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"Wird einige Zeit lang eifersüchtig sein, dann aber verzeihen, denn des Gitano höchstes Gut ist die Rache, und Deine Zärtlichkeit soll mir den Weg zur Vergeltung öffnen. Er liebt Dich, aber wie der Schmetterling die Blume liebt, von welcher er zu einer andern flattert, wenn er die vorige gekostet hat. Wahre daher Dein Herz, aber seine Liebe laß wachsen, indem Du freundlich mit ihm bist, ihm aber Alles versagst, was eine Braut einem Andern nicht gewähren darf. Ich weiß, daß er noch nicht fort ist, vielmehr wird er im Gehege bleiben, um Dich zu treffen. Gehe und versuche ihm zu begegnen, und dann forsche bei ihm nach Katombo, damit wir erfahren, was er mit ihm vorhat!"

Zarba gehorchte. Sie sollte das Werkzeug der Rache sein, aber sie fühlte, daß das Spiel zum Ernst geworden sei. Sie brauchte dem Herzoge gegenüber keine Liebe zu heucheln, nein, sie liebte ihn wirklich, mit aller Gluth ihres kleinen, wilden Herzens. Der hohe, stolze Mann mit seinem sichern, imponirenden Auftreten hatte es ihr angethan, und die Liebe, welche er ihr empfinden und bemerken ließ, machte sie so selig, wie die Zuneigung Katombos es niemals vermocht hatte.

Sie ging um ihn aufzusuchen, aber nicht der Befehl der Vajdzina trieb sie mehr allein dazu, sondern ihr eigenes Herz flog hin zu dem Manne, dem die Liebe der schönen Zingaritta gehörte. Sie traf ihn wirklich sehr bald; er kannte ja den Ort, an welchem sie so oft gesessen hatten, um zu plaudern und zu kosen, ohne daß irgend Jemand eine Ahnung davon gehabt hatte. Er legte die Arme um sie und zog sie an sich. "Zarba, schon glaubte ich, daß Du nicht kommen würdest." "Hast Du schon einmal vergebens auf mich gewartet?"

"Nein. Ich weiß, Du hast mich lieb, und die Liebe ist eine pünktliche Gebieterin. Doch warum erfüllst Du mir den größten Wunsch nicht, den ich habe?"

"Daß ich hin zu Dir komme, wo Du wohnest? Die Vajdzina (\89\)B erlaubt mir nicht, in die große Stadt zu gehen, wo die Menschen so fremd, so stolz und so bös sind." "Bin auch ich bös und Dir fremd?" "Nein."

"Also warum kommst Du nicht zu mir?"

"Ich darf nicht; ich müßte mich des Nachts fortschleichen, und dennoch würde Katombo es bemerken."

"Katombo? Ich denke, er ist verschwunden!" "Er ist bei Dir." "Wer sagte es?"

"Die Vajdzina. Warum hältst Du ihn fest?" "Nicht ich halte ihn, sondern der Richter." Sie erschrak.

"Der Richter? Was hat Katombo verbrochen?"

"Viel, sehr viel! Seinen gestrigen Angriff hätte ich ihm verziehen um Deinetwillen, aber er ist dann in die Stadt gekommen, hat sich in meine Wohnung geschlichen und mich meuchlings zu tödten versucht. Er ist dabei ergriffen worden und wird seine Bosheit mit dem Tode büßen."

"Herr, das ist nicht möglich! Katombo hat noch keinem Menschen ein Leid gethan; er ist es nicht gewesen, der Euch tödten wollte!"

"Er war es, kein Anderer. Wollte er mich nicht bereits gestern tödten?" "Ihr habt ihn gereizt; vergebt ihm und laßt ihn frei." "Das steht nun nicht mehr in meiner Macht."

"Und dennoch vermögt ihr es! Ihr seid nach dem Könige der mächtigste und gewaltigste Mann im ganzen Lande, und was Euer Wille ist, das muß geschehen." "Soll ich einen Menschen retten, den Du freiwillig küssest?" "Er ist mein Bruder, und ich thue es nicht mehr. Gebt ihn frei!"

"Hätte ich ihn gefangen, so könnte ich dies leicht thun; aber er befindet sich in den Händen der Justiz und es sind so viele Zeugen seines Mordversuches da, daß es beinahe unmöglich ist, die That auf sich beruhen zu lassen."

Sie schmiegte sich inniger an ihn.

"Du sagst, Du habest mich lieb?" schmeichelte sie.

"Ja."

"Und willst mir diese Bitte nicht erfüllen? Willst meinen Bruder tödten! Geh, Deine Liebe ist nicht wahr!" "Dann ists die Deinige auch nicht. Du verlangst von mir, was kein Anderer zu verlangen wagte, und versagst mir doch die Erfüllung des kleinen Wunsches, einmal zu mir zu kommen."

"Gebiete, Herr, und ich werde gehorchen; nur laß Katombo frei!" "Wirklich wirst Du kommen? Wann?" "Wann Du es befiehlst." "Dann heut Abend."

