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»Und andere Schiffe sind auch nicht gelandet«, stellte Brazil fest. »Also? Sind die anderen Jungs soviel wert wie du?«

»Kannste dich drauf verlassen, Nate«, gab Paddy zurück. »Auf’m Dach sitzen sich scheint’s ’n paar von den Superweibern.«

Brazil war erstaunt.

»Olympierinnen? Hier! Verdammt! Also doch die Narrensekte!«Er war beinahe enttäuscht. Er hatte sich etwas Interessanteres erhofft. Paddys Antwort weckte seine Hoffnungen indessen wieder.

»Nein, sieht so aus, als wär’n die Puppen auf die anneren los. Überall auf’n Dächern liegen die toten oder bewußtlosen Pferdchen. Schein’ Menge Leute hinner dir her zu sein, Natty!«

Das sah schon besser aus.

»Habt ihr die Olympierinnen?«fragte er. »Wie viele?«

»Drei, die wir auf’n Dächern seh’n. ’s könn’ mehr sein, aber wenn ’se da sinn’, gehn’ se nich’ auf dich los.«

Das war zu schaffen. Alle anderen würden im Lagerhaus sein. Wenn er Glück hatte, war die Schmutzarbeit von den Olympierinnen geleistet worden, und er brauchte sich nur mit ihnen und nicht mit dem unbekannten Gegner abzugeben — falls es zwei verschiedene Gruppen waren, und danach sah es jetzt aus.

»Knallt los und betäubt sie tief, wenn ihr mich seht«, befahl er. »Sie sind nicht menschlich und vertragen viel, also her mit dem ganzen Saft.«

»Und wenn’s noch nich’ reicht?«sagte Paddy eifrig.

»Tut, was ihr tun müßt«, erwiderte Brazil. »Dann nehmt ihre Posten ein und gebt mir auf dem Platz Deckung.«

»Klar. Nur zu.«

Brazil steckte das Gerät in eine Hemdtasche und ging die Straße hinunter. Eigentlich ein schöner Tag, dachte er. Idiotisch, einen schönen Tag so zu verbringen.

Vor sich sah er den Zugang zu dem kleinen Platz, in dessen Mitte irgendein Denkmal stand — ein riesiger Rhone aus altersgrüner Bronze, der einen Wagen zog: der Gott des Handels oder dergleichen. Die Statue war das einzige Hindernis, aber sie könnte irgend jemandem Deckung bieten, dachte er.

* * *

Nein, Paddys Leute hätten jeden sehen müssen.

Oder doch nicht? Kurz vor dem Platz, von dort aus noch nicht sichtbar, blieb er stehen und starrte angestrengt die Statue an. Wie viele Olympierinnen konnten sie als einen Hintergrund benutzen, mit dem man zu verschmelzen vermochte? fragte er sich beiläufig. Er schob die Hände durch die Taschen, legte sie auf die Pistolen. Superfrauen hin, Superfrauen her, sie würden unbewaffnet sein müssen. Er schluckte mühsam, atmete tief ein und aus und trat auf den Platz hinaus.

In diesem Augenblick feuerten Paddy und seine Leute. Die Olympierinnen auf den Dächern erstarrten und kippten um. Auf dem Platz war nichts zu sehen oder zu hören, aber Brazil wußte, daß sein Hinterhalt funktioniert hatte, sonst hätte es Gebrüll und Geschrei gegeben, möglicherweise sogar Explosionen, so, wie er Paddy kannte.

Er blickte zu den Lagerhäusern hinüber, die im grellen Sonnenlicht standen, entdeckte an einem das Schild der Reederei Durkh und ging langsam darauf zu, ein Auge auf die Statue gerichtet. Im Schnee sah der grüne Zentaur aus, als litte er an weißer Räude.

Im Inneren des Lagerhauses stand Mavra als erste schwankend auf, als sie zu sich kam.

Sie waren von den Olympierinnen übertölpelt worden, soviel stand fest. Das bedeutete, daß die Frauen Brazil auf dem Platz in einen Hinterhalt locken wollten. Sie ging zur Tür, öffnete sie und sah ihn schräg auf sich zukommen. Sie griff sofort nach dem Funkgerät und schaltete auf Rundruf.

