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»Vielleicht.«

»Ich brauche ein eindeutiges ›Ja‹ oder ›Nein‹.« Er holte tief Luft. »Ja.«

Sie nickte. »Willst du es riskieren, dein Geschirr bei einer so wichtigen Versammlung vorzuführen?« Sein Herz raste jetzt. »Ja.«

Sie nickte abermals. »Dann werde ich dafür sorgen, dass die Vorführung ein Teil der Versammlung sein wird. Sie sollte zu einem günstigen Zeitpunkt stattfinden, wenn du alle beeindrucken willst.«

»Ich wäre schon zufrieden, wenn ich nur einige wenige Leute überzeugen könnte«, murmelte er.

Sie lachte. »Ah, aber wir müssen alle überzeugen.«

»Einige Leute werden niemals daran glauben.«

Sie neigte den Kopf zur Seite. »Ist dir klar, dass einer der Gründe, warum sie sich gegen deine Erfindung sperren, die Furcht ist, du könntest recht haben?«

Er runzelte die Stirn. »Warum? Wenn ich recht habe, können sie jagen. Und kämpfen.«

»Und in den Krieg ziehen. Wenn wir in den Krieg ziehen, werden viele von uns niemals zurückkehren, selbst wenn der Sieg unser wäre. Wir sind nicht so zahlreich wie die Landgeher und bringen nicht so viele gesunde Kinder wie sie hervor. Ein Sieg für die Weißen könnte die endgültige Niederlage für die Siyee bedeuten.«

Als ihm die Bedeutung ihrer Worte langsam bewusst wurde, begann Tryss plötzlich zu frieren. Wenn seine Erfindung es den Siyee ermöglichte, in den Krieg zu ziehen, und dieser Umstand das Ende der Siyee herbeiführte, dann würde er für den Untergang seines Volkes verantwortlich sein.

»Aber wenn wir jagen und Land bebauen können, werden wir stärker werden«, sagte er langsam. »Wir werden mehr gesunde Kinder haben. Wenn wir uns gegen Eindringlinge verteidigen können, werden mehr von uns überleben, um Kinder zur Welt zu bringen. Wenn wir in den Krieg ziehen, müssen wir aus solcher Entfernung angreifen, dass die Pfeile der Feinde uns nicht erreichen können. Niemand von uns wird sterben müssen.«

Sirri lachte leise. »Wenn es doch nur so wäre. Wir haben zwei Wege vor uns. Beide haben einen Preis. Es könnte sein, dass der Preis in beiden Fällen derselbe ist.« Sie stand auf. »Komm heute in den späten Abendstunden in meine Laube, dann werden wir über den Zeitpunkt und die Form deiner Vorführung sprechen.«

»Ich werde da sein.« Er erhob sich. »Vielen Dank, Sprecherin Sirri.«

»Wenn dies hier funktioniert, werden alle Siyee dir danken, Tryss.« Sie zwinkerte ihm zu. »Nicht dass dich das irgendwie unter Druck setzen sollte.«

Dann verließ sie die Höhle und sprang in den Himmel hinauf, während Tryss mit dem nagenden Gefühl zurückblieb, dass sie ihm soeben einen Gefallen erwiesen hatte, den er vielleicht noch bedauern würde.

21

Als die in schwarze Kleider gehüllte, braunhäutige Landgeherin vorsichtig den Felsen hinunterkletterte, musste Yzzi sich ein Lachen verkneifen. Die Frau bewegte sich langsam und unbeholfen und wählte jede Stelle, an die sie ihre Füße oder Hände setzte, mit großer Sorgfalt. Dennoch lag eine Sicherheit in der Art, wie die Frau kletterte, die auf einige Übung schließen ließ. Sie erinnerte Yzzi an einen Jungen ihres Stamms, der ohne eine Membran zwischen seinen Armen und seinem Körper geboren worden war. Er konnte nicht fliegen, aber er konnte weiter gehen und höher springen als jeder normale Siyee. Zuerst waren seine Bemühungen komisch und Mitleid erregend gewesen, aber dann hatten sie und die anderen Kinder bald einigen Respekt vor seiner Entschlossenheit entwickelt, so beweglich wie nur möglich zu sein.

Am unteren Ende des Hangs angekommen, hielt die Frau an einem schmalen Bach inne, um zu trinken. Sie musste tatsächlich im Klettern geübt sein, befand Yzzi, da sie zahlreiche Berge überwunden haben musste, um so weit in das Land der Siyee vorzustoßen.

Yzzi verlagerte ihr Gewicht von einem Bein aufs andere und hielt auf diese Weise mühelos das Gleichgewicht auf ihrem Zweig. Die Frau erhob sich, dann blickte sie auf... direkt in Yzzis Augen. Ein kalter Schauer überlief Yzzi, aber sie bewegte sich nicht von der Stelle. Es war möglich, dass die Frau sie nicht gesehen hatte. Möglich, dass sie durch das Blätterwerk verborgen wurde.

