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Der Begleiter des Jünglings lächelte wieder in seiner absonderlichen Weise, wandte hierauf dem Schlosse, dem sie bereits ziemlich nahe gekommen waren, wieder den Rücken und begab sich wieder in den Wald, wählte aber jetzt einen breitern und augenscheinlich auch betreteneren Pfad, als auf dem sie zum Schlosse gelangt waren.»Auf diesem Wege gelangen wir ins Dorf hinein, Plessis, wie man es in der Gegend nennt. Dort werdet Ihr gute und anständige Bewirtung finden. Etwa zwei Meilen von hier liegt die Stadt Tours, nach welcher die schöne, reiche Landschaft den Namen führt. Aber im Dorfe findet Ihr Unterkommen ebensogut, nur erheblich billiger.«—»Ich danke Euch bestens für gütige Auskunft, «sagte der Jüngling,»aber meines Bleibens hier wird nicht lange sein. Außer einem Bissen Fleisch und einem Trunk, der um ein weniges besser ist als Wasser, stelle ich an das von Euch empfohlene Dorf keine Ansprüche.«—»Ich war der Meinung, «wandte der andere ein,»Ihr hattet vor, einem Bekannten hier guten Tag zu sagen?«—»Das wohl, «antwortete Durward,»einem Bruder meiner Mutter, einem gar stattlichen Mann, wie nur selten einer den Fuß auf die Heide von Angus gesetzt hat.«—»Wie heißt er denn?«fragte der andere;»wir können ja Nachfrage nach ihm halten, denn Euch möchte ich es nicht eben raten, ohne weiteres den Fuß nach dem Schlosse zu setzen: man könnte Euch nämlich dort leicht für einen Spion halten,«—»Bei meines Vaters Hand!«rief der Jüngling,»mich für einen Spion? wer mir solchen Schimpf antäte, sollte flugs Bekanntschaft mit meinem kalten Eisen machen! Mein Oheim heißt, da Ihr danach fragt, Lesley. Und des Namens braucht sich, wie ich wohl sagen kann, kein Schotte zu schämen.«—»Darein setze ich ja keinen Zweifel, «erwiderte der andere,»aber unter der schottischen Garde stecken meines Wissens drei des Namens Lesley?«—»Mein Oheim heißt Ludwig, «antwortete Durward. — »Von den drei Lesleys bei der Garde, «erwiderte der andere,»führen zwei den Vornamen Ludwig.«—»Mein Oheim heißt wohl auch Ludwig, der Genarbte, «versetzte Durward,»die Familiennamen sind bei uns so allgemein, daß wir den einzelnen durch einen Zunamen zu kennzeichnen pflegen, sofern er sich nicht durch seinen Besitz an sich schon unterscheidet.«—»Oho, den kenn ich gut, «sagte der andere,»es ist ein braver und tapferer Mann, auch ein tüchtiger Soldat. Hoffentlich kann ich Euch dazu helfen, mit ihm in einen Diskurs zu kommen; schaden möcht's Euch nicht, das kann ich wohl sagen, wenn Ihr ihn anhörtet, denn er gehört zu jenen Edelleuten, die streng auf den Dienst halten und nicht oft den Fuß aus der Garnison setzen, außer die Pflicht ruft ihn zum Könige. Aber nun gebt mir, bitte, noch auf eine Frage Antwort, junger Mann. Ich möchte darauf wetten, daß es Euch drum ginge, an Eures Oheims Seite Dienst in der königlichen Garde zu nehmen. Wenn Ihr hiernach strebt, so habt Ihr, wie ich wohl sagen darf, Großes im Sinne.«—»Daran gedacht habe ich wohl einmal, «bemerkte Durward gleichgültig,»aber das war ein Traum, der lange vorbei ist.«—»Wieso ein Traum?«fragte der andre strengeren Tones als bisher,»erscheint Euch ein Dienst, den die besten Eures Landes für eine Ehre halten möchten, als solche Lappalie, daß Ihr Euch bloß im Traume damit befaßt?«—»Aufrichtig gesprochen: der Dienst beim Könige von Frankreich wäre mir schon recht; aber was schert mich seine Uniform und guter Sold, wenn ich mich in solchen finstern Kasten oder gar in solches Schwalbennest einsperren lassen soll? da lobe ich mir die frische, freie Gottesluft! Zudem, «setzte er leiser hinzu,»ist mir ein Schloß, wo die Bäume dergleichen Eicheln tragen, wie man sie dort sieht, nicht sonderlich angenehm.«—»Ich kann mir denken, was Ihr meint; aber es wäre schon besser, wenn Ihr Euch ein bißchen deutlicher aussprächet.«»Nun, wenn Ihr's denn durchaus deutlich hören wollt, «sagte Durward,»so danke ich schön für Eichen, an denen Menschen in grauen Wämsern baumeln von der Art, wie ich eins auf dem Leibe habe.