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Als der Pilot die Hawker endgültig zum Stehen brachte und die Triebwerke auslaufen ließ, nahmen die Polizisten um die Maschine herum Aufstellung. Edwards hielt sich im Kielwasser des Chefinspektors der Polizei von Kent, der sich vorsichtig auf den Einstieg der Maschine zubewegte. Nach einigen Sekunden wurde die Tür geöffnet.

Ein Treppchen senkte sich summend zum Boden. Auf eine Krücke gestützt, erschien Leigh Teabing oben im Türrahmen und blickte verwundert in die Mündungen der auf ihn gerichteten Waffen. »Simon«, sagte er zu Edwards und kratzte sich am Kopf, »anscheinend habe ich bei der Polizeilotterie das große Los gezogen, als ich fort war.« Er wirkte eher amüsiert als besorgt.

Simon Edwards schluckte den Frosch in seinem Hals herunter und trat vor. »Guten Morgen, Sir Leigh. Bitte entschuldigen Sie das Durcheinander. Wir hatten ein Treibstoffleck. Ihr Pilot hat gesagt, er würde zum Terminal rollen.«

»Ja, stimmt. Ich habe ihn angewiesen, direkt hierher zu rollen. Ich habe einen Arzttermin und bin spät dran. Schließlich bezahle ich einen Haufen Geld für diesen Hangar, und Ihre Sorge über den austretenden Treibstoff kam mir ein bisschen übertrieben vor.«

»Sir, ich fürchte, Ihre Ankunft hat uns sozusagen auf dem falschen Fuß erwischt … «

»Ich weiß, ich weiß, ich komme ein bisschen plötzlich, aber ich kann meine neuen Medikamente nun mal nicht vertragen. Da bin ich kurz entschlossen herübergekommen.«

»Gewiss, Sir«, sagte Edwards kleinlaut.

Die Polizisten blickten einander an. Der Chefinspektor trat vor. »Sir! Ich muss Sie bitten, noch eine halbe Stunde an Bord zu bleiben.«

Teabing kam ärgerlich die Einstiegstreppe heruntergehumpelt. »Ich fürchte, diesen Gefallen kann ich Ihnen nicht tun. Ich muss zu meinem Arzt.« Teabing gelangte zum Ende der Treppe und humpelte los. »Ich kann es mir nicht leisten, den Termin platzen zu lassen.«

Der Chefinspektor verstellte Teabing den Weg. »Ich bin auf Ersuchen der französischen Polizei hier, Sir. Man wirft Ihnen vor, an Bord Ihres Flugzeugs gesetzesflüchtige Personen zu transportieren.«

Teabing starrte den Chefinspektor einen Augenblick an. Dann brach er in schallendes Gelächter aus. »Ach du liebe Güte! Ist das hier die ›Versteckte Kamera‹ oder so was?«

Der Polizist zuckte nicht mit der Wimper. »Das ist kein Spaß, Sir. Die französische Polizei hat uns ferner gemeldet, dass Sie eine Person an Bord haben, die ihrer Freiheit beraubt wurde.«

Teabings Butler erschien oben in der Tür. »Damit könnte ich gemeint sein«, sagte er kühl. »Sir Leigh pflegt mir allerdings zu versichern, ich könne jederzeit meiner Wege gehen.« Rémy sah auf die Uhr. »Sir, wir müssen uns beeilen.« Er wies mit dem Kopf auf die in einer Ecke des Hangars abgestellte Jaguar-Stretchlimousine, ein ebenholzschwarz lackiertes Monstrum mit getönten Scheiben und Weißwandreifen. »Ich hole den Wagen.« Rémy wollte die Treppe hinuntersteigen.

»Halt. Ich fürchte, ich kann Ihnen nicht gestatten, die Maschine zu verlassen«, sagte der Chefinspektor. »Bitte, begeben Sie sich beide wieder ins Flugzeug. Die Vertreter der französischen Polizei werden in Kürze hier landen.«

Teabing sah Simon Edwards an. »Um Himmels willen, Simon, das ist doch absurd! Außer Rémy, unserem Piloten und mir ist wie immer kein Mensch an Bord. Wären Sie vielleicht so nett, sich als Vermittler zu betätigen? Gehen Sie an Bord, sehen Sie sich um und bestätigen Sie uns, dass das Flugzeug leer ist.«

Edwards musste sich wohl oder übel fügen. »Jawohl, Sir, ich werde nachschauen.«

»Zum Teufel, das werden Sie nicht!«, intervenierte der Chefinspektor, der offensichtlich seine Erfahrungen mit Geschäftsflugplätzen gemacht hatte. Edwards war imstande, ihn zu belügen, um sich Teabing als Kunden zu erhalten. »Ich sehe selbst nach.«

