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C. Ich weiß, daß es so gewesen ist: Constantin Demiris hat mir diese Nadel im Kloster geschenkt.

A. Sie haben erzählt, Sie seien von Nonnen aus dem See gerettet und ins Kloster gebracht worden?

C. Ganz recht.

A. Catherine, hat irgendein Außenstehender gewußt, daß Sie sich im Kloster aufhalten?

C. Nein, das glaube ich nicht.

A. Wie hat es dann Constantin Demiris wissen können?

C. Ich… Das weiß ich nicht. Ich weiß nur, was geschehen ist. Ich bin zu Tode erschrocken aufgewacht. Als wäre der Traum eine Art Warnung gewesen. Ich fühle, daß sich etwas Schreckliches ereignen wird.

A.: Manche Alpträume haben diese Wirkung auf uns. Alpträume gehören zu den ältesten Feinden des Menschen. Im Volksglauben ist der Alp ein gespenstisches Wesen, das bevorzugt nach vier Uhr morgens jenes >Alpdrücken< verursacht.

C.: Sie glauben also nicht, daß sie eine reale Bedeutung haben können?

A.: Manchmal haben sie sicher eine. Coleridge hat geschrieben:»Träume sind keine Schemen, sondern die eigentliche Substanz und Kalamität meines Lebens.«

C.: Wahrscheinlich nehme ich die ganze Sache zu ernst. Abgesehen von meinen verrückten Träumen geht's mir gut… Oh, da fällt mir jemand ein, über den ich mit Ihnen reden wollte, Alan.

A.: Ja?

C.: Es geht um einen Jungen. Er heißt Atanas Stavitsch und ist nach London gekommen, um Medizin zu studieren. Er hat eine schlimme Kindheit hinter sich. Ich dachte, Sie könnten mal mit ihm reden und ihm ein paar Ratschläge geben.

A.: Das tue ich gern. Weshalb runzeln Sie die Stirn?

C.:Mir ist eben etwas eingefallen.

A.: Ja?

C.: Es klingt aber verrückt.

A.: Das Unterbewußtsein differenziert nicht zwischen» verrückt «und» normal«.

C. Als Mr. Demiris mir im Traum die goldene Anstecknadel schenkte A.: Ja?

C. Als er sie mir schenkte, habe ich eine Stimme sagen hören:»Er wird dich umbringen«.

Das Ganze muß wie ein Unfall aussehen. Können Sie das arrangieren? Ich will, daß die Verunglückte nicht mehr identifiziert werden kann.

Es gab viele Methoden, sie zu ermorden. Er würde allmählich mit den Vorbereitungen beginnen müssen. Während er auf seinem Bett lag und darüber nachdachte, spürte er, daß er eine Erektion bekam. Der Tod war der äußerste Orgasmus. Dann wußte er plötzlich, wie er es tun würde. Wunderbar einfach! Und es wird nichts übrigbleiben, das zuidentifizieren wäre. Constantin Demiris wird sehr zufrieden sein.

23

Constantin Demiris' Ferienhaus lag sechs Kilometer nordwestlich von Piräus auf einem 4000 Quadratmeter großen Wassergrundstück. Demiris traf dort um 19 Uhr ein. Er parkte in der Einfahrt, stieg aus dem Wagen und ging zur Haustür.

Als er sie erreichte, wurde sie von einem Unbekannten von innen geöffnet.

«Guten Abend, Herr Demiris.«

Im Haus sah er ein halbes Dutzend Polizeibeamte.

«Was geht hier vor?«fragte Demiris scharf.

«Kriminalinspektor Theophilos. Ich…«

Demiris schob den Beamten wortlos beiseite und ging ins

Wohnzimmer. Der Raum war völlig verwüstet. Offenbar hatte hier ein schrecklicher Kampf stattgefunden. Tische und Sessel waren umgestürzt. Eins von Melinas Kleidern lag zerfetzt auf dem Teppich. Demiris hob das Kleid auf und starrte es an.

«Wo ist meine Frau? Ich wollte mich hier mit ihr treffen.«

«Sie ist nicht hier«, antwortete der Inspektor.»Wir haben das Haus und den Strand abgesucht. Es scheint eingebrochen worden zu sein.«

«Gut, aber wo ist meine Frau? Hat sie Sie angerufen? Ist sie hier gewesen?«

«Ja, wir glauben, daß sie hier gewesen ist.«

Der Kriminalbeamte hielt eine Damenarmbanduhr hoch. Das Uhrglas war zertrümmert, und die Zeiger waren auf 15.02 Uhr stehengeblieben.»Ist das die Uhr Ihrer Frau?«

«Das könnte ihre sein.«

«Auf der Rückseite ist >Für Melina in Liebe — Costa< eingraviert.«

«Dann ist es ihre Uhr. Sie war ein Geburtstagsgeschenk von mir.«

Inspektor Theophilos zeigte auf einige dunkle Flecken auf dem Teppich.

