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Eurem Rate, gnädiger Herr, versetzte bescheiden

Reineke drauf: ist heilsam zu folgen; Ihr wißt es am besten.

Als ich hierher kam, klagten so viele, sie logen dem Wolfe,

Meinem mächtigen Feinde, zulieb, der wollte mich stürzen,

Hatte mich fast in seiner Gewalt; da riefen die andern:

Kreuzige! klagten mit ihm, nur mich aufs letzte zu bringen,

Ihm gefällig zu sein; denn alle konnten bemerken:

Besser stand er bei Euch als ich, und keiner gedachte

Weder ans Ende, noch wie sich vielleicht die Wahrheit verhalte.

Jenen Hunden vergleich ich sie wohl, die pflegten in Menge

Vor der Küche zu stehn und hofften, es werde wohl ihrer

Auch der günstige Koch mit einigen Knochen gedenken.

Einen ihrer Gesellen erblickten die wartenden Hunde,

Der ein Stück gesottenes Fleisch dem Koche genommen

Und nicht eilig genug zu seinem Unglück davonsprang.

Denn es begoß ihn der Koch mit heißem Wasser von hinten

Und verbrüht' ihm den Schwanz; doch ließ er die Beute nicht fallen,

Mengte sich unter die andern, sie aber sprachen zusammen:

Seht, wie diesen der Koch vor allen andern begünstigt!

Seht, welch köstliches Stück er ihm gab! Und jener versetzte:

Wenig begreift ihr davon, ihr lobt und preist mich von vorne,

Wo es euch freilich gefällt, das köstliche Fleisch zu erblicken;

Aber beseht mich von hinten und preist mich glücklich, wofern ihr

Eure Meinung nicht ändert. Da sie ihn aber besahen,

War er schrecklich verbrannt, es fielen die Haare herunter,

Und die Haut verschrumpft' ihm am Leib. Ein Grauen befiel sie,

Niemand wollte zur Küche, sie liefen und ließen ihn stehen.

Herr, die Gierigen mein ich hiermit. Solange sie mächtig

Sind, verlangt sie ein jeder zu seinem Freunde zu haben.

Stündlich sieht man sie, sie tragen das Fleisch in dem Munde.

Wer sich nicht nach ihnen bequemt, der muß es entgelten,

Loben muß man sie immer, so übel sie handeln, und also

Stärkt man sie nur in sträflicher Tat. So tut es ein jeder,

Der nicht das Ende bedenkt. Doch werden solche Gesellen

Öfters gestraft, und ihre Gewalt nimmt ein trauriges Ende.

Niemand leidet sie mehr, so fallen zur Rechten und Linken

Ihnen die Haare vom Leibe. Das sind die vorigen Freunde,

Groß und klein, sie fallen nun ab und lassen sie nackend;

So wie sämtliche Hunde sogleich den Gesellen verließen,

Als sie den Schaden bemerkt und seine geschändete Hälfte.

Gnädiger Herr, Ihr werdet verstehn, von Reineken soll man

Nie so reden, es sollen die Freunde sich meiner nicht schämen.

Euer Gnaden dank ich aufs beste, und könnt ich nur immer

Euren Willen erfahren, ich würd ihn gerne vollbringen.

Viele Worte helfen uns nichts, versetzte der König:

Alles hab ich gehört und, was Ihr meinet, verstanden.

Euch, als edlen Baron, Euch will ich im Rate wie vormals

Wiedersehen, ich mach Euch zur Pflicht, zu jeglicher Stunde

Meinen geheimen Rat zu besuchen. So bring ich Euch wieder

Völlig zu Ehren und Macht, und Ihr verdient es, ich hoffe.

Helfet alles zum besten wenden. Ich kann Euch am Hofe

Nicht entbehren, und wenn Ihr die Weisheit mit Tugend verbindet,

So wird niemand über Euch gehn und schärfer und klüger

Rat und Wege bezeichnen. Ich werde künftig die Klagen

Über Euch weiter nicht hören. Und Ihr sollt immer an meiner

Stelle reden und handeln als Kanzler des Reiches. Es sei Euch

Also mein Siegel befohlen, und was Ihr tuet und schreibet,

Bleibe getan und geschrieben. — So hat nun Reineke billig

Sich zu großen Gunsten geschwungen, und alles befolgt man,

Was er rät und beschließt, zu Frommen oder zu Schaden.

Reineke dankte dem König und sprach: Mein edler Gebieter,

Zu viel Ehre tut Ihr mir an, ich will es gedenken,

Wie ich hoffe Verstand zu behalten. Ihr sollt es erfahren.

Wie es dem Wolf indessen erging, vernehmen wir kürzlich.

Überwunden lag er im Kreise und übel behandelt,

Weib und Freunde gingen zu ihm und Hinze, der Kater,

Braun, der Bär, und Kind und Gesind und seine Verwandten.

Klagend legten sie ihn auf eine Bahre, man hatte

Wohl mit Heu sie gepolstert, ihn warm zu halten, und trugen

Aus dem Kreis ihn heraus. Man untersuchte die Wunden,

Zählete sechsundzwanzig; es kamen viele Chirurgen,

Die sogleich ihn verbanden und heilende Tropfen ihm reichten.

