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Der-zu-den-Tieren-spricht sah durch das große Panoramafenster nach oben. »Louis, können Sie von hier aus das galaktische Zentrum sehen?«

»Wozu? Wir wissen doch, wo wir sind.«

»Machen Sie es trotzdem.«

Louis hatte in den Monaten unter freiem Himmel vorsichtig ein paar verzerrte Sternbilder zu identifizieren versucht. »Dort, glaube ich. Hinter dem Bogen.«

»Genau. Das galaktische Zentrum liegt in der Ebene der Ringwelt.«

»Das sagte ich bereits.«

»Erinnern Sie sich, daß das Material, aus dem das Ringweltfundament besteht, Neutrinos aufhält? Wahrscheinlich hält es auch andere subatomare Partikel auf.« Der Kzin wollte eindeutig auf etwas Bestimmtes hinaus.

»… das ist richtig. Die Ringwelt ist immun gegen die Explosion des Zentrums! Wann haben Sie denn das herausgefunden?«

»Gerade eben erst. Ich ahnte schon seit einiger Zeit, wo das galaktische Zentrum liegt.«

»Es wird einiges an Streustrahlung geben. Schwere Strahlenbelastung entlang dem Randwall.«

»Na und? Das Glück der Teela Brown würde sie weit wegführen, bevor die Wellenfront ankommt.«

»Zwanzigtausend Jahre…« Louis erschrak. »Finagles strahlendes Lachen! Wie kann man in derartigen Zeiträumen denken?«

»Krankheit und Tod sind stets Pech, Louis. Nach dem, was Sie glauben, müßte Teela Brown ewig leben.«

»Aber… aber… Sie haben recht. Teela Brown denkt nicht in diesen Bahnen. Es ist ihr Glück, das uns alle wie Marionetten umherschubst…«

Nessus war inzwischen seit zwei Monaten ein starrer Leichnam bei Zimmertemperatur. Er verweste nicht. Die Kontrollampen auf seinem Medikit blieben an, und hin und wieder erloschen einige, und andere flackerten auf. Es war das einzige Lebenszeichen von Nessus.

Minutenlang starrte Louis auf den Puppenspieler. Plötzlich hatte er einen Gedanken. »Puppenspieler«, sagte er leise.

»Louis?«

»Ich frage mich, ob die Puppenspieler ihren Namen nicht deswegen haben, weil sie mit allen Spezies ringsum spielen. Sie haben Kzinti und Menschen wie Marionetten behandelt, daran besteht nicht der geringste Zweifel.«

»Aber Teelas Glück hat Nessus zu seiner Marionette gemacht.«

»Wir alle haben auf die eine oder andere Weise Gott gespielt«, entgegnete Louis. Er nickte Prill zu, die ungefähr jedes dritte Wort verstand. »Prill und Sie und ich. Wie hat es sich angefühlt, Sprecher? Waren Sie ein guter oder ein schlechter Gott?«

»Woher soll ich das wissen? Es war nicht meine eigene Spezies, obwohl ich die Menschen ausgiebig studiert habe. Sie werden sich erinnern, daß ich einen Krieg verhindert habe. Ich machte beiden Seiten deutlich, daß sie nur verlieren konnten. Es ist erst drei Wochen her.«

»Ja. Meine Idee.«

»Selbstverständlich.«

»Jetzt werden Sie erneut Gott spielen müssen«, sagte Louis. »Bei den Kzinti.«

»Ich verstehe nicht.«

»Nessus und die andern Puppenspieler haben Menschen und Kzinti gezüchtet wie Tiere«, fuhr Louis fort. »Sie riefen bewußt eine Situation herbei, in der friedliebende Kzinti einen evolutionären Vorteil hatten. Richtig?«

»Ja.«

»Was wird geschehen, wenn das Patriarchat davon erfährt?«

»Krieg«, sagte der Kzin. »Eine schwer ausgerüstete Flotte würde nach einer Fahrt von zwei Jahren die Weltenflotte der Puppenspieler angreifen. Vielleicht würde sich die Menschheit sogar anschließen. Sicher haben die Puppenspieler Ihre Spezies genausosehr beleidigt.«

»Das haben sie. Und dann?«

»Dann würden die Blätteresser meine Spezies bis zum letzten Kätzchen eliminieren. Louis, ich habe nicht vor, irgend jemandem irgend etwas über Sternsäerlockvögel und Zuchtexperimente der Puppenspieler zu erzählen. Darf ich Sie bitten, ebenfalls Stillschweigen zu bewahren?«

»Genau.«

»Ist es das, was Sie meinten? Ich müsse erneut Gott spielen, bei meiner eigenen Spezies?«

»Das, und noch etwas«, sagte Louis. »Die Long Shot. Wollen Sie sie immer noch stehlen?«

»Vielleicht«, erwiderte der Kzin.

