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Sie runzelte die Stirn. Juran war am besten geeignet, die Sennoner zur Unterzeichnung einer Allianz zu bewegen. Sie und die anderen Weißen würden wahrscheinlich daran arbeiten, die Zirkler dazu zu bringen, das zu akzeptieren, aber damit würde sie nicht voll ausgelastet sein.

Da wären immer noch die Traumweber.

Bei dem Gedanken krampfte sich ihr Magen zusammen. Seit Monaten hatte sie kaum mehr über ihre Ideen nachgedacht, wie sich die Heilkenntnisse der Zirkler verbessern ließen, um zu verhindern, dass junge Leute Traumweber werden wollten.

Ich will den Traumwebern ja nicht schaden, sagte sie sich. Ich will nur die Seelen derer retten, die den Reihen der Traumweber noch nicht beigetreten sind.

»Auraya von den Weißen. Darf ich hereinkommen?«

Dankbar für die Ablenkung blickte sie zur Tür hinüber.

»Ja, Sprecherin Sirri. Komm herein.«

Der Vorhang vor der Tür wurde beiseitegezogen, und die Siyee trat ein. Sirri trug ein Gewand, das Auraya noch bei keinem Siyee gesehen hatte. Ihre Brust und ihre Schenkel waren bedeckt mit einem Wams und einer Schürze aus hartem Leder, die kreuz und quer von Riemen durchzogen waren. Um die Brust geschnallt trug sie einen der neuen Pfeilwerfer, und auf ihrem Rücken waren ein Bogen und ein Köcher mit Pfeilen befestigt. An ihrer Hüfte hingen ein Beutel und zwei Messer.

»Du siehst nun wirklich für einen Kampf gerüstet aus«, rief Auraya.

Sirri lächelte. »Das ist gut. Mein Volk muss denken, dass seine Anführerin bereit ist, an seiner Seite zu kämpfen.«

»Das bist du gewiss«, sagte Auraya. »Wenn ich ein Pentadrianer wäre, würde ich sofort die Flucht ergreifen.«

Sirris Lächeln nahm einen grimmigen Ausdruck an. »Viel wahrscheinlicher ist, dass du in Gelächter ausbrechen würdest. Um die Wahrheit zu sagen, ich denke, wir werden eine Menge aus diesem Krieg lernen.«

Aurayas Grinsen verblasste. »Ich werde nicht so tun, als würde es keinen Preis zu zahlen geben«, erwiderte sie. »Ich hoffe allerdings, es wird kein allzu hoher Preis sein. Ich verspreche, ich werde versuchen, es zu verhindern.«

Sirri nahm Aurayas Versprechen mit einem Nicken zur Kenntnis. »Wir wissen, was uns bevorsteht. Bist du bereit?«

Auraya nickte. »Habt ihr euch schon versammelt?«

»Es ist alles aufgeladen, und wir sind bereit zu fliegen. Es müssen nur noch ein oder zwei Ansprachen gehalten werden.«

Auraya stellte ihren leeren Becher beiseite, stand auf und sah sich ein letztes Mal im Raum um, dann griff sie nach dem kleinen Bündel, das sie nach Si mitgebracht hatte, und folgte Sirri hinaus. Lange bevor sie die versammelten Siyee sah, konnte sie sie bereits hören: das Gewirr vieler Stimmen und dazu der Klang von Wasser, das über die Felsen stürzte. Als sie und Sirri sich dem Felsvorsprung über der Menge näherten, war die Luft von Pfiffen erfüllt. Auraya lächelte auf die größte Ansammlung von Siyee hinab, die sie bisher gesehen hatte.

Die Stämme waren von unterschiedlicher Größe: Einige von ihnen bestanden nur aus ein paar Dutzend Familien, andere brachten es auf tausend Personen. Von den tausenden von Siyee hatte sich mehr als die Hälfte dieser Armee angeschlossen. Aber es waren nicht alles Krieger. Von drei Siyee waren jeweils nur zwei als Kämpfer gekleidet. Jeder Stamm brachte seine eigenen Heiler und häusliche Helfer mit, die tragbare Lauben und so viel Essen wie möglich transportierten.