«Das sind Blutflecken. «Er hob ein Messer auf, das hinter einem Sessel gelegen hatte, sorgfältig darauf achtend, daß er den Griff nicht berührte. Die Klinge war blutverschmiert.

«Haben Sie dieses Messer schon einmal gesehen?«

Demiris musterte es nur flüchtig.»Nein. Soll das heißen, daß sie tot ist?«

«Das ist leider nicht auszuschließen, Herr Demiris. Draußen im Sand haben wir eine ins Wasser führende Blutspur entdeckt.«

«Mein Gott!«flüsterte Demiris.

«Zum Glück sind an diesem Messer sehr deutliche Fingerabdrücke festzustellen.«

Constantin Demiris sank auf die Couch.»Damit können Sie den Täter fassen.«

«Richtig — falls wir seine Fingerabdrücke in unserer Kartei haben. Überall im Haus sind Abdrücke zu finden, die wir erst identifizieren müssen. Wenn Sie so freundlich sind, uns Ihre Fingerabdrücke zu geben, Herr Demiris, können wir sie sofort eliminieren.«

«Ja, natürlich«, murmelte Demiris wie betäubt.

«Der Sergeant dort drüben kann sie Ihnen gleich abnehmen.«

Demiris ging zu dem uniformierten Beamten hinüber, der Papier und Stempelkissen bereithielt.»Rollen Sie bitte einen Finger nach dem anderen ab«, forderte er Demiris auf, nachdem er sie eingefärbt hatte. Die Prozedur dauerte nicht lange.»Das ist natürlich nur eine Formalität."

«Ja, ich verstehe.«

Inspektor Theophilos gab Demiris eine kleine Geschäftskarte.

«Sagt Ihnen diese Karte etwas, Herr Demiris?«

Constantin Demiris las den aufgedruckten Text. DETEKTIV BÜRO KATELANOS — ERMITTLUNGEN ALLER ART. Er gab die Karte zurück.

«Nein. Ist sie denn wichtig?«

«Das weiß ich nicht. Aber wir werden es überprüfen.«

«Ich will natürlich, daß Sie alles menschenmögliche tun, um den Täter zu fassen. Und benachrichtigen Sie mich, falls meine Frau aufgefunden wird.«

Inspektor Theophilos nickte.

«Keine Sorge, Herr Demiris. Wir halten Sie auf dem laufenden.«

Melina, das Traummädchen. Attraktiv und intelligent und amüsant. Anfangs ist alles wunderbar gewesen. Aber dann hat sie unseren Sohn ermordet — und dafür konnte es kein Verzeihen geben… nur den Tod.

Der Anruf kam am nächsten Tag um 11.30Uhr. Constantin Demiris war in einer Besprechung, als sich seine Sekretärin über die Gegensprechanlage meldete.»Verzeihung, Herr Demiris, aber…«

«Ich sagte Ihnen doch, daß ich nicht gestört werden will!«

«Ja, Herr Demiris, aber ein Kriminalinspektor Lavanos ist am Telefon. Er sagt, er müsse Sie dringend sprechen. Soll ich ihn bitten… «

«Nein, stellen Sie durch. «Demiris nickte den Männern am Konferenztisch zu.»Entschuldigen Sie mich einen Augenblick, meine Herren. «Er nahm den Hörer ab.»Demiris.«

«Polizeipräsidium, Inspektor Lavanos«, sagte eine Stimme.»Herr Demiris, wir haben neue Ermittlungsergebnisse, die Sie interessieren dürften. Hätten Sie vielleicht Zeit, kurz im Präsidium vorbeizukommen?«

«Wissen Sie Neues über meine Frau?«

«Das würde ich lieber nicht am Telefon besprechen, wenn es Ihnen recht ist.«

Constantin Demiris zögerte nur einen Augenblick.»Gut, ich komme sofort. «Er legte den Hörer auf und wandte sich erneut an seine Gesprächspartner.»Tut mir leid, aber ich muß dringend weg. Ich schlage vor, daß Sie inzwischen meinen Vorschlag durchsprechen und wir dann gemeinsam zu Mittag essen.«

Seine Geschäftsfreunde murmelten zustimmend. Fünf Minuten später war Demiris unterwegs zum Polizeipräsidium.

In einem Dienstzimmer wartete ein halbes Dutzend Beamte auf ihn. Constantin Demiris erkannte die Männer als jene, die er bereits in seinem Strandhaus gesehen hatte. «… und das ist Staatsanwalt Delma, Sonderbeauftragter des Generalstaatsanwalts.«