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Jason erhob sich langsam und sah seine Freunde an. Die hatten verstanden.

»Na gut«, sagte Piper und brachte ein Lächeln zu Stande. »Es war sehr nett hier. Willkommen im Leben. Und danke für den goldenen Rucksack.«

»Aber ihr könnt jetzt nicht gehen!«, sagte Midas. »Ich weiß, dass ihr keine ernsthaften Investoren seid, aber das ist nicht so schlimm. Ich muss meine Sammlung wieder auffüllen.«

Lit lächelte grausam. Der König erhob sich und Leo und Piper wichen zurück.

»Keine Sorge«, sagte der König beruhigend. »Ihr müsst nicht in Gold verwandelt werden. Ich stelle alle meine Gäste vor die Wahl – werdet ein Teil meiner Sammlung oder sterbt durch die Hand des Lityerses. Mir ist beides recht.«

Piper versuchte es mit Charme-Sprech. »Eure Majestät, Ihr könnt doch nicht …«

Schneller, als ein alter Mann sich hätte bewegen dürfen, hatte Midas ihr Handgelenk gepackt.

»Nein!«, schrie Jason.

Aber goldener Reif breitete sich über Piper aus und einen Herzschlag darauf war sie eine glitzernde Statue. Leo versuchte, Feuer heraufzubeschwören, hatte aber vergessen, dass seine Gabe hier nicht funktionierte. Midas berührte seine Hand und Leo verwandelte sich in solides Metall.

Jason war so entsetzt, dass er sich nicht bewegen konnte. Seine Freunde – einfach verwandelt! Und er hatte es nicht verhindern können.

Midas lächelte bedauernd. »Gold sticht Feuer, fürchte ich.« Er zeigte auf die goldenen Vorhänge und Möbel. »In diesem Raum besiegt meine Macht alle anderen: Feuer … sogar Charme-Sprech. Und deshalb kann ich jetzt noch eine Trophäe hinzufügen.«

»Hedge!«, brüllte Jason. »Hilfe!«

Dieses Mal kam der Satyr nicht angestürzt. Jason fragte sich, ob die Laserstrahlen ihn erwischt hatten oder er in einer Fallgrube saß.

Midas kicherte. »Keine Rettungsziege? Schade. Aber mach dir keine Sorgen, mein Junge. Es tut wirklich nicht weh. Du kannst ja Lit fragen.«

Jason kam eine Idee. »Ich wähle den Kampf. Ihr habt gesagt, ich könnte auch gegen Lit kämpfen.«

Midas sah ein wenig enttäuscht aus, zuckte dann aber mit den Schultern. »Ich habe gesagt, du kannst im Kampf gegen Lit sterben. Aber natürlich, wenn du das willst.«

Der König trat zurück und Lit hob sein Schwert.

»Das wird Spaß machen«, sagte Lit. »Ich bin der Menschenschnitter!«

»Na los, Maispflücker.« Jason zauberte seine eigene Waffe herbei. Diesmal kam sie als Wurfspeer und Jason war dankbar für die zusätzliche Länge.

»Ah, eine Goldwaffe«, sagte Midas. »Sehr schön.«

Lit griff an.

Der Typ war schnell. Er schlug und schnitt und Jason konnte den Hieben nur mit Mühe ausweichen, aber seine Gedanken wechselten in einen anderen Modus über – sie analysierten Muster, lernten Lits Stil kennen, bei dem es nur Angriff gab, keine Verteidigung.

Jason parierte, trat zur Seite und blockierte ihn. Lit wirkte überrascht, weil Jason noch am Leben war.

»Was ist das für eine Taktik?«, knurrte Lit. »Du kämpfst nicht wie ein Grieche.«

»Legionstraining«, sagte Jason, wusste aber nicht, woher er das wusste. »Das ist römisch.«

»Römisch?« Lit schlug wieder zu und Jason wehrte seine Klinge ab. »Was ist römisch?«

»Kleiner Nachrichtenspot«, sagte Jason. »Während ihr tot wart, hat Rom Griechenland besiegt. Hat das größte Reich aller Zeiten geschaffen.«

»Unmöglich«, sagte Lit. »Nie von denen gehört.«

Jason wirbelte auf einem Absatz herum, traf Lit mit dem Speergriff vor der Brust und schleuderte ihn voll in den Thron des Midas.

»Ach du meine Güte«, sagte Midas. »Lit?«

»Mir geht’s gut«, knurrte Lit.

»Helft ihm lieber beim Aufstehen«, sagte Jason.

»Dad, nein!«, schrie Lit.

Zu spät. Midas legte seinem Sohn die Hand auf die Schulter und plötzlich saß eine überaus wütend aussehende goldene Statue auf dem Thron.

