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»War das nicht eine brillante Idee von mir?« rief Louis ihm zu.

»Das war es«, schnurrte der Kzin, ohne sich zu bewegen.

Louis lachte in sich hinein. Ein Kzin war eine furchterregende Bestie, aber wer fürchtet sich schon vor einem Tiger, der sich hinter den Ohren kraulen läßt? Es beruhigte Louis’ Gäste — und den Kzin nicht minder. Alles, was größer ist als eine Feldmaus, läßt sich gerne hinter den Ohren kraulen.

»Sie haben sich abgewechselt«, schnurrte der Kzin träge. »Ein Männchen kam auf ein Weibchen zu, das mich gerade kraulte, und meinte, es möchte auch gekrault werden. Die beiden haben sich zurückgezogen. Sofort war wieder ein Weibchen zur Stelle, um weiterzukraulen. Es muß sehr interessant sein, einer Rasse anzugehören, bei der beide Geschlechter vernunftbegabt sind.«

»Manchmal macht es die Dinge grauenvoll kompliziert.«

»Tatsächlich?«

Das Mädchen hinter der linken Schulter des Tigers — vakuumschwarze Haut, verziert mit Sternen und Galaxien, und mit Haaren, so weiß wie ein Kometenschwanz — blickte von seiner Arbeit auf. »Teela, übernimm mal meinen Platz«, sagte es vergnügt. »Ich habe Hunger.«

Teela kniete gehorsam neben dem großen orangefarbenen Tigerkopf nieder. Louis sagte: »Teela Brown, das ist Der-zu-den-Tierenspricht. Mögt ihr beide…«

In seiner Nähe ertönte ein Fanfarenstoß dissonanter Musik.

»… zusammen glücklich werden. Was war denn das? Oh, Sie, Nessus. Was…?«

Die Musik entstammte den bemerkenswerten Kehlen des Puppenspielers. Nessus drängte sich rüde zwischen Louis und das Mädchen. »Sind Sie Teela Jandrowa Brown, Identitätszeichen IKLUGGTYN?«

»Das ist mein Name«, erwiderte Teela überrascht, aber ohne Furcht. »An mein Identitätszeichen kann ich mich nicht erinnern. Was gibt es für ein Problem?«

»Wir suchen seit fast einer Woche die ganze Erde nach Ihnen ab, und ich finde Sie bei einer Geburtstagsfeier, in die ich durch blinden Zufall geraten bin! Ich werde ein paar Worte mit meinen Agenten wechseln müssen.«

»O nein!« stöhnte Louis leise.

Teela stand etwas verlegen auf. »Ich habe mich nicht versteckt, weder vor Ihnen, noch vor irgendeinem anderen… außerirdischen Wesen! Was haben Sie für ein Problem?«

»Moment mal!« Louis drängte sich zwischen Nessus und das Mädchen. »Nessus, Teela Brown ist ganz offensichtlich keine Forschernatur! Suchen Sie jemand anderen aus!«

»Aber Louis…«

»Einen Augenblick.« Der Kzin richtete sich auf. »Louis, warum soll denn der Blätteresser nicht aussuchen, wen er will?«

»Aber schauen Sie sich das Mädchen an!«

»Schauen Sie sich an, Louis. Kaum zwei Meter groß und selbst für einen Menschen ziemlich schmal. Sind Sie ein Forschertyp? Ist Nessus einer?«

»Was zum tanj ist hier eigentlich los?« erkundigte sich Teela.

»Louis«, sagte Nessus mit melodischer Hast, »lassen Sie uns in Ihr Büro zurückkehren. Teela Brown, wir möchten Ihnen einen Vorschlag unterbreiten. Sie brauchen ihn nicht anzunehmen, Sie müssen nicht einmal zuhören — aber vielleicht finden Sie ihn ja ganz interessant.«

Das Gespräch wurde hinter geschlossenen Türen fortgesetzt. »Sie erfüllt alle Voraussetzungen«, flötete Nessus hartnäckig. »Wir müssen ihr die Sache vortragen.«

»Sie kann unmöglich die einzige geeignete Kandidatin auf der Erde sein!«

»Nein, Louis, keineswegs. Aber wir haben bis jetzt keinen der anderen Kandidaten aufspüren können.«

»Was wollen Sie denn von mir?«

Der Puppenspieler erklärte es ihr. Schon bald wurde offensichtlich, daß Teela Brown keinerlei Interesse am Weltraum hatte, daß sie bisher noch nicht einmal auf dem Mond gewesen war und mitnichten die Absicht hegte, die Grenzen des Bekannten Weltraums hinter sich zu lassen. Der Quantum II Hyperantrieb erregte nicht ihre Begehrlichkeit. Als sie verwirrt und hilfesuchend um sich blickte, mischte sich Louis wieder ein.

