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Aber am Morgen des Tages, an dem das Oberhaus in die Luft gejagt werden sollte, hat einer der Verschwörer seine Komplizen verraten, und alle wurden verhaftet. Guy Fawkes hat auch unter der Folter geschwiegen und wurde wie alle seine Mitverschwörer hingerichtet. Der Tag der Aufdeckung der Verschwörung wird in England mit Freudenfeuern und Feuerwerken gefeiert, und durch die Straßen werden Guy-Fawkes-Puppen getragen.«

Catherine schüttelte den Kopf.»Ein ziemlich gruseliger Gedenktag, finde ich.«

Kirk lächelte ihr zu und sagte ruhig:»Ich verspreche dir, daß unser Urlaub alles andere als gruselig sein wird.«

«Mr. Demiris?«

«Ja.«

«Catherine Alexander ist heute morgen nach Sankt Moritz geflogen.«

Am anderen Ende entstand eine Pause.

«Sankt Moritz?«

«Ja, Sir.«

«Reist sie allein?«

«Nein, Sir. Sie fliegt mit Kirk Reynolds.«

Diesmal dauerte die Pause länger.»Danke, Evelyn.«

Kirk Reynolds! Unmöglich! Was mochte sie bloß an ihm finden? Ich habe zu lange gewartet. Ich hätte rascher eingreifen müssen. Gegen diese Entwicklung muß ich etwas unternehmen. Ich kann nicht zulassen, daß…

Die Gegensprechanlage summte.»Herr Demiris, ein Mr. Anthony Rizzoli möchte Sie sprechen«, meldete seine Sekretärin.»Er hat keinen Termin bei Ihnen, und ich habe ihm gesagt, daß Sie

«Warum stören Sie mich dann?«knurrte Demiris und stellte die Anlage ab.

Im nächsten Augenblick summte sie wieder.»Entschuldigung, aber Mr. Rizzoli sagt, er habe Ihnen eine Nachricht von Herrn Lambrou zu überbringen. Sie sei äußerst wichtig, sagt er.«

Eine Nachricht? Merkwürdig. Warum konnte sein Schwager sie ihm nicht selbst überbringen?» Er soll reinkommen.«

«Sofort, Herr Demiris.«

Der Amerikaner wurde in Constantin Demiris' Arbeitszimmer geführt. Er sah sich darin um und lächelte anerkennend. Dieser Raum war noch luxuriöser als Lambrous Büro.»Nett von Ihnen, mich zu empfangen, Mr. Demiris.«

«Ich habe genau zwei Minuten Zeit für Sie.«

«Spyros schickt mich. Er glaubt, daß wir einiges miteinander zu besprechen haben.«

«Wirklich?«Und was hätten wir zu besprechen?«

«Haben Sie was dagegen, wenn ich mich setze?«

«Ich glaube nicht, daß Sie so lange bleiben werden.«

Tony Rizzoli ließ sich in den Sessel vor dem Schreibtisch fallen.

«Ich besitze eine Fabrik, Mr. Demiris, deren Erzeugnisse ich in alle Welt versende.«

«Aha. Und dazu wollen Sie eines meiner Schiffe chartern.«

«Genau.«

«Weshalb hat Spyros Sie zu mir geschickt? Warum chartern Sie nicht eines seiner Schiffe? Ich weiß zufällig, daß er für zwei keine Aufträge hat.«

Tony Rizzoli zuckte mit den Schultern.»Vermutlich gefällt ihm nicht, was ich versende.«

«Das verstehe ich nicht. Was versenden Sie denn?«

«Drogen«, antwortete Tony Rizzoli gelassen.»Heroin.«

Constantin Demiris starrte ihn ungläubig an.»Und Sie bilden sich ein, ich…? Verschwinden Sie, bevor ich die Polizei rufe!«

Tony Rizzoli nickte zum Telefon hinüber.»Rufen Sie sie ruhig an.«

Er beobachtete, wie Demiris nach dem Hörer griff.»Ich habe ihr auch einiges zu erzählen«, fügte er dann hinzu.»Ich möchte die Wahrheit über das Verfahren gegen Noelle Page und Larry Douglas ans Tageslicht bringen.«

Constantin Demiris erstarrte.»Wovon reden Sie überhaupt?«

«Ich rede von zwei Leuten, die wegen Mordes an einer Frau, die noch lebt, hingerichtet wurden.«

Demiris war leichenblaß geworden.

«Halten Sie's für möglich, daß die Polizei sich für diese Story interessieren würde, Mr. Demiris? Oder sonst vielleicht die Presse, was? Sehen Sie die Schlagzeilen nicht auch schon vor sich? Darf ich Sie übrigens Costa nennen? Spyros hat mir erzählt, daß alle Ihre Freunde Sie Costa nennen, und ich bin davon überzeugt, daß wir sehr gute Freunde werden. Und wissen Sie, warum? Weil gute Freunde einander nicht verpetzen. Ihr kleines Glanzstück bleibt unter uns, nicht wahr?«

Constantin Demiris saß wie erstarrt da. Als er sprach, war seine Stimme heiser.»Was wollen Sie von mir?«

«Das habe ich Ihnen bereits erzählt. Ich möchte eines Ihrer Schiffe chartern — und da wir so gute Freunde sind, werden Sie doch bestimmt dafür nichts kassieren wollen, nicht wahr? Wir tun uns einfach gegenseitig einen Gefallen.«

