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»Ja«, stimmte Juran ihm zu. »Zuvor möchte ich aber gern darüber reden, auf welche Weise die Siyee uns vor der Schlacht als unsere › Augen am Himmel ‹ von Nutzen sein könnten.« Er sah Sirri an und verfiel dann wieder in die Sprache der Siyee. »Wir haben keine Spione bei der pentadrianischen Armee. Die Zauberer, die sie führen, sind in der Lage, Gedanken zu lesen, und sie haben unsere Spione, die sich in ihre Truppe eingeschmuggelt haben, bereits entdeckt. Was ihre Position betrifft, haben wir lediglich Berichte von Spähern, die die Armee aus einiger Entfernung beobachten, und nach unseren jüngsten Informationen befinden sich die Pentadrianer jetzt in den Wäldern der Vorhügel. Wärst du bereit, einige von deinen Leuten über die Berge zu schicken, um Näheres in Erfahrung zu bringen?«

Sirri nickte. »Natürlich.«

»Wie lange würden sie brauchen, um die Berge zu überqueren und zurückzukehren?«

Sie zuckte die Achseln. »Einen Tag, vielleicht zwei, um hinüberzufliegen, und die gleiche Zeit für die Rückkehr. Wie lange sie für die Ausführung ihres Auftrags benötigen, hängt davon ab, wie viele Siyee ich ausschicke und wie schwierig es ist, in diesem Wald etwas zu erkennen. Wie groß ist das Gebiet, das sie absuchen müssten?«

Juran zeigte auf einen der Gebirgszüge auf der Karte.

»Ich werde zwanzig Paare schicken. Dann werden sie nicht länger als einen Tag brauchen, um das Gebiet abzusuchen.«

Juran nickte. »Können sie heute Nacht noch aufbrechen?«

»Wir haben keinen Mond heute Nacht. Es ist gefährlich, in Zeiten solcher Dunkelheit durch die Berge zu fliegen. Sie können jedoch vor Sonnenaufgang aufbrechen. Bis sie die Berge erreicht haben, wäre es dann hell genug.«

Juran lächelte. »Also müssen wir warten. Vielen Dank, Sprecherin Sirri.«

Sirri kicherte. »Ich sollte dir danken, Juran von den Weißen. Ich habe viel zu viele energiegeladene junge Männer bei mir, die auf Aufregung und Abenteuer brennen. Dies wird zumindest einigen von ihnen etwas zu tun geben.«

Die Landgeher lächelten, als Dyara diese Bemerkung übersetzte.

»Vielleicht solltest du die Vernünftigeren unter ihnen auswählen«, meinte Auraya.

»Leute, die sich nur dann offenbaren, wenn es unbedingt sein muss. Wir hoffen, dass ihr Siyee eine böse Überraschung für den Feind darstellen werdet.«

Sirri nickte. »Du hast recht. Ich werde sehr vorsichtig bei der Auswahl meiner Späher sein müssen.«

»Gibt es noch irgendwelche Veränderungen, die wir zu eurem Wohl vornehmen könnten?«, fragte Juran. »Sind deine Leute mit den bisherigen Vorkehrungen zufrieden?«

»Ja«, antwortete Sirri. »Bei dieser Gelegenheit möchte ich mich noch einmal dafür entschuldigen, dass wir die Lyrim gejagt haben. Wenn wir gewusst hätten...«

»Du brauchst dich nicht zu entschuldigen«, sagte Juran besänftigend. »Wenn wir diesen Herden begegnet wären, hätte ich selbst den Befehl gegeben, die Tiere zu erlegen. Hirten und Bauern wissen, dass dergleichen Dinge in Zeiten des Krieges häufig vorkommen. Wenn sie es nicht wüssten, hätten sie niemals den Mut gehabt, zu mir zu kommen und um eine Entschädigung zu bitten.«

»Ich verstehe.« Sirri machte ein nachdenkliches Gesicht. »Sollen wir dann auch in Zukunft jagen?«

Juran lächelte. »Wenn ihr es wollt, tut es, aber nehmt nur die Hälfte einer jeden Herde, auf die ihr trefft, und verschont die männlichen Tiere und die tragenden Weibchen, damit die Lyrim sich auch weiterhin möglichst schnell vermehren können.«

Sirri grinste. »Das werden wir tun.« »Gibt es sonst noch etwas, über das ihr gern sprechen möchtet?«

Sie schüttelte den Kopf. Juran sah sich im Raum um, dann richtete er das Wort an die anderen Landgeher.

