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»Okay«, gestand er, »es ist passiert.«

»Und zwar mehr als einmal.«

Er grinste verlegen. »Mein Gott, du hörst dich an wie ein Priester, der einem die Beichte abnimmt: ›Wie oft hast du gesündigt?‹«

»Das ist nicht lustig, Manny.«

»Du hast unser Zusammensein doch auch nicht ernst genommen, oder?«

»Nein, allzu ernst habe ich es wohl nicht genommen«, sagte sie nach kurzer Überlegung — obwohl das nicht ganz stimmte.

»Ich meine, ich weiß, dass ich auf dich aufpassen sollte, aber… es ist nun einmal passiert.«

»Dir passiert wohl so einiges.«

»Dir scheint es damals aber gefallen zu haben«, sagte er leise.

Holly wurde sich erst jetzt bewusst, was er gerade gesagt hatte. »Was meinst du damit, du solltest auf mich aufpassen?«

Er holte tief Luft. »Das ist der eigentliche Grund, weshalb ich hier bin, Holly. Deine Schwester wollte, dass ich ein Auge auf dich habe.«

Ihre Kinnlade klappte herunter. »Pancho? Panch hat dich angeheuert?«

Gaeta trat von einem Fuß auf den andern wie ein kleiner Junge, der bei einer Missetat ertappt worden war und sagte: »Ganz so einfach ist es nicht, Holly. Angeheuert hat sie mich in diesem Sinn nicht.«

»Sie glaubte, ich brauchte einen Leibwächter«, sagte Holly grummelnd. »Meine große Schwester hat mir nicht zugetraut, dass ich allein zurechtkomme.«

»Ich musste irgendwie die Finanzierung für den Titan-Stunt klar machen«, versuchte er ihr zu erklären, »und dann hat dieser Typ von der Astro Corporation mir ein Angebot gemacht.«

Plötzlich brandete die Absurdität der ganzen Sache wie eine Welle eiskalten Wassers gegen Holly an. Sie brach in Gelächter aus.

»Was ist denn so lustig?«, fragte Gaeta perplex.

»Du bist lustig. Und meine große Schwester. Sie hat dich angeheuert, um mich zu beschützen, und du gehst mit mir ins Bett. Mein Leibwächter. Wenn sie das herausfindet, wird sie das Bedürfnis haben, dich zu kastrieren.«

»Sie wollte, dass ich dich von Eberly fern halte, und das habe ich auch getan.«

Hollys Lachen erstarb wie ein Licht, das ausgeknipst wurde. »Pancho hat dich angeheuert — um mich von Malcolm fern zu halten?«

Er nickte verlegen.

»Und deshalb bist du mit mir ins Bett gegangen?«

»Nein! Das war nicht geplant. Du… ich… es ist einfach…«

»Einfach so passiert. Ich weiß schon.«

»Ich wollte dich doch nicht verletzen.«

»Den Teufel wolltest du«, sagte Holly schroff. »Und dann machst du dich davon und vögelst Kris und dann Nadia. Du kannst von Glück sagen, wenn du noch lange genug lebst, um den Titan zu erreichen.«

»O Gott. Weiß Kris über alles Bescheid?«

»Kris? Sicher weiß sie es. Nadia auch.«

»Dann bin ich also bei ihr diskreditiert, was?«

»Bei Nadia?«

»Bei Kris.«

»Wieso fragt du sie nicht selbst?«

Im Zwielicht war es schwer, den Ausdruck in Gaetas Gesicht zu erkennen, aber der Tonfall seiner Stimme war deutlich genug: »Weil ich… mierda! Ich habe Kris wirklich gern.«

»Mehr als Nadia?«

»Mehr als sonst jemanden. Ich habe wohl ihre Gefühle verletzt, nicht wahr? Nun wird sie mich sicher hassen.«

Holly vermochte der Gelegenheit nicht zu widerstehen. »Ich glaube nicht, dass sie dich hasst. Sie wird aber sicher ein paar Nanobots konstruieren, die mit Vorliebe Hoden verspeisen, doch sonst glaube ich nicht, dass sie böse auf dich ist.«

»Ich kann es ihr nicht einmal verdenken«, nuschelte Gaeta. Dann wandte er sich ab und ging mit hängendem Kopf zu seiner Unterkunft. Holly hatte fast Mitleid mit ihm. Aber nur fast.

Jeder versucht, mich von Malcolm fern zu halten, sagte Holly sich, als sie sich zum Schlafengehen auszog. Pancho, Manny, Morgenthau — alle wollen sie verhindern, dass Malcolm und ich zusammenkommen.