»Talgur! Galgan! Muklo! rief sie. Keine Antwort. Sie warf das Ding verärgert weg. Sie wußte, daß sie ihn warnen mußte, daß es darauf ankam, ihn von dort wegzuholen — Aber wie das machen, ohne niedergeschossen zu werden? Es war kalt, ja, aber zum Henker mit der Kälte! Sie zog die Jacke und den langen Pullover aus, bis sie nackt war. Das würde ihm beweisen, daß sie keine verborgenen Waffen trug. Ohne weiter nachzudenken, stieß sie sich mit ihren starken Pferde-Hinterbeinen ab und sprang in vollem Galopp auf den Platz hinaus, auf dem die kleine, schwarzgekleidete Gestalt lässig herankam. »Zurück!«schrie sie ihn aus vollem Lauf an. »Eine Falle!«

Er blieb wie angewurzelt stehen, völlig verblüfft.

Die olympische Führerin löste sich fluchend von ihrem Platz an der Statue und lief auf Brazil zu, während sie kreischte:»Schießt auf sie, Schwestern! Schießt!«Ihre gellende Stimme hallte von den Gebäuden in unheimlicher Weise wider.

Brazil sah auf der Linken die olympische Amazone heranstürzen, ihr entgegen kam der Geist von Wuju, und seine Entgeisterung war unüberbietbar.

»Verdammte Scheiße!«stieß er hervor.

Paddy war schneller. Als er die Olympierin von der Statue wegstürmen sah, zielte er und wollte schießen. Die Athene war vor Mavra bei Brazil und brüllte:»Herr, seid Ihr Nathan Brazil?«In diesem Augenblick drückte Paddy ab, und sie wurde zu Boden geschleudert und blieb regungslos liegen, einen verblüfften Ausdruck im Gesicht.

Mavra wurde von dem Schuß völlig überrascht, sie nahm aber an, daß wenigstens einer ihre Leute noch im Besitz seines Gewehrs war. Zwei Rhone-Besatzungsmitglieder, Brazils Beschatter, galoppierten plötzlich aus zwei verschiedenen Straßenzuführungen auf den Platz, die Pistolen gezückt. Mavra fühlte sich für kurze Zeit erleichtert. Sie versuchte anzuhalten, aber ihr Schwung trug sie an Brazil vorbei.

Von den Dächern feuerten die Puls-Gewehre und fällten die Rhone. Erneut aus der Fassung geraten, schlug Mavra einen Haken, um Brazil nicht zu rammen, aber er hatte schon seinen Mantel abgeworfen. Er trug einen Pistolengürtel mit zwei Halftern. Er versuchte nicht, ihr auszuweichen; als sie ausscherte und langsamer wurde, sprang er statt dessen auf ihren Rücken.

Sie knickte unter der Last beinahe ein, aber als sie stehenblieb und sich aufbäumte, um ihn abzuwerfen, spürte sie im Kreuz ihres humanoiden Rückens eine kalte Pistolenmündung.

»Keine Bewegung!«sagte er scharf. Sie kannte seine Stimme aus Obies Archiven gut. Sie blieb wie angewurzelt stehen.

»Laufen Sie die Straße zum Gebäude des Hafenamts hinauf!«befahl er. Sie nahm sich zusammen und ging langsam in die angegebene Richtung, von den Ereignissen vollkommen verwirrt.

»Wer ist da oben?«stieß sie hervor und zeigte auf die Dächer.

Brazil lachte.

»Natürlich meine Leute! Sie hätten gestern nacht die Gasse hinter dem Haus und das Fenster bewachen lassen sollen!«

Sie begann zu schwitzen und spürte plötzlich die bittere Kälte. Sie fröstelte.

»Wollen Sie mir vielleicht sagen, wohin es geht? Ich erfriere hier!«

Er lachte wieder.

»Wie du mir, so ich dir. Ich wäre gestern nacht beinahe erfroren, als ich im Schneesturm die Hausmauer hinuntermußte. Sie kommen nicht um. Laufen Sie zur Hafenbehörde!«

Sie drehte sich ein wenig und blickte zu ihm auf. Er bot einen lächerlichen Anblick, ein Mann in hochhackigen Lederstiefeln und hautenger, brauner Hose, mit dickem Pistolengürtel und zwei Halftern. Er trug ein dünnes, rotweiß kariertes Baumwollhemd, einen riesigen weißen Bart, flatterndes weißes Haar und den flachen Hut.

»Okay. Hier anhalten!«befahl er kurz vor der stark befahrenen Straße gegenüber der Hafenbehörde. »Ich steige jetzt ab, aber Sie dürfen nicht glauben, daß ich Sie nicht an Ort und Stelle niederschießen könnte. Die Einheimischen sind beleidigt, wenn sie einen Menschen auf einem Rhone reiten sehen, aber die kleine Pistole hat ihren eigenen Willen.«

Sie hatte die Waffe gesehen und wußte, daß das zutraf.