Выбрать главу

In diesem Punkt hatte Mrs Black recht. Es gab kein Geld. Mr Black, der mir lange und mühsam Anweisungen gab, wie ich ein Geschäft zu führen hatte, das nicht länger existierte, bestand darauf, dass es noch genügend Geldmittel gäbe. Die Geldkassette, in der er das Geld für das Geschäft aufbewahrt hatte, war jedoch leer. Ich verdächtigte George, es genommen zu haben, doch Mr Black war so verwirrt, dass ich mir nicht sicher sein konnte, wie viel Geld tatsächlich – wenn überhaupt – darin gewesen war. Alles, was wir zum Leben hatten, waren die Wertmarken aus Blei und Zinn, welche die Händler herausgaben, da es zu wenige kleine Münzen gab. Sie waren einen halben Penny oder einen Farthing wert. Sarah bewahrte sie in kleinen Lederbeuteln für Schlachter, Bäcker und Milchladen auf. Es ertönte jedes Mal ein Triumphschrei, wenn jemand eine vergessene Marke in einer Schublade fand, und wenn in einem Krug plötzlich ein kleiner Vorrat auftauchte, war es ein Festtag für uns.

Als die letzten Wertmarken uns nur noch Roggenbrot ohne Käse bescherten, erinnerte ich mich daran, wozu Mr Ink mich an jenem turbulenten Tag drängen wollte, als der König versucht hatte, das Recht des Parlaments zu verletzen. Ich schrieb mein erstes Flugblatt und lieh mir von Will Geld für die Tinte und das Papier, um es zu drucken. Mit dem zärtlichen Stolz eines Vaters für sein erstes Kind betrachtete ich den Probeabzug:PRIVILEG!Wie Mr PYM & das Parlamentgerettet wurden.Der geheimnisvolle Bote offenbart,wie die Pläne der bösartigen Ratgeber des Königs vereitelt wurden.

Es gab einen solchen Ansturm auf das Flugblatt, dass ich die abgenutzten Typen ersetzen musste. Der Erfolg zog weitere Geschäfte nach sich, und ich wurde umworben, nicht als Edelmann, sondern als Flugblattschreiber. Umworben und geschmäht; denn der Flugblattschreiber wurde als der niederste aller Schreiber angesehen, aufrührerisch, liederlich, noch schlimmer gar als ein Stückeschreiber, eine Hure der Druckerpresse, an einem Tag gekauft, am anderen fortgeworfen. Gelegentlich wurde ich meine Tätigkeit leid, sie widerte mich an, dann schrieb ich ein paar Gedichte. Aber als diese sich noch schlechter verkauften als moralische Traktate, kehrte ich zu meinen Geschichten zurück und zog es vor, gelesen und geschmäht als überhaupt nicht gelesen zu werden.

Mrs Black jedoch begann, mich freundlicher anzusehen. Sobald mehr Geld da war, konnte sie sich einen besseren Sterndeuter leisten, Mr Lilly. Er entdeckte einen Fehler in den Berechnungen des billigeren Kollegen. Merkur stand in Konjunktion, nicht Opposition zur Sonne, und somit war ich ein Bote, kein Teufel.

Ich konnte nun auch einen Arzt für Mr Black bezahlen, doch es schien ihm besser gegangen zu sein, als er überhaupt keinen Doktor gesehen hatte. Allmählich hatte er sein Sprachvermögen wiedererlangt, obgleich seine Worte noch zögernd und verwischt klangen, und er war in der Lage, eine Feier zur Erfüllung meines Lehrvertrages auszurichten. Sieben Jahre war ich hier gewesen! Sieben Jahre – und endlich konnte ich die Uniform fortwerfen, meine Stiefel und diese verfluchte Mütze!

An einem heißen, schwülen Augusttag trug Big Jed die Tische heraus und stellte sie unter den Apfelbaum. Aus Anlass der großartigen Gelegenheit sagte er, ich sei für eine Woche »vom Spieß beurlaubt«, doch in Wahrheit war das Exerzieren mit dem Spieß oder der geschulterten Muskete immer seltener geworden. Die Angst vor dem großen Krieg hatte abgenommen, als es nur vereinzelte Scharmützel weit entfernt von London gegeben hatte.

Will, Ben, Luke und Charity kamen. Letztere war guter Hoffnung, und zum Vergnügen, und vielleicht auch zur Übung, hatte sie ihre kleinere Schwester Prudence und ihren Bruder Tenacious mitgebracht. Andere Flugblattschreiber waren da, wie der ohrlose Jack, dem man für seine radikalen Ansichten ein Ohr abgeschnitten hatte. Ich hätte zu gerne Mr Ink hier gesehen, doch zu meiner Enttäuschung war er noch nicht erschienen, als Mr Black sich erhob, um seine Rede zu halten. Am kupferblauen Himmel war ein Donnergrollen zu hören, doch Mrs Black sagte, das Gewitter würde vorüberziehen. Sie hatte ein Tageshoroskop von Mr Lilly gekauft, und der hatte ihr versichert, es würde nicht regnen.

