Выбрать главу

»Ja, Mylord.«

»Ich werde entscheiden, welche Stellung du im Leben einnehmen wirst. Derweilen wirst du dich wie Mr Cole kleiden.«

Ich sagte nichts. Anscheinend hatte ich recht gehabt. Turville hatte Lord Stonehouse’ Pläne für mich völlig übertrieben dargestellt, teils, um mich von Mr Black und Anne zu entfernen, teils, um mich zum richtigen Zeitpunkt als Erben ins Spiel zu bringen – als Marionette, die er und Eaton manipulieren konnten.

Unvermittelt blaffte er los: »Hat Eaton dir von dem Anhänger erzählt?«

Es war zwecklos, es abzustreiten. »Ja, Mylord.«

Er stand auf und hob ein Siegel von seinem Schreibtisch auf. Ich zuckte zusammen, weil ich im ersten Moment glaubte, er würde damit nach mir werfen. Stattdessen klopfte er unablässig mit dem Siegel auf den Tisch, um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen. Er erklärte mir, dass er, als Matthew und Susannah und – er räusperte sich – ihr Wunderbaby von seinem Land verschwanden, Eaton ausgeschickt habe, um sie ausfindig zu machen. Aber die Spur war erkaltet.

Lord Stonehouse ging zum Fenster und starrte hinaus auf die dunkle Straße. Acht Jahre später, fuhr er fort, nachdem er mich von der Werft geholt hatte, habe er Eaton erneut auf Matthews Fährte angesetzt. Er hätte ihn fast erwischt, als Matthew versuchte, den Anhänger zu verkaufen.

Lord Stonehouse nahm eine Kerze aus einem Wandleuchter und hielt sie zu einem Bild hoch, das hinter seinem Schreibtisch hing. Es handelte sich um ein Porträt seiner Frau Frances, das jünger war als das Gemälde in Turvilles Kanzlei. Später erfuhr ich, dass es kurz vor ihrem Tod entstanden war. In einer Hand hielt sie eine weiße Rose, das Symbol der Liebe. Die andere deutete auf den Falkenanhänger auf ihrem Busen.

»Ich glaube, dass der Anhänger das Geheimnis deiner Geburt in sich verbirgt. Ich werde nicht ruhen, ehe er gefunden ist. Du wirst ihn zusammen mit Eaton aufspüren, dann werde ich entscheiden, was ich mit dir mache. Verstanden?«

Er stellte die Kerze zurück und hob die Klingel, um mich zu entlassen.

»Ich werde den Anhänger finden, aber ich will nichts von Euch«, sagte ich. »Bis auf eine Sache.«

Im ersten Augenblick dachte ich, er würde mit der Klingel nach mir werfen. »Weiter.«

»Das Haus am Half Moon Court. Und meine Freiheit.«

»Um was zu tun? Die Tochter des alten Black zu heiraten?« Er setzte die Klingel wieder ab und lachte dröhnend. Ich glaubte, er hätte überhaupt keinen Humor, aber jetzt tränten ihm die Augen vor Lachen. »Vorsicht, wenn du nicht aufpasst, finde ich am Ende noch Gefallen an dir! Du bist mein … was auch immer. Ich habe dich zu dem gemacht, was du bist, und du wirst tun, was ich will. Die Tochter eines Druckers heiraten!«

Ich grub meine Fingernägel in die Handflächen, als ich spürte, wie ich die Beherrschung verlor. Ich zog seine Wut seinem Gelächter vor, mit dem er alles verhöhnte, an das ich glaubte. »Ich bin selbst ein Drucker!«

»Natürlich.« Er hob Mr Turvilles Brief an Mr Black auf. »Ich weiß, dass das hier ein Trick war, um dich hierherzubringen …«

»Das war kein Trick!«

Er bedachte mich mit einem ungläubigen Blick. Sein Lächeln wurde herablassend. »Du glaubst also, du liebst diesen Mädchen?«

»So wie ich glaube, dass Ihr Eure Frau geliebt habt, Mylord.«

»Werde nicht ausfallend!«, rief er zornig.

Ich wollte schon kontern, dass das gemeine Volk dieselben Leidenschaften haben konnte wie die Lords, doch er wirkte auf eine Weise berührt, die mich innehalten ließ. Er kam zu mir, umrundete mich, schien mich alsdann vollkommen zu vergessen, als er zum Porträt seiner Frau ging und etwas murmelte, das ich nicht verstand. Schließlich drehte er sich zu mir um.

