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Craig ließ sich jedoch nicht davon abbringen. Er checkte Trumballs Anzug schnell, aber gründlich durch und erlaubte ihm dann, nach draußen zu gehen.

»Ich schreie, wenn ich angezogen bin, dann kommste wieder rein und checkst mich durch.«

»Ja, ja.«

Der Generator tuckerte vor sich hin, saugte Wasser aus der Leitung, die er, ferngesteuert von Craig, durch die Permafrostschicht gebohrt hatte, sog die dünne Marsluft ein und zerlegte sie automatisch in ihre Komponenten.

Als Craig durch die Luftschleuse hinausging und auf den rostigen Boden trat, hatte Trumball bereits festgestellt, dass der Methantank und der Wassertank nahezu randvoll waren.

»Na prima«, sagte Wiley. »Jetzt können wir unsere Tanks füllen.«

Es dauerte über eine Stunde. Während Craig mit den Schläuchen jonglierte und dabei die Anzeigen im Auge behielt, schickte Dex eine VR-Show nach Tarawa: Die unerschrockenen Forscher, die sich ihren Weg durch die Marswildnis bahnen, beim Auftank-Rendezvous mit dem Generator. Auf zum Pathfinder!

Nachdem sie wieder in den Rover gestiegen waren, entledigte sich Dex in aller Eile seines Anzugs und ging nach vorn ins Cockpit. Er ließ den Blick kurz über die Kontrolltafel schweifen und sah, dass alles im grünen Bereich war, bis auf das rote Licht der Brennstoffzellen. Das kriegen wir auch noch auf Grün, sagte er sich. Sobald Wiley genug Wasser elektrolytisch zerlegt hat, dass wir sie mit Wasserstoff beschicken können.

Bei Sonnenuntergang waren sie schon wieder auf dem Weg zum Ares Vallis. Der Generator war hinter dem Horizont verschwunden. Dex saß noch immer am Lenkrad, während Craig hinten war und an den Brennstoffzellen herumbastelte.

»Wie machen sie sich?«, rief Trumball über die Schulter hinweg.

Craigs erbittertes Seufzen war selbst vorne im Cockpit zu hören. »Leak-proof-Schweißnähte, du dicke Scheiße«, schimpfte er.

»Was ist los?«

»Die verdammten Dewar-Gefäße hier sollen flüssigen Wasserstoff festhalten«, sagte Craig und stupste den rostfreien Stahlzylinder auf dem Boden des Rovers mit einem gestiefelten Zeh an.

»Und?«

»Na ja, die verdammten Schweißnähte an den Dingern lecken wie 'n Sieb!«

»Lecken sie immer noch?«

»Isst der Papst Spaghetti?«

»Wie schlimm ist es?«

Craig stapfte zum Cockpit und glitt auf den rechten Sitz. »Muss ein paar Berechnungen anstellen. Sieht aber nich gut aus, das kann ich dir auch ohne Computer sagen.«

Trumball sah, dass Craig eher verstimmt als besorgt war. Wir kommen auch ohne die Brennstoffzellen klar, dachte er. Zum Teufel, wir kommen jetzt schon eine ganze Woche ohne sie klar. Trotzdem, es wäre gut, wenn wir dieses verdammte rote Licht endlich wegkriegen würden.

»Die neuesten Brennstoffzellen auf der Erde haben Nanoröhrenfäden, um den Wasserstoff zu speichern«, brummte Craig. »Nanoröhren funktionieren, Partner. Die saugen molekularen Wasserstoff auf wie 'n Schwamm und halten ihn so fest wie 'n Schraubstock. Aber wir haben bloß diese verdammten undichten Dewars.«

Die Sonne näherte sich dem Horizont, sah Dex. Ein dünner Wolkenfetzen hoch oben reflektierte bereits strahlende rote Glanzlichter.

»Wir kriegen 'nen wunderschönen Sonnenuntergang, Wiley.«

Craig blickte vom Computerdisplay der Kontrolltafel auf. »Ja. Hübsch. Erinnert mich an Houston. Da hatten wir immer supertolle Sonnenuntergänge, wegen des ganzen Drecks, den die Raffinerien in die Luft gepustet haben.«

Trumball lachte. »Hier gibt's keine Fabriken.«

»Nein, aber …« Craig verstummte und verfiel in nachdenkliches Schweigen.

»Was ist, Wiley?«

»Die Wolken da.«

In diesem Moment läutete die Kommunikationsglocke. Trumball tippte auf die EIN-Taste, und Stacy Deschurowas düsteres Gesicht erschien auf dem Bildschirm.

