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Kriminalbeamte im Pariser Hotel Capitol. Oder wäre Ihnen vielleicht etwas im Freien lieber! Ich könnte einen Verkehrsunfall, einen Flugzeugabsturz oder ein Verschwinden auf See arrangieren.

Er sagte jedoch nichts von alledem, denn in Wahrheit hatte er Angst vor dem Mann, der ihm gegenübersaß. Er hatte zu viele beängstigende Geschichten über ihn gehört — und allen Grund, sie für wahr zu halten.

Deshalb sagte er nur:»Ja, Sir, ich kann einen Unfall arrangieren. Niemand wird jemals wissen, was wirklich passiert ist. «Noch während er das sagte, fiel ihm ein: Er weiß, daß ich's wissen werde. Er wartete. Von draußen hörte er Straßenlärm und die für die Einwohner Kowloons typische schrille Sprachenvielfalt.

Demiris studierte ihn mit kaltem Basiliskenblick.»Gut«, entschied er dann,»ich überlasse es Ihnen, wie Sie es anstellen wollen.«

«Gut, Sir. Hält sich die Betreffende hier in Kowloon auf?«

«In London. Sie heißt Catherine Alexander. Sie arbeitet in meinem Londoner Büro.«

«Es wäre nützlich, wenn Sie mich dort einschleusen könnten. Das würde mir die Arbeit sehr erleichtern.«

Demiris überlegte kurz.»Kommende Woche schicke ich einige leitende Angestellte meiner Firma nach London. Ich sorge dafür, daß Sie zu dieser Gruppe gehören. «Er beugte sich vor und sagte ruhig:»Und noch was.«

«Ja, Sir?«

«Ich will, daß die Verunglückte nicht mehr identifiziert werden kann.«

19

Constantin Demiris rief an.»Guten Morgen, Catherine. Wie fühlst du dich heute?«

«Gut, vielen Dank, Costa.«

«Es geht dir besser?«

«Ja.«

«Wunderbar! Das freut mich. Ich schicke eine Gruppe von

Führungskräften nach London, damit sie euren Betrieb kennenlernen. Ich wäre dir dankbar, wenn du sie bei der Hand nehmen und dich ein bißchen um sie kümmern würdest.«

«Gern, Costa. Wann kommen sie denn?«

«Morgen früh.«

«Ich tue, was in meinen Kräften steht.«

«Ich weiß, daß auf dich Verlaß ist. Danke, Catherine.«

«Nichts zu danken, Costa.«

Lebwohl, Catherine.

Die Verbindung wurde unterbrochen.

Das wäre geschafft! Constantin Demiris lehnte sich nachdenklich in seinen Sessel zurück. Sobald Catherine Alexander zum Schweigen gebracht war, hatte er nichts mehr zu befürchten. Jetzt konnte er sich ganz auf seine Frau und seinen Schwager konzentrieren.

«Wir werden heute abend Gäste haben. Einige leitende Angestellte aus der Firma. Ich möchte, daß du als Gastgeberin dabei bist.«

Ihr letzter Auftritt als Dame des Hauses lag schon lange zurück.

Melina war aufgeregt und in Hochstimmung. Vielleicht ist das die Wende zum Besseren.

Das Abendessen mit Gästen veränderte nichts. Drei Männer kamen, aßen und gingen wieder. Der Abend verging wie im Traum.

Melina lernte die Männer flüchtig kennen und saß dann dabei, während ihr Mann sie mit seinem Charme bezauberte. Sie hatte beinahe vergessen, wie charmant Costa sein konnte. Er erzählte Anekdoten und verteilte Komplimente, die seinen Besuchern schmeichelten. Sie befanden sich in Gegenwart eines großen Mannes und zeigten, daß sie sich dessen bewußt waren. Melina kam nicht zu Wort. Sobald sie etwas zu sagen versuchte, unterbrach Costa sie, bis sie schließlich schweigend dasaß.

Wozu hat er mich dabei haben wollen? fragte Melina sich.

Als die Gäste endlich aufbrachen, sagte Demiris:»Sie fliegen gleich morgen früh nach London. Ich bin sicher, daß Sie dort alles Notwendige veranlassen werden.«

Und dann waren sie verschwunden.

Am nächsten Morgen traf die Gruppe in London ein. Sie bestand aus drei Männern unterschiedlicher Nationalität.

Jerry Haley, der Amerikaner, war ein muskelbepackter Hüne mit freundlichem, offenem Gesicht und schiefergrauen Augen. Er hatte die größten Hände, die Catherine jemals gesehen hatte. Sie fand sie geradezu faszinierend. Seine Hände schienen ein Eigenleben zu führen: Sie waren ständig in Bewegung und drehten und wendeten sich, als seien sie begierig, etwas zu tun zu bekommen.