«—»So so!«rief der andere,»nun, das muß ich sagen: es geht doch nichts über ein Paar gute, scharfe Augen! Ich habe wohl auch was dort hin und her schaukeln sehen, hab aber gedacht, es sei ein Rabe, der sich auf einem Zweig niedergelassen hat. So etwas gehört aber keineswegs hier zu den Raritäten. Wenn der Herbst herankommt, so könnt Ihr dort oft ein halbes Dutzend oder mehr vom selben Schlage hängen sehen… Was stört Euch denn dabei? es sind doch bloß Fahnen, die die Galgenvögel verscheuchen sollen; und wer solchen Kerl dort baumeln sieht, der sagt doch eben höchstens, daß es einen Halunken weniger gibt, und daß das Volk im Lande wieder ein bißchen freier aufatmen kann. Solche Rechtspflege liebt nun einmal unser König.«—»Ich an seiner Statt hätte sie aber lieber ein bißchen weiter von meinem Schlosse, «sagte der Jüngling;»bei uns in Schottland werden tote Raben dort aufgehängt, wo lebendige nisten, nicht aber in unsern Gärten oder Taubenhäusern. Pfui Teufel! der Verwesungsgestank dringt ja schon bis hierher!«—»Seid Ihr ein redlicher Diener Eures Fürsten, junger Bursche, «sagte der Mann,»dann werdet Ihr wohl kaum einen Geruch für angenehmer halten als den, der von dem Aase eines toten Verräters herüberzieht.«—»Aber darüber den Geruch und das Gesicht einzubüßen, könnte mir doch eben auch nicht passen, «antwortete der Schotte.»Zeigt mir einen Verräter lebendig, und ich will ihn greifen mit meinem Arme, und niederschlagen mit meiner Waffe; aber wessen Leben dahin ist, gegen den sollte es auch keinen Haß mehr geben… Doch wenn ich nicht irre, so sehen wir bereits drüben das Dorf. Dort sollt Ihr sehen, daß mir weder Nässe noch Gestank den Appetit heute verderben kann. Drum so schnell wie möglich in den Gasthof! Bevor ich aber von Eurer Gastfreundschaft Gebrauch mache, wollt Ihr mir, bitte, sagen, wer Ihr seid, und wie ich Euch anzureden habe.«

«Gemeinhin heiße ich Meister Peter, «gab der andere zur Antwort,»von Titeln bin ich kein Freund. Mit dergleichen lasse ich mir nicht gern kommen. Ich bin ein freier Mann und lebe von dem, was ich habe und mir verdiene. Das ist mein Titel.«—»Dagegen läßt sich nichts sagen, Meister Peter, «versetzte der Schotte,»und ich danke es dem günstigen Zufall, der mich hierher geführt hat, daß er mich mit Euch zusammengebracht hat. Für einen guten Rat, der mir immer recht ist, und auch not tut, werdet Ihr mich zu aller Zeit dankbar finden.«

Unterdessen war der Kirchturm in Sicht gekommen, und bald waren sie auch in der Nähe des Dorfeinganges; aber Meister Peter, von dem Wege, der auf die offene Heerstraße führte, ein wenig abbiegend, meinte jetzt, der Gasthof, wohin der Schotte gehen wolle, sei ein wenig abgelegen und nehme auch nur bessere Reisende auf…»Meint Ihr damit solche, die mit einer gutgespickten Börse reisen, «versetzte der Schotte,»dann gehöre ich nicht dazu, sondern will's lieber versuchen mit jenen andern, die, statt in Gasthöfen, auf offener Heerstraße plündern.«—»Mohrenelement! das muß man sagen, «rief der andere,»Ihr Schotten seid vorsichtiges Volk! Der Engländer rennt ins erste beste Gasthaus hinein und macht eine Zeche, wie es ihm gerade paßt, ohne früher an die Rechnung zu denken, als bis ihm der Magen voll ist. Ihr vergeßt aber, Meister Quentin, und Ouentin ist doch wohl Euer Name wie? daß ich Euch ein Frühstück schuldig bin für das Bad im Bache, das Ihr durch meinen Irrtum habt nehmen müssen. Diese Buße muß ich schon auf mich nehmen für die Euch zugefügte Kränkung.«—»Ach, ich denke an das bißchen Wasser und an den Verdruß, den ich von Euch erlitten, schon lange nicht mehr, «antwortete Quentin,»meine Sachen hab ich mir ja schon wieder trocken gelaufen; da aber meine Mahlzeit heut ein bißchen karg war, will ich Euer Anerbieten nicht von der Hand weisen. Wenn ich mich nicht irre, so seid Ihr ein schlichter, ehrsamer Bürger, und ich sehe nicht ein, warum ich Euch ein Abendessen abschlagen sollte.«