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Die Tür zu seinem Schlafzimmer wurde geöffnet, und Silava trat ein.

»Grässlich, nicht wahr?«

Sie nickte. »Wenn du die Wahl hast, solltest du eher das Wams verlieren als die Tunika. Nur mit der Tunika bekleidet wirst du wahrscheinlich einen recht guten Eindruck machen, aber für das Wams allein hast du einfach nicht die richtige Figur.«

Er klopfte auf seinen Oberkörper und seinen Bauch. »Was soll das heißen? Bin ich nicht männlich genug?«

Sie grinste. »Darauf antworte ich nicht. Wenn du dich sowohl des Wamses als auch der Tunika entledigst, solltest du unbedingt den richtigen Zeitpunkt dafür wählen. All die weiße Haut wird deinen Gegner wahrscheinlich blind machen. Oder er wird derart lachen müssen, dass er sein Schwert fallen lässt. So oder so, es könnte dir die Chance geben, wegzulaufen.«

Danjin schnaubte entrüstet. »Ich? Weglaufen?«

Er erwartete einen Seitenhieb, was seine körperliche Verfassung betraf, aber stattdessen wurde ihre Miene ernst.

»Ja«, sagte sie. Dann trat sie vor ihn hin und sah ihm in die Augen. »Lauf weg. Ich bin noch zu jung, um Witwe zu werden.«

»Ich werde nicht... Einen Moment mal. Um was zu werden?«

Sie kniff ihn in den Arm, und trotz des dicken Stoffs gelang es ihr irgendwie, ihm weh zu tun.

»Au!«

»Das hast du verdient. Ich versuche gerade, dir zu sagen, wie sehr ich mich um dich sorgen werde.«

Ihm kamen mehrere freche Antworten in den Sinn, die er jedoch beiseiteschob. Er legte ihr sanft die Arme um die Schultern. Der Stoff des Wamses widersetzte sich der Bewegung, und ein Stich des Grolls durchzuckte ihn, als ihm klar wurde, dass er in dieser lächerlichen Gewandung nicht einmal dazu in der Lage war, seine Frau richtig zu umarmen.

Silava gab einen erstickten Laut von sich, und er trat überrascht einen Schritt zurück. Sie wischte sich die Tränen von den Wangen und wandte sich verlegen ab.

»Du wirst... du wirst doch vorsichtig sein?«, fragte sie leise.

»Natürlich.«

»Versprich es mir.«

»Ich verspreche, dass ich vorsichtig sein werde.« »Ich werde dich beim Wort nehmen.«

Sie hörten Schritte, die sich der Tür näherten, und wandten sich um. Im nächsten Moment erschien ihr Diener. »Pa-Speer ist eingetroffen«, sagte er schwer atmend. Danjin nickte. »Ich werde gleich runterkommen.« Er drehte sich wieder zu seiner Frau um und küsste sie. »Leb wohl fürs Erste, Silava.«

Ihre Augen glänzten, aber sie erwiderte mit ihrer normalen Stimme: »Leb wohl fürs Erste.«

Es widerstrebte ihm, sie allein zu lassen, wenn sie so aufgewühlt war, aber sie winkte ungeduldig ab. »Geh nur. Lass deinen Vater nicht warten.« »Nein, das wäre undenkbar.«

Sie brachte ein schwaches Lächeln zustande. Er zwinkerte ihr zu, dann verließ er den Raum. Als er die Treppe zum unteren Stockwerk erreichte, holte er tief Luft und wappnete sich gegen die Verachtung seines Vaters.

Draußen war es trotz des hellen Morgenlichts ziemlich kalt. Pa-Speer wartete in einem geschlossenen Plattan. Danjin trat aus seinem Haus und stieg in den Wagen. »Vater«, begrüßte er Pa-Speer.

»Danjin«, erwiderte sein Vater. »Was für ein schöner Tag, um in den Krieg zu ziehen, wie? Ich frage mich, ob die Götter das so arrangiert haben.«

»Ob sie nun dafür verantwortlich sind oder nicht, wir werden gewiss jeden regenfreien Tag zu schätzen wissen«, entgegnete Danjin.

