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Leiard blickte sie erschrocken an.

»Keine Bange, er hat sein Versprechen gehalten. Obwohl er seine Sorge um dich nicht verbergen konnte.«

Arleej griff nach seiner Hand und hielt sie fest, als er versuchte, sie wegzuziehen.

»Es steckt noch mehr hinter dieser Geschichte, mehr, als du zu offenbaren bereit bist. Ich würde dir normalerweise deine Geheimnisse lassen, aber ich habe den Verdacht, dass sie dich zerstören. Sprich mit mir, Leiard. Es ist offensichtlich auch Mirars Wunsch, dass du das tust.«

Er schüttelte den Kopf.

»Ich gehe bereits den Weißen aus dem Weg, damit sie nicht erfahren, dass du etwas vor ihnen verborgen hältst. Da das nun schon einmal so ist, kannst du mir geradeso gut die ganze Wahrheit sagen.«

Er wandte den Blick ab. Arleej schwieg, dann seufzte sie. »Mirar.«

Der Name klang wie ein Befehl. Ein Ruf. Leiard spürte, wie er die Kontrolle verlor.

»Endlich.«

Seine Stimme klang anders: höher und mit einem Unterton von Autorität und Arroganz, wie sie ihm vollkommen fremd waren. Unwillkürlich richtete er sich auf und wandte sich zu Arleej um.

Sie musterte ihn, und er sah einen Anflug von Furcht in ihren Zügen.

»Warum tust du Leiard das an?«

»Zu seinem eigenen Wohl. Er darf diese Affäre mit Auraya nicht fortsetzen. Sie wird nicht nur ihn zerstören, sondern auch meine Leute.«

Ihre Augen weiteten sich. »Eine Affäre?«

»Er liebt sie. Sie liebt ihn wahrscheinlich ebenfalls. Es ist jäm... äh, niedlich. Aber gefährlich.«

»Ich verstehe.« Mit ernster Miene dachte sie über das Gehörte nach. »Ich glaube nicht, dass Leiard irgendetwas tun würde, das unseren Leuten schaden könnte«, sagte sie langsam. »Er muss glauben, dass keine Gefahr besteht.«

»Er irrt sich.«

»Wieso? Wenn dieses Geheimnis verborgen bleibt, besteht keine unmittelbare...«

»Selbst wenn diese Beziehung nicht durch einen Zufall offenbar wird, kannst du dir sicher sein, dass die Götter davon wissen.«

Sie schauderte. »Offensichtlich haben sie nichts dagegen, sonst hätten sie dem schon lange ein Ende gemacht.«

»Sie werden es tun, wenn es für sie am vorteilhaftesten ist.

Du kannst jedenfalls sicher sein, dass es nicht zu unserem Nutzen sein wird. Glaube niemals, dass sie uns nicht hassen. Wir bewahren Erinnerungen an dunklere Zeiten, Zeiten, da sie nicht so mildtätig waren. Sie wollen nicht, dass ihre Anhänger erfahren, wozu sie fähig sind.«

Arleej war erbleicht, dann schüttelte sie den Kopf. »Leiard, Leiard. Was tust du?«

Plötzlich hatte Leiard wieder die Kontrolle über sich. Er rang nach Luft und schlug die zitternden Hände vors Gesicht.

»Du bist zurück!«, rief Arleej. »Ich habe seinen Namen gesagt«, fügte sie nachdenklich hinzu.

»Wenn das so funktioniert, dann bitte ich dich, seinen Namen nicht noch einmal auszusprechen«, stieß Leiard mit erstickter Stimme hervor.

Sie tätschelte ihm entschuldigend das Knie. »Das verspreche ich dir, und ich entschuldige mich.« Sie hielt kurz inne. »Aber was tust du, Leiard? Die Risiken, die du eingehst...«

»Sind gering«, beendete er ihren Satz und nahm dann die Hände vom Gesicht. »Wenn dieser Krieg vorüber ist, werde ich mich an einen abgelegenen Ort zurückziehen. Niemand wird je von uns erfahren müssen.«

»Niemand? Mirar hat recht. Die Götter müssen es wissen. Er könnte auch recht damit haben, dass sie auf den richtigen Zeitpunkt warten, um zurückzuschlagen. Du... du hast die Pflicht, deine Leute zu schützen. Du solltest diese Affäre beenden, Leiard.«

Leiard wandte den Blick ab. »Ich weiß. Aber wenn ich mit ihr zusammen bin, kann ich nicht einmal daran denken.«

Langsam wurde Arleejs Miene weicher. Sie lehnte sich auf ihrem Sitz zurück und seufzte. »Oh, das ist tatsächlich Liebe, ja.«

Eine tiefe Falte stand zwischen ihren Brauen. Leiard beobachtete sie eingehend. Was würde sie tun? Würde sie Auraya zur Rede stellen? Würde sie ihm befehlen, sich nicht länger mit Auraya zu treffen?