"Aber ich finde den Weg und Deine Wohnung nicht."

"Ich werde Befehl ertheilen, daß das Gehege nicht verschlossen wird. Gerade eine Stunde vor Mitternacht wirst Du auf der Straße, welche nach der Stadt führt, einen Wagen finden; Du brauchst ihm nur das Wort "Vajda" zu sagen, so nimmt er Dich auf und bringt Dich zu mir. Willst Du?" "Ja."

"Er wird nicht mit Dir sprechen, und auch Du sagst nur dies eine Wort, denn es soll Niemand wissen, wer Du bist."

Sie nickte zustimmend. Sein Auge leuchtete auf, endlich befand er sich jetzt nahe an dem Ziele, welches er sich schon längst in Beziehung auf das schöne Mädchen gesteckt hatte.

Noch lange saßen sie in süßer, inniger Umarmung, dann verließ er heimlich das Gehege, und Zarba kehrte zu den Ihrigen zurück. Die Vaj dzina winkte sie sofort zu sich.

"Trafst Du ihn?" frug sie gespannt.

"Ich war bis jetzt bei ihm."

"Frugst Du ihn nach Katombo?"

"Ja. Katombo ist gefangen."

"Wo?"

"Bei der Justiz." "Weshalb?"

"Er ist in die Wohnung des Herzogs gekommen um ihn zu tödten, und dabei ergriffen worden. Nun soll er sterben."

Die runzeligen Züge der Alten zogen sich zusammen. "Wie wurde der Herzog gestern von Katombo genannt?" "Ein Schuft."

"Er ist auch einer. Glaube ihm kein Wort von allen seinen Reden. Er will Katombo verderben aus einem Grunde, den Du nicht kennst; Du wirst ihn aber noch erfahren."

(\90\)A "Er wird ihn nicht verderben; er wird ihn freigeben."

"Sagte eres?"

"Er sagte es."

"Glaube es ihm nicht; er ist ein Lügner und Betrüger wie sein Vater. Suche zu erfahren, in welchem Gefängniß sich Katombo befindet; wir müssen ihn selbst retten."

"Er gibt ihn frei; er hat es mir versprochen."

Die Züge der Alten wurden womöglich noch finsterer als zuvor.

"Hat er es Dir versprochen, so hast Du ihm ein Gegenversprechen machen müssen."

Zarba senkte verlegen den Blick.

"Ja," antwortete sie endlich. Sie wußte, daß der Vajdzina nur schwer zu entrinnen sei.

"Was hat er von Dir verlangt?"

"Daß ich heut Abend mit ihm spreche."

"Wo?"

"Hier im Walde."

"Du lügst! Das ist zu gering als Entschädigung für Katombos Freiheit; er kann Dich im Walde ohne ein solches Opfer treffen. Ich verlange, daß Du die Wahrheit redest!" "Ich sage sie. Er hat mich bestellt." "Aber nicht hier im Walde! Willst Du Deine Mutter täuschen, die zugleich Deine Vajdzina ist? Glaubst Du, mein Auge sei so trübe und mein Geist so dunkel geworden, daß ich nicht sehe und errathe, was Du mir verbergen willst? Du sollst heut zu ihm in seine Wohnung kommen! Antworte!" "Ja."

"Und Du hast es ihm versprochen?" "Ja."

Die Alte blickte eine Weile still sinnend vor sich hin; dann meinte sie:

"Vernimm, was ich Dir sage! Du solltest mit kaltem Herzen die Liebe in seiner Brust erwecken; es ist Dir gelungen, aber Dein Herz ist nicht kalt geblieben, sondern es brennt und lodert in derselben Gluth wie das seinige. Dies willst Du verschweigen und Deine Vajdzina betrügen. Deine Strafe dafür soll sein, daß Du den verdirbst, der Dir höher steht als meine Befehle. Du wirst heut zu ihm gehen, und wenn er Dich nicht wieder von sich lassen will, so komme ich und werde Dich zurückverlangen. Mache Dich schön und schmücke Dich fein, doch darf Niemand etwas davon merken!"

Sie wandte sich ab und Zarba befand sich nun mit ihrer eigenthümlichen Instruktion auf sich selbst angewiesen. In tiefes Sinnen und Grübeln versunken, streifte sie den ganzen Tag über im Forste umher, bis es Nacht wurde und die Stunde nahte, für welche sie bestellt worden war. Jetzt legte sie ihre beste Kleidung an und schlich sich, nur von der Vajdzina beobachtet, hinaus auf die Straße, auf welcher sie nach kurzer Wanderung auch wirklich einen Wagen halten sah, dessen Kutscher, als sie die Losung aussprach, ihr beim Einsteigen half und dann in Eile der Stadt entgegenfuhr. Am Flusse harrte ihrer ein Anderer, welcher sie in ein Boot geleitete und mit demselben nach dem Garten des Herzogs übersetzte. Hier führte er sie bis in die Nähe der Treppe, wo Raumburg ihrer bereits wartete.