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Er zoomte das Bild von sich weg, damit es eine größere Fläche Ozean zeigte, und sah dann etwas, das ihm vorher nicht aufgefallen war. Vier Schiffe hatten sich um die Zone versammelt, in der die Katastrophe stattgefunden hatte. An jeder der vier Kompasspositionen befand sich ein Schiff. Die Abstände der Schiffe zueinander waren auf den ersten Blick genau gleich. Er betrachtete das Bild eine Zeit lang, dann ging er ein paar weitere Tage zurück. Die Schiffe waren nicht dort. Er ging zu einem Datum kurz nach dem Untergang der Southern Belle.Nur drei Schiffe waren zu sehen. Als er auf einen Tag nach dem Untergang der Bellesprang, war kein Lichtpunkt mehr vorhanden.

Er kam sich vor wie einer von Platos Gefangenen in der Höhle, die versuchten, die Realität vom Schein zu trennen, aber er hatte einen Vorteil, den sie nicht hatten. Er konnte sich Hilfe suchen. Er schlug das dicke NUMA-Verzeichnis auf, das neben dem Telefon lag, überflog die Einträge und tippte dann eine Nummer. Ein Mann meldete sich.

»Hallo, Alan. Hier ist Kurt Austin. Ich bin soeben von einer Seereise zurückgekommen. Hoffentlich habe ich Sie nicht geweckt.«

»Überhaupt nicht, Kurt. Es ist immer wieder schön, von Ihnen zu hören. Was kann ich für Sie tun?«

»Können Sie es schaffen, morgen früh um acht zu einer Besprechung in mein Haus zu kommen? Es ist sehr wichtig.«

»Natürlich.« Eine kurze Pause trat ein. »Sie wissen doch, womit ich befasst bin?«

Alan Hibbet gehörte zu den Dutzenden gelegentlich ziemlich langweiligen NUMA-Gelehrten, die unbemerkt und unerkannt in den Eingeweiden der ozeanographischen Organisation ihrer Arbeit nachgingen, glücklich und zufrieden damit, auf exotischen Gebieten mit wenig öffentlicher Aufmerksamkeit lebenswichtige Forschungen betreiben zu dürfen. Ein paar Monate zuvor hatte Austin Hibbet während eines NUMA-Symposiums über seegebundene Kommunikation und Umweltüberwachung sprechen hören. Er war damals vom breit gefächerten Wissen des Mannes tief beeindruckt gewesen.

»Ich weiß sehr wohl, mit was Sie sich befassen. Sie sind Spezialist für angewandten Elektromagnetismus mit besonderen Kenntnissen über Antennen. Sie sind zuständig für die elektronischen Augen und Ohren, die die NUMA bei ihrer Tiefseeforschung verwendet und mit denen sie die Verbindung zwischen ihren weit verstreuten Operationen aufrechterhält. Ich habe Ihren Aufsatz über die Auswirkungen von Horizontalebenenausdehnung auf die von verkleinerten Oberflächenantennen erzeugten Strahlungsmuster gelesen.«

» Tatsächlich?Ich betrachtete das Spezialteam für Sondereinsätze als einen Verein von verwegenen Abenteurern und Haudegen.« Austin und sein Team genossen in weiten Kreisen der NUMA einen geradezu legendären Ruf, und Hibbet erstarrte beinahe vor Ehrfurcht, ausgerechnet von ihnen um Hilfe gebeten zu werden.

Austin lachte ein wenig trübselig. Seine Arme schmerzten noch immer von seinen Anstrengungen, Paul Trout zu retten, und er war hundemüde. »Ich glaube, das Team wird zur Zeit mehr gehauen, als dass es mit dem Degen glänzen kann. Wir können Ihre Kenntnisse wirklich gut gebrauchen.«

»Ich helfe gerne, wo und wie ich kann«, versicherte Hibbet.

Austin erklärte ihm den Weg zu seinem Bootshaus und beteuerte, wie sehr er sich freuen würde, ihn am nächsten Morgen begrüßen zu dürfen. Er machte sich auf einem Schreibblock ein paar Notizen, solange die Gedanken noch frisch in seinem Kopf waren. Dann bereitete er eine Kanne kenianischen Kaffees vor, schaltete die Automatik der Kaffeemaschine ein und begab sich in sein Schlafzimmer in einem der Türme. Er zog sich aus, schlüpfte zwischen die kühlen Laken und schlief auf der Stelle ein. Als er von der hellen Morgensonne, die durchs Schlafzimmerfenster schien, geweckt wurde, kam es ihm so vor, als hätte er nur ein paar Minuten geschlafen.