»Hallo«, rief die Fremde.

Yzzi blieb das Herz stehen. Sie hat mich entdeckt! Was soll ich jetzt tun?

»Hab keine Angst«, sagte die Frau. »Ich werde dir nichts tun.«

Es dauerte ein wenig, bis Yzzi die Worte begriffen hatte. Die Frau konnte die Sprache der Siyee nur stockend, und die Tonhöhe ihrer Pfiffe war ein wenig schief. Yzzi musterte die Fremde. Sollte sie mit der Frau reden? Ihr Vater hatte ihr erklärt, dass man Landgehern nicht trauen dürfe, hatte seine Meinung jedoch geändert, nachdem die Weiße Priesterin am Morgen bei ihrem Stamm gewesen war.

»Willst du nicht herunterkommen und mit mir sprechen?«

Yzzi verlagerte ihr Gewicht abermals auf das andere Bein, dann traf sie eine Entscheidung. Sie würde mit der Fremden reden, aber sie würde es von ihrem Baum aus tun.

»Ich bin Yzzi. Wer bist du?«

Das Lächeln der Frau wurde breiter. »Ich bin Genza.« »Warum bist du in Si?«

»Um mir das Land anzuschauen. Warum kommst du nicht herunter? Ich kann dich kaum sehen.«

Wieder zögerte Yzzi. Die Landgeherin war so groß. Sie hielt Ausschau nach einem Platz, an dem sie der Frau näher sein würde, ohne die Möglichkeit einzubüßen, jederzeit davonzufliegen. Ein Vorsprung des steilen Felshangs, den die Frau soeben hinuntergeklettert war, schien für ihre Zwecke geeignet zu sein. Also ließ sie sich von dem Zweig gleiten und landete geschickt auf ihrem neuen Ausguck.

Dann drehte sie sich zu der Landgeherin um. Die Frau lächelte noch immer.

»Du bist so hübsch«, murmelte sie.

Ein warmes Gefühl der Freude stieg in Yzzi auf.

»Du bist eigenartig«, platzte sie heraus. »Aber auf eine gute Weise.«

Die Frau lachte. »Würdest du dem Anführer deines Stammes eine Nachricht von mir überbringen?«

Yzzi straffte sich. Das Weitergeben von Nachrichten war wichtig, und Kinder wurden nicht oft gebeten, wichtige Nachrichten weiterzugeben. »In Ordnung.«

Die Frau kam einige Schritte näher und blickte Yzzi tief in die Augen.

»Sag ihnen, es täte mir leid, dass die Vögel ihnen Schaden zugefügt haben. Das hätte nicht passieren sollen. Die Vögel haben versucht, mich zu beschützen, und mir ist erst zu spät klargeworden, was da geschah. Ich bin hierhergekommen, um festzustellen, ob wir Freunde werden könnten. Wirst du dir all das merken können, Yzzi?«

Yzzi nickte.

»Dann wiederhole es mir jetzt, damit ich feststellen kann, wie gut du...«

Ein Pfiff aus der Ferne lenkte Yzzis Aufmerksamkeit ab. Sie blickte auf und entdeckte eine große Gruppe von Siyee, die über sie hinwegflog. In ihrer Mitte befand sich eine weiß gekleidete Gestalt, die sich durch ihre Größe und ihre fehlenden Flügel von den anderen abhob.

Die Weiße Priesterin, dachte Yzzi. Dann drehte sie sich wieder zu Genza um, die unter den Blättern eines großen Felfea-Baums hockte. Der Gesichtsausdruck der Frau war schrecklich – eine Mischung aus Wut und Angst.

»Seit wann ist sie hier?«, fauchte sie.

»Seit einigen Tagen«, antwortete Yzzi. »Sie ist nett. Du solltest zu uns kommen und sie kennenlernen. Sie wird auch deine Freundin sein wollen.«

Genza richtete sich auf, und ihre Miene wurde weicher, als sie Yzzi ansah. Sie murmelte einige fremdartige Worte, die Yzzi nicht verstand, dann seufzte sie. »Kannst du dem Anführer deines Stammes noch etwas ausrichten, Yzzi?«

Yzzi nickte.

»Sag ihm Folgendes: Wenn die Siyee sich mit den heidnischen Zirklern verbünden, werden sie einen noch mächtigeren Feind gewinnen. Jetzt, da ich weiß, dass sie hier ist, werde ich nicht bleiben.«

»Du willst die Sprecher nicht kennenlernen?«

»Nicht solange sie hier ist.«

»Aber du bist so weit gereist! Es kann nicht leicht für dich gewesen sein.«