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»Großartig!« brüllte eine Stimme an seinem Ohr. Anonyme Hände ergriffen seine Hand und zwängten seine Finger um die Rundung eines Trinkgefäßes. Louis drückte die sieben oder acht, die er mit den Armen umfassen konnte, an sich, und strahlte sein Empfangskomitee an.

Louis Wu. Aus der Entfernung sah er mit seiner blaßgelben Haut und dem wehenden weißen Haar aus wie ein Orientale. Seine kostbare blaue Robe hing achtlos an ihm herunter und schien seine Bewegungsfreiheit einzuschränken, doch das war nicht der Fall.

Aus der Nähe betrachtet war alles Betrug. Louis’ Haut war kein blasses Gelbbraun, sondern ein glattes Chromgelb, die Farbe eines Fu-Man-Chu aus einem Comicheft. Der Zopf war viel zu dick und nicht weiß vom Alter, sondern gefärbt. Es war ein strahlendes, reines Weiß mit einem Hauch von Blau, die Farbe weißer Zwergsonnen. Wie bei allen Flatlandern bestand Louis’ Äußeres nur aus Kosmetik.

Flatlander. Man sah es auf den ersten Blick. Louis’ Züge waren weder kaukasisch noch mongolid noch negrid, obwohl Spuren von allen dreien vorhanden waren: eine einheitliche Mischung, die Jahrhunderte zu ihrer Entstehung benötigt hatte. Bei einer Erdanziehung von 9,98 Metern pro Sekundenquadrat war seine Haltung von einer unbewußten Natürlichkeit. Louis hob das Trinkgefäß und strahlte seine Gäste an.

Wie es der Zufall wollte, lächelte er in ein Paar reflektierender Silberaugen, nur einen Zoll von seinen eigenen entfernt.

Eine gewisse Teela Brown war irgendwie Nase an Nase und Brust an Brust mit Louis gelandet. Ihre Haut war blau, und sie steckte in einem Netz aus Silberfäden. Ihr Haarschopf war von feuerroten Strähnen durchzogen, die Augen waren konvexe Spiegel. Teela war zwanzig. Louis hatte schon vorher mit ihr gesprochen. Ihre Konversation war seicht gewesen, voller Klischees und billigem Enthusiasmus — doch Teela war sehr hübsch.

»Ich muß einfach wissen«, hauchte sie atemlos, »wie Sie einen Trinoc zum Kommen bewegen konnten?«

»Sagen Sie nicht, er ist noch hier!«

»O nein. Ihm ging die Luft aus, und er mußte nach Hause.«

»Eine kleine Notlüge«, klärte Louis sie auf. »Ein trinocscher Luftbereiter hält zwei Wochen vor. Nun, wenn Sie es genau wissen wollen: dieser Trinoc war vor Jahren einmal für ein paar Wochen mein Gast und Gefangener. Sein Schiff war am Rand des Bekannten Weltraums zu Bruch gegangen und seine Mannschaft tot. Ich mußte ihn nach Margrave schaffen, wo man eine Umweltkabine für ihn bauen konnte.«

In den Augen des Mädchens stand entzücktes Staunen.

Louis empfand es als seltsam und angenehm, daß ihre Augen auf gleicher Höhe lagen: Teela Browns zerbrechliche Schönheit ließ sie kleiner erscheinen, als sie in Wirklichkeit war. Ihre Augen glitten an Louis vorbei und weiteten sich noch mehr. Louis grinste, als er sich umdrehte.

Nessus der Puppenspieler trottete aus der Transferkabine.

Louis hatte genau daran gedacht, als sie das Krushenko’s verlassen hatten. Er hatte versucht, Nessus zu überreden, ein paar Einzelheiten über ihr Reiseziel zu verraten, doch der Puppenspieler hatte sich vor elektronischen Spionen gefürchtet.

»Dann kommen Sie doch einfach mit zu mir nach Hause«, hatte Louis vorgeschlagen.

»Aber Ihre Gäste!«

»Nicht in meinem Büro. Mein Büro ist vollkommen wanzensicher. Außerdem — denken Sie nur, welchen Eindruck Sie auf meiner Party machen werden! Vorausgesetzt, inzwischen sind nicht alle nach Hause gegangen.«

Der Eindruck, den Nessus erweckte, war ganz nach Louis’ Geschmack. Das Tap-Tap-Tap der Puppenspielerhufe war schlagartig das einzige Geräusch im Zimmer. Hinter Nessus materialisierte Derzu-den-Tieren-spricht in der Kabine. Der Kzin betrachtete das Meer menschlicher Gesichter rings um die Kabine. Dann entblößte er zögernd die Zähne.

