Выбрать главу

»Nun, das Kabel kann kaum zerbrochen werden«, erwiderte Steve.

»Habt ihr das Kabel zerbrochen?« rief Yeli.

»Nein. Wir haben nur das Kabel von Clarke abgetrennt. Aber der Effekt ist der gleiche. Das Kabel ist unterwegs nach unten.«

Die Gruppe brach wieder in Hochrufe aus, allerdings etwas schwächer. Steve erklärte den Reisenden über den Lärm hinweg: »Das Kabel selbst ist nicht zu durchtrennen. Es besteht aus Graphitfäden mit einem Diamantschwammgemisch in einer Doppelspirale darin. Und sie haben geschickte Abwehrstationen gegen Steine alle hundert Kilometer und an den Wagen enorme Sicherheitsvorkehrungen. Darum schlug Arkady vor, an Clarke selbst zu arbeiten. Seht, das Kabel verläuft direkt durch das Gestein zu den Fabriken im Innern, und sein eigentliches Ende war sowohl physisch wie magnetisch am Fels des Asteroiden befestigt. Aber wir sind mit einem Haufen unserer Roboter in einer Fracht von Material aus dem Orbit gelandet, haben uns in das Innere gegraben und thermische Bomben außen am Gehäuse des Kabels angebracht und um den magnetischen Generator herum. Dann haben wir heute alle auf einmal gezündet; und das Gestein wurde zur gleichen Zeit flüssig, wie der Magnet unterbrochen war. Und ihr wisst, dass Clarke losgelöst wie eine Gewehrkugel davonschießt, so dass er in dieser Weise vom Kabelende abrutschte. Und wir haben es zeitlich so eingerichtet, dass er sich direkt von der Sonne weg bewegt und auch um zwanzig Grad aus der Ebene der Ekliptik heraus. Also wird es verdammt schwer sein, ihn zu verfolgen. Jedenfalls hoffen wir das.«

»Und das Kabel selbst?« fragte Sasha.

Es gab wieder laute Jubelrufe, und Sax antwortete ihr im nächsten ruhigen Moment. »Es fällt herunter.« Er war an der Computerkonsole und tippte, so schnell er konnte. Aber Steve rief ihm zu: »Wir haben die Daten für den Abstieg, wenn du sie haben willst. Das ist ziemlich komplex, eine Menge partieller Differentialgleichungen.«

»Ich weiß«, sagte Sax.

»Ich kann es nicht glauben«, sagte Simon. Er hatte immer noch die Hände an Anns Arm und sah sich mit grimmigem Gesicht bei der Meute um. »Der Aufprall wird viele Menschen töten!«

»Wahrscheinlich nicht«, antwortete einer von ihnen. »Und die es erwischt, das werden hauptsächlich UN-Polizisten sein, die den Aufzug zu benutzen pflegten, um herunterzukommen und hier auf dem Boden Menschen umzubringen.«

»Er ist wahrscheinlich seit einer oder zwei Wochen unten«, wiederholte Simon nachdrücklich für Ann, die ganz blass war.

»Vielleicht«, sagte sie.

Einige Leute hörten das und wurden ruhiger. Andere wollten nichts hören und feierten weiter.

»Wir wussten es nicht«, sagte Steve zu Ann und Simon. Seine triumphierende Miene war verschwunden. Er machte ein besorgtes Gesicht. »Hätten wir es gewusst, hätten wir versucht, mit ihm Kontakt aufzunehmen. Aber wir wussten es nicht. Das tut mir leid. Hoffentlich …« — er schluckte — »hoffentlich war er nicht da oben.«

Ann ging zu ihrem Tisch zurück und setzte sich hin. Simon trieb sich besorgt in ihrer Nähe herum. Keiner von beiden schien etwas von dem gehört zu haben, was Steve gesagt hatte.

Der Funkverkehr nahm sofort zu, als die Verantwortlichen der restlichen Nachrichtensatelliten die Meldung über das Kabel erhielten. Einige der feiernden Rebellen machten sich daran, diese Nachrichten zu verfolgen und aufzuzeichnen. Andere feierten weiter.

Sax war noch in die Gleichungen auf dem Schirm vertieft. »Geht nach Osten«, bemerkte er.

»Das ist richtig«, sagte Steve. »Es wird erst in der Mitte einen großen Bogen machen, weil der untere Teil es herunterzieht; und dann wird der Rest folgen.«

»Wie schnell?«

»Schwer zu sagen; aber wir denken etwa vier Stunden für die erste Runde und dann noch eine Stunde für die zweite.«

»Zweite Runde!« sagte Sax.

»Nun, du weißt, das Kabel ist siebenunddreißigtausend Kilometer lang, und der Äquatorumfang beträgt einundzwanzigtausend. Also wird es fast zweimal herumreichen.«

»Die Leute auf dem Äquator sollten sich lieber rasch in Bewegung setzen«, sagte Sax.

