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»Nein, aber unsere Fehlschläge sind bitter. Die letzten vier Tage haben wir nach einem Norman Haywood KJMMCWTAD gesucht. Er wäre der perfekte Kandidat.«

»Und?«

»Er ist gesund und kräftig. Vierundzwanzig irdische Jahre und vier Monate alt. Die letzten sechs Generationen seiner Vorfahren verdanken sämtlich ihre Existenz Lotteriegewinnen! Das beste von allem: Er reist gern und zeigt die Rastlosigkeit, die wir benötigen.

Selbstverständlich versuchten wir, mit ihm in Kontakt zu treten. Drei Tage lang folgte ihm einer meiner Agenten durch die Transferkabinen, immer einen Sprung hinter ihm, während Norman Haywood zum Skilaufen in der Schweiz war, zum Surfen in Sri Lanka, zum Einkaufen in New York und in den Rocky Mountains oder im Himalaja Partys besuchte. Letzte Nacht holte mein Agent ihn ein, als er an Bord eines Passagierraumschiffs nach Jinx ging. Das Schiff startete, bevor mein Agent seine natürliche Furcht vor Ihren unsicheren Schiffen überwinden konnte.«

»Auch ich hatte schon derartige Tage. Können Sie ihm nicht eine Hyperwellen-Botschaft nachschicken?«

»Louis, unsere Expedition muß ein Geheimnis bleiben!«

»Ja, natürlich«, sagte Louis und betrachtete einen Pythonkopf, der sich drehte und drehte und drehte und nach unsichtbaren Feinden suchte.

»Wir werden Erfolg haben«, sagte Nessus. »Tausende geeigneter Kandidaten können sich doch nicht ewig verstecken! Das können sie doch nicht, Louis? Sie wissen ja nicht einmal, daß wir nach ihnen suchen!«

»Sie werden schon einen finden. Sie sind auf dem besten Weg.«

»Ich bete, daß es nicht so ist! Louis, wie soll ich das nur schaffen? Wie kann ich zusammen mit drei Aliens an Bord eines Schiffes gehen, das nur für einen einzigen Piloten gebaut ist? Das wäre Wahnsinn!«

»Nessus, was macht Sie denn so nervös? Diese ganze Expedition war Ihre Idee!«

»War sie nicht. Meine Anweisungen kommen von Denen-dieFühren, aus zweihundert Lichtjahren Entfernung.«

»Irgend etwas hat sie verängstigt. Ich will wissen, was das ist. Was haben Sie herausgefunden? Kennen Sie die echten Reiseziele? Was hat sich geändert, seit Sie bereit waren, vier Kzinti in einem öffentlichen Restaurant zu beleidigen? He, beruhigen Sie sich!«

Der Puppenspieler hatte die Köpfe und Hälse zwischen die Vorderbeine gesteckt und sich zu einer Kugel zusammengerollt.

»Kommen Sie«, sagte Louis. »Kommen Sie wieder heraus!« Er streichelte sanft mit beiden Händen über die Hälse des Puppenspielers — soweit sie zu erreichen waren. Der Puppenspieler erschauerte. Seine Haut war weich wie Chamoisleder und fühlte sich angenehm an.

»Nun kommen Sie schon wieder hervor. Niemand wird Sie hier angreifen. Ich beschütze meine Gäste.«

Ein dumpfes Jammern drang unter dem Bauch des Puppenspielers hervor. »Ich war verrückt! Verrückt! Habe ich wirklich vier Kzinti beleidigt?«

»Nun kommen Sie endlich wieder hervor. Hier geschieht Ihnen nichts. So ist es schon besser!« Ein flacher Kopf spähte aus dem warmen Schatten. »Sehen Sie? Nichts, vor dem Sie sich fürchten müßten.«

»Vier Kzinti? Nicht drei?«

»Mein Fehler. Ich habe mich verzählt. Es waren drei.«

»Verzeihen Sie mir, Louis.« Der Puppenspieler schob den anderen Kopf bis zum Auge hervor. »Meine manische Phase ist zu Ende. Ich befinde mich im depressiven Teil meines Zyklus.«

»Können Sie nichts dagegen tun?« Louis dachte an die Folgen, wenn Nessus in einem kritischen Augenblick in Depressionen verfiel.

»Ich kann nur warten, bis sie endet. Ich kann mich schützen, so weit das möglich ist. Ich kann versuchen, meine Urteilskraft nicht dadurch beeinflussen zu lassen.«

»Armer Nessus. Und Sie sind sicher, daß Sie nichts Neues in Erfahrung gebracht haben?«

»Weiß ich denn nicht bereits genug, um jeden gesunden Verstand in Angst und Schrecken zu versetzen?« Der Puppenspieler erhob sich unsicher. »Wieso mußte ich Teela Brown treffen? Ich dachte, sie wäre längst wieder abgereist!«

»Ich bat sie zu bleiben, bis wir unser viertes Besatzungsmitglied gefunden haben.«

»Weshalb?«

Diese Frage hatte Louis sich auch gestellt.

