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»Ein künstlich herbeigeführter Zustand der Besessenheit.«

»Weshalb sollte jemand freiwillig so etwas tun?«

Darauf wußte auch Nessus keine Antwort.

»Weil er dem Hypnotiseur vertraut«, erklärte Louis.

Der-zu-den-Tieren-spricht schüttelte den großen Kopf und wandte sich ab.

»Soviel Vertrauen zu jemand anderem ist Irrsinn! Ich gestehe, auch ich begreife Hypnose nicht«, sagte Nessus. »Sie, Louis?«

»Nicht ganz«, räumte Louis ein.

»Ich bin erleichtert«, flötete der Puppenspieler und blickte sich wieder einmal selbst in das Auge; zwei Pythons, die sich gegenseitig inspizierten. »Ich könnte niemandem vertrauen, der Unsinn begreifen kann.«

»Was haben Sie über die Pflanzen der Ringwelt herausgefunden?«

»Sie scheinen wirklich äußerst erdähnlich, wie ich schon sagte, Louis. Allerdings sind ein paar Arten weitaus stärker spezialisiert, als man erwarten sollte.«

»Höher entwickelt, meinen Sie?«

»Vielleicht. Eine höher spezialisierte Form hat vielleicht mehr Raum zum Wachsen, hier auf der Ringwelt jedenfalls. Entscheidend ist, daß die Pflanzen und Insekten ähnlich genug sind, um gefährlich zu werden.«

»Und umgekehrt?«

»O ja. Ein paar Pflanzen sind für mich eßbar. Ein paar andere sind für Sie als Nahrungsmittel geeignet, Louis. Sie müssen sie natürlich selbst untersuchen, zuerst auf Giftigkeit und dann auf Geschmack. Unsere Küchenautomatik kann jedenfalls alles verwerten, was grün ist.«

»Verhungern müssen wir demnach nicht.«

»Dieser Vorteil kompensiert wohl kaum die Gefahren. Wenn doch unsere Konstrukteure nur so weit gedacht und Sternsäerlockvögel an Bord der Lying Bastard gepackt hätten! Dieser ganze Ausflug wäre unnötig gewesen.«

»Sternsäerlockvögel?«

»Ein einfaches Gerät. Wir haben es vor vielen Jahrtausenden entwickelt. Es bringt die Sonne dazu, elektromagnetische Signale auszusenden, die Sternsäer anlocken. Hätten wir einen Köder, könnten wir einen Sternsäer herbeilocken und jedem Outsiderschiff von unserem Problem berichten, das dem Sternsäer folgt.«

»Aber Sternsäer bewegen sich viel langsamer als mit Lichtgeschwindigkeit. Es würde Jahre dauern!«

»Denken Sie nach, Louis! Wie lange auch immer wir warten müßten, wir brauchten die Sicherheit unseres Schiffes nicht zu verlassen.«

»Das nennen Sie ein erfülltes Leben?« schnaubte Louis. Und warf einen Blick zu Der-zu-den-Tieren-spricht. Er fixierte den Kzin und blickte ihm sekundenlang in die Augen.

Der Kzin hatte sich ein paar Meter von den beiden entfernt auf dem Boden eingerollt. Er erwiderte Louis’ Blick und grinste über das ganze Gesicht wie eine fette Alice-im-Wunderland-Katze. Lange sahen sich die beiden ungleichen Wesen in die Augen; dann erhob sich der Kzin scheinbar lässig, spannte sich und verschwand in dem fremdartigen Gebüsch.

Louis wandte sich wieder um. Irgendwie wußte er, daß etwas Wichtiges geschehen war. Aber was? Und warum? Er zuckte die Schultern und schüttelte den Gedanken ab.

Teela saß noch immer rittlings im Sattel, als wollte sie jeden Augenblick beschleunigen… als flöge sie noch immer. Louis erinnerte sich an die wenigen Male, die er von einem Therapeuten hypnotisiert worden war. Es war ihm wie Schauspielerei vorgekommen. Er hatte sich in eine rosige Freiheit von jeglicher Verantwortung gekuschelt und die ganze Zeit über gewußt, daß es nur ein Spiel war, das er mit dem Hypnotiseur spielte. Er hätte sich jederzeit daraus befreien können. Aber irgendwie hatte er es nie getan.

Plötzlich klärte sich Teelas Blick. Sie schüttelte benommen den Kopf und sah die anderen. »Louis! Wie sind wir denn hierher gekommen?«

»Auf die übliche Art und Weise.«

»Hilf mir aus dem Sattel.« Sie streckte die Arme aus wie ein Kind auf einer Mauer. Louis faßte sie um die Taille und hob sie vom Rad. Die Berührung sandte einen angenehmen Schauer über seinen Rücken und eine erwartungsvolle Wärme in seine Lenden und den Solarplexus. Er ließ die Hände, wo sie waren.

