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Rémy trat hinter Teabing und stieß ihm den Lauf der Waffe in Höhe des Herzens von hinten ins Kreuz.

Teabings Muskeln verkrampften sich vor Entsetzen. »Rémy, was soll … «

»Ich will's ganz einfach machen«, zischte Rémy und starrte Langdon über Teabings Schulter hinweg an. »Stellen Sie das Kryptex auf den Boden, oder ich drücke ab.«

Langdon war wie gelähmt. »Das Kryptex ist für Sie doch wertlos«, stieß er hervor. »Sie werden es niemals aufbekommen.«

»Ihr eingebildeten Idioten!«, höhnte Rémy. »Habt ihr nicht gemerkt, dass ich eure Unterhaltung über den verdammten Vierzeiler mitbekommen habe? Es gibt andere, die mehr wissen als ihr – und denen habe ich alles berichtet, was ich gehört habe. Ihr sucht ja nicht mal am richtigen Ort, ihr Trottel. Das Grab, das ihr sucht, ist ganz woanders!«

Teabing war der Panik nahe. Was sagt er da?

»Wozu wollen Sie den Gral überhaupt haben?«, herrschte Langdon Rémy an. »Wollen Sie ihn vernichten? Noch vor dem Ende der Zeit?«

»Silas, nimm Mr Langdon das Kryptex aus der Hand!«, rief Rémy dem Mönch zu.

Langdon wich vor dem Mönch zurück, der mit entschlossenen Schritten näher kam, und hielt das Kryptex in der ausgestreckten Hand. »Ich werfe es eher auf den Boden, als dass ich es in die falschen Hände geraten lasse!«

Eine Woge der Panik schwemmte über Teabing hinweg. Er sah sein Lebenswerk zerstört, seinen Lebenstraum gescheitert. »Robert, nicht!«, rief er. »Tun Sie's nicht! Rémy wird mich niemals erschießen. Wir kennen uns seit zehn … «

Rémy feuerte einen Schuss in die Decke. Der Knall hallte wie ein Donnerschlag in dem steinernen Rundbau wider.

Langdon streckte zaudernd die Hand mit dem Kryptex vor. Silas war mit zwei schnellen Schritten bei ihm und nahm es ihm ab. In seinen roten Augen spiegelte sich Genugtuung. Die Waffe immer noch auf Langdon und Sophie gerichtet, ließ er das Kryptex in die Tasche seiner Kutte gleiten und trat zurück.

»Sie können Sir Leigh jetzt gehen lassen«, forderte Langdon Rémy auf.

»Mr Teabing kommt mit uns. Silas und ich werden ein bisschen mit ihm spazieren fahren«, sagte Rémy, der die Waffe keinen Zentimeter sinken ließ. »Wenn Sie die Polizei rufen oder uns irgendwie in die Quere kommen, ist Teabing ein toter Mann. Ist das klar?«

»Nehmen Sie mich mit«, sagte Langdon. »Lassen Sie Sir Leigh gehen.«

Rémy lachte auf. »Ich glaube nicht, dass ich mich von dem Alten trennen werde. Mit Mr Teabing verbindet mich eine schöne gemeinsame Zeit. Außerdem könnte er sich noch als nützlich erweisen.«

Rémy zerrte Teabing, dessen Krücken klappernd hinter ihm herschleiften, zum Ausgang. Die Waffe immer noch auf Sophie und Langdon gerichtet, deckte Silas den Rückzug.

»Für wen arbeiten Sie, Rémy?«, fragte Sophie mit fester Stimme.

Rémy verzog grinsend das Gesicht. »Sie würden staunen, Mademoiselle Neveu!«

87. KAPITEL

Leutnant Collet ging im Salon des Château Villette vor dem inzwischen erloschenen Kamin auf und ab und studierte die Telefaxe von Interpol.

Sie entsprachen in keiner Weise dem, was er erwartet hatte.

Nach Aktenlage war André Vernet ein vorbildlicher Bürger, der nicht das Geringste auf dem Kerbholz hatte; nicht einmal einen Strafzettel wegen Falschparkens hatte er sich bislang eingehandelt. Er hatte eine Privatschule besucht und sein Studium der Wirtschaftswissenschaft an der Sorbonne mit summa cum laude abgeschlossen. Interpol zufolge erschien sein Name gelegentlich in der Presse, jedoch stets in positivem Zusammenhang. Offenbar hatte Vernet maßgeblichen Anteil an der Entwicklung und Installation der elektronischen Sicherheitsgeräte, die sein Bankunternehmen zum führenden Haus auf dem Gebiet der digitalen Sicherheitstechnik gemacht hatten. Vernets Kreditkartenumsätze ließen auf einen Hang zu Kunstbänden, teuren Weinen und CDs mit klassischer Musik schließen – vorzugsweise Brahms –, die er sich offenbar auf einer vor einigen Jahren erworbenen Stereoanlage der obersten Güteklasse zu Gemüte führte.