Demiris holte tief Luft.»Hören Sie, darauf kann ich mich

unmöglich einlassen. Wenn herauskäme, daß mit meinem Wissen auf einem meiner Schiffe Rauschgift geschmuggelt wurde, könnte meine gesamte Flotte beschlagnahmt werden.«

«Es wird nicht rauskommen. In meiner Branche macht man keine Reklame. Unser Geschäft wird äußerst diskret abgewickelt.«

Constantin Demiris' Miene verhärtete sich.»Sie machen einen großen Fehler, Mister. Sie können mich nicht erpressen. Wissen Sie, wer ich bin?«

«Yeah — Sie sind mein neuer Partner. Wir werden noch lange zusammenarbeiten, mein lieber Costa, denn falls Sie nein sagen, gehe ich sofort zur Polizei und den Zeitungen und erzähle die ganze Story. Und dann geht's mit Ihrem Ruf und Ihrem Imperium den Bach runter!«

Danach folgte eine lange, schmerzliche Stille.

«Wie…wie hat mein Schwager das herausbekommen?«

Tony Rizzoli grinste.»Das spielt keine Rolle. Wichtig ist nur, daß ich Ihre Eier in der Hand habe. Wenn ich zudrücke, sind Sie ein Eunuch. Danach singen Sie für den Rest Ihres Lebens Sopran — und das hinter Gittern. «Rizzoli sah auf seine Uhr.»Ach, du liebe Güte, meine zwei Minuten sind vorbei!«Er stand auf.»Sie haben sechzig Sekunden Zeit für die Entscheidung, ob ich diesen Raum als Ihr Partner verlasse — oder einfach gehe.«

Constantin Demiris schien plötzlich um zehn Jahre gealtert. Sein Gesicht war aschfahl. Er machte sich keine Illusionen, was passieren würde, wenn die Wahrheit über den Mordprozeß herauskam. Die Presse würde ihn in Stücke reißen. Er würde als Ungeheuer, als Mörder hingestellt werden. Im schlimmsten Fall würde die Polizei sogar Ermittlungen aufnehmen, um zu klären, wie Stavros und Chotas zu Tode gekommen waren.

«Ihre sechzig Sekunden sind vorbei.«

Demiris nickte langsam.»Einverstanden«, flüsterte er heiser,»einverstanden.«

Tony Rizzoli grinste auf ihn herab.»Sie sind clever.«

Constantin Demiris erhob sich langsam.»Das lasse ich Ihnen einmal durchgehen«, sagte er.»Ich will nicht wissen, wie und wann Sie's tun. Einer Ihrer Leute kann auf einem meiner Schiffe anheuern. Mehr haben Sie von mir nicht zu erwarten.«

«Abgemacht.«Vielleicht bist du doch nicht so clever. Nach der ersten Ladung Heroin hab' ich dich an der Angel, Baby. Und du kommst nie mehr davon los. Laut wiederholte er:»Klar, abgemacht.«

Auf der Rückfahrt ins Hotel befand Tony Rizzoli sich in Hochstimmung. Volltreffer! Die Bullen würden nicht mal im Traum auf die Idee kommen, Demiris' Flotte zu durchsuchen. Jesus, in Zukunft kann ich jedes seiner Schiffe beladen, das aus Piräus ausläuft. Die Scheinchen werden nur so heranflattern! Heroin und Antiquitäten… Entschuldigung, Viktor — er lachte laut los — Altertümer.

In der Stadionstraße betrat Tony Rizzoli eine Telefonzelle und führte zwei Gespräche. Als erstes rief er Pete Lucca in Palermo an.

«Du kannst deine beiden Gorillas zurückpfeifen, Pete, und sie wieder in den Zoo stecken, wo sie hingehören. Dein Stoff ist so gut wie unterwegs. Diesmal kommt er per Schiff.«

«Weißt du bestimmt, daß die Ladung sicher ist?«

Tony Rizzoli lachte.»So sicher wie in der Bank von England. Ich erzähl' dir davon, wenn wir uns wiedersehen. Und ich hab' eine gute Nachricht für dich: In Zukunft können wir jede Woche eine Sendung auf den Weg bringen.«

«Das ist wundervoll, Tony. Ich hab' immer gewußt, daß auf dich Verlaß ist. Ich hab' dir immer vertraut.«

Einen Dreck hast du, du Schweinehund!

Dann rief er Spyros Lambrou an.»Die Sache hat geklappt. Ihr Schwager und ich sind in Zukunft Partner.«

«Meinen Glückwunsch! Ich bin entzückt, das zu hören, Mr. Rizzoli.«

Spyros Lambrou lächelte, als er den Hörer auflegte. Auch die Rauschgiftfahnder werden entzückt sein.

Constantin Demiris blieb bis nach Mitternacht in seinem Büro am Schreibtisch sitzen und dachte über sein neues Problem nach. Er hatte sich an Noelle Page gerächt, aber nun schien sie aus dem Grab aufzuerstehen, um ihn zu quälen. Ergriff in eine Schublade seines Schreibtischs und nahm ein gerahmtes Photo Noelles heraus. Hallo, du Schlampe. Gott, wie schön sie war! Du bildest dir also ein, mich vernichten zu können? Nun, warten wir's ab. Wir werden ja sehen.