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Der Krater war voller Sterne.

Es gab keine Gravitation; es gab überhaupt nichts mehr, gegen das die Schwebemotoren der Unwahrscheinlich arbeiten konnten. Louis hatte nicht so weit vorausgedacht.

»Halten Sie sich an irgendwas fest!« bellte er. »Wenn Sie durch das Fenster fallen, gibt es keine Rettung!«

»Sicher nicht«, erwiderte der Kzin. Er klammerte sich an eine nackte Metallstrebe. Louis hielt sich an einer anderen fest.

»Na? Hatte ich recht? Sterne!«

»Ja, Louis. Aber woher wußten Sie…?«

Gravitation wurde spürbar, ein stetiges, kräftiges Zerren an der Unwahrscheinlich. Die Überreste des einstigen Gebäudes neigten sich zur Seite, und das Fenster war plötzlich oben.

»Es hält!« sagte Louis heftig. Er wand sich auf die rechte, obere Seite der Strebe. »Das sollte es auch besser! Ich hoffe nur, daß Prill sich angeschnallt hat; es wird ein ungemütlicher Ritt. Am Ende eines zehntausend Meilen langen Stückes Schattenblendendraht die Faust Gottes hinauf! Hinauf und über den Rand und…«

Sie blickten auf die Unterseite der Ringwelt. Eine unendliche, modellierte Fläche. In der Mitte ein gewaltiger konischer Einschlagtrichter, dessen Boden hell schimmerte. Während die Unwahrscheinlich wie ein Bleigewicht unter die Ringwelt sank, blitzte unvermittelt die Sonne am Boden des Trichters auf.

»… hinaus und hinunter! Wir sind mit der Lying Bastard verbunden, und die Lying Bastard ist unterwegs, um mit siebenhundert Meilen in der Sekunde von hier zu verschwinden. Reichlich Zeit für den Draht, uns zueinander zu ziehen, und wenn das nicht funktioniert, haben wir immer noch den Thruster aus Nessus Flugrad.

Woher ich das alles wußte? Das habe ich Ihnen doch bereits gesagt. Habe ich nicht die Landschaft erwähnt?«

»Nein.«

»Das war es also. All die vielen Gipfel aus nacktem Fundament, die durch die Felsen stechen. Der Niedergang der Zivilisation vor kaum fünfzehnhundert Jahren! Der Grund dafür sind die beiden Asteroidenlöcher. Sie veränderten die Windströmungen. Ist Ihnen aufgefallen, daß wir den größten Teil unserer Expedition zwischen den beiden Löchern zugebracht haben?«

»Eine sehr indirekte Argumentationsweise, Louis.«

»Aber es funktionierte!«

»Ja. Ich werde einen weiteren Sonnenuntergang erleben«, sagte der Kzin sehr leise.

Louis spürte eine elektrisierendes Kribbeln. »Sie auch?« fragte er.

»Ja. Hin und wieder beobachte ich den Sonnenuntergang. Lassen Sie uns über die Long Shot reden.«

»… was sagten Sie?«

»Wenn ich die Long Shot von Ihnen stehlen könnte, würde meine Rasse über den Bekannten Weltraum herrschen, bis eine stärkere Spezies am Rand unserer Einflußsphäre auftaucht. Wir hätten alles vergessen, was wir so schmerzhaft lernen mußten. Ich rede von Kooperation mit fremden Spezies.«

»Das stimmt«, sagte Louis im Dunkeln. Der Zug des Schattenblendendrahts war jetzt deutlich spürbar. Die Lying Bastard war auf dem zehn Grad geneigten Hang der Faust Gottes ein gutes Stück weit gekommen.

»Vielleicht kommen wir gar nicht so weit, bei dem Glück so zahlreicher Teela Browns, die die Erde bevölkern. Trotzdem führt mich meine Ehre in Versuchung«, sagte Der-zu-den-Tieren-spricht. »Wie kann ich meine Rasse vom ehrenvollen Pfad des Krieges wegführen? Die Götter der Kzinti würden mich verstoßen.«

»Ich habe Sie davor gewarnt, Gott zu spielen. Es ist nicht immer angenehm.«

»Glücklicherweise steht das gar nicht erst zur Debatte. Sie haben selbst gesagt, daß ich die Long Shot zerstören würde, wenn ich sie zu entführen versuche. Das Risiko ist zu groß. Wir werden den Hyperraumantrieb dringend benötigen, um der Wellenfront von der Explosion des galaktischen Zentrums zu entfliehen.«

»Da haben Sie allerdings recht«, stimmte Louis zu. Der Kzin würde in den nächsten Gravitationstrichter fallen, falls er versuchte, die Long Shot in den Hyperraum zu bringen. Louis wußte Bescheid. Trotzdem fragte er: »Einmal angenommen, ich hätte gelogen?«

»Ich kann nicht darauf hoffen, ein Wesen von Ihrer Intelligenz zu überlisten.«

Erneut blitzte die Sonne im Krater der Faust Gottes auf.

»Denken Sie nur, wie lang wir für den Rückweg gebraucht haben«, sagte Louis. »Einhundertfünfzigtausend Meilen in fünf Tagen. Für die gleiche Entfernung zurück haben wir über zwei Monate gebraucht. Ein Siebtel der Breite der Ringwelt. Und Teela und Sucher wollen den gesamten Umfang bereisen.«

»Dummköpfe.«

»Wir haben den Randwall kein einziges Mal aus der Nähe gesehen. Die beiden werden ihn sehen. Ich frage mich, was wir sonst noch alles versäumt haben. Falls die Ramjetschiffe der Baumeister bis zur Erde gekommen sind, haben sie vielleicht ein paar Blauwale und Pottwale eingesammelt, bevor die Menschen sie ausrotten konnten. Wir waren kein einziges Mal auf dem Ozean.«

»Die Menschen, denen sie begegnen werden. Niemand weiß, wie sich Kulturen entwickeln. Und der Raum… die Ringwelt ist so gewaltig…«

»Wir kommen nicht wieder zurück, Louis…«

»Nein. Natürlich nicht.«

»… jedenfalls nicht, bevor wir nicht unser Geheimnis bei unseren beiden Völkern abgeliefert haben. Und wieder ein funktionsfähiges Schiff besitzen.«

ENDE

Ringwelt

NEU ÜBERSETZT VON AXEL MERZ

BASTEI LÜBBE TASCHENBUCH

Band 24 238

Erste Auflage: Februar 1998

Zweite Auflage: Februar 1998

Dritte Auflage: November 1999

© Copyright 1970 by Larry Niven

All rights reseved

Deutsche Lizenzausgabe 1998 by Bastei-Verlag Gustav H. Lübbe GmbH Co., Bergisch Gladbach

Originaltiteclass="underline" Ringworld

Lektorat: Stefan Bauer

Titelbild: Mark Harrison / Agentur Schlück

Umschlaggestaltung: QuadroGrafik, Bensberg

Satz: KCS GmbH, Buchholz / Hamburg

Druck und Verarbeitung: Brodard Taupin, La Flèche, Frankreich

Printed in France

ISBN 3-404-24238-6

Sie finden uns im Internet unter

http://www.luebbe.de

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