»Er fragt, ob irgendjemand noch Fragen hat«, übersetzte Auraya.

Keiner der Landgeher sagte etwas, obwohl einige von ihnen so aussahen, als würden sie es gern tun. Als das Gespräch sich anderen Themen zuwandte und er nicht mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit stand, entspannte sich Tryss langsam. Jetzt würde er endlich mehr darüber erfahren, wie die Landgeher diesen Krieg führen wollten. Ein junger hanianischer Soldat starrte in sein Lagerfeuer. In den Flammen sah er die Gestalten grimmiger Krieger und großer Zauberer. Wie wird es werden?, fragte er sich.

Ich bin der Armee erst letztes Jahr beigetreten. Meine Ausbildung ist doch gewiss noch lange nicht ausreichend, oder? Aber der Hauptmann sagt, ein disziplinierter Kampfgeist sei alles, was ich brauchen werde.

Und eine große Portion Glück, fügte Jayim hinzu.

Geh weiter, befahl Leiard seinem Schüler. Du schaust in die Flammen, um zu lernen, aber wenn du dort verweilst, um dich zu unterhalten, missbrauchst du deine Gabe.

Jayim lernte schnell. Am Abend zuvor hatte er den Zustand der Trance erreicht, der vonnöten war, um Gedanken abzuschöpfen, aber er war nicht in der Lage gewesen, sich gleichzeitig auf das Gespräch mit Leiard zu konzentrieren. Diesmal machte er seine Sache besser.

Der nächste Geist war lebhafter. Es handelte sich um einen Siyee, dessen Gedanken von Tintra verzehrt wurden. Er und zwei andere Männer seines Stammes hatten einige somreyanische Soldaten in ihre Laube eingeladen. Sie waren nicht darauf gefasst gewesen, welche Wirkung der Alkohol auf ihre kleinen Körper hatte.

Ich hoffe, die Somreyaner nutzen diese Situation nicht aus, bemerkte Jayim besorgt.

Vielleicht tun sie’s, vielleicht nicht. Du kannst ihnen nicht helfen, ohne zu offenbaren, dass du in ihren Geist eingedrungen bist. Sie werden nicht verstehen, warum wir das tun. Geh weiter. Die Gedanken, die sie als Nächstes auffingen, waren eher körperlicher Natur. Die Aufmerksamkeit dieser Siyee galt ihrem Partner und den Zärtlichkeiten, die sie mit ihm austauschte. Sie dachte weder an das Kämpfen noch an die bevorstehende Schlacht. Jayim fand das alles sehr, sehr interessant.

Geh weiter.

Sein Zögern war Jayim ausgesprochen peinlich. Hastig wandte er seine Aufmerksamkeit von den Liebenden ab.

Die Siyee haben auch weibliche Kämpfer, und das Gleiche gilt für die Dunweger. Warum lassen die Hanianer Frauen in ihrer Armee nicht zu?

Was meinst du?

Weil unsere Frauen schwächer sind?

Sie könnten genauso stark sein wie die Dunwegerinnen, wenn sie es wollten. Es bedarf nur der richtigen Ausbildung.

Weil sich jemand um die Kinder und die Häuser kümmern muss?

Was ist mit den Kindern und den Häusern der Siyee? Aus den vielen Geistern, die wir berührt haben, weißt du, dass sie ihre Kinder in der Obhut der älteren Siyee lassen.

Dann finde ich keine Antwort auf meine Frage... Vielleicht habendie Hanianer es nicht nötig, Frauen in den Krieg mit einzubeziehen. Wir haben genug Männer, die für uns kämpfen.

Oder zumindest hoffen wir das.

Es hätte keinen Sinn, Frauen mitzunehmen, wenn sie keine Ausbildung haben. Frauen haben keine Zeit für eine solche Ausbildung, wenn sie jung heiraten und Kinder bekommen.

Die Siyee heiraten ebenfalls jung.

Also, woran liegt es dann?

Ich weiß es nicht mit Bestimmtheit. Wir können die Gedanken eines Volkes nicht so lesen, wie wir heute Abend die Gedanken einzelner Menschen lesen. Sitten und Gebräuche entwickeln sich über einen langen Zeitraum und trotzen Veränderungen. Erst wenn eine Veränderungunbedingt erforderlich ist, kann sich die Art, wie ein Volk lebt, in eine andere Richtung entwickeln. Dasselbe gilt für das moralische Empfinden.

Wenn wir also nicht genug Männer für den Kampf hätten, würden auch Frauen zu kämpfen lernen?