»Nichts da«, sagte Teabing und schüttelte den Kopf. »Die Maschine ist mein privater Verfügungsbereich. Solange Sie mir keinen Durchsuchungsbefehl vorweisen, werden Sie mein Flugzeug nicht betreten. Ich habe Ihnen in aller Güte ein Angebot gemacht. Es steht Mr Edwards frei, die Inspektion vorzunehmen.«

»Das könnte Ihnen so passen!«

In Teabing stieg Zorn auf. »Inspektor, ich habe leider nicht die Zeit, auf Ihre Spielchen einzugehen. Ich bin verspätet und werde jetzt gehen. Wenn Sie mich unbedingt aufhalten wollen, müssen Sie mich erschießen.« Teabing und Rémy ließen den Chefinspektor stehen und strebten der geparkten Limousine zu.

Der Chefinspektor der Polizei von Kent empfand für Leigh Teabing, der ihn so verächtlich abgefertigt hatte, heftigen Widerwillen. Diese Geldsäcke glauben wohl, sie ständen über dem Gesetz. Der Chefinspektor drehte sich um und richtete die Waffe auf Teabings Rücken. »Halt, oder ich schieße!«

»Nur zu«, sagte Teabing, ohne den Schritt zu verzögern oder sich auch nur umzusehen. »Meine Anwälte werden Ihnen den Arsch aufreißen, dass Ihnen Hören und Sehen vergeht. Und falls Sie es wagen, mein Flugzeug zu betreten, werden Sie vorher kastriert.«

Der Inspektor war wenig beeindruckt. Er kannte diese Machtspielchen. Streng juristisch war Teabing im Recht; die Polizei durfte sein Flugzeug in der Tat nur mit einem Durchsuchungsbefehl betreten, aber nachdem der Flug von französischem Boden ausgegangen war und die Autorität des mächtigen Bezu Fache hinter der Aktion stand, hatte der Chefinspektor aus Kent das Gefühl, seine Karriere würde einen gewaltigen Schub bekommen, wenn er herausbekam, was dieser Teabing so verbissen in seinem Flugzeug zu verbergen suchte.

»Haltet die Männer auf!«, befahl der Chefinspektor seinen Leuten. »Ich durchsuche das Flugzeug.«

Die Polizisten stürmten los und versperrten Teabing und seinem Butler den Weg zur Limousine.

Jetzt endlich drehte Teabing sich um. »Inspektor, ich warne Sie zum letzten Mal. Gehen Sie nicht an Bord. Sie werden es bereuen.«

Ohne auf die Warnung zu achten, stieg der Chefinspektor mit der Waffe im Anschlag das Treppchen hoch. Oben angekommen, lugte er in die Kabine, um dann ganz darin zu verschwinden.

Vom ängstlich dreinblickenden Piloten im Cockpit abgesehen, war die Maschine leer. Keine Menschenseele hielt sich in der Kabine auf. Eine rasche Überprüfung der Toilette und des Gepäckabteils ergab nicht den geringsten Hinweis auf eine versteckte Person, geschweige denn auf mehrere.

Was hat Fache sich bloß gedacht? Leigh Teabing hatte offensichtlich die Wahrheit gesagt.

Der Chefinspektor der Polizei von Kent stand allein und verlassen in der Kabine und schluckte schwer. Mist. Sein Gesicht rötete sich. Er trat in die Kabinentür und schaute hinüber zu Teabing und seinem Butler, die mit vorgehaltener Pistole kurz vor der Limousine festgehalten wurden. »Lasst sie gehen«, rief er zu seinen Beamten hinüber. »Man hat uns einen falschen Tipp gegeben.«

Teabings drohender Blick verlor auch über einige Entfernung nichts an Schärfe. »Sie werden von meinen Anwälten hören. Die französische Polizei ist ein Saustall, Inspektor. Das sollten Sie sich für die Zukunft hinter die Ohren schreiben.«

Der Butler riss den hinteren Schlag der Stretchlimousine auf und half seinem behinderten Herrn beim Einsteigen, um sodann würdevoll hinten um das Fahrzeug herumzugehen, sich hinters Steuer zu klemmen und den Motor anzulassen. Quer durch die auseinander stiebenden Polizisten schoss der schwere Jaguar aus dem Hangar.

»Rémy, Sie sind ein exzellenter Schauspieler«, rief Teabing aufgeräumt von der Rückbank nach vorn, als der Jaguar nach Verlassen des Flughafengeländes zügig beschleunigte. Suchend blickte er zur Sitzbank ihm gegenüber in der schwach beleuchteten vorderen Hälfte des geräumigen Innenraums. »Alles bequem?«, fragte er.