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»Sie war das Leitkaninchen in ihrem Thinial-Gehege, bevor sie was von der Blindheit gewußt hat«, sagte Bigwig. »Jetzt will sie wieder Leitkaninchen sein. Das ganze Gerede von der Blindheit ist doch ein Vorwand, um Unterstützung zu finden.«

»Also, jedenfalls will sie so viele Kaninchen, wie es geht, dazu überreden, von hier wegzuziehen«, sagte Blackberry, »und zwar, wie sie sagt, weil hier die Gefahr der Blindheit droht. Jetzt hört mal zu. Soweit ich rausbekommen konnte, stecken Menschen die Kaninchen nur mit der Blindheit an, wenn Kaninchen sie ärgern oder ihnen schaden, wenn sie zum Beispiel ihr Gemüse fressen, die Rinde von ihren Obstbäumen abreißen, ihren Salat kaputtmachen und dergleichen. Wenn wir das dauernd getan hätten, wären wir schon längst von ihnen angesteckt worden. Sind wir aber nicht, denn bis jetzt haben wir ihnen noch keinen Ärger gemacht an dieser abgelegenen Stelle. Hier gibt es nichts zu ruinieren.

Aber da ist noch etwas anderes, was sie gegen uns aufbringen könnte. Wenn wir zu viele wären, uns zu stark vermehrten, das heißt, wenn es hier überall von Kaninchen wimmelte, das gäbe sicher Ärger. Wenn alle Jungkaninchen und die Weibchen aus Efrafra hierbleiben müßten, dann hätten wir hier bald eine Armee von Kaninchen auf dem ganzen Down, eine Armee, die immer größer würde - und das hätten die Menschen nicht gern.

Flyairth möchte, daß alle Mann hoch in ein neues Gehege an einen noch einsameren Ort ziehen. Aber so einsam ist kein Ort, daß die Menschen nicht Wind davon bekämen, wenn sich dort zu viele Kaninchen tummeln.«

»Laß sie doch ziehen«, meinte Fiver. »Laß sie gehen und so viele Jungkaninchen mitnehmen, wie sie überhaupt kann. Je mehr sie mitnimmt, um so sicherer sind wir hier. Tatsache ist, wenn sie uns nicht selbst den Gefallen täte, müßten wir sie sogar dazu bringen.«

»Aber wer will, der kann doch hierbleiben, oder?« fragte Hyzenthlay.

»Ja, natürlich«, antwortete Hazel. »Bis wir je wieder zu zahlreich werden. Aber jetzt haben wir erst einmal für lange Zeit Ruhe. Fiver und Blackberry haben recht: laßt Flyairth gehen.«

Später am Tag verließ Flyairth den Down allein und erklärte, sie wolle jetzt einen geeigneten und sicheren Platz für ein neues Gehege finden. Sie hatte niemanden zum Mitkommen aufgefordert.

Sie blieb drei Tage lang fort. Nach ihrer Rückkehr teilte sie Hazel mit, sie habe einen viel sichereren und noch abgelegeneren Ort gefunden. Sie bat ihn mitzukommen und ihn zu begutachten. Hazel antwortete sehr freundschaftlich, die Begutachtung neuer Gehege habe er zur Zeit nicht vorgesehen, doch selbstverständlich dürfe sie jeden, der ihr genehm sei, dazu einladen.

Doch sie ging nicht noch einmal auf Erkundung, sondern brach am nächsten Tag mit einer beträchtlichen Anzahl von Jungkaninchen auf, die jetzt überzeugt waren, hier an Ort und Stelle gefährdet zu sein. Sie gedenke nicht, sagte sie, zurückzukommen.

Das Wetter wurde immer besser, und der schönen Tage wurden immer mehr. An einem warmen Abend lagen Hazel und einige seiner Vertrauten, einschließlich Hyzenthlay, Vilthuril und Thethuthinnang friedlich in der Sonne.

»Möchte mal wissen, wie Flyairth und ihre Bande zurechtkommen«, sagte Holly. »Und wo sie überhaupt sind.«

»Kehaar müßte jetzt jeden Tag zurückkommen«, meinte Bigwig. »Der wird schon herausfinden, wohin sie gegangen sind und wie sich Flyairth als Leitkaninchen macht.«

»Sicher sehr gut, denke ich mir«, sagte Dandelion. »Also, wißt ihr, ich habe sie immer gern gehabt. Es war so lustig, mit ihr zu plaudern, und sie hatte eine Menge guter Ideen.«

»Sie hat mir das Leben gerettet«, äußerte Hazel, »aber sie hat nie damit angegeben.«

»Ich kann mir vorstellen, daß sie als Leitkaninchen sehr gut wäre«, sagte Silver, »wenn sie einen männlichen Partner hätte, der gegebenenfalls etwas ausgleichend wirkt.«

»Mir gefällt die Idee eines weiblichen Leitkaninchens«, meinte Hazel. »Im Ernst,    ich glaube, wir sollten eigentlich eines haben. Hyzenthlay, hättest du nicht Lust, solch eine Position anzunehmen?«

»Ich wünschte, du würdest es tun«, sagte Blackavar. »Ich glaube, wir wären alle hocherfreut.«

Hyzenthlay wollte schon mit einem Scherz abwehren, als sie die erwartungsvollen    Blicke in der    Runde    sah; alle schienen für Hazels Vorschlag zu sein.

