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»Sie meinen, es wird niemanden geben, der uns hilft?«sagte Yua gepreßt. »Alle werden gegen uns sein?«

Er schüttelte den Kopf.

»Manche werden helfen, entweder, weil sie das Problem begreifen, oder weil sie uns vertrauen. Andere werden heftigen Widerstand leisten. Der Rest wird zuschauen, sich aber den Gegnern dann anschließen, wenn sich unser Erfolg abzeichnet. Die Durchschnittsgeschöpfe werden natürlich besonders verängstigt sein. Damit wird der Weg zur Avenue also noch länger, weil ich kaum geradeaus gehen kann — und außerdem werde ich viel Unterstützung brauchen, um durchzukommen.«

Selbst Yua begriff, was er meinte.

»Die Gemeinde.«

Er nickte.

»Genau. Wenn wir bei jedem Schritt Verbündete und Kämpfer brauchen, müssen wir dafür sorgen, daß wir sie auch dort, wo wir sie brauchen, haben. Das wird der ›Heilige Kreuzzug‹ der Olympier sein — und ihr vier werdet helfen und, wie ich hoffe, führen. Ohne diese Verbündeten würden wir das Überraschungselement verlieren. Zone wird einen ganzen Schwarm von Leuten durch den Schacht trampeln sehen, und man wird erfahren, worum es geht. Sie können sich darauf verlassen, daß man mir auflauern wird. Wir können sie bestenfalls in Atem halten und aus dem Gleichgewicht bringen. Der Schacht neigt dazu, Neuankömmlinge gleichmäßig um jene Halbkugel zu verteilen, wo sie eintreffen. Wir kommen alle in den Süden, weil wir auf Kohlenstoff aufgebaut sind. Da gibt es also siebenhundertachtzig Sechsecke voll intelligenter Rassen — Pflanzen, diverse Tiere, Wasserwesen, Insektenwesen und Wesen, die nichts davon sind. Es gibt zwar große Unterschiede, beruhend auf der Größe der Bewohner und den Möglichkeiten des Sechsecks, aber wir können in jedem Sechseck von ungefähr einer Million Insassen ausgehen. Das sind im Süden rund siebenhundertachtzig Millionen Leute.«Er sah Yua an. »Und wie viele Olympier gibt es?«

Ihr Mund rundete sich.

»Über eine Milliarde«, stieß sie hervor.

»Eben. Und wenn wir nur die entschiedenen Anhänger der Gemeinde dazunehmen, jene, auf die wir uns verlassen können? Nichts von dem Drill-Quatsch — sie müssen es wirklich glauben, weil der Schacht alle künstlichen Hemmungen beseitigt.«

»Vielleicht noch eine Million, vielleicht mehr«, gab sie achselzuckend zurück.

»Gut. Nehmen Sie dazu noch bestimmte andere, die ich einlade und zulasse. Ich glaube, wir können eineinhalb Milliarden Leute auf die Schacht-Welt schaffen. Das ist weit mehr, als sie auf Dauer verkraften kann, aber kurzfristig sollte es keine Probleme geben. Wenn alle durchkommen, sind wir den Einheimischen zwei zu eins überlegen — und die Überlebenden werden die prototypischen Seelen für die Neuausbreitung sein. Wir bieten ihnen einen Teil des Erhofften — die Chance, sich ein eigenes Paradies zu schaffen.«

»Die Einheimischen sind sicher nicht dumm«, sagte Zigeuner unvermittelt.

»Wie?«Brazil zog die Brauen hoch.

»Nun, angenommen, Sie sind ein Potentat der Schacht-Welt, Sie hören von der Geschichte und waten plötzlich in fanatisch Bekehrten. Ich weiß nicht, was Sie tun würden, aber wenn die Leute wirklich so grimmig und ängstlich sind, wie Sie sagen, würde ich in Zone, oder wo sie sonst hereinkommen, meine eigene Armee oder sonst was aufstellen — und sie so schnell, wie sie hereinkommen, töten.«

Brazil lehnte sich zurück, zündete sich eine Zigarette an und dachte darüber nach.

»Ich werde wohl weich. Auf den Gedanken bin ich gar nicht gekommen. Sie haben natürlich recht. Dagegen können wir aber wenig tun. Was zu unseren Gunsten spricht, ist, daß sie einander noch weniger vertrauen als uns. Es wird eine Weile dauern, bis sie begreifen, noch länger, bis sie sich zusammentun und sich für ein logisches Vorgehen entscheiden, und außerdem brauchen sie eine Mehrheit der Zone-Rassen, um die Regeln aufzuheben und dort eine bewaffnete Streitmacht zu halten. Das wird Zeit in Anspruch nehmen. Sie werden von Neuzugängen überflutet sein, bevor sie wirksame Maßnahmen ergreifen, und dann könnte es schon zu spät sein, um uns aufzuhalten. Aber den Tatsachen müssen wir ins Gesicht sehen. Die häßlichste davon ist, daß das Vorgehen Pogrome auslösen wird. Man wird alle Neuzugänge töten, sobald sie in den jeweiligen Ländern auftauchen. Dazu bedarf es keiner Abstimmung.«Er seufzte. »Ich habe nicht behauptet, daß das Unternehmen leicht durchzuführen sei. Wir mögen durchaus scheitern. Das einzige, was ich sagen kann, ist, daß wir das Ganze entweder sofort abblasen oder es jetzt versuchen. Ihr seid der Rat für dieses Vorhaben. Auf euch wird der Großteil der Verantwortung lasten. Was sagt ihr? Yua?«

»Dafür«, sagte sie sofort.

