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«Es macht nichts, wenn Sie sich anders entscheiden wollen«, sagte ich.

«Wie käme ich dazu?«Sie sah mich entgeistert an.»Sie haben sie doch nicht etwa jemand anderem verkauft? Sie haben versprochen, es nicht zu tun.«»Die nicht.«

«Was für welche dann?«

Ich erzählte ihr von Horse and Hound und von Lance Kinship und sagte, wie seltsam es mir erscheine, daß die Leute plötzlich meine Arbeiten kaufen wollten.

«Ich könnte mir vorstellen, daß es sich rumgesprochen hat«, sagte sie versonnen. Sie aß ihr Fleisch auf und lehnte sich mit nachdenklichem Gesicht zurück.»Sie brauchen einen Agenten.«

Ich erklärte ihr, daß ich für Marie Millace ohnehin einen finden müsse, aber sie fegte das beiseite.

«Nicht irgendeinen Agenten«, sagte sie.»Ich spreche von mir.«

Sie sah mein verdutztes Gesicht und lächelte.»Na?«sagte sie.»Was macht denn ein Agent? Er kennt den Markt und verkauft die Ware. Ihre Ware wird sich verkaufen… keine Frage. Also werde ich mich verdammt schnell über die Marktlage informieren, soweit ich sie noch nicht kenne. Den Sportmarkt, meine ich. Und wenn ich Ihnen Aufträge für Illustrationen anderer Bücher verschaffe… zu beliebigen Themen. würden Sie die annehmen?«

«Ja, aber.«

«Kein aber«, sagte sie.»Es hat keinen Sinn, Superfotos zu machen, wenn niemand sie zu sehen bekommt.«

«Aber es gibt Tausende von Fotografen.«

«Warum sind Sie so defätistisch?«sagte sie.»Es gibt immer Platz für einen mehr.«

Das Kerzenlicht schien auf ihr eifriges Gesicht und warf aprikosenfarbene Schatten auf Wangenknochen und Kinn. Ihre grauen Augen blickten fest in eine Zukunft, vor der ich immer noch zurückschreckte. Ich fragte mich, was sie wohl sagen würde, wenn ich sagte, ich wolle sie küssen, wo sie doch eindeutig an Prosaischeres dachte.

«Ich könnte es versuchen«, sagte sie überzeugend.»Ich würde es gern versuchen. Lassen Sie mich? Wenn ich nicht gut bin, werde ich’s zugeben.«

Sie macht mit einem, was sie will, hatte Samantha gesagt.

Nimm, was kommt, und hoffe auf das Beste.

Ich blieb bei meiner alten Philosophie und sagte:»In Ordnung«, und sie sagte:»Toll«, als meinte sie es auch so, und als ich sie später vor ihrer Haustür zum Abschied küßte, hatte sie auch dagegen nichts.

Kapitel 14

Am Dienstagmorgen hob ich viermal den Telefonhörer ab, um meine Verabredung mit Lord White abzusagen. Einmal kam ich so weit, daß ich das Klingeln am andern Ende der Leitung hörte.

Viermal legte ich den Hörer auf und beschloß, daß ich gehen mußte. Ich hätte mich gern mit größerer Gewißheit, richtig zu handeln, auf den Weg gemacht, aber ich ging trotzdem.

Lord Whites Haus in Gloucestershire erwies sich als verwitterter Steinklotz, dem es keineswegs an Grandeur, aber sehr wohl an Gärtnern mangelte. Edle Fenster hoben ihre geschwungenen Brauen über liegengebliebenem Laub. Ein gelbbraunes Stoppelfeld stellte den Rasen dar. Eine Matte aus abgestorbenem Unkraut hielt den Kies zusammen. Ich klingelte an der Eingangstür und machte mir Gedanken über die Wirtschaftslage des Hochadels.

Der dritte Baron White empfing mich in einem kleinen Wohnzimmer, von dem man einen Blick auf verwilderte Rosenbüsche und eine nicht gestutzte Hecke hatte. Die Einrichtung war von ehrwürdigem Alter, abgestaubt und glänzend. Die Bezüge der Chintzsessel waren geflickt. Weniger Geld, als gebraucht wurde, diagnostizierte ich kurz, aber immer noch so viel, daß nicht der Abstieg ins Reihenhaus drohte.

Lord White schüttelte mir die Hand, bot mir in einer Mischung aus Verwunderung und Höflichkeit einen Sessel an und wartete darauf, daß ich ihm den Grund meines Kommens mitteilte. Und obwohl ich mir die ganze Fahrt über mögliche Eröffnungen zurechtgelegt hatte, fiel mir der Anfang entsetzlich schwer.