»Nicht genau am Äquator«, korrigierte Steve. »Die Phobos-Oszillation wird es zu einem gewissen Grad vom Äquator wegschwingen lassen. Das ist auch am schwierigsten zu berechnen, weil es davon abhängt, an welcher Stelle das Kabel in seiner Oszillation war, als es zu fallen anfing.«

»Nördlich oder südlich?«

»Das sollten wir in den nächsten paar Stunden erfahren.«

Die sechs Reisenden starrten hilflos auf den Schirm. Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft war es still. Der Schirm zeigte nichts als Sterne. Es gab keinen Aussichtspunkt, von dem aus man den Fall des Aufzugs hätte beobachten können. Das Kabel, von dem jeder einzelne Beobachter immer nur einen Bruchteil seiner Länge sehen konnte, würde bis zum Ende unsichtbar bleiben. Oder nur als eine herabfallende feurige Linie zu sehen sein.

»Das war’s dann also mit Phyllis’ Brücke«, sagte Nadia.

»Das war’s dann also mit Phyllis«, sagte Sax.

Die Margaritifer-Gruppe stellte wieder Verbindungen zu den Satellitensendungen her, die sie geortet hatten. Es gelang ihnen auch, eine Anzahl von Sicherheitssatelliten anzuzapfen. Aus all diesen Kanälen waren sie imstande, einen partiellen Bericht über den Sturz des Kabels zusammenzustückeln. Aus Nicosia meldete ein UNOMA-Team, dass das Kabel nördlich von ihnen heruntergekommen sei, wobei es sich vertikal verkrümmte, aber zugleich noch rasch Boden gewann, als ob es durch den rotierenden Planeten hindurchschnitte. Obwohl nördlich von ihnen, dachten sie doch, es wäre nördlich vom Äquator. Eine verzerrte, unter Panik stehende Stimme von Sheffield fragte, ob sie das bestätigen könnten. Das Kabel war schon über die halbe Stadt gefallen und eine Reihe von Kuppeln östlich davon — die ganze Strecke über den Abhang von Pavonis Mons und quer über das östliche Tharsis. Es hatte mit seinem sonischen Knall eine zehn Kilometer breite Zone flachgelegt. Das hätte noch schlimmer sein können; aber die Luft war in dieser Höhe so dünn, dass das Dröhnen keine größere Kraft entwickeln konnte. Jetzt wollten die Überlebenden in Sheffield wissen, ob sie nach Süden laufen müssten, um der nächsten Runde zu entgehen, oder ob sie versuchen sollten, um die Caldera herum nach Norden zu gelangen.

Sie erhielten keine Antwort. Aber weitere Entkommene aus Korolyov, am Südrand von Melas Chasma in Marineris meldeten über einen Rebellenkanal, dass das Kabel inzwischen so hart aufschlüge, dass es beim Aufprall zerschellte. Eine halbe Stunde später meldete sich eine Bohrmannschaft von Aureum. Sie waren nach den sonischen Schlägen hinausgegangen und hatten einen Haufen von Trümmerstücken gefunden, die als glühende Brekzien von Horizont zu Horizont reichten.

Eine Stunde lang gab es keine neue handfeste Kommunikation. Nichts als Fragen, Spekulationen und Gerüchte. Dann lehnte sich einer mit Kopfhörern zurück und machte den anderen ein Zeichen mit dem erhobenen Daumen. Er schaltete das Interkom ein, und durch das statische Rauschen ertönte eine gellende Stimme: »Es explodiert! Es ist in ungefähr vier Sekunden heruntergekommen. Es brannte von oben bis unten, und als es den Boden traf, sprang alles direkt unter den Füßen hoch. Wir haben hier Probleme mit einem Leck. Wir nehmen an, dass wir uns ungefähr achtzig Kilometer südlich von der Aufschlaglinie befinden und sind selbst fünfundzwanzig südlich vom Äquator, so dass ihr hoffentlich den Rest des Malheurs danach berechnen könnt. Es brannte von oben bis unten! Wie diese weiße Linie, die den Himmel in zwei Teile geschnitten hat. Ich habe nie so etwas gesehen. Ich habe immer noch hellgrüne Nachbilder in den Augen. Es war, als hätte ein Meteor seine Bahn gezogen … Wartet — Jörge ist im Interkom. Er ist hier draußen und sagt, es ist nur drei Meter hoch, wo er sich befindet. Hier gibt es weichen Regolith. Darum steckt das Kabel in einem Graben, den es sich selbst eingedrückt hat. Er sagt, an manchen Stellen steckt es so tief, dass man es zuschütten könnte und dann eine ebene Fläche bekäme. Er sagte, die wären wie Furten; denn an anderen Stellen ragt es fünf oder sechs Meter hoch. Ich nehme an, das dürfte es Hunderte von Kilometern in einem Zuge tun. Es wird wie die große chinesische Mauer sein.«