Mr Black verkündete, dass ich hinreichend in die Geheimnisse des Handwerks eingewiesen sei, wenngleich es einige Diskussionen über mein Benehmen gegeben habe. Die Gäste lachten laut und klopften auf die Tische.

»Tom …« Seine Stimme bebte. »Du bist jetzt frei. Wenn du w… willst, darfst du … jetzt eine Schänke besuchen.«

Die Runde brach erneut in Gelächter aus, und ein weiteres Donnergrollen war zu hören, das Mrs Black mit einer Handbewegung abtat.

»Du darfst sogar ein W…würfelspiel w… wagen.«

Noch mehr Jubel, und jemand sagte, er habe einen Regentropfen gespürt, doch Mrs Black erwiderte, das habe er sich nur eingebildet.

»Und … und …« Mr Black hielt inne und stützte sich auf seinen Stock. Seine Frau sprang ängstlich auf, doch er scheuchte sie unwirsch fort. Er war unfähig, die Worte herauszubringen, und ich glaubte, es läge an seiner Krankheit, doch dann, als er endlich sprach, begriff ich, dass es die Rührung war. »Es s… steht dir … jetzt f… frei zu heiraten.«

Annes Hand schlich sich in meine. Mrs Black lächelte. Der Regen prasselte auf uns nieder, als hätte jemand die Schleusen geöffnet. Lachend und halb durchnässt wurde im Haus auf uns angestoßen, bis der Regen aufhörte. Als die Sonne wieder zum Vorschein kam, sahen wir unter dem Apfelbaum eine einsame tropfnasse Gestalt.

»Mr Ink!«, schrie ich. »Lieber Freund – Ihr seid gerade rechtzeitig gekommen!«

»Ich wurde von den Neuigkeiten aufgehalten.« Er wirkte verstört, drehte seinen Hut zwischen den Fingern, von denen ein tintiger Regen tropfte.

»Neuigkeiten?«

»Der König hat in Nottingham seine Truppen um sich geschart.«

Wir hatten so lange darauf gewartet, aber als es dann eintrat, traf es uns wie ein Schock. Womit wir nicht gerechnet hatten, war Eaton. An jenem Abend ritt er auf seinem schwarzen Wallach auf den Hof. Für seine Verhältnisse war er beinahe höflich. Er verbeugte sich leicht in meine Richtung, fast spöttisch, und nannte mich Mr Tom. Genau wie vor sieben Jahren suchte er Mr Black in seinem Kontor auf, doch im Unterschied zu damals war ich dieses Mal dabei. Er sagte, die Tatsache, dass der König seine Truppen um sich scharte, habe Lord Stonehouse’ Aufmerksamkeit auf ein unerledigtes Geschäft gelenkt.

»I… ich mache keine Geschäfte mit Lord Stonehouse«, sagte Mr Black fest.

»Ihr habt einen Vertrag, Sir.«

Der Vertrag betraf mich. In der Tat, sagte Eaton, sei nicht Mr Black, sondern Lord Stonehouse mein Lehrmeister. Wir widersprachen ihm kühn und erklärten, dass ich jetzt ein freier Geselle war. Die Zunft hatte ihre Zustimmung erteilt. Außerdem habe Lord Stonehouse in diesem Jahr keine Zahlungen geleistet, und damit sei der Vertrag ungültig. Eaton ballte die Fäuste und hielt sich mit einiger Mühe zurück. Er schleuderte einen Brief auf das Schreibpult vor Mr Black und teilte mir mit, wenn ich über den Inhalt des Schreibens zu diskutieren wünschte, täte ich gut daran, am nächsten Morgen um neun Uhr in Mr Turvilles Kanzlei zu sein.

»Ich habe keine Interesse, über irgendetwas zu diskutieren, Sir«, sagte ich.

»Auch gut. Ich wünsche den Herren einen angenehmen Abend.«

Ich begleitete ihn nach draußen. Als ich ins Kontor zurückkehrte, glaubte ich, Mr Black habe einen erneuten Anfall erlitten. Er konnte nicht sprechen. Ich ergriff den Brief, der offen auf seinem Schreibtisch lag. Lord Stonehouse hatte das Grundstück erworben, auf dem sich der Half Moon Court befand, und gab Mr Black einen Monat Zeit, das Haus zu räumen. Ich fürchtete, dass jeder Schritt aus dem Haus, das Mr Black liebte, ihn umbringen würde.