Collet seufzte. Fehlanzeige.

Die einzige Treffermeldung von Interpol bezog sich auf Fingerabdrücke, die offenbar von Teabings Butler stammten. Der Leiter des Spurensicherungsteams hatte es sich auf der anderen Seite des Salons in einem Sessel bequem gemacht und las den Bericht.

Collet blickte zu ihm hinüber. »Steht was Interessantes drin?«

Der Beamte sah auf. »Die Abdrücke gehören einem gewissen Rémy Legaludec. Kleinkram. Nichts Besonderes. Von der Uni geflogen, weil er im Studentenheim die Telefonlitzen umgeklemmt hat, damit er kostenlos telefonieren kann … später ein paar Diebstähle und Einbrüche. Hat für eine Notoperation die Klinikrechnung nicht bezahlt. Es war ein Luftröhrenschnitt.« Der Beamte blickte auf. »Der Mann hat eine Erdnussallergie. Was es nicht alles gibt!«

Collet nickte. Er erinnerte sich an einen Fall, wo ein Restaurant es versäumt hatte, auf der Speisekarte anzugeben, dass ein Chiligericht Erdnussöl enthielt. Ein argloser Gast mit Erdnussallergie war noch am Tisch an einem allergischen Schock gestorben.

»Legaludec ist hier vermutlich als Hausangestellter untergekrochen, um sich der Verhaftung zu entziehen.« Der Beamte grinste schadenfroh. »Einmal erwischt es jeden.«

»Na gut.« Collet seufzte. »Setzen Sie Capitaine Fache ins Bild.«

Der Ermittler war noch nicht draußen, als ein anderer Beamter hereingestürmt kam. »Im Nebengebäude haben wir etwas entdeckt, Leutnant, das Sie sich mal anschauen sollten.«

Nach der Aufregung des Beamten zu schließen, musste es etwas Schlimmes sein. »Eine Leiche?«

»Nein, Chef. Es ist eher … « Er zögerte. »Mit so was haben wir ehrlich nicht gerechnet.«

Collet rieb sich die Augen und folgte dem Beamten hinaus. Als sie das muffige, weitläufige Nebengebäude betraten, deutete der Mann auf eine hölzerne Leiter in der Mitte des Raums. Sie war in schwindelnder Höhe an der Kante eines Heubodens angestellt und schien bis zu den Dachsparren hinaufzuführen.

»Die Leiter ist anfangs noch nicht da gewesen«, sagte Collet.

»Stimmt, Chef. Wir haben sie aufgestellt. Als wir am Rolls Royce Abdrücke genommen haben, habe ich sie in der Ecke auf dem Boden liegen sehen. Ich hätte ihr keine weitere Beachtung geschenkt, aber die Sprossen waren stark ausgetreten, und es klebte frischer Schmutz daran. Diese Leiter wird regelmäßig benutzt. Ihre Länge entspricht der Höhe des Heubodens, also hab ich sie aufgestellt und bin hinaufgeklettert, um mich da oben umzusehen.«

Collet blickte die steile Leiter hinauf. Da steigt regelmäßig jemand rauf? Der Heuboden wirkte zwar vollkommen leer, war von unten aber kaum einzusehen.

Ein höherrangiger Ermittler erschien oben am Ende der Leiter. »Das sollten Sie sich nicht entgehen lassen, Herr Kollege!«, rief er herunter und winkte Collet zu sich herauf.

Collet nickte müde, ging zur Leiter und griff in die Sprossen des altertümlichen hölzernen Geräts, das nach oben hin immer schmaler wurde. Im oberen Drittel verlor er auf einer engen Sprosse beinahe den Halt. Der Betonboden unter ihm drehte sich. Collet fing sich wieder und stieg weiter, doppelt vorsichtig geworden. Als er endlich oben war, streckte der Beamte ihm die Hand entgegen und half ihm beim letzten Schritt von der Leiter.

»Da drüben«, sagte der Ermittler und deutete zur Giebelwand des tadellos sauberen Heubodens. »Hier oben gibt es nur eine Art von Abdrücken. Ich habe die Auswertung in Kürze vorliegen.«

Collet spähte hinüber zur Giebelwand. Schau mal einer an! Vor der Wand war ein hochmoderner und hervorragend ausgerüsteter Computer-Arbeitsplatz aufgebaut – zwei Towerrechner, ein Flachbildschirm mit Lautsprechern, einige externe Festplatten und ein Mehrkanalmischpult, das über einen Netzanschluss mit Trenntrafo zu verfügen schien.

Wozu, in aller Weit, richtet jemand sich hier oben einen Computerarbeitsplatz mit allen Schikanen ein? Collet trat nähet. »Haben Sie die Anlage schon ausprobiert?«