Выбрать главу

Kurz darauf kam der Puppenspieler zum Vorschein. Nichts deutete auf einen Streit oder Unstimmigkeiten hin; doch unvermittelt bemerkte Louis, daß der Puppenspieler vor dem mörderischen Blick des Kzinti zurückwich. Der-zu-den-Tieren-spricht sah aus, als wollte er Nessus umbringen.

»Okay«, seufzte Louis resignierend. »Was ist jetzt schon wieder?«

»Dieser Blätterfresser!« fauchte der Kzin und drohte an seiner Wut zu ersticken. »Unser schizophrener Führer-von-hinten hat den Kurs während meiner Freiwache so korrigiert, daß wir ein Minimum an Treibstoff verbrauchen! Bei dieser Geschwindigkeit dauert es vier Monate, bis wir den Gürtel der Schattenblenden erreichen!« Er fing an, in der Heldensprache zu fluchen.

»Sie haben uns selbst auf diesen Kurs gebracht«, widersprach der Puppenspieler sanft.

Die Stimme des Kzin wurde noch lauter. »Ich hatte die Absicht, langsam von der Ringwelt wegzusteuern, damit wir die innere Oberfläche möglichst lange beobachten konnten! Anschließend hätten wir direkt auf die Blenden zu beschleunigen können und wären in ein paar Stunden dort eingetroffen, anstatt in Monaten!«

»Sie brauchen gar nicht so zu brüllen, Sprecher-zu-den-Tieren! Wenn wir direkt auf die Schattenblenden zusteuern, kreuzen wir die Ebene der Ringwelt. Das will ich unter allen Umständen vermeiden!«

»Er kann ja direkt auf die Sonne zusteuern«, meinte Teela.

Alle drehten sich zu ihr um.

»Wenn die Ringweltler Angst haben, daß wir auf sie fallen«, erklärte Teela geduldig, »dann berechnen sie bestimmt gerade unseren wahrscheinlichen Kurs. Wenn unser Kurs direkt auf die Sonne zielt, bedeuten wir keine Gefahr. Verstehen Sie?«

»Das könnte funktionieren«, sagte der Kzin.

Der Puppenspieler erschauerte. »Sie sind der Pilot. Machen Sie, was Sie wollen. Aber vergessen Sie nicht…«

»… ich habe nicht die Absicht, durch die Sonne zu steuern, Nessus. Wenn es soweit ist, drehen wir ab und passen unseren Kurs dem Gürtel der Schattenblenden an.« Der Kzin machte kehrt und stampfte in den Kontrollraum zurück. Es ist gar nicht leicht für einen Kzin zu stampfen.

Die Lying Bastard ging auf einen Parallelkurs zur Ebene der Ringwelt. Der Kzin hielt sich an die Befehle des Puppenspielers und benutzte lediglich Thruster, und so war mit bloßem Auge nicht viel Veränderung zu erkennen. Der-zu-den-Tieren-spricht verringerte die Orbitalgeschwindigkeit, so daß das Schiff auf einer Spirale der Sonne entgegenfiel. Schließlich schwang er den Bug herum und beschleunigte direkt auf die Sonne zu.

Die Ringwelt war ein breites blaues Band, überzogen von Wolkenfeldern und -wirbeln aus blendendem Weiß. Sie schrumpfte nun sichtlich. Der Kzin hatte es eilig.

Louis wählte zwei Gefäße mit Mokka und reichte eins davon Teela über den Tisch.

Er konnte den Ärger des Kzin gut verstehen. Die Ringwelt machte ihm Angst. Er war davon überzeugt, daß er landen mußte… und er wollte es hinter sich bringen, bevor er endgültig die Nerven verlor.

Der-zu-den-Tieren-spricht kehrte in die Lounge zurück. »Wir erreichen den Orbit der Schattenblenden in ungefähr vierzehn Stunden«, sagte er. »Nessus, die Krieger des Patriarchats werden von Jugend an zur Geduld erzogen, aber ihr Blätteresser besitzt die Geduld eines Leichnams!«

»Wir kommen vom Kurs ab«, sagte Louis plötzlich und erhob sich halb. Der Bug des Schiffs schwenkte von der Sonne weg.

Nessus schrie auf und machte einen Satz quer durch die Lounge. Er war mitten im Sprung, als die Liar aufflackerte wie das Innere einer Blitzlichtbirne. Das Schiff machte einen Satz…

Diskontinuität.

