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»Bitte nehmen Sie Platz«, forderte Frobisher sie auf. Er ließ sich in den Schreibtischsessel fallen und drehte ihn herum, damit er seine Gäste ansah.

Trout setzte sich neben Gamay. Er hatte bereits entschieden, dass der beste Weg, die Unterhaltung zu beenden, darin bestand, sie schnellstens zu beginnen. »Vielen Dank, dass Sie Zeit für uns hatten«, sagte er als Einleitung zu einer Verabschiedung.

»Es ist mir ein ausgesprochenes Vergnügen«, erwiderte Froby strahlend. »Um ehrlich zu sein, ich stoße heutzutage auf nicht allzu viel Interesse an der Kovacs Society. Dies ist ein ganz besonderer Anlass für mich. Woher kommen Sie?«

»Aus Washington«, antwortete Trout.

Frobys babyblaue Augen leuchteten auf. »Das ist ja noch viel toller! Sie müssen sich unbedingt in mein Gästebuch eintragen. Und jetzt verraten Sie mir mal, wie es kommt, dass Sie sich für Lazio Kovacs interessieren.«

»Wir sind beide Wissenschaftler bei der National Underwater and Marine Agency«, sagte Gamay. »Einer unserer Kollegen bei der NUMA erzählte uns von Kovacs’ Arbeit und deutete an, dass es hier in Los Alamos eine Gesellschaft gebe, die über das vollständigste Archiv über dieses Thema verfüge. In der Bibliothek des National Laboratory ist nur sehr wenig über Kovacs zu finden.«

»Die Bande dort hält ihn für einen Scharlatan«, sagte Frobisher abfällig.

»Den Eindruck hatten wir auch«, bestätigte Gamay.

»Ich will Ihnen ein wenig über die Gesellschaft erzählen. Früher arbeitete ich als Physiker am National Laboratory. Mit einigen meiner Kollegen spielte ich regelmäßig Karten, und ständig kamen Nikola Teslas Arbeiten zur Sprache. Einige meinten, Kovacs würde von Teslas extravagantem Auftreten in den Schatten gestellt und verdiene viel mehr Beachtung für seine Entdeckungen, als wir ihm bisher geschenkt hatten. Wir gaben daraufhin unserer Pokerrunde den Namen Kovacs Society.«

»Ihre Gesellschaft wurde nach einer Pokerrunde benannt?«

»Ja. Wir dachten auch daran, sie Poker Flats zu nennen. Aber einige unserer Mitglieder waren verheiratet und der Meinung, dass ein Debattierclub eine gute Tarnung sei, um ihre Ehefrauen zu täuschen.«

»Heißt das, Sie haben sich niemals über die Kovacs-Theoreme unterhalten?«, wollte Gamay wissen.

»Doch, natürlich haben wir das getan. Wir waren schlechte Pokerspieler, aber gute Wissenschaftler.« Er griff nach oben in ein Regal über seinem Schreibtisch, holte zwei Broschüren herunter und reichte sie den Trouts. »Wir haben diese Hefte mit dem ursprünglichen Artikel gedruckt, in dem Kovacs seine revolutionären Ideen darstellte und erklärte. Es handelt sich um das aufs Wesentliche komprimierte Protokoll einer Konferenz über seine Arbeiten, die vor etwa zwanzig Jahren hier abgehalten wurde. In der Hauptsache ging es darum, Kovacs schlechtzumachen. Wir verkaufen die Broschüren für $4,95 das Stück. Wir haben auch Biographien, die ein wenig teurer sind, um die Druckkosten zu decken.«

Paul und Gamay schlugen eins der Exemplare auf. Der eng gedruckte Text war ungarisch und mit langen, unverständlichen mathematischen Gleichungen durchsetzt. Trout sandte seiner Frau ein Grinsen, mit dem er ausdrücken wollte: »Das war’s dann« und machte dabei Anstalten, sich zu erheben und zur Tür zu gehen. Gamay, die seine Ungeduld deutlich spürte, legte eine Hand auf seinen Arm.

»Die Bücher in den Regalen sind vorwiegend technische Fachliteratur, und Sie waren als Physiker im Labor tätig, daher legen wir großen Wert auf Ihre Meinung. Ich hoffe, Sie missverstehen das Ganze nicht, aber Sie müssen wissen, dass es wegen Kovacs und seinen Theorien heftige Kontroversen gegeben hat. War Kovacs im Grunde nicht mehr als ein brillanter Scharlatan? Oder hatte er etwas?«

»Er hatte ganz eindeutig etwas.«

»Aber er hat es niemals experimentell bewiesen und sich geweigert, Einzelheiten seiner Entdeckungen zu veröffentlichen.«

»Das lag daran, dass er wusste, dass die Informationen einfach zu gefährlich waren.«

Gamay lächelte. »Pardon, aber das klingt, als wollten Sie lediglich sein Versagen entschuldigen.«

»Ganz und gar nicht. Er hatte große Hochachtung vor der Menschheit.«

Trout ahnte, dass Gamay einen Plan verfolgte, und spielte mit.