Es hatte wenig mit Paula Cherenkow zu tun. Er hatte sich seit damals zu sehr verändert; außerdem war er kein Mann, der eine Frau in die Form einer anderen preßte.

Schlafplattformen waren für zwei Benutzer konstruiert, nicht für einen. Es hatte auch noch andere Mädchen auf der Party gegeben… vielleicht nicht ganz so hübsch wie Teela. Konnte es sein, daß der weise alte Louis sich immer noch durch Schönheit allein blenden ließ?

Aus den silbernen Augen hatte mehr als Schönheit geblickt. Irgend etwas Hochkompliziertes.

»Zur Befriedigung sexueller Gelüste«, erwiderte Louis Wu. Ihm war zu Bewußtsein gekommen, daß er sich mit einem Alien unterhielt. Der Puppenspieler würde die Komplexität geschlechtlicher Beziehungen nicht begreifen. Er sah, daß Nessus noch immer zitterte und fügte hinzu: »Gehen wir lieber in mein Büro. Es liegt unter dem Hügel. Keine Meteore.«

Als der Puppenspieler sich verabschiedet hatte, suchte Louis nach Teela. Er fand sie in der Bibliothek vor einem Leseschirm. Sie blätterte mit einer selbst für ausgesprochene Schnelleser hohen Geschwindigkeit durch die Tafeln.

»Hi«, begrüßte sie ihn und hielt das Lesegerät an. »Wie geht es unserem zweiköpfigen Freund?«

»Er ist außer sich vor Angst. Und ich bin total erschöpft. Ich mußte mich bei einem Pierson-Puppenspieler als Psychiater betätigen.«

Teelas Mine erhellte sich. »Erzähl mir vom Sexualleben der Puppenspieler.«

»Ich weiß nur, daß man ihm nicht erlaubt sich fortzupflanzen. Es macht ihm zu schaffen. Ich nehme an, er könnte es tun, wenn es kein Gesetz dagegen gäbe. Ansonsten hat er das Thema gemieden. Tut mir leid.«

»Schön. Worüber habt ihr gesprochen?«

Louis winkte ab. »Dreihundert Jahre traumatischer Erlebnisse. So lange hält sich Nessus nämlich schon unter Menschen auf. Er kann sich kaum noch an seine Heimatwelt erinnern. Ich kriege allmählich das Gefühl, der Arme hat sich dreihundert Jahre lang nur gefürchtet.« Louis ließ sich seufzend in einen Massagestuhl fallen. Die Anstrengung, mit einem Alien mitzufühlen, hatte seinen Verstand ermüdet und sein Vorstellungsvermögen arg strapaziert. »Wie steht’s mit dir? Was liest du da?«

»Die Explosion des galaktischen Kerns.« Teela deutete auf den Leseschirm.

Sterne in Clustern und Haufen und Nebeln. Man sah kein Schwarz — es gab einfach zu viele Sterne. Es sah aus wie ein dichter Sternhaufen, doch es war keiner. Es konnte keiner sein. Weder Teleskope noch ein normales Raumschiff besaßen genügend Reichweite.

Es war der galaktische Kern, mit einem Durchmesser von fünftausend Lichtjahren — eine dichte Kugel aus Sternen im Mittelpunkt des Wirbels der Milchstraße. Ein einziger Mensch war bis dorthin vorgedrungen, vor zweihundert Jahren und in einem Experimentalschiff der Puppenspieler. Auf dem Schirm sah man rote, blaue und grüne Sterne, die sich gegenseitig überlagerten. Die roten Sterne waren am größten und hellsten. Im Zentrum des Bildes war eine gleißend helle Stelle, die einem aufgeblähten Komma ähnelte. Im Innern des Kommas waren zwar punkt- und linienförmige Schatten zu erkennen, doch die Schatten im Zentrum des Bildes waren heller als die hellsten Sterne außerhalb davon.

»Deshalb brauchst du also das Schiff der Puppenspieler«, murmelte Teela. »Richtig?«

»Richtig.«

»Wie ist es dazu gekommen?«

»Die Sterne stehen zu dicht beieinander«, erklärte Louis. »Im Durchschnitt nur ein halbes Lichtjahr voneinander entfernt, wie in jeder anderen Galaxis auch. Im Zentrum sind sie noch dichter zusammengedrängt. Im Mittelpunkt einer Galaxis stehen die Sterne so dicht beisammen, daß sie sich gegenseitig aufwärmen können. Und wenn sie heißer werden, brennen sie auch rascher aus. Das heißt, sie altern rascher.