»Verflucht!«, heulte Midas. »Das war ein mieser Trick, Halbgott. Das wirst du mir büßen.« Er streichelte Lits goldene Schulter. »Keine Sorge, mein Sohn. Ich bringe dich gleich zum Fluss, sowie ich diese Trophäe eingesammelt habe.«

Midas stürzte sich auf ihn. Jason wich aus, aber auch der alte Mann war schnell. Jason trat ihm den Kaffeetisch vor die Beine und Midas stolperte, aber er blieb nicht lange am Boden.

Dann sah Jason zu Pipers Goldstatue hinüber. Wut überkam ihn. Er war der Sohn des Zeus. Er durfte seine Freunde nicht im Stich lassen.

Er spürte ein Ziehen im Zwerchfell und der Luftdruck sackte so rasch ab, dass seine Ohren sich verschlossen. Midas hatte es offenbar auch gemerkt, denn er kam mühsam auf die Füße und griff sich an die Eselsohren.

»He, was soll das denn?«, fragte er wütend. »Meine Macht ist hier absolut.«

Donner grollte. Draußen wurde der Himmel schwarz.

»Wisst Ihr, wozu Gold sonst noch gut ist?«, fragte Jason.

Midas hob gespannt die Augenbrauen. »Wozu?«

»Gold ist ein hervorragender Stromleiter.«

Jason hob den Wurfspeer und die Decke explodierte. Ein Blitzstrahl zertrümmerte das Dach wie eine Eierschale, schlug in die Spitze von Jasons Speer ein und schickte Bögen aus Energie in alle Richtungen, die die Sofas in Fetzen sprengten. Stuckplatten fielen von der Decke. Der Kronleuchter ächzte und riss von der Kette, und Midas schrie, als der Leuchter ihn zu Boden warf. Sofort verwandelte das Glas sich in Gold.

Als der Lärm sich legte, prasselte eiskalter Regen in das Haus. Midas, der noch immer unter dem Kronleuchter feststeckte, fluchte auf Altgriechisch. Der Regen durchtränkte alles und ließ den Goldleuchter wieder zu Glas werden. Piper und Leo verwandelten sich ebenfalls langsam zurück, zusammen mit allen anderen Statuen im Saal.

Dann wurde die Tür aufgerissen und Trainer Hedge kam mit erhobener Keule hereingestürzt. Sein Mund war mit Lehm, Schnee und Gras verschmiert.

»Was habe ich verpasst?«, fragte er.

»Wo waren Sie denn?«, frage Jason verärgert. Durch die Anstrengung, den Blitzstrahl herbeizurufen, drehte sich in seinem Kopf alles, und er musste sich Mühe geben, nicht ohnmächtig zu werden. »Ich habe um Hilfe geschrien.«

Hedge rülpste. »Habe nur einen kleinen Imbiss genommen. Tut mir leid. Wer soll umgebracht werden?«

»Niemand mehr!«, sagte Jason. »Schnappen Sie sich einfach Leo. Ich nehme Piper.«

»Lasst mich nicht so hier liegen!«, heulte Midas.

Um ihn herum verwandelten seine Opfer sich jetzt wieder in Menschen – seine Tochter, der Barbier und eine ganze Menge von wütend dreinschauenden Kerlen mit Schwertern. Jason nahm Pipers goldenen Rucksack und seine eigenen Vorräte. Dann warf er eine Decke über die goldene Statue von Lit auf dem Thron. Hoffentlich würde das den Menschenschnitter daran hindern, wieder zum Menschen zu werden – oder jedenfalls erst nach Midas’ Opfern.

»Nichts wie weg«, sagte Jason zu Hedge. »Ich glaube, diese Herrschaften hier haben noch ein Hühnchen mit Midas zu rupfen.«

XXXIII

Piper

Piper kam frierend und zitternd zu sich.

Sie hatte einen schrecklichen Traum gehabt. Ein alter Kerl mit Eselsohren hatte sie gejagt und gebrüllt: »Hab dich!«

»Oh, Gott!« Ihre Zähne klapperten. »Er hat mich in Gold verwandelt!«

»Jetzt ist alles wieder gut.« Jason beugte sich vor und stopfte die warme Decke unter Piper fest, aber sie kam sich noch immer so kalt vor wie die Boreaden.

Sie blinzelte und versuchte zu begreifen, wo sie waren. Neben ihr loderte ein Lagerfeuer und die Luft war voller Rauch. Der Feuerschein flackerte vor Felswänden. Sie befanden sich in einer kleinen Höhle, die aber nicht viel Schutz bot. Draußen heulte der Wind und Schnee fegte herein. Es konnte Tag oder Nacht sein; durch den Sturm war das nicht zu sehen.

»L-Leo?«, brachte Piper heraus.

»Zur Stelle und entgoldet.« Auch Leo war in Decken gewickelt. Er sah nicht gerade toll aus, aber immerhin besser, als Piper sich fühlte. »Mir ist auch eine Edelmetallkur verpasst worden«, sagte er. »Aber ich habe mich schneller wieder zurückverwandelt. Weiß nicht, warum. Wir mussten dich in den Fluss tauchen. Haben versucht, dich abzutrocknen, aber … es ist wirklich sehr kalt.«