»Wenn ihm die Menschheit so sehr am Herzen lag, weshalb hat er dann für die Nazis gearbeitet?«, fragte Trout.

»Er musste für die Nazis arbeiten. Sie haben ihm gedroht, seine Familie zu vernichten.«

»Soweit ich weiß, ist genau das auch geschehen«, sagte Gamay. »Es ist eine Schande, finden Sie nicht? Die Frau und die Kinder des Mannes sind deswegen gestorben.« Sie schlug mit der Broschüre auf ihr Knie. »Für eine unsinnige Theorie über tödliche niederfrequente elektromagnetische Wellen.«

Frobishers blasse Wangen nahmen die Farbe eines gekochten Hummers an. Nach einem kurzen Augenblick löste der düstere Ausdruck auf seinem Gesicht sich zu einem breiten Grinsen auf.

»Das war ein sehr geschickter Versuch, mich zu ködern.«

Er sah seine beiden Besucher prüfend an. »Und jetzt verraten Sie mir bitte, wer Sie wirklich sind.«

Gamay schaute zu Paul, der unmerklich nickte.

»Wir gehören zum Spezialteam für Sondereinsätze der NUMA«, antwortete sie. »Wollen Sie irgendwelche Ausweise sehen?«

»Ich glaube Ihnen. Was haben zwei Vertreter der größten Meeresforschungsorganisation der Welt ausgerechnet in Los Alamos, weit weg von Atlantik und Pazifik, zu suchen?«

»Wir glauben, dass der Schlüssel zur Lösung des Rätsels um einige ungewöhnliche ozeanische Störungen hier in New Mexico gefunden werden kann.«

Er runzelte die Stirn. »Welche Art von Störungen?«

»Strudel und Riesenwellen, die groß genug sind, um ganze Schiffe versinken zu lassen.«

»Entschuldigen Sie, aber ich weiß noch immer nicht, wovon Sie reden.«

»Einer unserer NUMA-Wissenschaftler, den wir zu Rate gezogen haben, äußerte die Vermutung, dass die Störungen von Unregelmäßigkeiten und Veränderungen im elektromagnetischen Wellensystem der Erde ausgelöst worden sein könnten. Er brachte die Kovacs-Theoreme ins Gespräch.«

»Nur weiter«, sagte Frobisher.

Einander abwechselnd berichteten sie von den Meeresstörungen und der Spekulation, dass sie von Menschen ausgelöst worden waren.

»Lieber Himmel«, flüsterte Frobisher mit heiserer Stimme. »Es passiert tatsächlich.«

»Was passiert?«, fragte Paul Trout.

»NUMA oder nicht, auf jeden Fall sind Sie in etwas hineingestolpert, das größer und folgenschwerer ist, als man sich vorstellen kann.«

»Das tun wir sehr oft«, sagte Trout. »Es steht in unserer NUMA-internen Arbeitsplatzbeschreibung.«

Frobisher starrte Paul Trout und Gamay an.

Ihre gelassenen Mienen holten ihn auf die Erde zurück, und er bekam sich wieder in den Griff. Er ging in die Küche und kam mit drei eisgekühlten Flaschen Bier zurück, die er verteilte.

»Wir haben Ihnen erzählt, wer wir sind«, sagte Gamay mit ihrem entwaffnenden Lächeln. »Jetzt wäre es vielleicht an der Zeit, dass Sie mal ein wenig über sich herauslassen.«

»Klar, warum nicht.« Er leerte seine Flasche Bier zur Hälfte und wischte sich den Mund ab. »Lassen Sie mich einen kleinen historischen Ausflug machen. Die meisten haben schon von dem Brief gehört, den Albert Einstein an Präsident Roosevelt geschrieben hat.«

Trout nickte. »Einstein meinte, dass angesichts der Möglichkeit, eine kontrollierte Kettenreaktion in Gang zu setzen, der Bau einer Atombombe möglich sei. Er empfahl, dass die Vereinigten Staaten eine solche Bombe entwickeln sollten, ehe die Deutschen es in Angriff nähmen.«

»Das ist richtig«, sagte Frobisher. »Der Präsident beauftragte ein Komitee, sich mit der Angelegenheit zu befassen, und das Ergebnis waren die Forschungen hier in Los Alamos. Nur wenigen ist bekannt, dass Einstein gegen Ende des Krieges einen zweiten Brief schrieb, der jedoch nie veröffentlicht wurde. Darin warnte er vor den Gefahren eines elektromagnetischen Krieges auf der Grundlage der Theoreme. Aber im Gegensatz zu Kovacs, der von vielen als Scharlatan verlacht wurde, hatte Einsteins Meinung Gewicht. Truman bekleidete damals das Präsidentenamt. Er berief ein Komitee ein, das sich Einsteins Vorschläge ansehen sollte, und heraus kam ein Forschungsprojekt ähnlich dem Manhattan Project.«