Als sie sich ins Bett legte und das Licht ausschaltete, fragte sie sich, ob sie Malcolm noch immer so liebte wie an jenem Tag, als sie an Bord des Habitats gekommen war. Er ist so distanziert und nimmt keine Notiz mehr von mir. Er scheint fast vergessen zu haben, dass es mich überhaupt gibt. Andererseits hat er auch so viel zu tun. Dieser Politikkram nimmt seine ganze Zeit in Anspruch. Als wir uns zum ersten Mal begegneten und die Reise in diesem Habitat antraten, war es noch ganz anders. Damals konnte ich ihn immer sehen, und er hatte mich auch gern — ich weiß, dass er mich gern hatte.

Aber wie kann er mich jetzt noch gern haben oder auch nur an mich denken, wenn er mich nie sieht? Er ist immer von Morgenthau und dieser Schlange Vyborg umgeben. Und von diesem schrecklichen Kananga.

Wie soll ich an ihnen vorbeikommen? Wie schaffe ich es, mit Malcolm allein zu sein, auch wenn es nur für ein paar Minuten wäre?

Ihre Gedanken schweiften zu ihrer Schwester ab. Sie hat Manny angeheuert. Sie zahlt ihm Geld dafür, mich von Malcolm fern zu halten. Er hat es für Geld mit mir getrieben, dieser dreckige… Holly suchte nach der männlichen Entsprechung für das Wort ›Hure‹.

Sie lag im Bett und starrte in die Dunkelheit. Pancho will mich also von Malcolm fern halten, sagte sie sich. Aber ich werde es dir schon zeigen. Ich werde zu Malcolm durchkommen. Ich werde am Nilpferd und der Schlange und sogar an Kananga, dem Panther, vorbeikommen.

Und plötzlich ging ihr ein helles Licht auf, und sie wusste, wie sie das bewerkstelligen würde.

Mitternacht — erster Akt

Holly stieg aus dem Bett und kleidete sich schnell an. Sie musste keinen Routenplaner befragen, um zu wissen, wo Eberlys Quartier war; sie hatte die komplette Landkarte des Habitats gespeichert, jeden Quadratzentimeter, jedes Apartment und Labor, jede Werkstatt und Luftschleuse und sogar das Labyrinth der unter der Oberfläche verlaufenden Tunnel und Schächte.

Trotzdem zögerte sie, bevor sie das Apartment verließ. Die Uhr zeigte drei Minuten vor Mitternacht an, aber sie sagte sich, dass sich wahrscheinlich noch immer eine Menge von Verehrern und Gratulanten in Eberlys Unterkunft versammelt hatten. Warte besser noch etwas. Warte, bis alle gegangen sind.

Also ging sie erst einmal in ihr Büro und legte die Überwachungs-Kamera auf ihren Computer, die Eberlys Haus kontrollierte. Tatsächlich herrschte dort noch Hochbetrieb. Sein Apartment muss gerammelt voll sein, sagte Holly sich.

Schläfrig verfolgte sie, wie die Menge sich langsam zerstreute. Dann schlief sie ein und schreckte irgendwann aus dem Schlaf. Die Digitaluhr zeigte 2:34 Uhr an. Das Apartmentgebäude lag nun dunkel und still. Er schläft wahrscheinlich schon, sagte Holly sich. Für eine Weile war sie unschlüssig, ob sie ihn aufwecken sollte. Er arbeitet so hart, sagte sie sich; er braucht seinen Schlaf.

Andererseits wirst du ihn so nie allein sprechen, sagte Holly sich. Sie wies das Telefon an, Eberly anzurufen.

›Sie sind mit dem Quartier von Dr. Malcolm Eberly verbunden‹, sagte der Anrufbeantworter. ›Hinterlassen Sie bitte ihren Namen; Dr. Eberly wird Sie dann zurückrufen.‹

So wird das nichts, sagte Holly sich. Sie erhob sich vom Bürostuhl und machte sich auf den Weg zu seinem Apartment.

Der Haupteingang des Gebäudes war mit einem Sicherheitsschloss versehen, das aber kein Hindernis für Holly darstellte. Sie hatte schon vor langer Zeit alle möglichen Kombinationen gespeichert und tippte die Zahlen nun ein. Die Tür ging auf. Als sie die Treppe hinaufging, schoss ihr plötzlich ein Gedanke durch den Kopf. Vielleicht ist er gar nicht allein! Vielleicht ist jemand bei ihm.

Ich sollte mir einfach Klarheit verschaffen, sagte sich Holly mit einem Kopfschütteln. Sie ging den Flur entlang, der nur vom Glühen der fluoreszierenden Namensschilder an den Türen erleuchtet wurde. Eberlys Apartment war am Ende des Korridors gelegen.