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Aber nicht alle sind gleich viel wichtiger. Direkt über euch steht der Resident, der aber kaum mehr zählt als ihr. Darüber rangiert der freie Bürger. Zum Zeichen seines Ranges trägt er einen grauen Ring am Finger; seine Kleidung ist schwarz. Auch er ist nicht besonders bedeutend. Mit einigem Glück können einige von euch freie Bürger werden.

Als nächstes kommen die Privilegklassen, die sich alle durch verschiedene Symbole ihrer Rangordnung unterscheiden, wie etwa durch den goldenen Ohrring, der die Hadji-Klasse kennzeichnet.

Mit der Zeit werdet ihr alle von selbst die Zeichen und Vorrechte der verschiedenen Ränge und Stufen kennenlernen. Vielleicht sollte ich noch die Priester erwähnen. Obgleich sie nicht zu den Privilegklassen gehören, sind ihnen gewisse Freiheiten und Rechte eingeräumt. Habe ich mich klar ausgedrückt?«

Zustimmendes Gemurmel erklang in der Baracke. »Und jetzt komme ich darauf, wie sich jeder zu verhalten hat, wenn er jemandem von höherem Rang begegnet. Als Peons seid ihr verpflichtet, einen freien Bürger in respektvoller Form mit vollem Titel zu grüßen. Mit Mitgliedern der Privilegklassen dürft ihr nur sprechen, wenn man euch dazu auffordert, dabei müßt ihr die Augen gesenkt halten und die Hände falten. Ihr dürft euch von einem privilegierten Bürger nicht entfernen, ohne von ihm die Erlaubnis dazu erhalten zu haben. In seiner Gegenwart dürft ihr unter gar keinen Umständen sitzen. Verstanden? Es gibt noch viele andere Dinge zu lernen. Mein Stand als Quaestor beispielsweise gehört zum Rang der freien Bürger, er bezieht aber einige Freiheiten der Privilegklassen mit ein.«

Der Quaestor ließ den Blick über die Männer gleiten, um sich zu vergewissern, ob sie ihn verstanden hatten. »Die Baracken dienen euch vorläufig zur Unterkunft. Ich habe einen Plan aufgestellt, der festhält, welche von euch fegen müssen, welche waschen und so weiter. Fragen beantworte ich jederzeit gerne.

Dumme oder unverschämte Fragen werden mit Verstümmelung oder Tod bestraft. Vergeßt nie, daß ihr die Niedrigsten der Niedrigen seid. Wer sich das stets vor Augen hält, kann vielleicht am Leben bleiben.«

Einen Augenblick hielt der Quaestor inne, dann fuhr er fort:

»Während der nächsten Tage werden euch die verschiedensten Arbeiten zugeteilt werden. Manche werden in die Germanium-Bergwerke geschickt, andere kommen zur Fischerflotte, und andere wieder werden in den verschiedensten Handelszweigen untergebracht werden. In der Zwischenzeit aber steht es euch frei, euch in Tetrahyde umzusehen.«

Als ihn die Männer verständnislos anblickten, fügte er erklärend hinzu: »Tetrahyde ist die Stadt, in der ihr euch befindet. Es ist die größte Stadt auf Omega.« Er dachte einen Augenblick nach

»Genauer gesagt, es ist die einzige Stadt auf Omega.«

»Was bedeutet der Name Tetrahyde?« fragte Joe.

»Woher soll ich das wissen?« antwortete der Quaestor stirnrunzelnd. »Ich nehme an, es ist einer jener alten Namen, die immer wieder auftauchen. Jedenfalls - seht euch vor, wenn ihr ausgeht.«

»Warum?« fragte Barrent.

Der Quaestor grinste. »Das, Peon, ist etwas, was du selbst schnell genug herausfinden wirst.« Er drehte sich um und verließ die Baracke.

Barrent ging zum Fenster. Von hier aus konnte er einen verlassenen Platz überblicken und dahinter einige Straßen von Tetrahyde. »Willst du ausgehen?« fragte Joe.

»Natürlich«, antwortete Barrent. »Kommt jemand mit?«

Der kleine Betrüger schüttelte den Kopf. »Ich glaube, daß ich hier besser aufgehoben bin.«

»Foeren, wie steht's mit dir?«

»Mir ist das auch nicht geheuer«, erwiderte Foeren. »Scheint mir besser, erst mal ein bißchen in der Nähe der Baracken zu bleiben.«

»Lächerlich«, sagte Barrent. »Die Stadt gehört jetzt auch uns.

Kommt denn niemand mit?«

Foeren blickte sich unsicher um und zog die breiten Schultern in die Höhe, während er den Kopf schüttelte. Auch Joe zuckte die Achseln und lehnte sich auf seinem Bett zurück. Die anderen blickten nicht einmal auf.

