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»So sieht's aus.« Teabing grinste. »Je mehr Penisse einer hat, desto höher sein Rang. Männer sind da sehr konsequent.«

Langdon zog den Kopf ein. »Also gut. Und nun wollen wir uns das weibliche Symbol ansehen. Wie Sie sich vielleicht schon gedacht haben, ist es die genaue Umkehrung des Winkels. Man nennt es den Kelch.« Er zeichnete das Zeichen unter das andere aufs Papier.

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Sophie hob überrascht den Kopf.

Langdon merkte, dass sie den Zusammenhang begriffen hatte. »Das Kelchzeichen hat Ähnlichkeit mit einem Trinkgefäß oder einer Schale, aber vor allem ähnelt es dem weiblichen Schoß. Es symbolisiert Weiblichkeit und Fruchtbarkeit.« Langdon sah Sophie in die Augen. »In der Legende wird berichtet, dass der Gral ein Kelch sei oder eine Schale. Aber das ist in Wirklichkeit eine Allegorie, mit der die wahre Natur des Heiligen Grals verschleiert worden ist. Ich will damit sagen, dass der Kelch in der Legende als Metapher für etwas viel Wichtigeres benutzt wird.«

»Als Metapher für eine Frau«, warf Sophie ein.

Langdon lächelte. »Genau. Der Gral ist das alte Symbol für das Weibliche, und als Heiliger Gral repräsentiert er das göttlich Weibliche und die Heiligkeit der göttlichen Urmutter – Vorstellungen, die inzwischen natürlich untergegangen sind. Sie wurden von der katholischen Kirche nachhaltig eliminiert. Die Fähigkeit der Frau, Leben hervorzubringen, hat in früheren Zeiten tiefe Verehrung gefunden, stellte jedoch eine Bedrohung der vorwiegend männlichen Kirchenhierarchie dar. Deshalb wurde das Weibliche dämonisiert und für unrein erklärt. Nicht Gott, sondern Männer – genauer gesagt Kirchenmänner – haben die Erbsünde erfunden, der zufolge Eva vom Apfel der Erkenntnis gegessen und damit angeblich die Vertreibung des Menschen aus dem Paradies verschuldet hat. Die Frau, einst die Lebensspenderin, war zur Widersacherin geworden.«

Teabing schaltete sich ein. »An dieser Stelle ist anzumerken, dass die Vorstellung von der Frau als Lebensspenderin den Ursprung sämtlicher alten Religionen bildet. Die Gebärfähigkeit war etwas Mystisches und Geheimnisvolles. Es ist ein Unglück, dass die christliche Philosophie die Schöpferkraft des Weiblichen geleugnet hat. Sie hat sich über den biologischen Sachverhalt hinweggesetzt und den Mann zum Schöpfer erklärt. In der Schöpfungsgeschichte der Bibel wird erzählt, dass Eva von Gott aus einer Rippe Adams geschaffen worden ist. Die Frau wurde zu einem Ableger des Mannes gemacht – einem sündigen obendrein. Die Schöpfungsgeschichte war der Anfang vom Ende der Muttergottheit.«

»Der Gral symbolisiert die verloren gegangene göttliche Urmutter«, fuhr Langdon fort. »Mit der Verbreitung des Christentums haben die alten heidnischen Religionen sich nicht auf einen Schlag in Luft aufgelöst. Die Legenden von der ritterlichen Suche nach dem verlorenen Gral handeln in Wirklichkeit von der verbotenen Suche nach der göttlichen Urmutter. Die christlichen Ritter, die sich angeblich die Suche nach dem Kelch begeben haben, benutzten diese Kodierung als Schutzmaßnahme vor einer Kirche, die die Urmutter verbannt, die Frauen unterdrückt, Ungläubige auf den Scheiterhaufen geschleppt und die heidnische Verehrung der göttlichen Urmutter zum Verbrechen erklärt hat.«

»Verzeihung, Robert«, sagte Sophie, »als Sie sagten, dass der Gral eine Frau ist, dachte ich, Sie meinten damit eine ganz bestimmte Frau.«

»Es ist eine ganz bestimmte Frau.«

»Und keineswegs irgendwer«, platzte Teabing heraus. »Es ist eine Frau, die ein Geheimnis von solcher Brisanz bewahrt hat, dass die Enthüllung das Christentum seiner gesamten Grundlage beraubt hätte!«

Sophie schaute ihn entgeistert an. »Und man weiß, wer diese Frau ist?«

»Durchaus.« Teabing griff nach seinen Krücken und deutete zum Flur. »Meine Freunde, wenn Sie so freundlich wären, mir in mein Arbeitszimmer zu folgen, wird es mir eine Ehre sein, Ihnen da Vincis Gemälde von dieser Frau vorzuführen.«

Zwei Türen weiter stand der Butler Rémy Legaludec schweigend vor dem Küchenfernseher und verfolgte die Nachrichten. Die Fotos eines Mannes und einer Frau wurden gezeigt … jene Personen, denen er soeben Tee serviert hatte.

