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»Das größte Problem sind die Solarzellen«, bemerkte Rodriguez. »Wenn der Staub sie bedeckt, verliert der Rover seine zentrale Energiequelle.«

»Dann schalten sie auf die Batterien um«, meinte Hall.

»Für wie lange? Denk dran, ihre Brennstoffzellen arbeiten nicht richtig. Ihr Reservestromsystem ist unzuverlässig.«

Trudy machte ein überraschtes Gesicht. »Das hatte ich vergessen.«

»Sie halten nicht mehr als achtundvierzig oder höchstens fünfzig Stunden im Dunkeln durch«, sagte Rodriguez.

»Sie können die Zeitspanne verlängern, wenn sie den Stromverbrauch reduzieren«, sagte Jamie.

»Wie sehr? Sie müssen die Heizung in Gang halten, und die verbraucht den meisten Saft.«

Stacy Deschurowa sagte: »Wenn sie zum Generator zurückfahren, können sie die Brennstoffzellen so oft auffüllen wie nötig.«

»Das stimmt«, sagte Jamie und stemmte sich vom Tisch hoch. »Aber mein Instinkt sagt mir, dass ich sie weiterfahren lassen sollte; es ist der kürzeste Weg aus dem Sturm.«

»Außer wenn der Sturm viel größer und stärker wird«, wandte Hall ein.

»Wenn er so stark wächst, sind sie in Schwierigkeiten, ganz gleich, was sie tun.«

»Und der Staub könnte die Solarzellen beschädigen«, setzte Rodriguez düster hinzu. »Dadurch könnten sie so in Mitleidenschaft gezogen werden, dass sie nicht mehr genug Energie für den Rover liefern können, selbst wenn der Sturm vorbei ist.«

»Na, das ist ja ein entzückender Gedanke«, sagte Hall.

Die anderen nickten bedrückt.

Jamie ging wieder ins Komrnunikationszentrum und setzte sich an die Hauptkonsole. Die anderen schoben sich alle hinter ihm hinein. Als er den Rover rief, spürte Jamie die Hitze und die Anspannung in der kleinen Kabine. Zu viele Körper, die sich eng zusammendrängten. Zu viele Ängste, die immer größer wurden.

Der Mars ist eine sanfte Welt, rief er sich ins Gedächtnis, während er darauf wartete, dass der Rover sich meldete. Sie will uns keinen Schaden zufügen.

So ist es, erwiderte die andere Seite in ihm. Außer wenn man etwas Dummes tut, zum Beispiel, indem man dreitausend Klicks von zu Hause entfernt in einen Staubsturm gerät.

Craigs strubbeliges Gesicht füllte den Bildschirm. Soweit Jamie sehen konnte, fuhr er den Rover immer noch durch die länger werdenden Schatten des hereinbrechenden Abends.

Jamie erörterte die Lage und die beiden Alternativen mit Craig. Dann fragte er: »Possum, was meinst du? Welche Richtung willst du einschlagen?«

Bevor Craig antworten konnte, drehte Dex Trumball die Kamera zu sich und sagte: »Wir fahren weiter! Umzukehren hat doch keinen Sinn.«

Geduldig sagte Jamie: »Dex, ich habe Possum gefragt, nicht dich. Er hat die Leitung.«

»Wiley und ich sind einer Meinung«, beharrte Trumball. »Wir wollen weiterfahren und zusehen, dass wir aus diesem Sturm rauskommen. Zurückzufahren wäre bloß Zeitverschwendung.«

»Es wäre womöglich sicherer«, sagte Jamie. »Ihr könntet bis zum Generator kommen, bevor der Sturm euch einholt, und ihn dort aussitzen, wo ihr Treibstoff, Wasser und Sauerstoff habt.«

»Wir fahren weiter!«, fauchte Trumball.

»Possum, was hast du dazu zu sagen?«, fragte Jamie erneut.

Das Kamerabild schwenkte wieder zu Craigs Hängebackengesicht. »Erstens wär's mir lieber, ihr würdet mich Wiley nennen statt Possum. Zweitens stimme ich Dex zu: Fahren wir weiter und sehen wir zu, dass wir durch diese Waschküche durchkommen.«

Jamie saß ein paar Augenblicke schweigend da und verdaute das. Er spürte die nervösen Bewegungen der anderen hinter sich.

»Bist du sicher?«, fragte er, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen.

»Ja«, antwortete Craig.

Es wäre ungefährlicher für sie, wenn sie beim Generator kampieren würden, sagte sich Jamie. Aber wenn der Sturm eine Woche oder länger dauert, geht ihnen der Proviant aus, und dann müssen sie zurückkommen — ohne die Pathfinder-Sonde. Die ganze Reise wäre umsonst gewesen. Das ist es, was so an Dex nagt. So weit gefahren zu sein und dann mit leeren Händen zurückzukommen. Das treibt ihn vorwärts.