… das Schiff machte einen Satz, der trotz der Kabinengravitation zu spüren war. Louis griff nach der Rückenlehne eines Liegestuhls und hielt sich daran fest. Teela fiel mit unglaublicher Zielgenauigkeit in ihre eigene Crashliege. Der Puppenspieler war zu einer Kugel zusammengerollt, als er gegen die Kabinenwand prallte. Alles war in intensiv violettes Leuchten getaucht. Dann: Die Dunkelheit dauerte nur einen Sekundenbruchteil und wich einem düsteren Licht von der Farbe einer UV-Röhre.

Es kam von draußen. Von überall rings um die Hülle.

Der Kzin hatte anscheinend das Steuermanöver beendet und dem Autopiloten die Kontrolle überlassen. Und dann, überlegte Louis blitzschnell, hat der Autopilot den Kurs nachgerechnet, entschieden, daß die Sonne ein gefährliches Hindernis auf Kollisionskurs war, und Maßnahmen ergriffen, um einem Zusammenstoß auszuweichen.

Die Kabinenschwerkraft erreichte wieder ihren Normalwert. Louis rappelte sich vom Boden auf. Er war unverletzt. Das gleiche galt offensichtlich auch für Teela. Sie stand an der Kabinenwand und starrte durch das violette Licht in den Raum hinaus.

»Die Hälfte meiner Instrumentenkonsole ist ausgefallen«, verkündete Der-zu-den-Tieren-spricht.

»Und die Hälfte Ihrer Instrumente«, ergänzte Teela. »Der Deltaflügel ist nämlich verschwunden.«

»Bitte?«

»Der Deltaflügel ist verschwunden!«

Er war tatsächlich verschwunden. Genau wie alles, was am Flügel montiert gewesen war: Thruster, Fusionsantriebe, Kommunikationsausrüstung, Landevorrichtung. Nichts war von der Lying Bastard übriggeblieben, das nicht durch die General-Products-Zelle geschützt gewesen war.

»Man hat uns beschossen!« fauchte Der-zu-den-Tieren-spricht. »Wir werden noch immer beschossen, wahrscheinlich mit Röntgenlasern! Dieses Schiff befindet sich ab sofort im Kriegszustand! Ich übernehme das Kommando!«

Nessus widersprach nicht. Der Puppenspieler war noch immer zu einer Kugel zusammengerollt. Louis kniete neben ihm nieder und tastete ihn vorsichtig ab.

»Finagle weiß, daß ich kein Arzt bin. Schon gar nicht für Aliens. Ich kann keine Verletzungen entdecken.«

»Er hat Angst, das ist alles. Er würde sich am liebsten in seinem eigenen Bauch verkriechen. Sie und Teela werden ihn festschnallen und in Ruhe lassen.«

Louis war nicht weiter überrascht, den Befehlen zu gehorchen. Er war vollkommen durcheinander. Einen Augenblick zuvor war das hier noch ein Raumschiff gewesen, und jetzt war es nicht mehr viel mehr als eine gläserne Nadel, die auf die Sonne zustürzte.

»Wir haben es nicht mit einer friedliebenden Zivilisation zu tun«, fauchte der Kzin. »Ein Röntgenlaser ist ohne jeden Zweifel eine Kriegswaffe. Gäbe es nicht unsere unverwundbare Schiffszelle, wären wir jetzt alle tot!«

»Das Slaver-Stasisfeld muß sich ebenfalls eingeschaltet haben«, sagte Louis. »Wer weiß, wie lange wir in Stasis verbracht haben.«

»Höchstens ein paar Sekunden«, erwiderte Teela. »Dieser violette Nebel rings um das Schiff muß vom Metall unseres Flügels stammen. Er fluoresziert noch.«

»Angeregt vom Laserbeschuß!« knurrte Louis. »Es wird gleich vergehen.« Tatsächlich hatte die Intensität des Leuchtens bereits abgenommen.

»Idiotisch, daß unsere automatischen Systeme so stur auf Defensive programmiert sind! Diese Puppenspieler haben nicht die geringste Ahnung von Angriffswaffen!« fauchte Der-zu-den-Tieren-spricht. »Selbst unsere Fusionsmotoren waren auf dem Flügel! Der Gegner beschießt uns immer noch! Er wird bald spüren, was es heißt, einen Kzin anzugreifen!«

»Sie wollen den Angriff erwidern?«

Der Kzin kannte keinen Sarkasmus. »Das werde ich!«

»Und womit?« explodierte Louis. »Wissen Sie eigentlich, was uns noch geblieben ist? Ein Hyperantrieb und das Lebenserhaltungssystem — das ist alles! Wir besitzen nicht einmal mehr Korrekturdüsen. Sie müssen größenwahnsinnig sein, wenn Sie glauben, in diesem Ding noch einen Krieg zu gewinnen!«