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»Ah.« Danjin wusste, dass es ihm nicht gelingen würde, seine Enttäuschung vor ihr zu verbergen, daher versuchte er es gar nicht erst. »Du hast recht«, sagte er. »Ich bin enttäuscht. Außerdem mache ich mir Sorgen. In Somrey hattest du außer mir noch Mairae und Traumweber Leiard bei dir, um dich zu beraten. Ich hoffe, du verzeihst mir meine Offenheit, aber du bist noch zu unerfahren, um allein eine Allianz auszuhandeln. Kann das nicht warten?«

Sie schüttelte den Kopf. »Wir brauchen Verbündete, Danjin. Möglicherweise werden sich in Zukunft noch weitere Zauberer aus dem Süden auf den nördlichen Kontinent wagen. Ich werde jedoch nicht sofort in Verhandlungen mit den Siyee eintreten. Zuvor werde ich einige Monate darauf verwenden, so viel wie möglich über sie zu lernen.«

»Dann könnte ich vielleicht sofort aufbrechen, so dass ich rechtzeitig in Si sein würde, um dir bei den Verhandlungen zu helfen.«

»Nein, Danjin«, erwiderte sie entschieden. »Ich werde dich hier brauchen.«

Sie griff unter ihren Zirk, dann beugte sie sich vor und öffnete die Hand. Darin lag ein weißer Ring. Ein Priesterring. Danjin sah ihn überrascht an.

»Du erweist mir mehr Ehre, als ich verdiene«, sagte er. »Aber ich habe nicht die Absicht, der Priesterschaft beizutreten...«

»Das ist kein Priesterring.« Sie lächelte. »Wir nennen so etwas einen ›Verbindungsring‹. Wie du weißt, können Priester durch ihre Ringe miteinander in Kontakt treten. Dazu sind sie in der Lage, weil sie Gaben besitzen, und ihre Ringe sind von einfacher Natur. Dieser hier« – sie hielt den weißen Ring in die Höhe – »ist raffinierter, und es hat einige Zeit gedauert, ihn herzustellen. Wenn ich mich mit dir in Verbindung setzen muss, kann ich das mithilfe dieses Rings tun. Aber das ist alles, wozu man ihn benutzen kann. Er kann dich mit niemand anderem verbinden.« Sie hielt ihm das Schmuckstück hin. »Trage diesen Ring, dann werde ich von Si aus mit dir sprechen können. Verliere ihn nicht. Ich habe nur den einen.«

Er nahm den Ring entgegen und hielt ihn in die Höhe. Er war schlicht und glatt, und Danjin konnte nicht erkennen, aus welchem Material er gemacht war. Er steckte ihn sich an den Finger, dann hob er den Kopf, um Auraya in die Augen zu sehen.

»Da ist noch eine weitere Sache, die mir Sorgen macht«, eröffnete er ihr. Sie lächelte und lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. »Deine Sorge um mich ist wohltuend, Danjin, aber in Si wird mir weniger Gefahr von den Pentadrianern drohen als an jedem anderen Ort. Es ist ein abgelegenes, nur gering bevölkertes Land und schwer zu durchreisen. Die Siyee würden Eindringlinge bemerken, noch bevor diese sich auf ihr Territorium wagen könnten. Warum sollte ein Pentadrianer eine so anstrengende Reise auf sich nehmen?«

»Um dich zu finden«, erwiderte er.

»Sie werden nicht wissen, dass ich dort bin«, erklärte sie.

»Dann... könnten sie sich aus den gleichen Gründen wie du auf den Weg dorthin machen.«

»Die Si haben, soweit ich und die Botschafter es wissen, die Pentadrianer nicht zu Verhandlungen für eine Allianz in ihr Land eingeladen. Ebenso wenig sind die Pentadrianer mit einem solchen Vorschlag an irgendein anderes Land herangetreten.«

Er seufzte, dann nickte er ergeben. »Also, wie lange werde ich Däumchen drehen müssen?«

Sie kicherte. »Du wirst nichts in der Art tun, Danjin. Ich werde nur für einige wenige Monate fort sein – obwohl Juran darüber nachdenkt, mich nach Elai zu schicken, sollte ich in Si Erfolg haben. Der Höfling, den er dort hingeschickt hat, hat seit Monaten keine Berichte mehr über seine Fortschritte abgeliefert.«

»Das Meeresvolk.« Danjin stieß einen leisen Pfiff aus. »Schon bald wird es keine Geheimnisse mehr auf der Welt geben.«

Ein bekümmerter Ausdruck legte sich über Aurayas Züge, und sie wandte den Blick ab. Unfug regte sich. Sie sah auf ihn hinab, und ihr Lächeln kehrte zurück.