»Also gut. Setz dich.«

Er deutete auf ein Schreibpult, an dem Mr Cole zu sitzen pflegte, auf dem Papier und Tinte lagen, und befahl mir, niederzuschreiben, dass im Austausch für den Anhänger der Half Moon Court in Mr Blacks Eigentum übergehen würde. Er fügte verschiedene juristische Wendungen und Bedingungen hinzu, aber das war der Kern des Dokuments. Ich war nicht in der Lage zu entscheiden, ob er es ernst meinte oder die ganze Angelegenheit als Scherz auffasste, aber auf jeden Fall versetzte es ihn in bessere Stimmung. Er sagte, meine Handschrift sei viel zu geschult, um die eines Edelmanns sein zu können, und vielleicht sei ich ja doch ein Drucker. Mr Cole und ein Bediensteter bezeugten meine Unterschrift, als ich das vertraute eilige Hufgeklapper und Eatons Ruf nach dem Stallburschen hörte.

Lord Stonehouse hatte sich wieder vollkommen unter Kontrolle. Er befahl dem Diener, Eaton auf der Stelle hinaufzuschicken. Er wies Mr Cole an, die notwendigen juristischen Schritte einzuleiten, um Richard in den Kerker werfen zu lassen, wo er bleiben könne, bis er über seine Lage nachgedacht habe. Er lächelte mir zu, während er das sagte, und nahm das Dokument, das ich unterzeichnet hatte. Ich sah ihn vor mir, wie er es als Auftakt zu einer weiteren Versöhnung benutzen würde, sobald Richard hinreichend nachgedacht hatte. Für ihn spielte es keine Rolle, dass Richard versucht hatte, mich zu töten. Das musste ein Missverständnis gewesen sein, genau wie mein unglückliches Hineinplatzen in ihr Treffen eines gewesen war. Zu diesem Zeitpunkt war es mir egal. Alles, worum ich mich sorgte, war Anne.

»Nun gut«, sagte Lord Stonehouse und schäumte vor guter Laune geradezu über. »Du hast dir Zeit gelassen, Eaton! Ich habe herausgefunden, dass dieser junge Herr darauf besteht, ein Drucker zu sein! Was ist los, Mann? Bist du verletzt?«

Eaton sah aus, als sei seine Narbe frisch aufgerissen. Er wischte sich das Blut ab, das seinen Kragen und Umhang beschmutzte. »Das ist nicht meins«, sagte er. »Sondern Turvilles. Er ist tot. Die Akte über den Anhänger ist verschwunden.«

23. Kapitel

Es schien Lord Stonehouse nie in den Sinn gekommen zu sein, dass eine Durchsuchung und Plünderung, wie er sie mit skrupelloser Effizienz in royalistischen Häusern organisierte, jemals ihm zustoßen könnte, oder jenen, mit denen er Umgang pflegte. Niemals hätte er gedacht, dass Richard, der sich ein ums andere Mal gefügt hatte, tatsächlich rebellieren würde. Und da das Gesetz zeit seines Lebens allein in seinen Händen gelegen hatte, hatte er gewiss nie in Betracht gezogen, dass in Kriegszeiten zweierlei Recht herrschte. Oder gar keines.

Als wir zu den Ställen hinuntergingen, erzählte Eaton mir, dass es kein Zeichen von Jane oder den anderen Bediensteten in Turvilles Haus gäbe. Man glaubte, sie seien geflohen. Er wählte eine graue Stute für mich aus, von der er mit hinterhältigem Blick sagte, sie sei sanftmütig, da ich nur in Moorgate Fields ab und zu geritten war. Kaum, dass ich auf ihr saß, warf sie mich beinahe ab, und ich sagte zu Eaton, ich sei froh, dass er kein lebhafteres Pferd für mich ausgesucht habe. Er grinste, während er beide Tiere kontrollierte, und sagte, man lerne am besten, wie man sich auf einem Pferd hielt, indem man ein paarmal abgeworfen wurde. Er schien sich bemerkenswert schnell von seinem Schock über Turvilles Tod erholt zu haben. Mehrmals betonte er, wenn dies Richard nicht in den Augen seines Vaters schlecht mache, dann würde nichts es schaffen.

»Wir wissen nicht, ob es Richard war«, sagte ich.

»Natürlich war er es.«

»Hat ihn jemand gesehen?«

»Er wusste, wonach er suchen musste«, erwiderte er knapp. »Halt dich dicht bei mir, verdammt!«

Er ritt weiterhin vor mir her und zügelte schließlich ungeduldig sein Pferd. In jeder Gasse schoss sein Blick nervös von einer Seite zur anderen. Es gab keine Ausgangssperre, aber es fühlte sich so an, denn die Straßen waren fast leer. Er erzählte mir, dass Trupps der Bürgergarden bereits Richtung Norden aufgebrochen waren, um sich dem Earl of Essex anzuschließen und das Parlamentsheer zu bilden.

Ich berichtete ihm von der Abmachung, die ich mit Lord Stonehouse getroffen hatte. Er schlug sich lachend auf die Schenkel und sagte, er habe noch nie so eine gute Geschichte gehört.