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„Nein!“ schnitt ihm Lioren das Wort in einer solchen Lautstärke ab, daß die Wesen in seiner näheren Umgebung unwillkürlich zusammenzuckten und die Translatoren aufgrund der Schallüberlastung pfiffen. „Ich habe feierlich und bei den Heilern Sedith und Wrethin geschworen, für den Rest meines nichtswürdigen Lebens auf die Ausübung meiner ärztlichen Kunst zu verzichten.“

„Also, das wäre nun wirklich ein Verbrechen“, entgegnete O'Mara nicht ganz so laut wie Lioren. „Damit würden Sie sich unbestreitbar einer geradezu schamlosen und unverzeihlichen Vergeudung von Fähigkeiten schuldig machen.“

„Und wenn ich hundert Leben hätte, so könnte ich doch nicht einmal einen Bruchteil all der vielen Wesen retten, die durch meine Schuld gestorben sind“, widersprach Lioren barsch.

„Aber Sie könnten es wenigstens versuchen…“, begann O'Mara, verstummte aber, als der Flottenkommandant erneut mit erhobener Hand um Ruhe bat.

„Wenden Sie sich mit Ihren Argumenten gefälligst an das Gericht und nicht aneinander“, ermahnte Dermod die beiden, wobei er O'Mara und Lioren der Reihe nach anblickte. „Ich werde Sie nicht noch einmal warnen. Major O'Mara, vor einiger Zeit haben Sie erklärt, Sie hätten nicht mehr viel vorzubringen. Darf das Gericht davon ausgehen, daß Sie damit jetzt alles gesagt haben?“

Einen Augenblick lang blieb der Chefpsychologe reglos stehen; dann antwortete er: „Ja, Sir“ und setzte sich.

„Sehr schön“, stellte der Flottenkommandant zufrieden fest. „Dann wird das Gericht jetzt die Anklage hören. Oberstabsarzt Lioren, sind Sie bereit fortzufahren?“

Liorens Haut wies eine zunehmende und ungleichmäßige Verfärbung auf, die durch die starken Schuldgefühle hervorgerufen wurden, die er bereits bei den flüchtigsten Erinnerungen bekam. Allerdings waren die außen am Körper befindlichen Luftsäcke nicht mehr so stark aufgebläht wie zuvor, so daß der DRLH in der Lage war, leise zu sprechen.

„Ich bin bereit.“

2. Kapitel

Das Cromsag-System war von dem Aufklärungsschiff des Monitorkorps Tenelphi während eines Vermessungseinsatzes im galaktischen Sektor neun erforscht worden, einer der peinlichen dreidimensionalen Lücken in den Karten der Föderation. Die Entdeckung eines Systems mit bewohnbaren Planeten stellte für die Besatzung stets eine willkommene Abwechslung dar, zumal sich der Alltag durch das Vermessen und Kartographieren unzähliger Sterne normalerweise äußerst eintönig gestaltete. Als man nun auf einen Planeten stieß, der alle Anzeichen für intelligentes einheimisches Leben aufwies, herrschte an Bord freudige Erwartung.

Jedoch währte die Freude nicht lange.

Da ein Aufklärungsschiff mit seiner nur vierköpfigen Besatzung nicht über die Möglichkeiten verfügte, mit der Situation eines Erstkontakts fertig zu werden, verbaten die Vorschriften eine Landung, so daß sich die Crew mit einer rein visuellen Untersuchung aus niedriger Umlaufbahn begnügen mußte, während sie sich gleichzeitig bemühte, den technologischen Stand der Bewohner durch eine Analyse der Kommunikationsfrequenzen und anderer elektromagnetischer Strahlung, die vom Planeten ausging, nachzuweisen. Aufgrund der Erkenntnisse blieb die Tenelphi in der Umlaufbahn und vergeudete ihre Energiereserven auf fast leichtsinnige Weise an den energiefressenden Subraumkommunikator, indem immer dringendere Bitten um Unterstützung an die Basisstation gesendet wurden.

Jedoch hatten die Spezialisten für fremde Spezies auf dem Kontakt- und Vermessungskreuzer des Monitorkorps Descartes, die normalerweise die erste Annäherung an eine neu entdeckte Zivilisation durchführten, bereits auf dem sogenannten Planeten der Blinden alle Hände voll zu tun, wo die Verständigung mittlerweile in eine Phase getreten war, die einen Abbruch nicht ratsam erscheinen ließ. Zudem war der von der Tenelphi entdeckte Planet im Cromsag-System sowieso kein Fall für den Erstkontakt; um überhaupt irgendeine Art Kontakt zu ermöglichen, mußte nämlich zunächst dafür gesorgt werden, daß die Bewohner überlebten.

