheit zu sprechen, erwähnte jedoch Milmown und ihren Wurf und wie die Jungen nach Milmowns Tod gegen Flyairths Willen nach Thinial gebracht wurden.

»Und du weißt ja noch, wie du mir selbst gesagt hast«, schloß sie, »daß du und deine Jungen Thinial verlassen haben, weil die Owsla nicht mit deinen vorgeschlagenen Maßnahmen gegen die Weiße Blindheit einverstanden war. Du bist dann nach Efrafra gegangen, doch Frith sei Dank, bist du dann statt dessen hergekommen.«

Eine Weile schwieg Flyairth, scheinbar nicht imstande, ein solches Phänomen, wie von Vilthuril beschrieben, eine so seltsame Sache wie den Geheimen Fluß in sich aufzunehmen. Endlich sagte sie: »Es muß ja wahr sein, was du erzählt hast, sonst hättest du von Thinial und der armen Milmown und dem Streit mit meiner Owsla nichts wissen können. Aber trotzdem - wie ist das möglich? Ich habe nie so etwas wie von deinem Geheimen Fluß gehört. Das hat mir richtig die Sprache verschlagen, das kann ich euch sagen.«

»Gedankenübertragung«, meinte Fiver. »Kehaar kennt das. Er sagt, das ist bei Vögeln, die wie Möwen in Schwärmen leben, ganz gang und gäbe. Und du hast so ein absonderliches Leben in Efrafra geführt, all deine natürlichen Instinkte unterdrückt -«

»Aber über diese Entfernung -«

»Kehaar sagt, daß die Menschen Methoden haben, sich Neuigkeiten mitzuteilen, die viel unglaublicher sind. Über hrair Meilen durch die Luft, sagt er.«

Flyairth war immer noch wie vor den Kopf gestoßen und auch, wie es Hazel vorkam, etwas verstimmt darüber, daß sie offenbar nicht wie andere Kaninchen die Idee des Geheimen Flusses einfach annehmen konnte. Er sagte: »Also, wir wollen jetzt nicht weiter darüber reden. Ich tappe da sicher genauso im Dunkeln wie alle anderen. Aber ich habe zwei Fragen an dich, Flyairth, glaube allerdings, daß wir eine Antwort schon kennen. Hat irgend jemand in Thinial dieses Wissen gesendet, das der Fluß unseren Kaninchen übermittelt hat? Soviel du weißt, ist die Antwort darauf: Niemand. Die zweite Frage lautet: Wie weit weg ist Thinial? Wo liegt es?«

»Das muß sehr weit entfernt von hier sein«, erwiderte Flyairth. »In Richtung Sonnenuntergang. Ich habe mit meinen Jungen hrair Tage gebraucht, um hierherzukommen.«