Sein Vater lehnte sich auf seinem Platz zurück und gab dem Fahrer das Zeichen zum Aufbruch. Als der Plattan sich ruckartig in Bewegung setzte, bedachte Pa-Speer Danjin mit einem seiner typischen, berechnenden Blicke. »Du musst heute sehr stolz sein.«

»Stolz?«

»Du setzt dein Leben für dein Land aufs Spiel. Das ist doch etwas, worauf man stolz sein kann.«

Danjin zuckte die Achseln. »Ich werde wohl kaum in große Gefahr geraten, Vater. Es ist jedenfalls kein Vergleich zu dem, was meine Brüder kürzlich erlebt haben. Es bedarf eines mutigeren Mannes, als ich einer bin, sich in dieser Zeit in den Süden zu wagen.«

Die Augen seines Vaters leuchteten auf. »Du hast recht, ihre Arbeit verlangt große Risiken von ihnen.«

Danjin lachte leise. »Ja. Obwohl es mich nicht überrascht hat, als Rian bemerkte, dass Theran die Neigung habe, unnötige Risiken einzugehen.«

»Das hat Rian gesagt?«

»Ja. Er meinte auch, Theran halte nicht allzu viel davon, Befehle auszuführen, aber einem Mann, der es gewohnt ist, alle Entscheidungen selbst zu treffen, dürfte das wohl schwerfallen, nehme ich an.«

Pa-Speer musterte Danjin mit schmalen Augen. »Was weißt du über Therans Reisen?«

Danjin zuckte die Achseln. »Alles, was er zu berichten sich die Mühe gemacht hat. Nirem und Gohren waren da viel verlässlicher. Und vorsichtiger.«

»Du... du hast es von Anfang an gewusst.«

»Natürlich habe ich es gewusst.«

Pa-Speer starrte Danjin an, und sein Gesichtsausdruck verriet weder Billigung noch Missfallen. »War es deine Idee?«

»Nein«, antwortete Danjin aufrichtig. »Selbst wenn mir der Gedanke gekommen wäre, hätte ich es nicht vorgeschlagen. Ich hätte niemals wissentlich Mitglieder meiner Familie in eine gefährliche Lage gebracht. Rian hat im Voraus mit mir darüber gesprochen und mich über das Tun meiner Brüder auf dem Laufenden gehalten.«

»Ich verstehe. Warum hast du uns nicht erzählt, dass du Bescheid wusstest?«

Danjin lächelte. »Es war nicht notwendig. Solche Dinge bleiben am besten unausgesprochen. Zum Wohle aller Beteiligten.«

»Warum erzählst du es mir dann jetzt?« »Weil Rian und seine Leute zu beschäftigt mit Kriegsvorbereitungen sind, um dir von den jüngsten Neuigkeiten zu berichten; deshalb habe ich mich erboten, das selbst zu übernehmen.« Danjin hielt inne. »Theran ist tatsächlich gefangen genommen worden, wie wir vermutet hatten, aber unseren Leuten ist es gelungen, ihn zu retten. Er, Nirem und Gohren sind auf dem Heimweg.«

Sein Vater nickte, und die Erleichterung stand ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Danjin hatte die Neuigkeiten mit der gleichen Erleichterung aufgenommen. Auch wenn er sich mit seinen Brüdern nicht allzu gut verstand, wollte er doch nicht, dass einer von ihnen versklavt oder getötet wurde.

Dann holte er tief Luft und zwang sich, weiterzusprechen. »Da ist noch etwas, das du wissen solltest, Vater. Als man Theran gefangen nahm, hat man ihn gefoltert. Er hat viele Namen preisgegeben, darunter die von Nirem und Gohren. Deswegen werden weder Theran noch Nirem oder Gohren gefahrlos weiter in südliche Gewässer segeln können. Die Weißen haben sie von ihren Pflichten entbunden. Ich empfehle dir, sie nicht mehr...«

»Nein!« Pa-Speers Augen blitzten. »Theran würde niemals...!«

»Er hat es getan«, sagte Danjin entschieden. »Niemand kann im Voraus wissen, wie er unter Folter reagieren wird. Den Weißen ist das klar, und sie verurteilen ihn nicht. Sie sind dankbar für all das, was er ertragen hat, um uns Informationen über die Pentadrianer liefern zu können.«

Sein Vater wandte den Blick ab, und auf seiner Stirn stand eine steile Falte. Wie versöhnlich wirst du sein, Vater?, dachte Danjin. Du hattest niemals auch nur das geringste Verständnis für Schwäche, erst recht nicht bei deinen Söhnen.

Den Rest der Fahrt hüllte Pa-Speer sich in Schweigen. Das Tempelgelände, das früher einmal aus säuberlich geschnittenem Gras bestanden hatte, war jetzt nur noch eine aufgerissene Fläche von Schlamm, in dem Zelte, Karren, Soldaten und Tiere standen. Entlang der Straße zum Turm hatte sich eine lange Reihe von Plattans gebildet. Nachdem die Fahrgäste eines jeden Wagens ausgestiegen waren, wurden die Plattans zu einem Wartebereich hinter den Hauptgebäuden des Tempels gefahren.