Der kleine, dickliche Franzose Yves Renard war das genaue Gegenteil. Er hatte ein verkniffenes Gesicht mit eiskalten, stechenden Augen, die Catherine zu durchbohren schienen. Dabei wirkte er zurückhaltend, fast abweisend. Argwöhnisch war das Wort, das Catherine bei ihm einfiel. Aber argwöhnisch wogegen? fragte sie sich.

Der dritte in der Gruppe war Dino Mattusi, ein liebenswürdiger Italiener, der aus allen Poren Charme verströmte.

«Mr. Demiris hält sehr viel von Ihnen«, erklärte er Catherine.

«Das ist sehr schmeichelhaft.«

«Er hat gesagt, daß Sie uns in London betreuen werden. Sehen Sie mal, ich habe Ihnen ein kleines Geschenk mitgebracht. «Er überreichte Catherine eine hübsch verpackte Schachtel mit einem eleganten Seidentuch von Hermes.

«Danke, Mr. Mattusi«, sagte Catherine.»Das ist sehr aufmerksam von Ihnen. «Sie nickte den anderen zu.»Soll ich Ihnen als erstes Ihre Büros zeigen?«

Ein lautes Poltern hinter ihnen ließ sie zusammenzucken. Alle drehten sich um. Ein schmächtiger Junge stand da, der erschrocken ein Paket anstarrte, das ihm aus der Hand gefallen war. Er trug drei Koffer gleichzeitig. Er schien ungefähr fünfzehn zu sein und für sein Alter klein. Er hatte lockiges braunes Haar und auffällig helle grüne Augen.

«Verdammt noch mal!«knurrte Renard.»Sei doch vorsichtig mit unseren Sachen!«

«Entschuldigung«, sagte der Junge nervös.»Wohin soll ich die Koffer tun?«

«Stell sie irgendwohin«, fuhr Renard ihn an.»Wir nehmen sie später mit.«

Catherine betrachtete den ihr unbekannten Jungen fragend.»Als er gehört hat, daß wir einen neuen Büroboten brauchen, hat er seine Stellung als Bürobote in Athen aufgegeben«, erklärte Evelyn ihr.

«Wie heißt du?«fragte Catherine ihn.

«Atanas Stavitsch, Ma'am. «Er war den Tränen nahe.

«Gut, Atanas, du kannst die Koffer vorläufig in die Garderobe stellen. Ich lasse sie später abholen.«

«Danke, Ma'am«, sagte der Junge dankbar.

Catherine wandte sich wieder den drei Männern zu.»Mr. Demiris hat mir mitgeteilt, daß Sie unsere Arbeit begutachten wollen. Ich werde Ihnen helfen, wo ich kann. Sollten Sie irgend etwas brauchen, wenden Sie sich bitte an mich. Wenn Sie jetzt bitte mitkommen wollen, Gentlemen. Ich möchte Sie mit Wim Vandeen und den übrigen Mitarbeitern bekannt machen. «Sie ging den Korridor entlang voraus zu Wims Büro.

«Wim, dies ist die Delegation, die uns Mr. Demiris angekündigt hat. Yves Renard… Dino Mattusi… Jerry Haley. Die drei sind eben aus Griechenland angekommen.«

Wim funkelte sie an.»Griechenland hat nur siebenmillionensechshundertdreißigtausend Einwohner. «Die Männer wechselten erstaunte Blicke.

Catherine lächelte in sich hinein. Genauso hatte sie reagiert, als sie Wim kennengelernt hatte.

«Ich habe Ihre Büros vorbereiten lassen«, erklärte sie den Männern.»Wenn Sie mir bitte folgen wollen.«

«Was zur Hölle war das denn?«fragte Jerry Haley, als die Bürotür sich hinter ihnen geschlossen hatte.»Dabei hab' ich gehört, daß er hier ein wichtiger Mann sein soll.«

«Das ist er auch«, versicherte Catherine ihm.»Wim überwacht die Finanzen der einzelnen Abteilungen.«

«Den würd' ich nicht mal auf meine Katze aufpassen lassen!«

«Wenn Sie ihn erst mal besser kennen

«Danke, kein Bedarf«, ließ sich der Franzose vernehmen.

«Ihre Hotelzimmer sind wie gewünscht reserviert worden«, erklärte Catherine den drei Männern.»Es stimmt doch, daß Sie alle in verschiedenen Hotels untergebracht werden möchten?«

«Richtig«, bestätigte Mattusi.

Catherine lag eine Bemerkung auf der Zunge, aber sie hielt dann doch lieber den Mund. Weshalb die drei verschiedene Hotels wollten, ging sie nichts an.