«Sir…«, sagte ich.»Es tut mir leid… sehr leid, Sir… aber ich fürchte, der Grund meines Besuchs wird ein großer Schock für Sie sein.«

Er runzelte leicht die Stirn.»Geht es um George Milla-ce?«sagte er.»Sie sagten, es hätte etwas mit George Milla-ce zu tun.«

«Ja… mit ein paar Aufnahmen, die er gemacht hat.«

Ich hielt inne. Zu spät wünschte ich mir inbrünstig, ich wäre nicht gekommen. Ich hätte doch der lebenslangen Gewohnheit der Nichteinmischung, des Abwartens treu bleiben sollen. Ich hätte mich niemals daranmachen sollen, Georges heimtückisches Arsenal zu benutzen. Aber ich hatte es getan. Ich war hier. Ich hatte die Entscheidung getroffen und handelte entsprechend. Wozu ich hier war. mußte getan werden.

Meine Aufgabe war, Schmerz zuzufügen. Vorsätzlich zu verletzen. Gegen jeden Instinkt von Mitgefühl zu handeln, den ich Samantha und Charlie und Margaret und Bill verdankte. Als Zerstörer zu fungieren, mit einer brutalen Axt aus Zelluloid.

«Fahren Sie fort, Nore«, sagte Lord White ruhig und nichtsahnend.

Mit ungutem Gefühl öffnete ich den großen Umschlag, den ich bei mir hatte. Ich nahm das erste der drei Fotos von dem Liebespaar heraus und legte es in seine ausgestreckte Hand. Und obwohl ich der Meinung war, daß er sich wegen Dana den Relgan lächerlich aufführte, tat er mir schrecklich leid.

Seine erste Reaktion war äußerste Wut. Was mir einfiele, sagte er und erhob sich zitternd, wie ich dazu käme, ihm etwas derart Schmutziges und Widerliches zu bringen.

Unter größten Schwierigkeiten, dachte ich, aber das hätte er nicht zu schätzen gewußt. Ich nahm das zweite und dritte Foto aus dem Umschlag, legte sie mit der Bildseite nach unten auf meine Sessellehne.

«Sie werden sehen«, sagte ich mit heiserer Stimme,»daß die anderen noch weit schlimmer sind.«

Ich glaube, es kostete ihn große Überwindung, die beiden anderen Bilder aufzunehmen. Er sah sie sich in verzweifeltem Schweigen an und sank langsam in seinen Sessel zurück.

Die Qual stand ihm ins Gesicht geschrieben. Die Fassungslosigkeit. Das Entsetzen.

Der Mann, der mit Dana den Relgan schlief, war Ivor den Relgan.

«Es heißt, daß man Fotos problemlos fälschen kann«, sagte Lord White. Seine Stimme bebte.»Kameras können lügen.«

«Diese nicht«, sagte ich bedauernd.

«Es kann nicht wahr sein.«

Ich nahm aus dem Umschlag einen Abzug des Briefs, den George Millace geschrieben hatte, und gab ihn ihm. Er brachte es kaum fertig, ihn zu lesen, so sehr erschütterte ihn sein Elend auch körperlich.

Der Brief, den ich auswendig kannte, lautete:

Lieber Ivor den Relgan,ich bin sicher, daß die beiliegenden Fotos, die ich zu meiner Freude vor ein paar Tagen in St. Tropez machen konnte, Sie interessieren.

Wie Sie feststellen werden, zeigen sie Sie in einer kompromittierenden Situation mit einer jungen Dame, die als Ihre Tochter gilt. (Es ist wirklich unklug, dergleichen auf einem Hotelbalkon zu tun, ohne sich zu vergewissern, daß man mit einem Teleobjektiv nicht gesehen werden kann.)

Es scheint zwei Möglichkeiten zu geben.

Erstens: Dana den Relgan IST Ihre Tochter, dann handelt es sich um Inzest.

Zweitens: Dana den Relgan ist NICHT Ihre Tochter. Warum aber geben Sie sie dann als solche aus? Könnte es möglicherweise mit der Umgarnung eines gewissen Mitglieds des Jockey Clubs zu tun haben? Hoffen Sie auf Eintritt in den Club und auf andere Gefälligkeiten?

Natürlich könnte ich diese Fotos dem bewußten Lord schicken. Ich werde Ihnen jedoch in Kürze telefonisch einen Alternativvorschlag machen.

Hochachtungsvoll George Millace

Lord White alterte vor meinen Augen, die Glut, die die Liebe ihm verliehen hatte, fiel grau zusammen, seine Falten vertieften sich. Ich wandte den Blick ab. Sah auf meine Hände, meine Füße, die dürren Rosenbüsche vor dem Fenster. Überallhin, nur nicht auf diesen vernichteten Mann.