»Das schaffen Sie nicht«, sagte Louis. »Angenommen, Sie schaffen es doch. Was dann?«

»Dann hätte das Patriarchat den Quantum II Hyperraumantrieb.«

»Und?«

Prill schien zu bemerken, daß etwas Entscheidendes im Gange war. Sie beobachtete die beiden, als sei sie bereit, jederzeit dazwischen zu gehen.

»Bald schon hätten wir Kriegsschiffe, die imstande wären, ein Lichtjahr in wenig mehr als einer Minute zurückzulegen. Wir würden den Bekannten Weltraum beherrschen und jede Spezies in Reichweite versklaven.«

»Und dann?«

»Dann wäre es vorbei. Mehr wollen wir nicht, Louis.«

»Nein. Sie würden weitermachen. Mit einem Antrieb wie diesem würden Sie sich in alle Richtungen ausbreiten und jede Welt in Besitz nehmen, die Sie finden. Sie würden mehr erobern, als Sie halten könnten… und irgendwann würden Sie auf einen Gegner stoßen, der wirklich gefährlich ist. Die Weltenflotte der Puppenspieler. Eine zweite Ringwelt, aber auf der Höhe ihrer Macht. Eine neue Slaverrasse, die gerade anfängt zu expandieren. Bandersnatcher mit Händen, Grogs mit Füßen, Kdatlyno mit Waffen.«

»Schlimme Vorstellung.«

»Sie haben die Ringwelt gesehen, Sprecher. Sie haben die Weltenflotte der Puppenspieler gesehen. Es gibt ganz sicher noch mehr in dem gewaltigen Raum, der Ihnen mit dem Quantum II Hyperraumantrieb zugänglich ist.«

Der Kzin schwieg.

»Lassen Sie sich Zeit«, sagte Louis. »Denken Sie darüber nach. Sie können die Long Shot sowieso nicht stehlen. Sie würden uns alle bei dem Versuch töten.«

Am folgenden Tag überquerte die Unwahrscheinlich einen langgestreckten, schnurgeraden Meteorkrater. Sie drehten nach Antispin, direkt auf die Faust Gottes zu.

Die gewaltige Faust Gottes war groß geworden, ohne merklich näher zu kommen. Größer als jeder Asteroid und grob kegelförmig sah sie aus wie ein ganz normaler schneebedeckter Berg, der ins Alptraumhafte angeschwollen war. Und der Alptraum ging weiter, weil die Faust Gottes noch immer schwoll.

»Ich verstehe das nicht«, sagte Prill. Sie war verwirrt und aufgeregt zugleich. »Ich kenne diese Formation nicht. Warum hat man sie errichtet? Am Rand gibt es Berge, die genauso hoch, genauso dekorativ und weitaus nützlicher sind, weil sie die Luft zurückhalten.«

»Genau das dachte ich auch«, stimmte Louis Wu ihr zu. Mehr sagte er nicht.

An diesem Tag entdeckten sie eine kleine gläserne Flasche am Ende des Meteoritenkraters, dem sie seit einiger Zeit gefolgt waren.

Die Liar lag noch genauso da, wie sie sie verlassen hatten: auf dem Rücken, auf einer Oberfläche ohne jeden Reibungswiderstand. Louis verschob in Gedanken die Feier. Noch waren sie nicht wieder zu Hause.

Am Ende mußte Prill mit der Unwahrscheinlich über der Lying Bastard schweben, so daß Louis von der Landeplattform an Bord gehen konnte. Er fand Kontrollen, die beide Türen der Luftschleuse gleichzeitig öffneten. Luft strömte die ganze Zeit über aus dem Schiff, während sie Nessus an Bord schafften. Sie konnten den Kabinendruck nicht ohne Nessus verringern, und Nessus war allem Anschein nach tot.

Trotzdem verfrachteten sie ihn in den Autodoc. Die Maschine sah aus wie ein Sarg für Puppenspieler, genau angepaßt an Nessus Gestalt, und sie war sperrig. Puppenspielerchirurgen und Mechaniker hatten sie gebaut, und sie war imstande, mit allen denkbaren Verwundungen umzugehen. Aber hatten die Konstrukteure auch an eine Enthauptung gedacht?