Aus diesem Anlaß wurde das Schlachtschiff der Imperatorklasse Vespasian — das mehr als nur dazu in der Lage war, einen größeren Krieg zu führen, obwohl es in diesem Fall einen beenden sollte — eiligst für die Katastrophenhilfe umgerüstet und in die betreffende Region entsandt. Zwar stand es unter dem Kommando des Terrestriers Colonel Wiliamson, aber in allen Fragen, die Hilfseinsätze auf der Planetenoberfläche betrafen, hatte Oberstabsarzt Lioren die Befehlsgewalt und trug die alleinige Verantwortung.

Innerhalb einer Stunde nach der Angleichung der Umlaufbahnen der beiden Schiffe hatte die Tenelphi an die Vespasian angekoppelt, und der Captain des Aufklärungsschiffs, der Terrestrier Major Nelson, befand sich mit seinem medizinischen Offizier Stabsarzt Dracht-Yur, einem Nidianer, im Hauptquartier und gab den neuesten Situationsbericht ab.

„Wir haben einige Beispiele für die Funksprüche der Planetenbewohner aufgenommen“, berichtete Major Nelson in lebhaftem Ton, „auch wenn dort unten ungewöhnlich wenig Funkverkehr herrscht. Da unser Bordcomputer aber nur für die Vermessungsarbeit programmiert ist und gerade noch über genügend Kapazität verfügt, um die notwendigen Übersetzungen für die Besatzung zu bewältigen, können wir die Sprüche nicht verstehen. Wie die Dinge liegen, wissen wir nicht einmal, ob den Bewohnern überhaupt bekannt ist, daß wir hier sind.“

„Von jetzt an wird der taktische Computer der Vespasian den Funkverkehr auf der Planetenoberfläche übersetzen, und die Informationen wird man dann an Sie weiterreichen“, fiel ihm Colonel Wiliamson ungeduldig ins Wort. „Uns interessiert weniger, was Sie womöglich nicht gehört haben, sondern vielmehr das, was Sie wirklich gesehen haben. Also fahren Sie bitte fort, Major.“

Es war überflüssig, einen Umstand zu erwähnen, der allen Anwesenden bekannt war; denn während Wiliamsons gewaltiges Großkampfschiff über das größere Gehirn verfügte, besaß Nelsons winziges und hochspezialisiertes Vermessungsschiff Augen, die unübertroffen waren. Während Nelson auf die Tasten drückte, die das Bildmaterial auf dem riesigen taktischen Bildschirm erscheinen ließen, fuhr er fort: „Wie Sie sehen, haben wir den Planeten aus einer Entfernung vermessen, die das Fünffache seines Durchmessers beträgt, bevor wir näher herangeflogen sind, um diejenigen Gebiete kartographisch zu erfassen, die bewohnt ausgesehen haben. Dies ist der dritte Planet eines Sternsystems, das aus insgesamt acht Planeten besteht, und, soweit wir wissen, der einzige, auf dem es Leben gibt. Auf diesem Planeten ist der Tag etwas über neunzehn Stunden lang, die Schwerkraft beträgt auf der Oberfläche das Eineinviertelfache der Erdanziehungskraft, der atmosphärische Druck steht dazu im richtigen Verhältnis, und die Luftzusammensetzung würde der Mehrheit unserer warmblütigen Sauerstoffarmer keine ernsthaften Unannehmlichkeiten bereiten.

Die Landmasse auf dem Planeten ist in siebzehn große, nicht zusammenhängende Kontinente aufgeteilt. Bis auf die zwei Polarkontinente sind alle bewohnbar, doch momentan ist nur der größte Äquatorialkontinent besiedelt. Jedoch weisen auch die anderen Kontinente Anzeichen auf, daß sie in der Vergangenheit bevölkert waren und es dort eine ziemlich hochentwickelte Technologie gegeben hat, zu der unter anderem motorgetriebene Beförderungsmittel zu Land und in der Luft gehört haben, wobei die Strahlungsspuren darauf hindeuten, daß man Energie mit Hilfe von Kernspaltung erzeugt hat. Die Dörfer und Städte scheinen heute aufgegeben und verlassen zu sein. An den Gebäuden sind kaum Schäden festzustellen. Spuren von Industrie- oder Hausabfällen finden sich weder auf dem Boden noch in der Atmosphäre. Hinweise auf den Anbau von Nahrungsmitteln sind nicht zu entdecken, und die Straßenbeläge und das Mauerwerk von einigen der kleineren Gebäude sind durch ungehinderten Pflanzenwuchs aufgebrochen und beschädigt worden. Sogar in den bewohnten Gebieten auf dem Äquatorialkontinent gibt es Anzeichen für dieselbe Nachlässigkeit gegenüber Bauwerken und der Landwirtschaft mit den damit zusammenhängenden Symptomen von.“