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»Toll.«

Wir hätten zum Generator zurückfahren sollen, gestand sich Dex ein. Jamie hätte es uns befehlen sollen. Wiley hätte darauf bestehen müssen. Das ist kein Spiel; dieser Sturm könnte uns umbringen, Herrgott noch mal.

»Soll ich fahren?«, fragte Craig sanft.

Dex warf ihm einen Blick zu. »Wiley, wenn ich nicht am Steuer säße, würde ich mir die Fingernägel bis zum Ellbogen abkauen.«

Craig lachte. »Ach, zur Hölle, ganz so schlimm isses nun auch wieder nich, Dex. Ich will dir mal erzählen, wie das war, als 'n Hurrikan über uns reingebrochen ist, während wir auf 'ner Bohrinsel im Golf von Mexiko grade 'n großes Leck abdichten wollten. War ganz in der Nähe von Biloxi …«

Dex hörte nur mit halbem Ohr zu, aber er war froh, dass Craig versuchte, die Spannung zu lindern. Es klappte natürlich nicht, aber er war dankbar dafür, dass Wiley es zumindest versuchte.

»Ein Staubsturm, sagen Sie?«

Ein jäher Schreck durchzuckte Darryl C. Trumball, als er auf den Wandbildschirm schaute. Unbewusst strich er sich mit einer Hand nervös über den kahlrasierten Schädel. Um vier Uhr nachmittags war es in Boston schon dunkel; draußen vor seinen Bürofenstern konnte er die Weihnachtsbeleuchtung an den Bäumen des Common und des Public Garden sehen.

»Ja, Sir«, antwortete Pete Connors. Sein dunkles Gesicht auf dem Wandbild schirm war sehr ernst, ja geradezu grimmig.

»Und mein Sohn fährt da hinein?«

»Ihr Sohn hat darauf bestanden, in ihn hineinzufahren, Mr. Trumball. Jamie hat ihm geraten, umzukehren und …«

»Geraten?«, blaffte Trumball. »Bei Gott, er soll die Sache da oben leiten! Was soll das heißen, geraten? Er hätte Dex den Befehl geben müssen, umzukehren!« Er schlug zur Betonung mit der Faust auf seinen Schreibtisch.

Connors schien einen Moment lang darüber nachzudenken. »Mr. Trumball«, sagte er schließlich, »Ihr Sohn ist nicht sonderlich geneigt, Befehle zu befolgen. Jamie hätte sich auf den Kopf stellen können, aber ich bezweifle, dass Dex auf ihn gehört hätte.«

»Das ist doch Unsinn!«, platzte Trumball los. »Mein Sohn ist ein Mannschaftsspieler. Meine Befehle befolgt er jedenfalls, verdammt noch mal! Dieser rothäutige Idiot, den Sie da oben haben, könnte doch nicht mal ein Team von Präriehunden leiten, geschweige denn die besten Wissenschaftler der Welt.«

»Jamie Waterman ist einer der besten Männer, die ich je kennen lernen durfte«, gab Connors ohne das geringste Zögern zurück. »Man hätte keinen Besseren zum Leiter dieser Expedition ernennen können.«

Trumball sah das Gesicht auf dem Wandbildschirm finster an.

»Der Sturm kam völlig unerwartet«, fuhr Connors in beschwichtigenderem Ton fort. »Es ist ein großer Sturm, aber wir haben auch schon größere gesehen. Wir sind ganz zuversichtlich, dass Ihr Sohn und Dr. Craig ihn überstehen werden, ohne Schaden zu nehmen.«

»Wehe, wenn nicht«, sagte Trumball und griff nach einem der reich verzierten Füllfederhalter, die er auf seinem Schreibtisch liegen hatte.

»Ganz bestimmt. Ich bin bei der ersten Expedition zusammen mit Jamie in einen Staubsturm geraten. Wir haben ihn ohne größere Probleme überstanden.«

»Wenn meinem Sohn etwas zustößt, mache ich diesen Mann persönlich dafür verantwortlich. Ist das klar? Persönlich. Ich nagle seine Eier an den nächsten Baum!«

Connors schien stumm bis zehn zu zählen, bevor er antwortete. »Dazu müssten Sie sich zunächst mit mir anlegen, Mr. Trumball. Mit mir und einer ganzen Menge anderer Leute, die absolutes Vertrauen zu Jamie haben.«

Wütend hieb Trumball mit der Faust auf die Telefonkonsole auf seinem Schreibtisch. Connors' zornglimmendes Gesicht verschwand.