»Nessus, was sind das eigentlich für Voraussetzungen, die Teela so ideal erfüllt?«

»Meine Agenten suchten nach Nachkommen von Gewinnern bei der Geburtsrechts-Lotterie.«

»Ich gebe auf! Sie sind tatsächlich verrückt!«

»Nein, Louis. Meine Befehle stammen vom Hintersten persönlich, demjenigen, der unser Volk anführt. An seinem Verstand ist absolut nicht zu zweifeln. Darf ich es erklären?«

Für Menschen war Geburtenkontrolle schon seit langem ein einfach zu regelndes Problem. Man implantierte einen winzigen Kristall unter die Haut am Oberarm, der sich im Verlauf eines Jahres vollkommen auflöste. Während dieser Zeitspanne konnte die so Geimpfte nicht empfangen. In früheren Jahrhunderten hatte man umständlichere Methoden angewendet.

Die Bevölkerung der Erde hatte sich in der Mitte des einundzwanzigsten Jahrhunderts bei achtzehn Milliarden eingependelt. Die Fortpflanzungsbehörde, eine Unterabteilung der Vereinten Nationen, erließ die Geburtenkontrollgesetze und sorgte für deren Einhaltung. Ein halbes Jahrtausend hatte sich nichts an diesen Gesetzen geändert: zwei Kinder pro Ehepaar, falls der Geburtenausschuß keine Einwände erhob. Der Ausschuß konnte die Quote erhöhen oder einem Paar die Nachkommenschaft verbieten, wofür erwünschte oder unerwünschte Gene als Richtschnur galten.

»Unglaublich«, fauchte der Kzin.

»Warum? Es ging tanj überfüllt auf der Erde zu, mit achtzehn Milliarden Menschen unter den Beschränkungen einer primitiven Technologie.«

»Wenn das Patriarchat versuchen würde, den Kzinti ein derartiges Gesetz aufzuzwingen, würden wir es für diese Anmaßung auslöschen.«

Aber Menschen waren keine Kzinti. Ein halbes Jahrtausend hatten die Gesetze Bestand. Dann, vor zweihundert Jahren, waren Gerüchte aufgekommen, die Fortpflanzungsbehörde habe willkürliche Entscheidungen getroffen. Der Skandal hatte zu drastischen Änderungen der Geburtenkontrollgesetze geführt:

Jedes menschliche Wesen hatte seither das Recht auf ein Kind, ungeachtet der Beschaffenheit seiner Gene. Es war automatisch auch für ein zweites und weiteres Kind qualifiziert, wenn es folgende Voraussetzungen mitbrachte: Hohe Intelligenz, nachweisbar nützliche Eigenschaften wie Plateauaugen, Richtungssinn, angeborene Veranlagung zu Überleben, Telepathie, natürliche Langlebigkeit oder perfekte Zähne.

Man konnte Geburtsrechte auch für eine Million Stars pro Kind kaufen. Warum auch nicht? Das Talent, viel Geld zu machen, war ein erprobter und erwiesener Überlebensfaktor. Außerdem wurden so Bestechungsversuche unterbunden.

Man konnte auch in der Arena für Geburtsrechte kämpfen, falls man sein Erstes Recht noch nicht beansprucht hatte. Der Gewinner verdiente sich das Geburtsrecht für ein zweites und drittes Kind; der Verlierer verlor sein Erstes Recht und sein Leben. Damit war die Bilanz ausgeglichen.

»Ich habe in Ihren Unterhaltungsprogrammen derartige Zweikämpfe gesehen«, sagte Der-zu-den-Tieren-spricht. »Ich dachte, sie kämpften aus Spaß.«

»Nein, es geht um Leben und Tod«, sagte Louis nüchtern. Teela kicherte.

»Und was ist mit den Lotterien?«

»Sie reichen nicht aus«, sagte Nessus. »Selbst mit Boosterspice, das das Altern eines Menschen hinauszögert, sterben jährlich mehr Leute auf der Erde, als geboren werden…«

Deshalb rechnete die Fortpflanzungsbehörde jedes Jahr Todesfälle und Auswanderer zusammen, subtrahierte Zuwanderer und Geburten und verloste die Differenz als Geburtsrechte in der Silvesterlotterie.

Jeder konnte daran teilnehmen. Wer Glück hatte, konnte zehn oder zwanzig Kinder gewinnen — wenn das als Glück zu bezeichnen war. Selbst verurteilte Kriminelle wurden nicht von der Geburtsrechts-Lotterie ausgeschlossen.