»Zigeuner?«

»Ich sterbe lieber im Kampf, als von einem irren Riß im Weltraum ausgelöscht zu werden.«

»Marquoz?«

»Das fängt langsam an, interessant zu werden, eine echte Herausforderung«, antwortete der kleine Drache. »Ich würde um keinen Preis der Welt darauf verzichten.«

»Mavra?«

Sie seufzte. »Bringen wir es hinter uns. Wenigstens werde ich nicht als Rhone sterben müssen.«

»Also gut. Ihr vier geht als erste hinein. Obie hat angedeutet, er verfüge über eine Möglichkeit, die Auswahl des Schachtes zu beeinflussen. Ich kann also davon ausgehen, ihr vier werdet so placiert, daß ihr mir und euch am nützlichsten seid. Ich weiß nicht, ob Obie dabei hundertprozentig erfolgreich sein wird, aber ich rechne damit, daß ihr, bis ich hinkomme, eure Neuzugangs-Armeen um euch geschart habt. Nachdem ich euch Zeit genug gelassen habe, euch an eure neuen Körper und Umwelten anzupassen, schicke ich die Horden los. Das Geschrei wird von Anfang an riesengroß sein. In jedem Vorgarten wird ein neues Wesen hocken. Ihr werdet merken, wann es soweit ist. Teilt es euch richtig ein — schlagt nicht zu früh los, sonst kommen euch die Einheimischen auf die Schliche, bevor ihr stark genug seid, sie zum Teufel zu schicken. Dann, und erst dann, erhebt ihr euch, gebt euch zu erkennen und sammelt die Neuzugänge um euch. Spätere Neuzugänge werden über einen verfeinerteren Zeitplan verfügen. Dafür werde ich meine nicht-menschlichen Freunde einsetzen. Selbst wenn sie angefangen haben, alle Amazonen abzuschießen, die sie sehen, werden sie andere wohl eher passieren lassen. Sammelt euch und führt eure Truppen möglichst schnell zusammen. Zieht nach Ambreza, wo ich, wie jeder weiß, auftauchen werde.«

»Aber Ambreza ist das Sechseck der großen Biber«, wandte Mavra ein. »Soviel weiß ich noch.«

»Sie vergessen aber, daß sie einen Krieg mit den Menschen geführt haben, den die Menschen verloren, und daß sie die Sechsecke tauschten«, gab Brazil zurück. »Ich werde also als Mensch im modernen Ambreza auftauchen.«

»Klingt für meine Ohren ein bißchen merkwürdig«, meinte Zigeuner. »Durch die Richtung unseres Vorstoßes sagen wir doch jedem, wann und wo Sie erscheinen werden.«

Brazil grinste.

»Sieht so aus, nicht? Aber Sie werden gar nicht wissen, wo ich bin oder wann ich durchkomme. Wenn ich Sie brauche, melde ich mich, aber sonst wissen Sie nichts. Ich könnte früh, in der Mitte oder am Ende erscheinen. Ihr ganzes Marschieren und Kämpfen und alles Drum und Dran wird das große Schauspiel sein, der äußere Schein. Inzwischen werde ich mich zur Avenue hinschleichen.«

»Mit anderen Worten, wir wissen nicht einmal, ob sie Erfolg gehabt haben — jedenfalls solange nicht, bis die Neuzugänge rund um uns verschwinden?«sagte Mavra fassungslos.

Er lachte leise.

»Ach, das wird schon vorher jeder wissen. Ich wünsche mir, daß es so glatt gehen möge, aber das wird nicht der Fall sein. Ich werde vor dem Ende Feuerkraft brauchen — ich hoffe nur, nicht, bis wir fast dort sind. Und ich werde alle einweihen müssen — es ist nicht ganz so einfach, ein Universum neu zum Keimen zu bringen, vor allem dann, wenn man so wenige Rassen hat, mit denen man arbeiten kann. Ich werde die Nordländer vor die Wahl stellen, die Hälfte ihrer Bevölkerung zu verlieren oder im Regen stehen zu bleiben — bei manchen könnte das genügen. Aber ihr werdet es merken.«Er sah Mavra Tschang an. »Vor allem Sie. Wenn Sie noch am Leben sind, werden Sie mit mir im Inneren des Schachtes sein, und Sie werden mir den Befehl geben, den Saft abzudrehen. Wenn Sie nicht durchkommen, Mavra, wird es einer von euch vier anderen sein. Und einer von euch sollte besser durchkommen — weil ich den Schacht nur dann abschalte, wenn mir jemand anderer den Auftrag dazu gibt. Die Verantwortung wird nicht die meine sein.«Er schaute sich in der Runde um. »Alles klar? Gut, dann fangen wir an. Wir haben viel vorzubereiten, eine ganze Bevölkerung zu instruieren, und das wird Zeit und Mühe kosten. Los!«