»Das letzte, woran ich mich erinnere, ist, daß wir eine Meile hoch in der Luft waren«, sagte Teela.

»Von jetzt an starrst du besser nicht mehr auf den Horizont.«

»Was ist geschehen? Bin ich am Steuer eingeschlafen?« Sie lachte und warf den Kopf in den Nacken, und ihr Haar folgte der Bewegung in einer dichten schwarzen Wolke. »Und ihr hattet alle Angst um mich! Es tut mir leid, Louis! Wo steckt Der-zu-den-Tierenspricht?«

»Er jagt sich einen Hasen«, erwiderte Louis. »Warum verschaffen wir uns nicht ebenfalls etwas Bewegung, wo wir schon die Gelegenheit dazu haben?«

»Was hältst du von einem Spaziergang im Wald?«

»Gute Idee.« Ihre Blicke trafen sich, und Louis sah, daß sie den gleichen Gedanken hatte wie er. Er griff in das Gepäckfach seines Flugrads und zog eine Decke hervor. »Fertig.«

»Sie erstaunen mich«, sagte Nessus. »Keine andere intelligente Spezies kopuliert derart häufig wie Menschen. Also schön, gehen Sie. Passen Sie auf, wo Sie sich hinlegen. Vergessen Sie nicht, daß überall unbekannte Lebensformen lauern.«

»Wußtest du eigentlich«, sagte Louis, »daß nackt früher einmal das gleiche bedeutete wie ungeschützt?«

Er fühlte sich, als würde er zusammen mit der Kleidung seinen Schutz ablegen. Die Ringwelt besaß eine funktionierende Biosphäre, ganz ohne Zweifel voller Insekten und Bakterien und zahnbewehrter Dinger, die dazu geschaffen waren, protoplasmisches Fleisch zu fressen.

»Nein«, entgegnete Teela. Sie stand nackt auf der Decke und streckte sich in der Mittagssonne. »Es ist herrlich! Weißt du eigentlich, daß ich dich noch nie bei Tageslicht ohne Kleider gesehen habe?«

»Ich dich auch nicht. Ich möchte hinzufügen, daß du tanj gut aussiehst. Komm, ich zeige dir etwas.« Er deutete mit der Hand auf seine haarlose Brust. »Tanj…«

»Ich sehe nichts.«

»Sie ist weg. Das sind die Nachteile von Boosterspice. Keine Erinnerungen. Die Narben verschwinden, und nach einer Weile…« Er fuhr mit den Fingerspitzen quer über seinen Brustkorb, doch da war nichts.

»Hier hat mir ein Reicher von Gummidgy einen Streifen von der Schulter bis zum Nabel herausgerissen… vier Zoll breit und einen halben Zoll tief. Sein nächster Angriff hätte mich in zwei Hälften zerfetzt. Er beschloß jedoch, zuerst das zu schlucken, was er schon von mir hatte. Anscheinend muß ich tödlich giftig für ihn gewesen sein, denn er rollte sich kreischend zusammen und starb.

Und jetzt ist nichts mehr zu sehen. Keine einzige Narbe am ganzen Körper!«

»Armer Louis. Ich habe auch keine Narbe an mir.«

»Du bist eine statistische Ausnahme und außerdem erst zwanzig Jahre alt.«

»Oh.«

»Mmm — wie glatt deine Haut ist.«

»Noch andere verschwundene Andenken?«

»Ich habe eine falsche Bewegung mit einem Minenstrahler gemacht…« Er führte ihre Hand.

Schließlich rollte er sich auf den Rücken, und Teela setzte sich rittlings auf ihn. Sie sahen sich für einen langen, strahlenden, unerträglichen Augenblick an, bevor sie sich bewegten.

Im Glühen eines herannahenden Orgasmus scheint jede Frau engelsgleich zu erstrahlen…

… etwas von der Größe eines Hasen schoß zwischen den Büschen hervor, hoppelte über Louis’ Brust und verschwand auf der anderen Seite wieder im Unterholz. Einen Augenblick später sprang der Kzin aus dem Gebüsch. »Ich bitte um Entschuldigung«, rief er und verschwand ebenfalls wieder, dem Hoppeltier hart auf den Fersen.

Als sie sich später alle wieder bei den Flugrädern trafen, war das Fell um den Mund von Der-zu-den-Tieren-spricht rot gefleckt. »Zum erstenmal in meinem Leben«, verkündete er voll stiller Befriedigung, »habe ich mein Essen gejagt — mit nichts anderem als meinen eigenen Zähnen und Klauen.«