»Der neueste Wetterbericht«, sagte sie mit besorgter Miene. »Ein neuer Staubsturm hat sich gebildet, diesmal in der nördlichen Hemisphäre.«

»Wo?«, fragte Trumball.

»Ihr fahrt genau darauf zu.«

ABEND: SOL 56

Jamie sah sich die Wetterkarte auf dem Bildschirm an. Er hatte die Position von Trumballs und Craigs Rover und ihre Route zum Pathfinder darüber gelegt.

Der Sturm würde direkt über sie wegziehen, sah er.

»Was willst du tun?«, fragte Stacy Deschurowa von ihrem Platz an der Kommunikationskonsole aus.

Jamie sah sie an. Sie wirkte besorgt.

»Sie haben über die Hälfte der Strecke zum Pathfinder hinter sich«, dachte er laut. »Wenn ich ihnen sage, sie sollen umkehren und zum Generator zurückfahren, holt der Sturm sie trotzdem ein.«

»Du meinst also, sie sollten einfach weiterfahren?«

»Der Sturm zieht von Osten nach Westen; sie fahren von Westen nach Osten. Sie könnten durch ihn hindurchfahren.«

»Vorausgesetzt, sie können überhaupt fahren, wenn der Sturm zuschlägt.«

»Wenn nicht, müssen sie eben stillsitzen, bis er über sie weggezogen ist.«

Deschurowa nickte. Ihre normalerweise trübsinnige Miene war jetzt eindeutig missmutig.

»Wenn wir nur vorhersagen könnten, wie groß der Sturm werden wird«, sagte Jamie leise. »Verdammt! Wir erforschen das Marswetter jetzt seit über zwanzig Jahren und kriegen immer noch keine passable Vorhersage zustande!«

Stacy grinste matt. »Das Wetter auf der Erde wird schon seit zweihundert Jahren erforscht, und selbst dort kriegen die Meteorologen immer noch keine passable Vorhersage zustande, Jamie.«

»Vielleicht ist es nicht so schlimm, wie es aussieht«, sagte er und erinnerte sich an den Sturm, den er selbst überstanden hatte. »Wenn sie alle Luken dichtmachen, wird ihnen schon nichts passieren.«

»Aber wenn der Sturm nun wächst? Es dauert Wochen, bis die großen sich legen … manchmal sogar Monate.«

Mit einer Grimasse sagte Jamie: »Der hier sieht nicht so schlimm aus. Bis jetzt.«

Deschurowa konterte: »Der in der südlichen Hemisphäre hat eine volle Woche gedauert.«

»Ich weiß«, gab er zu und starrte wieder auf die Wetterkarte, als könnte er sie zwingen, ihre Geheimnisse preiszugeben, wenn er sie nur finster genug ansah.

Deschurowa verstummte und ließ Jamie seine Gedanken allein zu Ende denken. Schließlich stand er auf und sagte: »Wir werden's beim Abendessen ausdiskutieren. Sollen alle ihre Ideen einbringen.«

Brauchbare Ideen hatte niemand. Sie erörterten die Lage beim Essen, kauten eine Möglichkeit nach der anderen durch. Es lief alles auf folgende Alternative hinaus: Entweder ließ man Craig und Trumball in den Sturm fahren, oder man befahl ihnen, zum Generator zurückzukehren, sodass der Sturm sie einholen würde.

»Sie sind viel zu weit draußen, als dass sie rechtzeitig wieder hier wären, bevor der Sturm sie erreicht«, meinte Rodriguez. »Sie geraten so oder so in ihn rein.«

»Dex wird sich weigern umzukehren«, sagte Vijay mit felsenfester Überzeugung. »Er wird unter allen Umständen weiterfahren wollen.«

»Wenn wir nur wüssten, wie groß der Sturm werden wird«, klagte Trudy. »Wir versuchen, sozusagen im Blindflug eine Entscheidung zu treffen, nicht wahr?«

»Der Sturm wird wachsen«, prophezeite Fuchida. »Er könnte uns sogar hier erreichen.«

»Hier?« Trudy schaute auf einmal erschrocken drein.

»Es ist nicht nur möglich, sondern sogar wahrscheinlich«, ergänzte Fuchida. Er hatte sein schlimmes Bein auf einen leeren Stuhl gelegt. Der Knöchel war fest mit einem elastischen Verband umwickelt.

»Bist du auch Meteorologe?«, fragte Stacy den japanischen Biologen, ohne eine Miene zu verziehen.

»Ja, bin ich«, erwiderte Fuchida würdevoll. Dann fügte er hinzu: »Wenn ich das Meteorologieprogramm in meinem Laptop aufrufe.«