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Als das Hochamt in der Kathedralkirche von Lüttich vorüber war und die geängstigte Stadt wieder einiger Ruhe genoß, schickten sich Ludwig und Karl, von ihren Großen umgeben, an, die Ansprüche derer zu vernehmen, die im Verlaufe der Schlacht besondere Dienste geleistet hatten. Diejenigen, welche die Grafschaft Croye und ihre schöne Gebieterin betrafen, kamen zuerst an die Reihe; und zum großen Mißvergnügen mehrerer Bewerber, die sich im Besitz der schönen Beute geglaubt hatten, schienen ihre Ansprüche Zweifeln und Ungewißheit zu unterliegen. Crevecoeur zeigte eine Eberhaut vor, wie sie von der Mark zu tragen pflegte; Dunois einen zerspaltenen Schild, mit seinem Wappen bezeichnet; und mehrere andere, die sich das Verdienst aneigneten, den Mörder des Bischofs in die andere Welt befördert zu haben, brachten ähnliche Zeichen zum Vorschein, — denn der reiche Preis, der auf Marks Kopf gesetzt war, hatte allen, die in Anzug und Rüstung mit ihm einige Ähnlichkeit hatten, den Tod gebracht. Es entstand ein heftiger Lärm und Streit unter den Bewerbern, und Karl (der bereits das rasche Versprechen bereute, das die Hand und die Besitzungen seiner schönen Vasallin solchem Zufalle preisgegeben hatte) rechnete schon damit, all dieser widerstreitenden Ansprüche los zu werden, als sich Crawford in den Kreis drängte und Balafré hinter sich herzog, der ungeschickt und verdutzt, wie ein Jagdhund an einer Leine, folgte.»Hinweg, «rief sein Führer,»mit Euren Tatzen, Häuten und Eurem bemalten Eisen! Keiner als der, welcher den Eber selbst erschlagen hat, vermag seine Hauer aufzuweisen!«Mit diesen Worten warf er das blutige Haupt auf den Boden, das man schnell an der sonderbaren Bildung der Kinnbacken für den Kopf Wilhelms von der Mark erkannte. Es lag wirklich eine Ähnlichkeit mit denen jenes Tieres darin, dessen Namen er trug, und alle, die Wilhelm gesehen hatten, gestanden, daß hier keine Täuschung stattfinde.

«Crawford, «sagte Ludwig, während Karl in sich gekehrt und in düsteres, mißmutiges Erstaunen versunken dasaß,»ich wette, es ist einer meiner treuen Schotten, der diesen Preis gewonnen hat.«—»Ludwig Lesly ist's, den wir Valafré nennen, «antwortete der alte Krieger. — »Ist er aber auch von edlem Geschlechte?«fragte der Herzog.»Stammt er nicht aus adligem Blute, so sind Wir Unseres Versprechens quitt.«—»Er ist freilich ein aus dem Groben gearbeitetes Stück Holz, «sagte Crawford, indem er auf die lange, unbeholfene Gestalt des Bogenschützen hinsah,»aber ich bin gut dafür, daß er bei all dem ein Zweig des großen Stammes der Rothes ist, und die sind so edel, als nur irgend ein Haus in Frankreich oder Burgund.«

«So ist denn nicht mehr zu helfen, «sagte der Herzog,»die reichste, schönste Erbin in Burgund muß das Weib eines rohen Mietssoldaten werden oder ihre Tage im einsamen Kloster beschließen, und gleichwohl ist sie das einzige Kind unseres treuen Reinhold von Croye! Ich habe zu voreilig gehandelt!«Eine düstere Wolke legte sich auf seine Stirn, zum großen Erstaunen seiner Pairs, die ihn selten auch nur das geringste Zeichen von Reue über einen einmal gefaßten Entschluß hatten von sich geben sehen… — »Halt, noch einen Augenblick!«sagte Lord Crawford,»die Sache ist wohl besser, als Ew. Hoheit vermutet. Hört nur, was dieser Kavalier hier zu sagen hat. Sprich, Freund — daß Dich die Pest — «raunte er Balafré zu.

Allein der tölpelhafte Soldat mochte sich wohl noch dem Könige, an dessen Vertraulichkeit er gewöhnt war, verständlich machen, aber im gegenwärtigen Falle war es ihm rein unmöglich, seinen Entschluß vor einer so glänzenden Versammlung kund zu tun. –

«Ew. Majestät und Ew. Hoheit halten zu Gnaden, «sagte Crawford,»ich sehe schon, ich muß für meinen Landsmann und alten Kameraden das Wort nehmen. Ihr müßt wissen, daß ihm durch einen Seher seines Vaterlandes prophezeit worden ist, daß das Glück seines Hauses durch eine Heirat gemacht werden würde, nun aber geht's ihm wie mir — er ist über diese Zeiten hinüber, — und sitzt lieber im Weinhaus, als bei einer Dame im Sommergemach, — kurz und gut, er hat seine wunderlichen Eigenheiten und Gelüste, die ihm seine neue Hoheit nur unbehaglich machen würde, und hat sich deshalb meinem Rate gefügt und verzichtet auf die Ansprüche, die er durch Erlegung Wilhelms von der Mark erworben hat, zugunsten dessen, durch den der wilde Eber der Ardennen eigentlich zu Fall gebracht worden ist, und das ist kein andrer denn sein Neffe mütterlicherseits.«

«Ich kann den guten Diensten und der Klugheit dieses Jünglings das Wort reden, «sagte Ludwig, hocherfreut, daß das Schicksal diesen schönen Preis jemandem zuteil werden ließ, auf den er einigen Einfluß zu haben glaubte.»Ohne seine Klugheit und Wachsamkeit wären wir heute verloren gewesen, — er war es, der uns auf den nächtlichen Ausfall aufmerksam machte.«—»So bin ich ihm, «sagte der Herzog,»einige Entschädigung dafür schuldig, daß ich an seiner Wahrhaftigkeit gezweifelt habe.«—»Und ich kann seine Tapferkeit als Waffenmann bezeugen, «sagte Dunois. — »Aber, «unterbrach ihn Crevecoeur,»wenn auch sein Oheim schottischer Edelmann ist, so macht das doch nicht seinen Neffen dazu.«—»Er ist aus dem Hause Durward, «sprach Crawford,»und stammt von Allen Durward ab, Oberkämmerer von Schottland.«—»Ja, wenn es der junge Durward ist, «sagte Crevecoeur,»so schweige ich. Fortuna hat sich zu seinen Gunsten erklärt, und mit so einer launenhaften Dame lasse ich mich in keinen Streit ein.«—»Wir haben nur zu untersuchen, «sagte Karl nachdenklich,»wie die schöne Dame diesem glücklichen Abenteurer gesinnt ist.«—»Beim heiligen Meßopfer!«sagte Crevecoeur,»ich habe nur zu viel Grund, zu denken, daß Ew. Hoheit sie diesmal weit gehorsamer und unterwürfiger finden wird als früher. Aber warum sollte ich dem jungen Manne sein Glück nicht gönnen? Geht doch aus allem hervor, daß Verstand, Festigkeit und Tapferkeit ihn in den Besitz von Reichtum, Rang und Schönheit gesetzt haben!«

Mag eines besseren Barden Mund besingen,

Wie zu Bracquemont die Tore aufgingen,

Wie dem Schotten die holde Gebieterin

Gab Schönheit und Grafschaft zu eigen hin!

— Ende. –