Andererseits, dachte er, was ist, wenn sie da draußen ums Leben kommen? Sind die alten Gerätschaften so wichtig, dass ich ihnen erlauben darf, ihr Leben dafür aufs Spiel zu setzen?

Trumball schwenkte die Kamera wieder zu seinem Gesicht. Sein struppiger, dunkler Bart verlieh ihm ein aufsässiges, streitlustiges Aussehen, als wollte er Jamie geradezu herausfordern, ihm zu widersprechen.

»Na?«, fragte er. »Wie lauten deine Befehle, Chief?« Die sarkastische Betonung, die er auf das Wort Befehle legte, war nicht zu überhören.

»Fahrt weiter«, hörte Jamie sich sagen. »Viel Glück.«

Trumball machte ein überraschtes Gesicht.

Vijay folgte Jamie in seine Kabine, als sie alle der Reihe nach das Kommunikationszentrum verließen. Ach, was soll's, dachte Jamie. Wenn die anderen noch nicht gemerkt haben, dass wir miteinander schlafen, dann wissen sie's jetzt.

Später, als sie eng aneinander gekuschelt auf der schmalen Liege lagen, flüsterte sie ihm zu: »Du hast das Richtige getan, Jamie.«

»So?«

»Dex hätte den Befehl zur Umkehr nicht befolgt. Er hätte sich dir offen widersetzt.«

Jamie seufzte im Dunkeln. »Ja, das glaube ich auch.«

»Es war klug, einen offenen Konflikt zu vermeiden.«

»Vielleicht.«

»Meinst du nicht?«

»Es ist nicht wichtig«, sagte er.

»Aber ja doch!« Sie stützte sich auf einen Ellbogen und schaute auf ihn herunter. »Deine Autorität sollte nicht in Frage gestellt werden.«

»Das macht mir keine Sorgen, Vijay.«

»Nein? Was dann?«

Er schaute in ihr hübsches Gesicht hinauf, dessen Umrisse sich im schwachen Schein der Digitaluhr abzeichneten. So schön, so ernst, so besorgt um ihn.

»Mich beunruhigt, dass ich es möchte, dass Dex wegbleibt. Weg von dir. Weg von uns.«

MORGEN: SOL 58

»Der Wind nimmt zu«, sagte Wiley Craig.

Dex lenkte den Rover konzentriert und zielstrebig durch ein Geröllfeld voller Felsbrocken, die groß genug waren, um Panzer zu stoppen. Während er zwischen minivangroßen Blöcken hindurchmanövrierte, flehte der Geologe in ihm darum, hinausgehen und nachsehen zu dürfen, woraus sie bestanden. Keine Zeit, sagte sich Dex mit einem Blick zum dunkler werdenden Himmel. Die wissenschaftliche Arbeit erledigen wir auf dem Rückweg.

Craig sah sich die Messdaten auf dem Bildschirm an. Der Wind wehte jetzt mit fünfundachtzig Knoten: Hurrikanstärke auf der Erde, in der dünnen Marsatmosphäre jedoch nur ein laues Lüftchen. Aber die Windgeschwindigkeit nahm zu, und am Horizont vor ihnen hing eine unheildrohende dunkle Wolke tief über dem Land.

»Was machen die Brennstoffzellen?«, fragte Dex, ohne den Blick vom Gelände vor ihnen zu nehmen.

Craig tippte auf ein paar Tasten an der Kontrolltafel. »Sind runter auf dreiundsechzig Prozent.«

»Wir könnten auch gleich auf sie umschalten, sobald die Solarzellen ausfallen«, sagte Trumball mit zusammengebissenen Zähnen. »Schont die Batterien.«

»Verwenden oder verschwenden«, stimmte Craig zu. »Damit holen wir noch 'n bisschen was aus ihnen raus, bevor sie ganz hinüber sind.«

Es kostete Dex eine bewusste Anstrengung, die Kiefer voneinander zu lösen. Er hatte die Zähne so fest zusammengebissen, dass er Kopfschmerzen bekam. Wenn es nicht so Furcht einflößend wäre, wäre es komisch, sagte er sich. Ich lenke diese Kiste wie ein Kind bei einem Videospiel und versuche, aus diesem beschissenen Geröllfeld rauszukommen, bevor der Sturm uns erwischt.

»Irgendwelche neuen Daten über den Sturm?«, fragte er.

Craig tippte auf weitere Tasten, schaute einen Augenblick lang auf den Bildschirm und ließ dann einen gewaltigen Seufzer hören. »Er wird größer.«