Jemand kippte seinen halbvollen Drink in eine Topfpalme. Die ganz große Geste. In den Zweigen zeterte eines dieser GummidgyOrchideenwesen. Die Gäste wichen von der Transferkabine zurück. Kommentare folgten, wie: »Nein, dir fehlt nichts. Ich seh’ sie auch.«

»Ausnüchterungspillen? Ich seh’ mal in meiner Tasche nach.«

»Sie ist schon eine Wucht, diese Party, nicht wahr?«

»Der gute alte Louis.«

»Wie nennt man dieses Ding nochmal?«

Sie wußten nichts mit Nessus anzufangen. Die meisten ignorierten den Puppenspieler einfach. Sie fürchteten, sich zu blamieren, wenn sie Bemerkungen über ihn abgaben. Der-zu-den-Tieren-spricht widmeten sie um so mehr Aufmerksamkeit. Einst waren die Kzinti der gefährlichste Feind der Menschheit. Jetzt wurde er mit stummer Ehrerbietung behandelt, wie eine Art Held.

»Folgen Sie mir«, wandte sich Louis an den Puppenspieler. Mit ein wenig Glück würde der Kzin ihnen ebenfalls folgen. »Entschuldigt uns«, rief er und bahnte sich einen Weg durch die Menge. Er grinste nur als Antwort auf die vielen aufgeregten und/oder verwunderten Fragen.

Als sie sicher in sein Büro gelangt waren, verriegelte Louis die Tür und schaltete das Antiabhörgerät ein. »Okay. Wer möchte etwas trinken?«

»Wenn Sie mir etwas Bourbon anwärmen, kann ich ihn trinken«, sagte der Kzin. »Wenn Sie ihn nicht anwärmen, kann ich ihn vielleicht immer noch trinken.«

»Nessus?«

»Irgendein Gemüsesaft wäre angenehm. Haben Sie warmen Karottensaft?«

»Hm«, sagte Louis. Er programmierte die Bar, und ein paar Kannen warmen Karottensafts erschienen in der Ausgabe.

Nessus ruhte auf seinem zusammengefalteten Hinterbein. Der Kzin ließ sich schwer auf ein aufblasbares Kissen fallen. Unter seinem Gewicht hätte es eigentlich platzen müssen wie ein kleiner Ballon. Es sah merkwürdig lächerlich aus, wie der Zweitälteste Feind der Menschheit auf dem viel zu kleinen Kissen balancierte.

Die Kzin-Kriege waren langwierig und blutig gewesen. Hätten die Kzinti die ersten Feldzüge gewonnen, wäre die Menschheit für den Rest der Ewigkeit versklavt und zum Fleischlieferanten degradiert worden. Aber die Kzinti hatten in den folgenden Schlachten schreckliche Verluste hinnehmen müssen. Sie neigten dazu anzugreifen, ehe sie gerüstet waren. Geduld war für sie ein unbekannter Begriff, und Erbarmen oder begrenzte Kriegsziele kannten sie ebensowenig. Jede Schlacht war für sie ein kräftiger Aderlaß mit hohen Verlusten gewesen und hatte zur Annexion einiger weiterer ihrer Welten geführt.

Seit zweihundertfünfzig Jahren hatten die Kzinti keine von Menschen besiedelte Welt mehr angegriffen. Sie besaßen nichts, womit sie hätten angreifen können. Seit zweihundertfünfzig Jahren hatten die Menschen die Kzinti nicht mehr angegriffen — und kein Kzin vermochte das zu verstehen. Die Menschen gaben ihnen unlösbare Rätsel auf.

Die Kzinti waren furchterregende, gnadenlose Krieger, und Nessus, ein erklärter Feigling, hatte vier ausgewachsene Kzinti in einem öffentlichen Lokal beleidigt.

»Erklären Sie mir das doch bitte noch einmal«, sagte Louis. »Wie verhält es sich mit der sprichwörtlichen Vorsicht der Puppenspieler? Ich vergaß das.«

»Vielleicht war ich nicht ganz aufrecht zu Ihnen, Louis. Meine Spezies hält mich für verrückt.«

»Oh, fein.« Louis nippte an dem Gefäß, das ihm einer seiner Gäste in die Hand gedrückt hatte. Es enthielt Wodka, Heidelbeersaft und Eisstücke.

Der Schweif des Kzin wischte ruhelos hin und her. »Warum sollten wir mit einem erklärten Verrückten zu einer Expedition aufbrechen? Sie müssen wirklich wahnsinnig sein, wenn Sie mit einem Kzin zusammen auf die Reise gehen wollen.«

»Sie erregen sich zu leicht«, sagte Nessus mit seiner weichen, suggestiven und unglaublich sinnlichen Stimme. »Kein Mensch ist je einem Puppenspieler begegnet, der nicht in den Augen seiner eigenen Spezies verrückt gewesen wäre. Kein Fremder hat je die Welt der Puppenspieler gesehen, und kein geistig gesunder Puppenspieler würde sein Leben dem fehleranfälligen Lebenserhaltungssystem eines Raumschiffs anvertrauen, geschweige denn sich den unbekannten und wahrscheinlich tödlichen Gefahren einer fremden Welt aussetzen.«