»Dich krieg ich noch klein«, knurrte der alte Mann laut. »Dich und Waterman und jeden anderen, der mir in die Quere kommt.«

Er befahl dem Stimmerkennungssystem des Telefons, Walter Laurence anzurufen. Es war an der Zeit, kurzen Prozess mit diesem Indianer zu machen. Warte nicht ab, bis Dex etwas zustößt, dann würde es zu persönlich aussehen. Nagle ihn jetzt an die Wand.

»Er wird euer Basislager erreichen, das steht fest«, sagte der Meteorologe. »Bei seiner gegenwärtigen Wachstumsrate und Zuggeschwindigkeit wird der Sturm in zwei Tagen — äh, ich meine in zwei Marstagen, zwei Sols — über euer Gebiet wegziehen.«

Jamie und Stacy Deschurowa sahen sich den Bericht im Kommunikationszentrum an. Der Meteorologe schien in Florida zu sitzen, vielleicht in Miami. Jamie sah Palmen und Wohntürme durch das Bürofenster hinter dem jugendlichen, aber konzentrierten und ernsten Gesicht des Mannes. Der junge Meteorologe begann, ihnen sämtliche Daten durchzugeben, die er hatte: Die maximale Windgeschwindkeit würde bei über zweihundert Knoten liegen; die Zuggeschwindigkeit des Sturms betrug stetige fünfunddreißig Knoten; Höhe der Wolken; Staublast; opaleszente Trübung. Viele der Zahlen waren Schätzungen oder Durchschnittswerte.

»Wir müssen uns vergewissern, dass die Flugzeuge wirklich gut festgebunden sind«, murmelte Stacy, während der Meteorologe in seinem monotonen Tonfall weiterredete.

Jamie nickte. »Und der Generator auch.« Die mathematisch-nüchterne Seite seines Gehirns wusste, dass selbst ein Zweihundert-Knoten-Wind auf dem Mars nicht genügend Kraft hatte, um den hohen Zylinder mit dem Brennstoff- und Wassergenerator umzuwerfen, wenn die Tanks voll waren. Die Marsatmosphäre war so dünn, dass der Wind hier wenig Wucht besaß. Doch die andere Seite stellte sich vor, wie der Generator umkippte, wie er umgestürzt wurde wie ein großer Baum in einem Hurrikan.

Deschurowa nickte. »Wir sollten sofort damit anfangen.«

»Tomas und ich erledigen das, was draußen zu tun ist«, sagte Jamie, sobald der Meteorologe mit seinem Bericht fertig war. »Du sorgst dafür, dass hier drin alles unter Dach und Fach ist und dass alle auf den Sturm vorbereitet sind.«

Er schob seinen fahrbaren Stuhl zu dem Bildschirm, von dem das eingefrorene, besorgte Gesicht des Meteorologen zu ihnen herausschaute, und drückte auf die Sendetaste.

»Vielen Dank für Ihren Bericht, Dr. Kaderly. Er war uns eine große Hilfe. Bitte halten Sie uns auf dem Laufenden und sagen Sie uns sofort Bescheid, wenn es bezüglich der Zugbahn des Sturms irgendwelche Veränderungen gibt.«

Dann drehte er sich zu Stacy um, die neben ihm saß. »Schick Kaderlys Bericht an Poss … ich meine, Wiley und Dex. Dann kümmere dich darum, dass die anderen die erforderlichen Vorbereitungen für den Sturm treffen.«

»In Ordnung, Chief.«

Jamie stand auf und ging zur Luftschleuse und den Anzügen, die dort bei den Spinden warteten. Irgendwie störte es ihn nicht, wenn Stacy ihn ›Chief‹ nannte. In ihrem Ton lag kein Spott.

Während er das rostfleckige Unterteil seines Raumanzugs anlegte, dachte Jamie an Dex und Wiley, die dort draußen zwischen Xanthe und Ares Vallis waren. Sie werden mindestens zwei Sols lang im Sturm festsitzen. Ohne Reservestromsystem. Mit Hilfe der Batterien müssten sie eigentlich heil aus der Sache herauskommen, vorausgesetzt, sie beschränken den Stromverbrauch auf ein Minimum. Das heißt, sie werden anhalten und stehen bleiben müssen, bis der Sturm über sie weggezogen ist.

Ihnen wird schon nichts passieren. Wenn sie einfach die Ruhe bewahren und abwarten, werden sie den Sturm heil überstehen.

Sofern der Staub ihre Solarpaneele nicht beschädigt.

NACHMITTAG: SOL 58

»Was hältst du davon, Wiley?«, fragte Dex Trumball, sobald der detaillierte Bericht des Meteorologen durchgelaufen war.

Craig fuhr mit stetigen dreißig Klicks pro Stunde dahin. »Wie schnell is noch mal so'n Knoten? Ich komm da immer durch'nander.«