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«Zweihundert.»

«Dollar?»

«Für dich hundertfünfzig.»

«Und was ist das dann?»

«Panzermine. Mit Hohlladung. Magnetauslöser.»

«Und das ist das Teuerste, was es gibt?»

Risa wurde wieder unruhig. Er sah sich im Lokal um. «Was zum Schinder hast du vor? Ist dir hundertfünfzig nicht genug?»

«Ich dachte, es müsste noch irgendwas Wertvolleres geben.»

«Wertvoll? Eine wertvolle Mine?»

Aus kürzester Entfernung starrte Risa Carl ins Gesicht. Bisher hatte er sich nicht allzu viele Gedanken gemacht. Der Kerl war ein Spinner. Ein Kommi. Oder ein Hilfspolizist. Jedenfalls zu blöd, um gefährlich zu sein. Aber irgendetwas schien doch nicht zu stimmen mit dem Mann. Was um Gottes willen wollte der Kerl in die Luft sprengen?

«Bist du sicher, dass du eine Mine brauchst und keine Atombombe?»

«Ich kann dir nicht sagen, was ich brauche. Ich brauche wirklich nur die Information … was das kostet.»

«Dann bist du ja jetzt zufrieden.»

«Da werden die Hersteller auch nicht reich, oder?»

«Was denn für Hersteller?»

«Von Minen.»

«Es gibt auf dem ganzen beschissenen Kontinent keinen Hersteller von Minen. Was kratzt dich das?»

«Ich frag nur. Ich dachte, es müsste noch irgendwas anderes geben. Aber hundertfünfzig —»

«Oh, Mann», sagte Risa und legte Carl eine Hand auf die Schulter. Er sprach jetzt ganz leise, fast flüsterte er. «Ich will dir mal was sagen, mein Freund. Weil, du bist mein Freund. Wir trinken hier einen herrlichen Holzschnaps zusammen. Und dein Hirn ist offenbar nicht größer als eine Erbse. Und ich sage dir: Ich, Risa, genannt Khach-Khach, handle nicht mit Waffen. Bei mir gibt es nichts zu kaufen. Aber wenn du eine Mine kaufen willst, dann zahlst du nicht mehr als zehn Dollar. Ist das klar? Du kriegst sie auch für fünf. Oder noch weniger. Panzer, Antipersonen, egal. Nur die neue Claymore mit Fernzünder — zehn. Maximal zwanzig. Wenn du blöd bist. Das ist dann auch keine Claymore, da steht nur Claymore drauf, aber funktionieren tut die genauso, und du kannst einen ganzen Bus damit leermachen, und alles andere ist Beschiss. Hast du das kapiert? Kannst du dir das merken in deinem amputierten Hirn dadrin?»

Carl sackte etwas zusammen.

Risa trank sein Glas aus.

«Und wenn du noch mehr bekloppte Fragen stellen willst, mein Freund: jede Antwort ein Gläschen. Oder fünf Dollar. So viel kostet das nämlich.»

Er sah Carl an, Carl sah den Barmann an.

«Na gut», sagte Carl, «ich frag noch was. Weißt du zufällig, ob es hier in der Nähe ein Bergwerk gibt?»

Risa schwieg. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und deutete mit einer winzigen Bewegung des kleinen Fingers vor sich auf den Tisch.

Carl holte sein Geld aus der Tasche und legte die Scheine in einer Reihe aus. Teilte die bisherige Zeche ab; drei Fünf-Dollar-Noten blieben übrig. Er schob eine Note ein Stück nach vorn.

«Weißt du, ob es hier irgendwo ein Bergwerk gibt?», wiederholte er.

«Was für ein Bergwerk?»

«Irgendein Bergwerk.»

«Irgendein Bergwerk?» Risas Stimmung kam langsam auf den Höhepunkt. «Du willst wissen, ob es hier irgendein Bergwerk gibt? Und was willst du dann damit? Willst du mit irgendeiner Mine, die du nicht kaufen willst, irgendein Bergwerk in die Luft jagen, von dem du nicht weißt, ob es existiert?»

«Da ist kein Zusammenhang, ich weiß. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun.»

«Außer dass beides Mine heißt.»

«Ja. Aber das ist Zufall.»

«Das ist Zufall? Was ist Zufall?»

«Dass beides so heißt. Ich frage nur —»

«Seit wann ist das Zufall, wie was heißt? Mine und Mine. Du meinst, das ist Zufall? So scheißintellektuell bist du dann auch wieder nicht, was?»

«Ich hab nichts von intellektuell gesagt. Das hast du gesagt.»

Risa grinste, als habe er ein Messer zwischen den Zähnen. Er lehnte sich zurück, drückte beide Hände gegen die Tischkante und sagte: «Warum, glaubst du, heißt die Mine Mine?»