»Sag ja«, drängte sie Fiver.

»Na gut, wenn Hazel mir zur Seite steht, dann ja«, antwortete sie. »Und ich verspreche euch -«

»Ja? Ja?« fragten einige.

»Ich verspreche euch, der größte Quälgeist zu sein, der ihn je geärgert hat, und ihm in allem zu widersprechen.«

»Jetzt ist mir schon wohler zumute«, sagte Hazel und stupste sie mit der Nase an.

Als sich die Neuigkeit im Gehege verbreitete, gab es keine einzige ablehnende Stimme. Jeder, sogar Bigwig, hatte Vertrauen zu Hyzenthlay und besonders natürlich das Corps der Weibchen aus Efrafra, die nicht mit Flyairth gegangen waren.

Es war ein schöner, trockener Frühling, und der Sommer kam leichtfüßig und verheißungsvoll ins Land. Eines strahlenden Nachmittags, als Bluebell, Hawkbit und ein paar andere beim silflay auf dem Down waren, kam ein fremdes Kaninchen mit ausgesprochen erschöpftem Ausdruck mühsam über das Gras zu ihnen herangehoppelt.

»Ich komme als Bote mit einer Nachricht von Efrafra«, sagte es. »Führt mich bitte zu eurem Anführer.«

»Gewiß doch«, erwiderte Bluebell. »Männlich oder weiblich? Wir haben was für alle Geschmäcker, weißt du.«

16. Hyzenthlay bewährt sich

Nach jedem annehmbaren Plan mach' ich dich glücklich, wenn ich kann.

Bequemlichkeit, die zählt hier nicht, weil ich es will, 's ist meine Pflicht.

W. S. Gilbert (Captain Reece)

Doch wie es der Zufall wollte, hatte der Bote aus Efrafra trotz Bluebells überschwenglicher Begrüßung keineswegs die Wahl, wen er als Leitkaninchen haben wollte. Hazel war an diesem Nachmittag nicht im Gehege; er hatte Silver und Blackberry mitgenommen, um sich auf der Nuthanger Farm vorsichtig umzusehen. Seit Woundworts Niederlage hatte sich in Hazels Hinterkopf die unsinnige, ja sogar abergläubische Vorstellung festgesetzt, daß diese Farm in irgendeiner Weise eine glückliche Bedeutung für ihn und seine Kaninchen hätte. Das hieß natürlich nicht, daß er die allgegenwärtige Anwesenheit von Hund und Katzen mißachtete, doch hatte er intuitiv das Gefühl, daß ihn dieser Ort willkommen hieß, wenn man ihn verständig und mit angemessenem Respekt betrachtete, etwa so, wie ein erfahrener Seemann, der das Meer gebührend betrachtet, es eher als gutwillig denn als feindselig ansieht und als eine mögliche Quelle von Wohltaten. Er wollte gern sehen, was auf der Farm vor sich ging, obwohl das meiste sein Verständnis überforderte. Im Sommer pflegte er der Farm regelmäßig Besuche abzustatten, bei denen er ein oder zwei verläßliche Kaninchen mitnahm, und bei der Rückkehr war er jedesmal überzeugt, daß er die Zeit gut angewendet und die Zeiger der Waage auf unerklärliche Weise zu seinen Gunsten ins Gleichgewicht gestupst hatte.

Das hatte er also an diesem Nachmittag vor. Er hatte Hyzenthlay die Leitung übergeben - es war ja nichts Ungewöhnliches zu erwarten - und war unbekümmert den Hügel hinuntergehüpft. Infolgedessen war es Hyzenthlay, der Bluebell den Besucher vorstellte.

Seine Botschaft war nun wirklich nicht von großer Bedeutung. Efrafra wimmelte wieder einmal von zu vielen Weibchen, und Campion hatte einige ausgewählt, die ihm aus freien Stücken vorgetragen hatten, sie hätten liebend gern ihren Horizont erweitert und sich einmal das Leben in Watership Down angesehen. Campion war das egal, sie konnten dort bleiben oder zurückkommen, wie sie wollten. Überzeugt, daß Hazel keine Einwendungen machen würde, hatte er ihnen erlaubt, von Efrafra aufzubrechen, wann es ihnen beliebte. Erst dann fiel ihm ein, daß keines von ihnen den Weg kannte. Doch da gab es in Efrafra ein junges Männchen namens Rithla, das ein paar Monate zuvor mit einer Nachricht von Hazel zu Campion gekommen und dann gleich dort geblieben war, weil es ein Weibchen gefunden hatte und nach glücklicher Paarung Vater geworden war. Campion sah nun in ihm den Führer der emigrierenden Weibchen. Dann war ihm eingefallen, es wäre vielleicht höflich, Hazel schon vorher zu benachrichtigen, daß Weibchen unterwegs seien. Deswegen hatte er Rithla beauftragt, sie bis zum Belt zu führen, von wo aus sie leicht nach Watership Down weitergehen konnten; Rithla sollte während ihrer Rast dort vorauseilen und Hazel verständigen.