Alle Glieder waren ihm lahm. Sie rieben ihm gleichfalls

Kraut ins Ohr, er nieste gewaltig von vornen und hinten.

Und sie sprachen zusammen: Wir wollen ihn salben und baden;

Trösteten solchergestalt des Wolfes traurige Sippschaft,

Legten ihn sorglich zu Bette, da schlief er, aber nicht lange,

Wachte verworren und kümmerte sich, die Schande, die Schmerzen

Setzten ihm zu, er jammerte laut und schien zu verzweifeln;

Sorglich wartete Gieremund sein, mit traurigem Mute,

Dachte den großen Verlust. Mit mannigfaltigen Schmerzen

Stand sie, bedauerte sich und ihre Kinder und Freunde,

Sah den leidenden Mann, er konnt es niemals verwinden,

Raste vor Schmerz, der Schmerz war groß und traurig die Folgen.

Reineken aber behagte das wohl, er schwatzte vergnüglich

Seinen Freunden was vor und hörte sich preisen und loben.

Hohen Mutes schied er von dannen. Der gnädige König

Sandte Geleite mit ihm und sagte freundlich zum Abschied:

Kommt bald wieder! Da kniete der Fuchs am Throne zur Erden,

Sprach: Ich dank Euch von Herzen und meiner gnädigen Frauen,

Eurem Rate, den Herren zusamt. Es spare, mein König,

Gott zu vielen Ehren Euch auf, und was Ihr begehret,

Tu ich gern, ich lieb Euch gewiß und bin es Euch schuldig.

Jetzo, wenn Ihrs vergönnt, gedenk ich nach Hause zu reisen,

Meine Frau und Kinder zu sehn, sie warten und trauren.

Reiset nur hin, versetzte der König: und fürchtet nichts weiter.

Also machte sich Reineke fort, vor allen begünstigt.

Manche seines Gelichters verstehen dieselbigen Künste,

Rote Bärte tragen nicht alle; doch sind sie geborgen.

Reineke zog mit seinem Geschlecht, mit vierzig Verwandten,

Stolz von Hofe, sie waren geehrt und freuten sich dessen.

Als ein Herr trat Reineke vor, es folgten die andern.

Frohen Mutes erzeigt' er sich da, es war ihm der Wedel

Breit geworden, er hatte die Gunst des Königs gefunden.

War nun wieder im Rat und dachte, wie er es nutzte.

Wen ich liebe, dem frommts, und meine Freunde genießens,

Also dacht er: die Weisheit ist mehr als Gold zu verehren.

So begab sich Reineke fort, begleitet von allen

Seinen Freunden, den Weg nach Malepartus, der Feste.

Allen zeigt' er sich dankbar, die sich ihm günstig erwiesen,

Die in bedenklicher Zeit an seiner Seite gestanden.

Seine Dienste bot er dagegen; sie schieden und gingen

Zu den Seinigen jeder, und er in seiner Behausung

Fand sein Weib, Frau Ermelyn, wohclass="underline" sie grüßt' ihn mit Freuden,

Fragte nach seinem Verdruß, und wie er wieder entkommen.

Reineke sagte: Gelang es mir doch! ich habe mich wieder

In die Gunst des Königs gehoben, ich werde wie vormals

Wieder im Rate mich finden, und unserm ganzen Geschlechte

Wird es zur Ehre gedeihn. Er hat mich zum Kanzler des Reiches

Laut vor allen ernannt und mir das Siegel befohlen.

Alles, was Reineke tut und schreibt, es bleibet für immer

Wohlgetan und geschrieben, das mag sich jeglicher merken!

Unterwiesen hab ich den Wolf in wenig Minuten,

Und er klagt mir nicht mehr. Geblendet ist er, verwundet

Und beschimpft sein ganzes Geschlecht; ich hab ihn gezeichnet!

Wenig nützt er künftig der Welt. Wir kämpften zusammen,

Und ich hab ihn untergebracht. Er wird mir auch schwerlich

Wieder gesund. Was liegt mir daran? Ich bleibe sein Vormann,

Aller seiner Gesellen, die mit ihm halten und stehen.

Reinekens Frau vergnügte sich sehr; so wuchs auch den beiden

Kleinen Knaben der Mut bei ihres Vaters Erhöhung.

Untereinander sprachen sie froh: Vergnügliche Tage

Leben wir nun, von allen verehrt, und denken indessen

Unsre Burg zu befestgen und heiter und sorglos zu leben.

Hochgeehrt ist Reineke nun! Zur Weisheit bekehre

Bald sich jeder und meide das Böse, verehre die Tugend!

Dieses ist der Sinn des Gesangs, in welchem der Dichter

Fabel und Wahrheit gemischt, damit ihr das Böse vom Guten

Sondern möget und schätzen die Weisheit, damit auch die Käufer

Dieses Buchs vom Laufe der Welt sich täglich belehren.

Denn so ist es beschaffen, so wird es bleiben, und also

Endigt sich unser Gedicht von Reinekens Wesen und Taten.

Uns verhelfe der Herr zur ewigen Herrlichkeit! Amen.