Das war eine Frage, über die Carl noch gar nicht nachgedacht hatte.

«Streng dich an», sagte Risa. «Wenn du von selbst draufkommst, sparst du fünf Dollar. Warum heißen die einen Minen und die andern auch?»

«Weil man in Bergwerken Sprengstoff einsetzt, schätz ich mal. Man sprengt das Gestein mit Minen. Und deshalb heißen die Bergwerke dann auch so.»

«Schätzt du mal. Schätzt du aber falsch. Seit wann gibt es Bergwerke? Seit der Bronzezeit. Und seit wann gibt es Sprengstoff?»

«Dann eben umgekehrt», sagte Carl. «Bergwerke heißen Minen, und als der Sprengstoff erfunden wird, wird er da eingesetzt. Und dann überträgt sich der Name irgendwie.»

«Ah, der überträgt sich. Irgendwie! So einfach ist das also. Aber wenn was explodieren kann, wo setzt man das zuerst ein? Doch nicht im Bergbau, sondern auf dem Schlachtfeld. Willst du weiterraten, oder geht der nächste Schein auf Reisen?» Risa gefiel sich sichtlich in der Rolle des Dozenten.

Carl dachte nach. Einige Minuten vergingen. Mit dem Zeigefinger schob er die mittlere Banknote ein Stück nach vorn.

«Du weißt es also nicht.» Befriedigt winkte Risa dem Barmann, die Gläser neu zu füllen. «Aber Schlachtfeld ist schon richtig. Krieg. In diesem Falclass="underline" Belagerung. Es geht um Belagerungskrieg. Wenn die früher Festungen belagert haben, und ich rede jetzt von Mittelalter … wenn die versucht haben, Festungen zu knacken, wie haben die das gemacht? Erst mal einen Graben. Und dann im Zickzack auf die Mauern zu, damit man nicht beschossen werden kann. Und wenn man nah genug dran war, unter die Erde. Und wer gräbt da unter der Erde? Fachleute natürlich, Bergwerksarbeiter. Mineure. Die haben die Stollen gebuddelt, alles mit Holz abgestützt, und wenn die dann unterm Fundament waren, haben sie das Holz angezündet und sind rausgelaufen, dann sind die Minen eingestürzt, und die Festung dadrüber ist zusammengesackt. Deshalb heißt die Mine Mine. Und Sprengstoff kam da erst viel später rein. Wegen mehr Wums. Aber geht auch ohne.»

«Ah.»

«Und um deine Frage zu beantworten — nein, von Bergwerken hier weiß ich nichts. Die Berge sind wertlos. Willst du deine letzten fünf Dollar auch noch verballern, oder war’s das für heute?»

Carl dachte lange nach, tippte auf den verbliebenen Schein und sagte: «Schlag mich bitte nicht. Aber weißt du zufällig, ob es hier in der Nähe alte Festungen gibt?»

VIERTES BUCH: DIE OASE

36. BEIM GENERAL

Der Nasamoner Nachbarn sind die Psyller. Diese sind vertilgt worden auf folgende Art: Der Südwind wehte und trocknete ihnen die Wasserbehälter aus, ihr Land aber, das da ganz innerhalb der Syrte liegt, hatte gar kein Wasser. Da fassten sie einen einmütigen Beschluss und zogen in den Streit wider den Südwind (ich erzähle nur, was die Libyer erzählen); und wie sie in die Sandwüste gekommen, fing der Südwind an zu wehen und verschüttete sie. Und da sie nun vertilgt sind, haben die Nasamoner ihr Land in Besitz.

Herodot

Angemessen demütig und doch auch eilig öffnete Canisades die Tür zum größten Raum des Präsidiums. Unter rot und gold gestickten, aufwendig gerahmten Koranversen saß ein 200-Kilo-Mann, der Polizeigeneral. Sein birnenförmiges Gesicht wiederholte sich in der Körperform auf erstaunliche Weise: Bauplan und Ausführung. Schmale Äuglein unter spärlichen Augenbrauen, kleine Nase und ein Mund, dessen fleischige Unterlippe von der Schwerkraft so weit herabgezogen wurde, dass eine Reihe weißer Mausezähne ständig sichtbar war. Unter seinem Hemd wölbten sich zwei stattliche Hängebrüste, der Bauch verhinderte aufrechtes Sitzen, und ein Polizeioffizier, der den General vor langer Zeit einmal unter der Dusche des Kasinos gesehen hatte, wusste zu berichten, dass man nichts gesehen habe. Dessen ungeachtet stand auf dem Schreibtisch eine Farbfotografie, die den General zusammen mit einer spindeldürren Frau und acht Birnenkindern zeigte.