Würdest du ihr gehorchen?, fragte Mirar.

Wahrscheinlich nicht, gab Leiard zu. Wenn sie will, dass ich jetzt fortgehe, werde ich es tun.

»Ich weiß nicht, was ich mit dir machen soll«, sagte Arleej leise und ohne ihn anzusehen. »Ich muss für eine Weile darüber nachdenken. Von jetzt an werden wir unser Lager nicht mehr so nahe bei der Armee aufschlagen, wie wir es bisher getan haben. Es wäre mir lieber, wenn es für die Weißen eine beträchtliche Unannehmlichkeit wäre, uns zu besuchen. Wenn Auraya kommt... ich werde mich nicht einmischen. Ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um dafür zu sorgen, dass dieses Geheimnis unentdeckt bleibt.«

»Danke«, murmelte Leiard.

Sie sah ihm in die Augen. »Wenn ich über diese Angelegenheit nachdenke, möchte ich lieber allein sein.«

Er nickte, dann stieg er wie ein gescholtenes Kind aus dem Tarn und ging zurück zu Jayim.

38

Auraya band ihren Zirk zu und kehrte zu Leiard zurück, der immer noch in Decken eingerollt auf dem Boden lag. Sie blickte lächelnd auf ihn hinab. Er erwiderte ihr Lächeln und legte eine Hand um ihren Knöchel.

Seine Gedanken waren voller Sehnsucht. Er wünschte, sie hätte länger bleiben können – wünschte, sie hätte hier sein können, wenn er am Morgen aufwachte. Aber er wusste, dass sie dieses Risiko nicht eingehen durften.

Alle glauben, diese kurzen Besuche mitten in der Nacht hätten ausschließlich mit unserer Arbeit zu tun, hörte sie ihn denken. Sie glauben, Auraya kommt nur deshalb so spät, weil sie tagsüber so viel zu tun hat oder die neue Ratgeberin nicht wissen lassen möchte, dass sie sich noch immer mit mir bespricht. Er seufzte und dachte an Arleej. Alle glauben das, bis auf zwei Personen. Auraya runzelte die Stirn. Sein Lächeln verblasste, als ihm bewusst wurde, dass sie seine Gedanken gelesen hatte. Er ließ ihren Knöchel los.

»Arleej weiß über uns Bescheid«, sagte sie.

»Ja.«

Auraya biss sich auf die Unterlippe. Dies könnte sich als Problem erweisen. Jemand, der in Somrey und unter den Traumwebern eine so hohe Position bekleidete, würde irgendwann auf einen der anderen Weißen treffen. Ein einziger unbesonnener Gedanke von Arleej, und ihre Affäre würde entdeckt werden.

»Wir können darauf vertrauen, dass sie nichts sagen wird.«

Auraya sah ihn forschend an. »Aber ganz sicher bist du dir nicht.«

Er richtete sich stirnrunzelnd auf, und die Decken glitten von seinen nackten Schultern.

»Sie ist beunruhigt wegen Mirars Anwesenheit in meinem Geist.«

»Die Netzerinnerungen?« Auraya zuckte die Achseln. »Warum?«

Er zögerte. »Es ist dir noch nicht aufgefallen...« Er wandte den Blick ab. »Wenn du hier bist, schweigt er.«

Auraya schüttelte den Kopf. Leiards Worte ergaben keinen Sinn für sie. »Er?«

»Mirar oder das Echo seiner Persönlichkeit in meinen Gedanken. Manchmal spricht er zu mir. Gelegentlich hat er auch... durch mich gesprochen.«

Langsam begriff sie. Die Tatsache, dass diese Manifestation Mirars mit seiner Stimme sprach, beunruhigte ihn verständlicherweise. Er hatte Angst, dass sie sich davon abgestoßen fühlen könnte.

»Es ist mir immer gelungen, die Kontrolle zurückzugewinnen«, versicherte er ihr.

»Ich verstehe. Ich kann nachvollziehen, warum dich das quält, aber warum macht es auch Arleej Sorgen? Ich hatte gedacht, dass sie sich über diese Verbindung zu eurem früheren Oberhaupt freuen würde.«

»Es ist nur...« Er hielt inne. »Es stört dich nicht?«, fragte er zögernd. Auraya zuckte die Achseln. »Es sind doch nur Erinnerungen. Und genau betrachtet waren sie mir durchaus nützlich. Was du mir über die Siyee erzählt hast, war von unschätzbarem Wert.«

Er wandte den Blick ab, und sie spürte, dass er keineswegs beruhigt war.

»Es stört mich«, sagte er. »Er sieht uns nicht gern zusammen. Er sagt, wir würden meine Leute in Gefahr bringen.«