»Dann gibt es da noch etwas, über das ich mit dir sprechen möchte, Danjin.«

»Ja?«

»Könntest du während meiner Abwesenheit vielleicht jeden Tag hier vorbeikommen und ein wenig Zeit mit Unfugverbringen? Du wirst vorsichtig sein müssen. Er ist ziemlich hinterlistig geworden. Immer wieder ertappe ich ihn dabei, wie er draußen vor dem Fenster herumschleicht. Ich habe ein Schloss einbauen lassen, aber er hat bereits gelernt, es zu öffnen, daher werde ich das Fenster vor meiner Abreise mit Nägeln verschließen lassen.« Danjin schauderte. »Tu das, und ich werde mich um ihn Ummern.«

Sie kicherte. »Vielen Dank. Unfug wird deine Gesellschaft gewiss zu schätzen wissen.«

Nachdem Danjin sich verabschiedet hatte, ging Auraya im Raum auf und ab.

Ich habe zuversichtlicher geklungen, als ich mich fühle, dachte sie. Es ist kein bestimmter Aspekt dieser Reise, der mir Sorgen macht, sondern eherder Umstand, dass ich das alles alleinbewältigen muss.

Allerdings würde sie keineswegs den Kontakt zum Rest der Welt verlieren, denn sie konnte sich jederzeit mit den anderen Weißen in Verbindung setzen. Juran hatte ihr aufgetragen, sich mit ihm abzusprechen, bevor sie größere Entscheidungen traf. Diese Regelung war ebenso beruhigend wie vernünftig.

Dyara hatte mit keinem Wort gegen das Unternehmen protestiert. Sie hatte die Rückreise nach Jarime mit Lektionen in Magie ausgefüllt, während des Unterrichts jedoch weniger deutlich als zuvor die Lehrerin herausgekehrt. Es war Dyara nicht länger daran gelegen, Auraya zurückzuhalten, bis sie jede einzelne Übung gemeistert hatte; stattdessen schien sie fest entschlossen zu sein, so schnell wie möglich alles weiterzugeben, was sie über die Benutzung der Magie wusste. Außerdem hatte sie Auraya dazu angehalten, zu üben, wann immer sie eine Gelegenheit dazu fand.

»Wir anderen hatten Zeit, in der Geschwindigkeit zu lernen, die uns angemessen war. Es könnte sein, dass du als die Letzte von uns diese Zeit nicht haben wirst«, hatte sie rätselhaft gesagt.

Was es Auraya nur erschwerte, sich keine Sorgen um die Zukunft zu machen. In manchen Nächten erwachte sie aus Alpträumen, in denen sie ohnmächtig in der Falle saß, hilflos der Magie des pentadrianischen Zauberers ausgesetzt. Es war nicht gerade beruhigend zu wissen, dass es jemanden gab, der größere Macht besaß als sie selbst und der ihr und ihrem Volk Schaden zufügen wollte.

Als sie zum Fenster kam, blieb sie stehen. Wie jede andere Sterbliche konnte sie nur auf die Götter vertrauen.

»Lee-ar.«

Sie drehte sich um und sah, dass Unfug mit aufgestellten Ohren die Tür beobachtete. Kichernd ging sie durch den Raum. Als sie die Tür öffnete, stand Leiard wie erstarrt vor ihr, die Hand erhoben, um anzuklopfen.

»Traumweber Leiard.« Sie lächelte. »Komm herein.«

»Vielen Dank, Auraya von den Weißen.«

»Lee-ar!« Unfug sprang von seinem Stuhl. Leiard lachte, als der Veez über sein Gewand auf seine Schulter hinaufhuschte.

»Er mag dich.«

»Da habe ich aber Glück gehabt«, erwiderte er trocken und zuckte dann zusammen, als Unfug an seinem Ohr zu schnuppern begann.

Auraya dachte an die Gefälligkeit, die sie von Danjin erbeten hatte, und wurde jäh wieder ernst. Unfug hatte nichts gegen Danjin, aber dennoch schien er Leiard lieber zu mögen. Zuerst hatte sie erwogen, Leiard zu bitten, Unfug gelegentlich zu besuchen, aber sie wusste, wie unbehaglich der Traumweber sich im Tempel fühlte, daher hatte sie diese Idee wieder verworfen.

Sie unterdrückte einen Seufzer. Es war ein unglücklicher Umstand, dass ihre beiden Ratgeber Grund hatten, Besuche ei ihr zu fürchten. Leiard fühlte sich in der Gegenwart der Götter unwohl; Danjin ertrug es nur mit Mühe, sich so weit über der Erde aufzuhalten.

Vielleicht war das mit ein Grund, warum sie die Gesellschaft der Botschafter aus Si so sehr genoss. Wie sie selbst liebten sie das Fliegen und die Götter – oder zumindest Huan. Allerdings waren sie das erste Volk, dem sie begegnet war, das einen Gott dem anderen vorzog. Das war jedoch nicht weiter überraschend, da Huan sie erschaffen hatte.