»Also gut«, sagte Barrent. »Ich werde euch nachher Bericht erstatten.« Er wartete noch einen Augenblick, ob nicht doch noch jemand seine Meinung änderte, dann ging er zur Tür hinaus.

Tetrahyde bestand aus einer Ansammlung von Gebäuden auf einer schmalen Halbinsel, die in ein ruhiges graues Meer hinausragte. Gegen das Landinnere zu war die Halbinsel durch eine hohe Steinmauer begrenzt. Darin waren Tore und Schilderhäuschen eingelassen. Das größte Gebäude der Halbinsel war die Arena, die einmal im Jahr für die Spiele verwendet wurde. Daneben standen einige Regierungsgebäude.

Barrent schritt durch die schmalen Straßen; er blickte sich neu gierig nach allen Seiten um, um sich ein Bild von seiner neuen Heimat zu machen. Die gewundenen, ungepflasterten Straßen und die dunklen, vom Wetter gezeichneten Häuser rührten an irgend etwas Unfaßbares in seiner Erinnerung. Er hatte einen Ort wie diesen schon einmal auf der Erde gesehen, aber er konnte ihn sich nicht genauer vorstellen. Dieser Gedanke verfolgte ihn, aber soviel er sich anstrengte, er konnte sich an nichts Konkretes erinnern

Nachdem er an der Arena vorbei war, kam er in den Hauptgeschäftsteil von Tetrahyde. Voller Interesse las er die Inschriften über den Läden: DOKTOR OHNE LIZENZ -

ABTREIBUNGEN WERDEN SOFORT VORGENOMMEN. Und ein Stück weiter:    UNBESTELLTER ANWALT

POLITISCHE PROTEKTION!

Das alles erschien Barrent seltsam. Er ging weiter und kam an Läden vorbei, die gestohlene Waren anpriesen, und dann zu einem, an dem stand: ACHTUNG! HIER ARBEITEN MUTANTEN! HIER WIRD IHRE VERGANGENHEIT AUF DER ERDE AUFGEDECKT!

Barrent war versucht einzutreten. Aber er erinnerte sich daran, daß er kein Geld besaß. Und Omega schien ihm ganz danach auszusehen, als hätte Geld hier einen hohen Wert.

Er ging eine Seitenstraße hinunter, an mehreren Restaurants vorbei und gelangte zu einem großen Gebäude. GIFTINSTITUT, las er:

GUTE KONDITIONEN, KUNDENFREUNDLICHE ZAHLUNGSFRISTEN.

PROMPTE BEDIENUNG GARANTIERT ODER GELD ZURÜCK. Und auf der nächsten Tür: MÖRDERINNUNG, TELEFON 452.

Wegen der Rede des Uniformierten auf dem Schiff hatte Barrent angenommen, daß das Leben auf Omega dazu bestimmt war, die Kriminellen zu rehabilitieren. Nach den Aufschriften der Läden zu urteilen, war das keineswegs der Fall; oder wenn, dann ging diese Rehabilitierung höchst sonderbare Wege. Tief in Gedanken versunken, ging er weiter.

Dann bemerkte er plötzlich, daß die Leute einen großen Bogen um ihn machten. Sie starrten ihn an und duckten sich in Hauseingänge.

Eine ältere Frau rannte entsetzt davon

Stimmte etwas nicht mit ihm? Lag es an seiner Gefängnisuniform?

Unwahrscheinlich - denn die Leute von Omega hatten viele

davon gesehen. Aber was war es denn?

Die Straße war jetzt fast ausgestorben. Ein Ladeninhaber in seiner Nähe ließ hastig ein Gitter vor seiner Auslage herab.

»Was ist los?« fragte ihn Barrent. »Was geht hier vor?«

»Bist du von Sinnen?« antwortete der Mann. »Heute ist doch Landungstag! «

»Ich verstehe nicht.«

»Landungstag!« wiederholte der Ladeninhaber. »Der Tag, an dem das Schiff mit den Gefangenen landet. Mach, daß du zurück in deine Baracke kommst, du Idiot!«

Er ließ das letzte Stahlgitter herab und verschloß es. Barrent fühlte plötzlich Angst in sich aufsteigen. Irgend etwas stimmte nicht. Er mußte so schnell wie möglich zurück in das Lager. Es war dumm von ihm gewesen, nicht mehr über die Gebräuche von Omega zu erfragen, bevor er...

Drei Männer kamen auf ihn zu. Sie waren gut gekleidet, jeder trug im linken Ohr den goldenen Ohrring eines Hadjis. Alle drei waren bewaffnet.

Barrent wollte in die andere Richtung davongehen, als einer der Männer rief: »Halt, Peon!«

Barrent sah, daß die Hand des Mannes in gefährlicher Nähe der Waffe war. Er blieb stehen. »Was ist los?« fragte er.