Er duschte und rasierte sich und entschied sich für ein T-Shirt und Shorts. Anschließend bereitete er sich eine Portion Rührei mit Virginiaschinken zu, die er genussvoll auf der Veranda verzehrte. Er war soeben damit fertig geworden, das schmutzige Geschirr wegzuräumen, als Zavala an die Tür klopfte. Kurz darauf erschienen die Trouts mit Professor Adler. Al Hibbet kam praktisch gleichzeitig mit ihnen an. Hibbet war ein hochaufgeschossener Mann mit vollem weißem Haar. Er war ungemein schüchtern, und seine Haut war weiß wie Marmor, beides eine Folge seines Wissenschaftlerdaseins, das er nahezu ausschließlich in einem Labor, weit weg von jeglichem menschlichem Kontakt und frischer Luft und Sonnenschein, verbrachte.

Austin reichte jedem einen Becher Kaffee und geleitete sie dann zu einem großen runden Teakholztisch auf der Veranda. Austin hätte das Treffen in seinem Büro in dem mit grün getöntem Glas verkleideten Turm in Arlington abhalten können, der das Zentrum der NUMA-Operationen darstellte. Aber er war nicht bereit, Fragen zu beantworten oder seine Gedanken mit irgendjemand anderem außerhalb des Kreises seiner engsten Vertrauten zu teilen, bevor er sich nicht erschöpfende Kenntnisse angeeignet hatte. Er ließ sich auf einem Stuhl nieder und blickte sehnsüchtig auf den in der Sonne gleißenden Fluss, auf dem er gewöhnlich den Morgen beim Training in seinem Ruderboot zu verbringen pflegte. Dann ließ er den Blick am Tisch in die Runde schweifen und bedankte sich bei jedem für sein Erscheinen. Er kam sich vor wie Van Helsing, der einen Kriegsrat abhält, um den Kampf gegen Dracula aufzunehmen, und hätte beinahe gefragt, ob jeder genügend Knoblauch mitgebracht habe.

Stattdessen kam er gleich zum Thema. »Etwas Seltsames geht im Atlantik und im Pazifik vor sich«, begann er. »Die See wird aufgewühlt und durchgerührt wie Eier in einer Schüssel. Diese Störungen haben zum Untergang von einem, vermutlich sogar zwei Schiffen geführt. Ein weiteres Schiff wäre beinahe ebenfalls gesunken. Außerdem haben sie einigen der hier Versammelten, mich eingeschlossen, eine heillose Angst eingejagt.« Er wandte sich an Adler. »Professor, seien Sie doch so nett und beschreiben Sie das Phänomen, dessen wir Zeuge wurden, und nennen Sie uns einige Ihrer Theorien dazu.«

»Sehr gerne«, sagte Adler. Er lieferte einen kurzen Abriss über das Verschwinden der »unsinkbaren« Southern Belleund die erfolgreiche Suche nach ihrem Wrack. Er beschrieb die von Satelliten gelieferten Beweise für die Existenz von Monsterwellen in der nächsten Umgebung des Schiffs. Zuletzt, und mit deutlich weniger Begeisterung, kam er zu seiner Theorie, dass die Störungen nicht natürlichen Ursprungs sein könnten. Während er seine Überlegungen skizzierte, blickte er nervös von Gesicht zu Gesicht, als suchte er dort nach einem Anflug von Zweifel. Zu seiner Erleichterung fand er nur Ernsthaftigkeit und waches Interesse.

»Normalerweise könnten wir diese seltsamen Meeresaktivitäten König Neptun zuschreiben, den offenbar der Hafer sticht, wären da nicht zwei Dinge«, sagte er. »Satellitenbilder lassen vermuten, dass auch andere Regionen der Ozeane von ähnlichen Störungen heimgesucht wurden und dass bei diesen Störungen eine ungewöhnliche Symmetrie zu beobachten ist.« Indem er sich Austins Laptop bediente, zeigte er die Satellitenbilder von den Monsterwellenkonzentrationen.

Austin bat die Trouts, ihren Abstieg in den Mahlstrom zu schildern. Wieder herrschte aufmerksame Stille, während Gamay und Paul abwechselnd berichteten, wie sie in den Strudel gesogen und in allerletzter Minute gerettet wurden.

»Habe ich Sie richtig verstanden, dass Sie Blitze beobachtet haben, als dieser Strudel sich bildete?«, fragte Hibbet.

Gamay und Paul nickten.

Hibbets Antwort war außerordentlich erschöpfend. Er sagte nur: »Aha.«

Zavala nahm den Faden auf und berichtete vom Besuch des wieder aufgetauchten Schiffs. Hibbet interessierte sich besonders lebhaft für seine Beschreibung des Kraftwerks und der beschädigten elektrischen Aufbauten an Deck.