Sirris Erscheinung war das Stichwort für die anderen Sprecher, nun ebenfalls vorzutreten und eine Reihe zu bilden. Auraya nahm ihren Platz ein – einige Schritte vom Ende dieser Reihe entfernt – und beobachtete, wie Sirri auf den Sprecherfelsen trat und die Arme ausbreitete.

»Volk der Berge. Stämme der Siyee. Schaut euch an!« Sirri grinste. »Was für ein kämpferisches Bild wir abgeben!«

Die Siyee schrien und pfiffen zur Antwort. Sirri nickte und hob die Arme noch ein wenig höher.

»Heute verlassen wir unsere Heimat und fliegen in den Krieg. Wir tun das, um ein Versprechen zu halten. Was war das für ein Versprechen? Wir wollten einem Freund helfen. Unsere Verbündeten unter den Landgehern benötigen unsere Unterstützung. Sie brauchen uns, die Siyee, damit wir ihnen helfen, sich gegen Eindringlinge zu verteidigen. Wir wissen, was das für ein Gefühl ist.« Sirris Gesichtszüge verhärteten sich. »Wir kennen den Schmerz, Land und Leben an Eindringlinge zu verlieren. Doch das wird jetzt ein Ende haben, denn unsere neuen Verbündeten halten ebenfalls ihre Versprechen. Gestern Abend hat mir Auraya von den Weißen die gute Nachricht überbracht, dass der König von Toren seinem Volk befohlen hat, unser Land zu verlassen.«

Die Pfiffe, die dieser Ankündigung folgten, waren ohrenbetäubend. Der Lärm wollte einfach nicht mehr enden. Sirri winkte Auraya zu sich. Als Auraya neben die Sprecherin trat, kehrte langsam wieder Ruhe ein.

»Volk von Si, ich danke euch«, sagte sie. »Indem ihr meinem Volk eure Unterstützung schenkt, helft ihr uns, uns gegen einen schrecklichen Feind zu verteidigen. Seit vielen Jahren hören wir Gerüchte über diese barbarischen Völker des südlichen Kontinents, aber sie waren zu weit entfernt, um uns wirklich Sorgen zu bereiten. Wir haben gehört, dass sie Männer und Frauen versklaven und dass die Anhänger des pentadrianischen Kults ihrem Volk eigenartige und widernatürliche Riten aufzwingen. Wir wissen, dass sie dem Krieg um der bloßen Gewalt wegen huldigen. Jetzt sind diese Pentadrianer ausgezogen, um ihre verderbten Sitten zu verbreiten. Sie wollen mein Volk vernichten und ganz Ithania versklaven.«

Sie hielt inne. Die Menge schwieg jetzt, und Auraya spürte die aufkeimende Angst.

»Sie werden scheitern!«, erklärte sie. »Denn Männer und Frauen, die dem Krieg um der Gewalt willen huldigen, sind keine wahren Krieger, wie wir es sind. Männer und Frauen, die ein anderes Land überfallen, werden nicht von der Leidenschaft geleitet, ihre Heimat zu verteidigen, wie es bei uns der Fall ist. Und das Wichtigste, Männer und Frauen, die heidnischen Kulten folgen, genießen nicht den Schutz der wahren Götter...«

Sie wartete einen Moment, dann sprach sie leise, aber entschieden weiter: »... so wie wir es tun.«

Sie legte die Hände zusammen, um das Zeichen des Kreises zu formen. »Als eine der Weißen bin ich eure Verbindung zu den Göttern. Ich werde eure Übersetzerin und Dolmetscherin sein. Ich bin stolz darauf, das Bindeglied zwischen einem solchen Volk und den Göttern zu sein. Ich bin stolz darauf, eine Armee wie diese begleiten zu dürfen.«

Und ich bin stolz darauf, ein solches Volk geschaffen zu haben.

In den Gesichtszügen der Menschen unter Auraya ging eine jähe Veränderung vor. Ihre Augen weiteten sich, und sie öffneten den Mund. Auraya spürte ihre Ehrfurcht wie einen Windstoß, und gleichzeitig nahm sie die Göttin an ihrer Seite wahr. Während sie sich Huan zuwandte, ließen die Siyee sich ausnahmslos zu Boden fallen. Huan hob die Hand und bedeutete Auraya, stehen zu bleiben.

Erhebt euch, Männer und Frauen von Si, sagte Huan.