57. KAPITEL

Leutnant Collet stand an der Straßensperre vor der Zürcher Depositenbank. Er fragte sich, wieso Fache so lange brauchte, einen Durchsuchungsbefehl zu bekommen, zumal die Bank offensichtlich etwas zu verbergen hatte. Angeblich hatte man Langdon und Neveu wieder weggeschickt, weil sie die Nummer ihres Depots nicht kannten.

Aber warum will man uns dann nicht hineinlassen, um nachzuschauen?

Collets Handy meldete sich. Die Kommandozentrale im Louvre war dran. »Gibt's immer noch keinen Durchsuchungsbefehl?«, maulte Collet.

»Die Bank können Sie vergessen, Leutnant«, sagte sein Kollege aufgeregt. »Wir haben soeben einen Tipp bekommen und kennen jetzt den genauen Aufenthaltsort von Langdon und unserer lieben Kollegin Neveu.«

Collet setzte sich auf den Kotflügel des Streifenwagens. »Im Ernst?«

»Ich habe hier eine Adresse in der Nähe von Versailles.«

»Ist Capitaine Fache schon informiert?«

»Nein, noch nicht. Er hängt dauernd an der Strippe. Muss was Wichtiges sein.«

»Bin schon unterwegs. Der Chef kann mich ja anrufen, sobald er wieder frei ist.« Collet notierte sich die Adresse und schwang sich hinters Steuer. Während er mit kreischenden Reifen losjagte, fiel ihm ein, dass er sich gar nicht erkundigt hatte, von wem der Tipp über Langdons Aufenthaltsort gekommen war.

Aber das war jetzt egal. Collet hatte die Gelegenheit bekommen, die Scharte wieder auszuwetzen und die Pleiten dieser Nacht vergessen zu machen. Bald würde er die wichtigste Verhaftung seiner Laufbahn vornehmen.

Über Funk rief er die fünf Streifenwagen seiner Abteilung zusammen. »Kein Blaulicht und kein Martinshorn, Männer! Langdon braucht nicht zu wissen, dass wir anrücken.«

Vierzig Kilometer entfernt bog ein schwarzer Audi von der Landstraße in einen Feldweg und parkte im Schutz eines Gebüschs am Rande eines Ackers. Silas stieg aus und spähte durch die Gitterstäbe des schmiedeeisernen Zauns, der das riesige Anwesen umgab, das sich dahinter ausbreitete. Ganz am Ende der geschwungenen Zufahrt war im Mondlicht das Schloss zu sehen.

Im Parterre brannten sämtliche Lichter. Um diese Zeit? Also doch, dachte Silas und lächelte. Die Informationen des Lehrers waren augenscheinlich wieder einmal zutreffend. Du verlässt dieses Haus nicht wieder ohne den Schlussstein, schwor er sich. Du wirst den Bischof und den Lehrer nicht noch einmal enttäuschen.

Silas überprüfte die dreizehnschüssige Heckler &. Koch, bevor er sich hinter dem Zaun auf den moosigen Boden fallen ließ. Dann packte er die schmiedeeisernen Gitterstäbe, schwang sich geschickt den Zaun hinauf und sprang auf der anderen Seite zu Boden. Ohne auf den Bußgürtel zu achten, der sich ihm schmerzhaft ins Fleisch grub, hob er die Waffe auf und machte sich auf den langen Weg über die Rasenflächen hinauf zum Hügel.

58. KAPITEL

So etwas wie Teabings »Arbeitszimmer« hatte Sophie noch nie gesehen. Der von drei Kristallkronleuchtern erhellte, luxuriöse Saal war sechs–, siebenmal so groß wie das Büro des Direktors eines Großkonzerns. Das »Arbeitszimmer« wirkte wie eine misslungene Mischung aus Laboratorium, Archiv und überdachtem Flohmarkt. Über die endlose Kachelbodenfläche waren willkürlich Arbeitsinseln verteilt, auf denen sich Bücher, Kunstgegenstände und Artefakte türmten; hinzu kam ein erstaunlich umfangreiches Arsenal elektronischer und wissenschaftlicher Gerätschaften – Computer und Scanner, Mikroskope und Analysegeräte, Kopierer und Projektoren und dergleichen mehr.

»Ich habe den Ballsaal in Beschlag genommen«, sagte Teabing mit einem schiefen Grinsen, während er in sein cabinet du travail hinkte. »Zum Tanzen fehlt mir ohnehin die Gelegenheit.«